Ganz in der Nähe des Col de Bussang-Tunnel finden sich heute die Überbleibsel des Urbès-Eisenbahntunnel. Mit seinen 8,3 Kilometer Länge wäre er damals der längste Tunnel Frankreichs geworden. Doch Probleme mit dem Grundwasser und der Finanzierung beendeten 1935 das Vorhaben. Bis dahin war etwa die Hälfte des Tunnels ausgebrochen.
Heute kann man davon noch einige Eisenbahnbrücken sehen, die nutzlos in der Gegend herum stehen.
Gegen Ende des 2. Weltkrieges nutzten die deutschen Besatzer die Tunnel-Ruine als unterirdische Fabrik. Zweitausend KZ-Häftlingen aus dem KZ Natzweiler-Struthof mussten den Tunnel für unterirdische Rüstungsproduktion ausbauen und die Maschinen aufstellen. Mehr als fünfzig Häftlingen starben dabei an den unmenschlichen Bedingungen oder wurden umgebracht. Anschliessend produzierte Daimler-Benz hier für kurze Zeit Flugzeugteile.
Der Tunneleingang verbirgt sich heute hinter dem Bunker und ist verschlossen. Ich versuche über einen Notausgang hinein zu gelangen; aber der ist auch zu. Überall in der Umgebung finden wir noch Fundamente der einstigen Lagerbaracken und Werkstätten.
Heute wird der innerste Teil des alten Eisenbahntunnels als Trinkwasser-Reservoir genutzt. Hier sammelt man jetzt genau dieses Grundwasser, das einst den Tunnelbau stoppte.
Ein Bergler auf Abwegen. Der Schweizer Weltenbummler, Klugscheisser und Sapperlot berichtet von weltweit und zuhause. Ein Reiseblog.
2. Juni 2017
1. Juni 2017
Elsass: Auffahrt-Ausfahrt: der halbe Tunnel von Bussang
Gestern erkundeten wir ja den mittelalterlichen Tunnel zum Schloss Wildenstein. Heute ist ein anderer alter Tunnel dran, denn solche gibt es hier in der Gegend grad einige. Am „Col de Bussang“ gibt es gleich zwei. Den nie fertig gebauten Eisenbahntunnel mögen einige vielleicht schon kennen. Doch direkt unterhalb der Passhöhe gibt es auch noch einen alten Strassentunnel. Kaum bekannt und schon fast vergessen.
Um den Pferdefuhrwerken das letzte steile Strassenstück zu ersparen, baute man 1840 einen 250 Meter lange Tunnel. Dreissig Jahre später kam dann das Elsass zu Deutschland und der Tunnel wurde zur Grenzstation zwischen den beiden Ländern.
Das änderte sich erst am Ende des Zweiten Weltkrieges. Um den anrückenden alliierten Truppen den Weg zu erschweren, sprengte die Wehrmacht 1944 den damals schon hundertjährigen Tunnel. Doch es nütze nichts; das Elsass ging wieder an Frankreich - und der Tunnel war nun definitiv kaputt.
Heute führt die neue Strasse oben über den Pass und vom Tunnel sind nur noch das Ost-Portal (n47.8897, e6.8988) und die Hälfte der Tunnelröhre übrig. Ein mächtiger Schuttkegel beendet meine Erkundungstour.
Um den Pferdefuhrwerken das letzte steile Strassenstück zu ersparen, baute man 1840 einen 250 Meter lange Tunnel. Dreissig Jahre später kam dann das Elsass zu Deutschland und der Tunnel wurde zur Grenzstation zwischen den beiden Ländern.
Das änderte sich erst am Ende des Zweiten Weltkrieges. Um den anrückenden alliierten Truppen den Weg zu erschweren, sprengte die Wehrmacht 1944 den damals schon hundertjährigen Tunnel. Doch es nütze nichts; das Elsass ging wieder an Frankreich - und der Tunnel war nun definitiv kaputt.
Heute führt die neue Strasse oben über den Pass und vom Tunnel sind nur noch das Ost-Portal (n47.8897, e6.8988) und die Hälfte der Tunnelröhre übrig. Ein mächtiger Schuttkegel beendet meine Erkundungstour.
31. Mai 2017
Auffahrt-Ausfahrt: das grüne Elsass
Lac de Kruth-Wildenstein. Hoch über uns hockt das Château de Wildenstein auf einer Felsnase. Da wollen wir hinauf; das wollen wir uns ansehen.
