9. Dezember 2015

Ligurien: kein Schwimm, bloss Kran

Genova: Es sieht nicht nur nach Regen aus, es tut. Was tun? Da ich ja weiss, dass sich viele von euch für Kräne interessieren, will ich heute einen ganz besonderen anschauen gehen. Den Schwimmkran „Langer Heinrich“, der heuer seinen 100. Geburtstag feiert.

Gebaut wurde der Kran 1915 für die die Kaiserliche Werft Wilhelmshaven, denn zum Bau der riesigen Schlachtschiffe brauchte es auch einen riesigen Kran. Den damals weltgrössten. Die Sache mit dem 1. Weltkrieg endete für dem deutschen Kaiser eher ungünstig. Doch der Kran blieb ganz und man nutzte ihn im 2. Weltkrieg zum Bau von Kriegsschiffen und U-Booten. Wieder endete der Krieg anders als erwartet und der Kran ging in den Besitz der US-Marine über. In den 1990-er Jahren wurde der Lange Heinrich nach Genua verkauft, wo er bis heute krant.

Nach meinem neulichen Besuch bei der "Williamsburg", muss das heute klappen. Den Kran sehe ich zwar schon von weitem, doch erneut ist ein Gitterzaun im Weg. Die beiden Wachmänner am Tor sind ganz nett und finden den Kran auch ganz toll – aber aufs Gelände lassen sie mich trotzdem nicht!

Bildquelle: Google.it
Also steige ich gegenüber auf die alte Festungsmauer und schaue über die Dächer. Vom Schwimmkran sehe ich nur den Kran, der Schwimm bleibt hinter den Häusern verborgen.

Es beginnt wieder zu regnen. Ich setze mich in eine Kneipe zu den alten Männern. Die Stimmung ist gelöst. Der Kaffee dunkelschwarz und Salamibrot das knusprig-flauschig-würzige. Friedlich hier.
Doch die Sache mit den nicht gesehenen Schiffen nagt schon ein wenig an meinem Stolz.

8. Dezember 2015

Ligurien: armlose Heilige und ein speckiger Hund

Genova: Da ich grad in der Nähe bin, schaue ich mir noch einmal die Kathedrale San Lorenzo an. Aussen wie innen ist sie zebramässig gestreift; schwarzer und weisser Marmor. Ganz besonders beeindruckt mich das gotische Portal mit den vielen verschiedenen Säulen und den Friesen mit Marmor-Intarsien. Einfach nur grossartig.

Am Fuss einer der Säulen liegt ein handtellergrosser Hund aus Marmor. Um ihn ranken sich viele Legenden. Wer ihm über den Rücken streichelt wird glücklich oder fruchtbar. Odr so. Und der Hund ganz speckig.

Ich steige in die Krypta hinunter, wo heute die Schatzkammer untergebracht ist. Gotische Kunstschmiedearbeiten aus Gold, Silber und Edelsteinen. Ein byzantinisches Reliquienkreuz enthält sogar originale Holzsplitter vom Kreuz Jesu. Daneben werden in einer Vitrine die Unterarme der heiligen Anne und vom heiligen Jakob ausgestellt. Würde mich aber nicht wundern, wenn anderenorts noch ein Dutzend weitere Anna- und Jakob-Arme präsentiert würden.

Diese Schale besteht aus einem einzigen schillernden Halbedelstein. Es soll sich um den Teller handeln, worauf man damals dem römischen Stadthalter den abgeschlagenen Kopf des heiligen Johannes präsentiert hat. Sein Kopf wird übrigens in Amiens aufbewahrt. Und sein rechter Unterarm in Istanbul. Ich sag's nur, sollte jemand von euch weitere Teile vom Heiligen Jaohannes anschauen wollen.
Die katholische Kirche beherrscht solche Inszenierungen schon immer meisterhaft - besser als jede Jahrmarkts-Geisterbahn.

An einer Seitenwand der Kathedrale entdecke ich diese Steintafel mit einem Arm drauf. Dieses Zeichen war im Mittelalter weit verbreitet und wurde auch von den Nicht-Lesern verstanden. Heute nicht mehr. Wir kennen aber noch den Ausdruck „öffentliche Hand“.

7. Dezember 2015

Ligurien: Sonnenfänger und Eckenpisser

Genova: Neben all den prunkvollen Palästen und gottesfürchtigen Kirchen* bietet Genua auch weniger spektakuläre Sehenswürdigkeiten. Zum Beispiel interessante Alltagsarchitektur.

