28. Oktober 2017

Bulgarien: urlauben am Schwarzen Meer.

Sozopol. Das Schwarze Meer beginnt – oder endet – direkt vor unserem Hotel. Ein feiner Sandstrand, gegenüber die Altstadt und rundherum viel Meer. Und wir sind die einzigen Touristen. Das hat den Vorteil, dass wir nur einheimische Bulgaren treffen - und den Nachteil, dass alles zu ist.

Wir schlendern bis zur Landspitze. Hier liegen noch die Ruinentrümmer eines mittelalterlichen Klosters (n42.4254, e27.6999) und viele bunte Katzen.
Die Altstadt Sozopol ist für ihre alten und denkmalgeschützten Holzhäuser bekannt. Wir schauen einige an, doch die meisten sind nicht besonders alt. Und auch nur einigermassen schön. Aber die Stimmung ist sehr friedlich.

Wir kaufen Konfitüre aus grünen Feigen und Baumnüssen. Sie sei „säähr gut“, sagt die Verkäuferin in gebrochenem Deutsch, „ganz besonders zu Palatschinka“.
An den Bäumen hängen grüne kugelige Früchte, die ich noch nie gesehen habe. Am Abend musst ich im Internet nachschlagen: Es sind die Früchte vom „Milchorangenbaum“.

Gegenüber von Hafen ist eine Insel. Hier war bis vor wenigen Jahren ein Stützpunkt der bulgarischen Schwarzmeer-Flotte. Jetzt stehen die Gebäude leer und sind teilweise schon ausgeweidet. Ich will mir die ehemalige Marineakademie (n42.4260, e27.6903) aus der Nähe anschauen. Doch der Pförtner will nicht und schickt uns weg.
Zwischen den Holzhäusern stehen da und dort gemauerte Kapellen. Die sind aber so niedrig, dass man nur gebückt hinein kommt. Das sollen einst die Türken so befohlen haben.

Sozopol ist im tiefen Winterschlaf. Fast alle Ladengeschäfte und Gaststätten sind zu. Das vereinfacht es uns erheblich, ein Lieblingslokal zu finden. Unseres liegt gleich am Busbahnhof und ist das allereinzige, das da geöffnet hat.
Wir hängen herum, schauen den Leuten zu und lesen. An der Sonne ist es schwitzig hiess, am Schatten aber frostig kalt. Ideales Klima um sich eine Erkältung zu besorgen.

26. Oktober 2017

Bulgarien: Wald- und Wiesenkreuzfahrt

Stara Sagora. Das Hotel ist opulenter als sein Frühstück. Ich bekomme bloss einnen Kaffee und ein Käsetoast. Wir fahren zeitig los. Und nach Norden. Die Landschaft ist lieblich und die Bäume leuchten postkartenbunt.

In den 1960-er Jahren staute man in einem Bergtal einen Stausee auf. Dabei versank ein Dorf komplett im Wasser. Wegen dem nierigen Wasserstand ist seit einigen Jahren die ehemalige Dorfkirche (n42.6347, e25.8857) aber wieder aufgetaucht.

Ich kenne Fotos, wo Kanuten im Kirchenschiff herumpaddeln. Jetzt steht die entbeinte Kirche bereits fast einen Kilometer vom Ufer entfernt.
Die Kirche war einst Iwan Rilski, dem Heiligen Johann von Rila, geweiht. Seit sie wieder auf dem Trockenen steht, wird sie auch wieder besucht. Jedenfalls stehen Opfergaben und Ikonen in den Altarnischen.

Nun wollen wir ans Schwarze Meer. Wir sausen nach Osten. In Yambol machen wir Mittagsrast und schauen uns das „Museum des siegreichen Kampfes“ an. Davon berichte ich dann später mal.
Es ist sommerlich warm und wir beschliessen die restlichen hundert Kilometer auf kleinen Nebenstrassen zu fahren. Da hat es so gut wie keinen Verkehr und wir kommen an ausgestorbenen Dörfern vorbei. Später fahren wir viele Kilometer durch einen Eichenwald. Unsere Nebenstrasse wird zu einem Karrweg mit mächtigen Schlaglöchern und Pfützen. Manche sind knirtief und ich muss mit unserem Dacia heftig Schlangenlinen fahren. Soweit das auf einem so schmalen Pfad überhaupt möglich ist.