Der Weg windet sich durch den angenehm schattigen Wald. Es geht stetig bergauf; etwa 150 Höhenmeter insgesamt sollen es sein. Man sieht gut, dass der Weg schon viele hundert Jahre alt ist. Mancherorts haben sie damals, damit die Pferde nicht ausrutschen, extra Trittstufen aus den Fels gehauen.
Kurz vor dem Gipfel kommen wir an die alte Toranlage des Schlosses. Hinter dem ersten Tor führte damals eine Brücke über den Burggraben. Jetzt nicht mehr; wir müssen durch den Graben kraxeln. Danach kommen wir zum zweiten Burgtor und gleich dahinter geht der Weg durch einen Tunnel zum dritten und letzten Tor.
Vom einstigen Château de Wildenstein (n47.9489, e6.9595) sind heute nur noch Mauerstümpfe und Steinhaufen übrig. Doch man kann noch gut die beiden Türme, den Pferdestall und die achteckigen Burgkapelle erkennen.
Und von hier oben haben wir einen grossartigen Rundumblick. Bewaldete Berge soweit wir sehen können. Und tief unter uns der See und ganz einsam unser Möbelwagen.
Am Nachmittag fahren wir direkt vom See hinauf zur Vogesen-Kammstrasse (n47.9232, e7.0299). Hier oben verlief viele Jahrzehnte lang die Deutsch-Französische Grenze. Und deswegen tobten hier oben mehrere schreckliche Kriege. Überall sehen wir die Gedenksteine und Totenkreuze.
Doch heute sind hier oben unzählige Motorräder und Wohnmobile unterwegs und die Gasthäuser platzen fast vor lauter Besuchern. Nix für uns. Wir fahren auf der Routes des Crêtes ein ganz kurzes Stück nach Norden, zweigen rechts ab (n47.9429, e7.0206) und rollen hinunter ins elsässische Münstertal.
Wir müssen doch ganz dringend einkaufen. Und ich brauche meinen Nachmittagsschlaf.
Gegen Abend reifeln wir an Colmar vorbei und hinaus ins Rheintal. Heute wollen wir in Neuf Brisach übernachten. Hier sind wir ja und wir beide mögen das eigen- und einzigartigartige Städtchen.
Auf den ersten Blick wirkt die alte Festungsstadt Neuf Brisach (n48.0178, e7.5283) vielleicht etwas streng. Doch wer genauer hinschaut und sich ein wenig mit der Stadtarchitektur befasst, merkt schnell, was für eine interessanteste und spannendste Stadt das ist.
Der Weg windet sich durch den angenehm schattigen Wald. Es geht stetig bergauf; etwa 150 Höhenmeter insgesamt sollen es sein. Man sieht gut, dass der Weg schon viele hundert Jahre alt ist. Mancherorts haben sie damals, damit die Pferde nicht ausrutschen, extra Trittstufen aus den Fels gehauen.
Vom einstigen Château de Wildenstein (n47.9489, e6.9595) sind heute nur noch Mauerstümpfe und Steinhaufen übrig. Doch man kann noch gut die beiden Türme, den Pferdestall und die achteckigen Burgkapelle erkennen.
Und von hier oben haben wir einen grossartigen Rundumblick. Bewaldete Berge soweit wir sehen können. Und tief unter uns der See und ganz einsam unser Möbelwagen.
Doch heute sind hier oben unzählige Motorräder und Wohnmobile unterwegs und die Gasthäuser platzen fast vor lauter Besuchern. Nix für uns. Wir fahren auf der Routes des Crêtes ein ganz kurzes Stück nach Norden, zweigen rechts ab (n47.9429, e7.0206) und rollen hinunter ins elsässische Münstertal.
Wir müssen doch ganz dringend einkaufen. Und ich brauche meinen Nachmittagsschlaf.
Gegen Abend reifeln wir an Colmar vorbei und hinaus ins Rheintal. Heute wollen wir in Neuf Brisach übernachten. Hier sind wir ja und wir beide mögen das eigen- und einzigartigartige Städtchen.
Auf den ersten Blick wirkt die alte Festungsstadt Neuf Brisach (n48.0178, e7.5283) vielleicht etwas streng. Doch wer genauer hinschaut und sich ein wenig mit der Stadtarchitektur befasst, merkt schnell, was für eine interessanteste und spannendste Stadt das ist.
