12. März 2012

Rom: Dinosaurier an der Gummistrasse

Rom. Der Hauptbahnhof „Roma Termini“ ist einer der grössten Europas. Und irgendwie auch das Zentrum Roms. Eine halbe Million benutzen ihn täglich und sind stolz auf ihn. Akkurat gescheitelte Beamten und schnatternde Schüler. Asiatischen Nonnen und afrikanische Strassenhändler. Italienerinnen mit angemalten Gesichtern und kleinen Hunden.

Manchmal gehe ich hin, bloss zum Züge gucken. Und manchmal, wenn die Vorortzüge ihre Pendler kalben, stelle ich mich mitten in die Bahnhofshalle. Die Werktätigen eilen rechts und links an mir vorbei. Und dann sage ich ganz laut: „Hey - tschau Mario“ oder "Giovanni". Und wenn sich dann ein "Mario" oder "Givanni" ertappt umschaut, freue ich mich über den Treffer.

Die grosse Bahnhofshalle wird im Volksmund der „Dinosaurier“ genannt. Als sie in den 1950-er Jahren eröffnet wurde, war sie ein grosszügiges Portal zur Stadt. Heute ist sie leider mit vielerlei Ladengeschäfte und Werbeplunder vollgestellt und hat ihre Würde etwas eingebüsst.

Hinter der Eingangshalle gibt es eine weitere grosse Halle, eine imposante Ladenpassage. Von den Anwohnern wird sie gerne als Abkürzung zu den Quartieren hinter dem Bahnhof benutzt. Sie nenne sie wegen ihres Pirelli Gumminoppen-Bodenbelag „Gummi-Strasse“ .

Den riesengrossen Hallen und gleichförmigen Perrons fehlte lange Zeit ein markanter Treffpunkt. Das änderte sich dann anlässlich der Olympischen Spielen1960. Osram schenkte dem Bahnhofvorplatz eine moderne Beleuchtung. Eine der Lampen war etwas höher und trug eine OSRAM-Werbetafel. So wurde die „Lampada Osram“ über Jahrzehnte der beliebte Treffpunkt am Bahnhof.

11. März 2012

Rom: am Sonntag

Heute schreibe ich nichts. Gar nix.

Sonntagsruhe...

10. März 2012

Rom: nach Bangladesch blicken

Rom. Nach ein paar Tagen in der Stadt, drücken mich meine Bergler-Gene. Ich muss wieder mal in die Höhe steigen. Ich brauche Überblick. Weitblick.

Die Engelsburg war vor ursprünglich ein römisches Mausoleum, und dann eine Burg. Tausend Jahre später hausten hier die Päpste mit ihren Frauen und/oder Konkubinen. Von ganz oben habe ich einen wunderschönen Rundumblick.

Der Tiber fliesst mitten durch Rom. Heutzutage ist er zwischen mindestens zwölf Meter hohen Überschwemmungs-Mauern kanalisiert. Am Fluss unten rennen einige Jogger in ihren hautengen Hosen und mit farbigen Schuhen.

Viele Römer mögen ihr Nationaldenkmal mitten im Stadtzentrum nicht. Der Volksmund nennt das Marmor-Monument drum auch „Schreibmaschine“, „Hochzeitstorte“ oder „Gebiss“. Seit kurzem führt ein neuer Glaslift hinauf aufs Dach. Und von da oben geniesse ich den Fernblick bis zu den Schneebergen am Horizont. Und denke an Frau G. zuhause.

Auf dem Heimweg schaue ich noch gschwind bei meinem Internet-Inder vorbei. Es stellt sich heraus, dass er gar keiner ist, sondern aus Bangladesch. Aber er nuschelt so sehr, das er vielleicht auch etwas ganz anderes gesagt hat. Nemsa - oder so...
Anschliessend suche ich noch kurz meinen Ferkel heim.

9. März 2012

Rom: schröckliches Gewürm und Gebeine

Rom. Die Stadt ist geprägt von der katholischen Kirchenkultur. Und diese hat eine erstaunliche Vorliebe für Grusliges und Absonderliches. In den Kirchen hängen Bilder vom gehäuteten, gegrillten und aufgenagelten Heiligen. Es schaut mancherorts fast aus wie auf der Geisterbahn, bloss das man nicht in keine Wägelchen im Kreis herum fahren kann!

Auf zahllosen Brunnen und Denkmälern kämpfen nackte Mannen heldenhaft gegen allerhand Ungeheuer und Getier. Grandiose barocke Werke zwar, aber halt schon etwas eigenartige Motive.

Ein besonders merkwürdiger Ort ist die Kapuzinergruft in der Kirche „S. Maria della Concezione“. Hier werden die Knochen von etwa viertausend Mönchen aufbewahrt. Und nicht nur aufbewahrt, nein, die Knochen wurden zu dekorativen Kunstwerken drapiert. Hübsche Blumen aus Steissbeinen und Beckenknochen. Girlanden aus Wirbeln und lustige Ornamente aus Rippen und Fingerknöchelchen.Was heute skurril wirkt, beinhaltet eigentlich eine schöne Aussage: Das irdische Leben ist zu Ende, die Phantasie aber lebt ewig.
Der Zutritt ist kostenlos, allerdings wird eine kleine Spende erwartet. Dafür darf man aber keine Fotos machen; ich klaue mir stattdessen eine Ansichtskarte vom Tresen.

8. März 2012

Rom: seltsam, diese alten Römer

Rom. Seit Jahrhunderten strömen Bildungsbürger, Künstler und Touristen aus aller Welt hierher und beäugen die Ruinen des einstigen römischen Weltreiches. Ich auch.

Vor lauter Begeisterung für das gerade frisch eroberte Ägypten baute sich ein reicher Römer seine eigene Pyramide. Sie sollte sein Grabmal werden. Später wurde sie dann zu ein Stück der Stadtmauer. Und heute steht sie dem Autoverkehr im Wege. Die „Cestius-Pyramide“.

Die alten Römer waren geniale Baumeister. Inzwischen sind zwar viele ihrer Bauten verfallen. Ein Tempel hat aber die zweitausend Jahre fast unbeschadet überstanden, das „Pantheon“. Von aussen ein eher schlichter Tempel, innen aber eine grandiosen Kuppel. Mit etwas über 43 Meter Durchmesser war sie bis in die Neuzeit die grösste Kuppel der Welt. Gebaut aus dem römischen Beton „opus caementicium“. Bis heute ist die Bauweise der Betonschalung ein Rätsel.

Die „Bocca della Verità“, der Mund der Wahrheit war ursprünglich vermutlich bloss ein Schachtdeckel aus türkischem Marmor. Seit dem späten Mittelalter steht sie an einer Kirchenwand und ängstigt die Lügner. Denen beisst sie nämlich die Hand ab. Heutzutage bietet das Relief den Touristen die ideale Gelegenheit, sich zum Affen zu machen.

Auf dem Nachhauseweg besuche ich wieder meinen Freund mit seinem Schwein „Porchetta“. Und meinen Wasserflaschenhändler an der Strassenkreuzung neben dem Hotel.