Die "Mampæ" sind verkehrt herum montierte Fensterläden und sollen in den engen Gassen etwas Tageslicht in die Wohnräume reflektieren. Die Mampæ bestehen entweder aus Blech oder stoffbespannten Holzrahmen und sind auf der Oberseite hell gestrichen.
Früher brauchte es die überall, aber seit es elektrisches Licht gibt sind sie fast verschwunden.

Ähnliche Lichtfänger gibt es zum Bedispiel auch in der Luzerner Altstadt. Hier in Genua fand ich sie nur noch an der Piazza Soziglia und am alten Hafen.

Ein weiteres architektonisches Kleinod sind die Eckenpisser-Wehrsteine. Man sieht sie noch überall, mal rund, mal eckig; banal gemauert oder aus schmuckem Marmor. Durch ihre besondere Formgebung reflektieren sie den Strahl auf die Schuhe des Urinators. Ich hab‘s zwar nicht selber ausprobiert, aber die Theorie scheint mir mehr als einleuchtend.

*die Paläste und Kirchen mag ich nicht abbilden, da man sie in jedem Reiseberichtsehen kann. Odr so...

6. Dezember 2015

Ligurien: Salami-Schokolade oder Schokoladen-Salami...

Genova: Heute sah ich in einem Schaufenster diese Salami aus Schokolade. Genial – odr?

Wozu also auf den Mond fliegen? Alles was die Menschheit braucht, gibt es hier in Genua..

4. Dezember 2015

Ligurien: warum trägt der Kolumbus einen Bademantel?

Genova: Ganz in der Nähe der Piazza Ferrari kann man heute noch das Wohnhaus vom Christoph Kolumbus abfotografieren. Ein winzigkleines Haus aus rohem Mauerwerk. Bedrängt von himmelhohen Geschäftshäusern und einem mittelalterlichen Stadttor und von patriotischen Textil genadelt.

Wobei: Kein Mensch weiss, wo Christoph Kolumbus damals wirklich aufgewachsen ist? Oder gehaust hat. Man weiss nicht einmal, ob er überhaubt aus der Stadt Genua kommt. Sicher ist einzig, dass er aus der Republik Genova stammte und das dieses Haus einem Colombo gehörte. Dieser Colomba hiess aber nicht Christoph und war auch kein Seefahrer, sondern Weber.
Den Touristen scheint das alles egal zu sein, als Fotomotiv genügt das kleine Haus.

Vor dem Bahnhof Genova Piazza Principe steht ein grosses Kolumbus-Denkmal. Auf einem Marmorsockel steht der berühmte Seefahrer und schaut zum Hafen hinunter. Mir ist aber rätselhaft, weshalb der Nationalheld nur einen Bademantel trägt?
Der Christoph Kolumbus war damals ja viel unterwegs und wurde dabei am Bahamas-Strand von den Indianer entdeckt. Vielleicht soll der Bademantel daran erinnern? Oder an seinen entfernten Verwandten, den Weber? Odr so.

3. Dezember 2015

Ligurien: Genua und der gewonnene Krieg

Genova: Vor 70 Jahren endete auch in Genua der Zweite Weltkrieg. Die alliierten Truppen vertrieben die Wehrmacht und befreiten/besetzten Italien. Wer genau hinschaut, kann in Genua auch heute noch Spuren diese Zeit finden.

Am Eingang zu den verwinkelten Altstadtgassen kann man da und dort immer noch die Warnungen der Amerikaner lesen: „THIS STREET OFF LIMITS OF ALL ALLIED TROOPS“ - diese Strasse ist für alle Truppen tabu! Man befürchtete damals, die Soldaten würden Opfer von Taschendieben, Schlägereien oder Prostitution.

In der Cattedrale San Lorenzo ist ein weiteres Überbleibsel aus dem Krieg zu besichtigen; ein Blindgänger. Es sind die Resten einer britischen 15-Zoll Granate, die am 9. Februar 1942 vom britischen Schlachtschiff „HMS Malaya“ abgeschossen wurde. Statt des Hafens traf es dabei allerdings die Kathedrale San Lorenzo. Von der Granate sind noch das Kerngeschoss und diepanzerbrechende  Kappe erhalten, die ballistische Haube fehlt. Die Granate war ursprünglich also noch deutlich länger.
Zum Glück war es ein Geschoss zum Schiffe-versenken und ist nicht explodiert. Sonst gäbe es heute von der einzigartigen Kathedrale wesentlich weniger anzuschauen. So gab es damals bloss ein Loch im Dach. Glück gehabt.