Gegen Abend kommen wir nach Sozopol an der Schwarzmeerküste. Im Hotel "Selena" bekommen wir ein nettes Zimmer. Doch leider auf der Südseite des Hotels; das Meer ist aber auf der Nordseite. Egal. Wir sind hundemüde und durstig.

25. Oktober 2017

Bulgarien: die Tabak-Lokomotiven

Gestern besuchten wir noch Kaloyanovets; ein kleines Dorf im Nirgendwo. Aber mit einem Bahnhof. Und mit was für einen, einem Dampflok-Friedhof!


Gleich hinter dem Bahnhof von Kaloyanovets, unweit von Stara Sagora, hat die bulgarische Eisenbahnverwaltung einst eine grosse Zahl von Dampflokomotiven eingelagert. Sie dienten als „strategische Reserve“ und sollten im Kriegsfall, wenn die anderen Züge oder das Stromnetz zerstört wären, in den Einsatz kommen. Der Ernstfall kam nicht und die Dampfloks schlafen seither friedlich im Gebüsch.

Auch heute stehen die Dampflokomotiven noch in ihrem Versteck. Hier in Kaloyanovets sind es etwa fünfzehn Dampfloks, einige Dieselloks, ein Schienenkran und zahllose Personen- und Güterwagen. Alles rostet leise vor sich hin und das Grünzeug klettert durch alle Ritzen.

Mehrere sind deutsche Einheitsdampflokomotiven aus den 1930-er Jahren. Damals kaufte die bulgarische Bahn 23 dieser Dampfloks. Sechs davon wurden von der „Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik“ in Winterthur hergestellt und nach Bulgarien geliefert. Mangels Geld bezahlte sie Bulgarien mit Tabak, weshalb sie heute „Tabakloks“ nennt. Vor einigen Jahren wurde eine der Loks in die Schweiz zurückgeholt und nun wieder hergerichtet.

24. Oktober 2017

Bulgarien: Plovdiv ist eine schöne

Pasardschik. Das Hotel-Frühstück ist mehr als opulent; neben dem üblichen gibt es heute auch noch gebackenen Kürbis und eingelegten Aal. Grossartig; und das bei einem Zimmer für unter dreissig Euro.
Wir rollen gemütlich auf der Landstrasse nach Osten. Es hat wenig Verkehr und wir kommen gut voran. Dann sehe ich in den Weinreben-Feldern ein griechisches Hügelgrab. Wir laufen hin und ‒ es ist ein Denkmal für die Opfer des russisch-türkischen Krieges von 1878 (n42.1636, e24.5384). Vom Denkmal auf dem Gipfel haben wir einen schönen Rundblick über die Felder und bis zu den Bergen am Horizont.

Schon bald erreichen wir Plovdiv. Wir parkieren unser Auto am Flussufer und schlendern in die Altstadt hinüber. Über den Fluss führt eine Brücke, die wie die Rialto-Brücke in Venedig beidseits mit Ladengeschäften bebaut ist. Einfach nicht so romantisch, aber trotzdem voller geschäftigem Leben.
Die Fussgängerzone geht schnurgerade nach Süden. Früher war genau hier ein römisches Stadium. Die ausgegrabenen Reste stehen heute mitten in der Strasse herum.

Plovdivs Altstadt ist auf einem Hügel etwas oberhalb und mit uralten Holzhäusern und grobsteinigem Strassenpflaster. Und gleich daneben sind die Ruinen eines römischen Philippopolis-Theaters (n42.1472, e24.7513). Es ist etwa 1'900 Jahre alt und aus hellem Marmor. Wir setzen uns gleich daneben in ein Strassencafé und geniessen das milde Herbstwetter. Die Bäume sind knallgelb und rascheln mit ihrem Laub.

Die Tarator ist eine kalte Gurkensuppe und sie sei eine bulgarische Spezialität, sagt man uns. Wir probieren sie bei der erstbesten Gelegenheit. Und sie schmeckt überraschend elegant und fein, und ganz leicht nach Baumnuss.

Ganz in der Nähe schaue ich mir noch gschwind eine interessante Beton-Hängebrücke (n42.1424, e24.7065) an. Sie hängt ganz schlapp über dem 150 Meter breiten Rudersee. Dann fahren wir los.

