10. September 2013

BahnOsten Ungarn: die Schönheiten von Budapest

Budapest. Gestern Buda; heute wollen wir uns Pest anschauen. Gleich am frühen Morgen fahren wir zur Markthalle. Eine wunderschöne Schmiedeeisen-Halle voller Verkaufsläden. Von Stickereien bis Ziegenkäse wird alles feil gehalten. Und im Obergeschoss hat es einige lauschige Fressstände. Leider ist es mir noch zu früh für Wurst. Also weiter.

Gleich nebenan entsteht zurzeit das „CET“. Ein Kulturzentrum, das ausschaut, als ob ein gläserner Walfisch eine alte Lagerhalle frisst. Noch ist es nicht fertig, vielleicht wird das ja noch ganz hübsch.

Mit der Strassenbahn und der Metro reisen wir weiter zum Heldenplatz. Einem monumentalen Platz, weitläufig und geschichtsträchtig. Hier haben in der Vergangenheit die jeweils grad aktuellen Machthaber ihre Macht zur Schau gestellt. Wir schauen zu den Sockelhelden hinauf. Rauhe Kerle mit wilden Bärten; wie Eidgenossen.

Gleich dahinter ist das Stadtwäldchen, so heisst hier der grosse Stadtpark. Aber hier hat nicht bloss Wald, nein, hier sind auch der Zoo, der Zirkus und der „Vidampark“. Ein altmodischer Vergnügungspark, der Ende Monat für immer schliessen wird.

Es ist sommerlich warm und darum setzen wir uns in den Schatten und einer Gaststätte. Ich bestelle etwas mit einem unaussprechlichen Namen. Später stellt sich heraus, dass es sich dabei um Bohneneintopf im Brotlaib handelt. Schmeckt wirklich gut und nässt erstaunlicherweise nicht durch.

Mitten im Stadtwäldchen bauten sie vor gut hundert Jahren auch ein Märchenschloss hin. Für nichts gut, ausser hübsch auszuschauen. Und es sollte alle ungarischen Baustile repräsentieren. Deshalb sieht es ein bisschen zusammengewürfelt aus. Aber nicht unhübsch.

Den restlichen Nachmittag verbringen wir mit Kontemplation und Kaltgetränken. Bis uns die Dunkelheit übermannt und nachhause treibt. Ich fühle mich so müdeaberglücklich.

9. September 2013

BahnOsten Ungarn: jó napot Budapest

Der deutsche Philosoph Loriot sagte einmal: «Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das im Fliegen eine warme Mahlzeit zu sich nehmen kann». Theoretisch wäre das auch auf unserem EasyJet–Flug möglich gewesen, doch der war so eng bestuhlt, dass bloss Flüssignahrung rein ging.

Wir landeten eine Viertelstunde zu früh in Budapest. Koffer-Karussell schauen, und dann raus hier. Mit dem Linienbus 200E fahren wir zur Metrostation. Dann mit der M3 ins Stadtzentrum, umsteigen und mit der M2 zum Keleti-Bahnhof. Gut eine Stunde nach der Landung sind wir im Hotel „Baross“. Wir bekommen ein schönes Dachzimmer mit Blick auf die grosse Metro-Baustelle vor dem Bahnhof. Gefällt mir gut.

Da es erst Mittag ist, unternehmen wir gleich einen Stadtrundgang. Ich will Frau G. einen ersten Überblick verschaffen. Also über die Kettenbrücke hinüber nach Buda. Die Donau fliesst bleiern untendurch, der Verkehr ebenso obendrüber.

Ein graubeiger Stein markiert den Nullpunkt des ungarischen Strassennetzes. Ab hier werden sie alle vermasst; hier ist aller Anfang und Ende. Gleich dahinter ächzt uns die Gellért-Standseilbahn hinauf auf den Burgberg. Steil und kurz. Oben ist das älteste Quartier von Obuda. Und natürlich die Burg, dazu reichlich Prachtbauten und in Bronze gegossene Könige.