30. Mai 2017
Auffahrt-Ausfahrt: kurz an die Mosel
Am letzten Donnerstag war ja Feiertag, weswegen wir dachten; fahren wir zuerst ins Elsass zum Einkaufen, denn die Franzosen haben bestimmt Werktag und arbeiten. Aber nein, alles zu. In Altkirch hatte einzig ein kleiner türkischer Supermarkt auf und wir kauften Proviant für die nächsten vierundzwanzig Stunden.
In Hitzbach bei Altkirch schauen wir uns das Château de Reinach an (n47.5982, e7.2241). Das Schloss ist zwar hübsch, doch nichts Besonderes. Und es scheint schon seit vielen Jahren unbemannt zu sein.
Was aber sehr schön ist, ist der Schlosspark nebenan. Wir flanieren durchs Grünzeug. Überhängenden Bäume und verträumte Schilfteiche. Mittendrin finden wir noch einen uralten Eiskeller; fast genauso einen wie letztes Jahr im Iran. Der unterirdische Bau wurde früher mit Wintereis gefüllt und dann im Sommer als Eisspender genutzt.
Auf Nebenstrassen schlängelnden wir nordwärts. Irgendwo ist die Strasse wegen eines Dorffestes gesperrt. Wir folgen brav der Umleitung und treffen zwei, drei Dörfer später prompt aufs nächste Dorffest. Wieder ist alles gesperrt, wieder Umleitung. Und einige Dörfer weiter noch einmal. Und so weiter.
Also nehmen wir die Abkürzung über den Ballon d’Alsace. Die Strasse von Osten her den Berg hinauf ist grossartig. Sie ist eng und kurvig; und sie geht durch einen schönen Laubwald. Unterwegs kommen wir am Lac d’Alfeld vorbei. Überall sitzen Leute am Ufer und kokeln Fleisch und einige ganz Mutigen baden im frühlingsfrostigen Wasser.
Nach dem Pass brummen wir gemütlich ins Tal hinunter - und dann gleich wieder bergauf bis zum Col de Bussang. Der Pass ist nicht hoch, eigentlich ist er bloss auf einem Hügel oben, aber gleich unterhalb von der Passhöhe ist die Quelle der Mosel (n47.8895, e6.8927).
Weiter talabwärts mag die Mosel ja ein mächtiger Strom sein, doch hier oben ist sie bloss ein plätschender Bach in einer Ziegenweide.
Die eigentliche Quelle wurde schon vor vielen Jahren touristisch aufgewertet. Die Mosel gurgelt hier als kümmerliches Rinnsal aus einer Mauer. Für einen Moment kann ich sie sogar stauen. Hoffentlich hat mich keiner gesehen. Nicht dass ich noch Ärger bekomme, weil weiter unten die Moselschiffe plötzlichen wegen einem ruckartigen Wassermangel im Schlamm aufliegen.
Wir übernachten am Lac de Kruth-Wildenstein (n47.9541, e6.9611). Der kleine See ist ganz hübsch und unser Übernachtungsplatz auch.
Was aber sehr schön ist, ist der Schlosspark nebenan. Wir flanieren durchs Grünzeug. Überhängenden Bäume und verträumte Schilfteiche. Mittendrin finden wir noch einen uralten Eiskeller; fast genauso einen wie letztes Jahr im Iran. Der unterirdische Bau wurde früher mit Wintereis gefüllt und dann im Sommer als Eisspender genutzt.
Also nehmen wir die Abkürzung über den Ballon d’Alsace. Die Strasse von Osten her den Berg hinauf ist grossartig. Sie ist eng und kurvig; und sie geht durch einen schönen Laubwald. Unterwegs kommen wir am Lac d’Alfeld vorbei. Überall sitzen Leute am Ufer und kokeln Fleisch und einige ganz Mutigen baden im frühlingsfrostigen Wasser.
Nach dem Pass brummen wir gemütlich ins Tal hinunter - und dann gleich wieder bergauf bis zum Col de Bussang. Der Pass ist nicht hoch, eigentlich ist er bloss auf einem Hügel oben, aber gleich unterhalb von der Passhöhe ist die Quelle der Mosel (n47.8895, e6.8927).