Gegen Abend kommen wir nach Stara Sagora und fahren direkt zum „Hotel Vereia“. Das Hotel ist nobler als erwartet und unser Zimmer ist wirklich schön. Wir wirken schon fast ein wenig wie Fremdkörper.
Später essen wir einen kleinen Happen im Restaurant gegenüber. Die Speisekarte gibt es bloss mit kyrillischen Buchstaben. Ich lese sie der Frau G. vor ‒ ich habe ja zuhause schon kräftig geübt. Die Tresenfrau fragt, ob wir Spanier seien? «Nö, Schweizarsko», doch sie spricht trotzdem spanisch mit uns. Und sie hilft mir mit der korrekten Aussprache der bulgarischen Wörter. Es gibt viel zu Lachen und zu Essen.

23. Oktober 2017

Bulgarien: ins Abenteuer für 17.50

Kürzlich habe ich für uns einen Flug nach Bulgarien gebucht; bei Wizzair gab’s den nämlich für sFr. 17.50 pro Person und Weg. Und deswegen mussten wir heute aller Frühe aufstehen und zum Flughafen Basel-Mulhouse-Freiburg rasen. Da setzten uns in einen purpurfarigen Airbus 321 und der donnerte mit uns ostwärts in den Morgenhimmel. Der Flug nach Sofia dauerte etwa zweieinhalb Stunden und war eigentlich sehr angenehm. Und das Frühstück den Umständen entsprechend lecker.

Der Maître de Cabine sah aus wie ein russischer Taxifahrer und die beiden Stewardessen wie Schulmädchen. Aber sie machten ihre Sache gut und wir landeten weich und pünktlich in der bulgarischen Hauptstadt Sofia. Oder Софияwie man hier sagt.
Am Ausgang wartete bereits ein Mann mit einem „Herr Muger“-Schild, um uns mit seinem Kleinbus zur Autovermieter zu kutschierte. Hier bekamen wir einen Dacia Sandero, also genau das gleiche Auto wie letztes Jahr im Iran. Doch hier kostet es bloss 6 Euro pro Tag.
Wie auch immer; wir geben unserem Sandero die Sporen und reiten los. Zuerst ein Stück über die Autobahn, dann auf der Landstrasse weiter Richtung Schwarzes Meer. Die Landschaft ist hügelig, die Dörfer karg und die Bäume buntblättrig. Richtig schön hier.

Plötzlich winselt mein Navi nach Strom. Es zeigt sich, dass der Stromstecker im Armaturenbrett kein Strom abgibt. Ich fummle etwas herum und stecke eine neue Sicherung rein. Geht wieder – also weiter.

Septemwri ist ein kleines Landstädtchen mit einem ganz besonderen Charme. Als besonders schön würde es wohl niemand beschreiben, eher als abgelebt und bedürftig. Doch es ist gemütlich und uns gefällt es hier.
Am Bahnhof (42.2044, 24.1319) besichtige ich die urigen Züge. Viele stehen wohl schon seit Jahrzehnten hier, denn das Gestrüpp hat sie fast komplett eingedschungelt. Ganz besonders gefällt mir natürlich die schmalspurige Rhodopenbahn, die von hier aus in die Berge im Süden fährt.

Für heute haben wir im nahen Pasardschik im Hotel „Tempo Boutique“ (42.1876, 24.3616) ein Zimmer reserviert. Vorher machen wir aber noch eine kleine Stadtrundfahrt um zu sehen was die Stadt so zu bieten hat - alles und nichts.

Unser Hotel steht gleich neben einer Tankstelle und direkt an der Hauptstrasse. Rundherum sind abgeerntete Felder und viel Brachland. Unser Zimmer ist gediegen geschmacklos eingerichtet; ein puddingweiches Polsterbett mit üppigen Stickereien und ein Brokat-Sessel mit Löwenfüssen. Auf dem Balkon stehen verschnörkelte Eisenmöbel mit geblümten Kissen. Das Ganze ist vielleicht etwas arg feminin gestaltet, aber die Gastgeber sind sehr, sehr nett und wir fühlen uns hier gleich pudelwohl.

21. Oktober 2017

drei wichtigsten Sätze für unterwegs

Die drei wichtigsten Sätze für unterwegs. Diesmal für unsere Bulgarienreise…

Има липсващ фендър. 
  Da fehlt ein Kotflügel.
Мога ли да те моля? 
  Dürft ich Sie begatten?
Киселото е на обувката ти?
  Ist das Joghurt da auf deinem Schuh?