Am Rande des Burghügels baute man anlässlich der ungarischen Tausendjahrfeier ein Märchenschloss hin; die sogenannte Fischerbastei. Kitschige Türmchen, Zinnen bewehrte Mauern und lichte Arkaden aus hellem Sandstein. So wie man es damals gerne mochte.

Heute ist ein wunderbarer Spätsommertag. Tintenblauer Himmel und es weht ein laues Lüftchen. Wir setzen uns auf eine Mauern und bewundern die grandiose Aussicht. Weit unter uns die Donau mit den mächtigen Brücken und am Ufer gegenüber Pest. Nennt sich wie die Seuche, ist aber wesentlich netter anzuschauen.
Irgendwann treibt uns der Durst weiter. Direkt ins traditionelle Cafe „Ruszwurm“. Ein unschöner Name für ein wunderschönes Lokal. Abgesehen von den vielen asiatischen Touristen, ist alles noch genau so, wie damals in den 80-er Jahren. Bei mir schwappen alte Erinnerungen hoch.

Der 16-er Bus fährt mit uns vom Burghügel hinunter, durch den Gellért-Tunnel und über die Kettenbrücke, hinüber zur Metrostation. Bei Sonnenuntergang sind wir zurück Keleti-Bahnhof. Erschlafft, hungrig und mit dampfenden Füssen. So schööön.

8. September 2013

BahnOsten: ab morgen tue ich reiseberichten

Morgen geht’s mit dem neuen Reisebericht Ungarn-Rumänien-Moldawien los. Wollte das nur mal gesagt haben, damit ihr nicht erschrecken tut. Odr so.

7. September 2013

ich bin der Schüssellecker

Neulich hatte Frau G. Geburtstag, jährlich wiederkehrend. Zwecks Verwandtenabspeisung buk sie reichlich Kuchen. Bunt und süss - und lieblichst dekoriert.

Ich hatte nicht Geburtstag, durfte aber die Schüsseln auslecken. Und ich sag euch; man isst nicht nur mit den Augen. Das Leben kann manchmal sooo schön sein…

6. September 2013

viel Streit um keine Insel

Die ersten, die die neue Insel sahen, war die Besatzung eines sizilianischen Segelschiffes; am 8. Juli 1831. ein schwarze Rauchsäule stieg auf und im Meer trieben gekochte Fische. Und ein kleiner Kieshaufen lugte aus den Wellen. Die Nachricht von der neuen Vulkan-Insel verbreitete sich rasch und zog viele Interessierte an. Der deutsche Naturforscher Friedrich Hoffmann und der schweizer Geologe Arnold Escher waren die ersten vor Ort. Sie nannten die neue Insel zu Ehren des sizilianischen Königs Ferdinand „Ferdinandea II“.

Am 2. August betrat ein britische Kapitän die noch warme Insel, nannte sie „Graham Island“ und nahm sie sogleich für Grossbritanien in Besitz. Kurz darauf kam ein weiteres britisches Schiff von Malta her. Der Kapitän annektierte die Insel auch und nannte sie „Hotham Island“. Während die Insel weiter wuchs, trafen auch die Franzosen ein. Sie fanden die neue Insel auch ganz nett, nahmen sie in Besitz und nannte sie „Isola Giulia“. Die Insel war mittlerweile schon etwa sechzig Meter hoch und mehr als ein Kilometer im Durchmesser. Das Königreich Sizilien war der Meinung, dass die Insel sowieso auf seinem Hoheitsgebiet liege und man nannte sie nach der vorhandenen Untiefe „Nerita“. Der neapolitanische Kapitän nannte die Insel nach sich, „Corrao“.

Der Streit um den Besitz der Insel spitzte sich zu, man befürchtete schon einen Krieg. Im Herbst erlahmte der Vulkanausbruch langsam. Dafür nagten die Wellen unaufhörlich am Sandberg und die Insel wurde rasch wieder kleiner. Noch bevor um die Besitzstreitigkeiten geklärt waren, Ende Dezember 1831, war sie komplett weg. Aus der Traum.