Weiter talabwärts mag die Mosel ja ein mächtiger Strom sein, doch hier oben ist sie bloss ein plätschender Bach in einer Ziegenweide.
Die eigentliche Quelle wurde schon vor vielen Jahren touristisch aufgewertet. Die Mosel gurgelt hier als kümmerliches Rinnsal aus einer Mauer. Für einen Moment kann ich sie sogar stauen. Hoffentlich hat mich keiner gesehen. Nicht dass ich noch Ärger bekomme, weil weiter unten die Moselschiffe plötzlichen wegen einem ruckartigen Wassermangel im Schlamm aufliegen.
29. Mai 2017
die Menhire in Belgien
Nachdem ich kürzlich von den Menhiren in Südfrankreich berichtet habe, muss ich ja wohl nun die in Belgien nachschieben. Denn die Megalithen von Wéris gehören zu Belgiens wichtigsten frühzeitlichen Überbleibsel. An mehreren Stellen nordwestlich des Dorfes finden sich einige Menhire und Dolmen.
Man nimmt an, dass die grossen Steine vor etwa viertausend Jahren aufgestellt wurden. Hier: n50.3337, e5.5229 und hier n50.3216, e5.5132
Dolmen sind eine Art riesiger Steintische. Aber sie dienten wohl eher als Grabkammern, Wer genau hinschaut, kann sogar an der Grabkammer ein „Seelenloch“ erkennen. Doch so ganz sicher ist man sich da nicht, denn die Steinzeitler haben damals nichts aufgeschrieben…
Man nimmt an, dass die grossen Steine vor etwa viertausend Jahren aufgestellt wurden. Hier: n50.3337, e5.5229 und hier n50.3216, e5.5132
Dolmen sind eine Art riesiger Steintische. Aber sie dienten wohl eher als Grabkammern, Wer genau hinschaut, kann sogar an der Grabkammer ein „Seelenloch“ erkennen. Doch so ganz sicher ist man sich da nicht, denn die Steinzeitler haben damals nichts aufgeschrieben…
27. Mai 2017
Flug ins Reich des Bösen
Im Frühjahr 1987 war Moskau die Hauptstadt der Sowjetunion und der Kalte Krieg noch nicht entschieden. Und der „Rote Platz“ mitten in der Hauptstadt ist das gefühlte Zentrum des verschlossenen Riesenreiches. Und genau da landete
vor 30 Jahren ein junger Kerl aus Deutschland mit seiner Cessna.
Mathias Rust war damals 19 jährig und ein begeisterter Hobbypilot. Und er wollte mal schauen, ob man trotz der strengen Luftüberwachung ins stark gesicherte Moskau fliegen könne. Er konnte ‒ und landete bei Sonnenuntergang neben der Basilius-Kathedrale direkt am Roten Platz.
Die Sowjet-Behörden fanden seine Idee aber wenig originell und steckten ihn erst einmal ins Gefängnis. Sein Flugzeug, eine Cessna 172 mit der Kennung D-ECJB, war nur ausgeliehen und kam erst im Herbst wieder nach Deutschland zurück. Später war sie da und dort auf Ausstellungen zu sehen und landete dann bei einem iranischen Geschäftsmann in Japan.
Seit 2009 hängt das Flugzeug nun schlapp von der Decke des Deutschen Technikmuseum in Berlin. Wo ich sie damals unbedingt besuchen musste…
vor 30 Jahren ein junger Kerl aus Deutschland mit seiner Cessna.
Mathias Rust war damals 19 jährig und ein begeisterter Hobbypilot. Und er wollte mal schauen, ob man trotz der strengen Luftüberwachung ins stark gesicherte Moskau fliegen könne. Er konnte ‒ und landete bei Sonnenuntergang neben der Basilius-Kathedrale direkt am Roten Platz.
Die Sowjet-Behörden fanden seine Idee aber wenig originell und steckten ihn erst einmal ins Gefängnis. Sein Flugzeug, eine Cessna 172 mit der Kennung D-ECJB, war nur ausgeliehen und kam erst im Herbst wieder nach Deutschland zurück. Später war sie da und dort auf Ausstellungen zu sehen und landete dann bei einem iranischen Geschäftsmann in Japan.
Seit 2009 hängt das Flugzeug nun schlapp von der Decke des Deutschen Technikmuseum in Berlin. Wo ich sie damals unbedingt besuchen musste…
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