8. Oktober 2015

süsssaure Lebensträume

„Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum“ - diese Facebook-Weisheit schrieb der italienischer Mönch und Philosoph Tommaso Campanella schon vor 500 Jahren in einem seiner Bücher.

Er verbrachte sein halbes Leben im Gefängnis, vielleicht macht er deswegen so ein wenig lebensfrohes Gesicht?

7. Oktober 2015

Daumenlutschen und Schwanzwedeln seinerseits

Routinemässiger Abendspaziergang. Kaum losgezockelt sehe ich in einem Garten zwei Kaninchen. Das grauflauschige lässt sich streicheln. Dann einige Häuser weiter kommt ein grosser Hund mit einem Ast im Maul angerannt. Wir rangeln um den Ast und freuen uns. Aber keine Zeit, ich will ja spaziergehen.
Auf einem Güllenfeld schnäbeln einige Dutzend Möwen nach Würmern. Ich kann sie mental fernsteuern. Immer wenn ich mit meinen Armen wedle, fliegen sie auf. Wir üben das mehrmals – funktioniert.

Am Waldrand lümmeln zahllose Pilze herum. Braune kohlblättrige, kleine weisse und solche, wovon ich glaube, es seien Hallimasch. Ich kenne mich da nicht aus, aber Hallimasch könnte man essen, zumindest wenn man sich getraut und sich nicht vor der Scheisserei fürchtet. Ich fürchte mich zwar nicht, bin mir aber auch nicht sicher, ob es solche sind? Oder letztamend noch giftige.
Auf dem Nachhauseweg komme ich an einer Kuhweide vorbei. Ein Kalb will gekrault werden; intensives Daumenlutschen und Schwanzwedeln seinerseits. Ich nicht, ich verhalte mich völlig passiv. Abschliessend begegne ich noch unserem Gemeindepräsidenten. Flottes Hallo; aber kein Kraulen oder Lutschen.
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6. Oktober 2015

schwuler Priester outet sich: Ich bin katholisch!

Da komme ich nach ein paar Tagen Urlaub nachhause; und was lese ich in der Zeitung: Im Vatikan hat sich ein schwuler Priester geoutet.

„Er bin katholisch“, sagte der 43-jährigen Pole „und dieses Coming-Out widme ich meinem lieben Edoardo“. Und wie man heutzutage weiss ist diese Veranlagung nicht heilbar.

Finde ich sehr erfrischend, die beiden.

5. Oktober 2015

vom Tschingg: Nieselregen - fertig!

Wenn man ganz fest dran glaubt, könnte man meinen es sei Morgentau. Aber es ist dann doch nur gewöhnlicher Nieselregen. Und damit wohl das Ende unserer oberitalienischen Seen-Rundfahrt.
Wir fahren über die Brücke hinüber in die Schweiz. Der Zöllner steht reglos da, nur ein Wimpernzucker zeigt an, dass wir passieren dürfen. Eigentlich täte ich jetzt gerne anhalten und mich von ihm in einigen zollrechtlichen Fragen beraten lassen. Er würde sich bestimmt freuen, einem Landsmann mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und für einem Moment seinem tristen Dasein zu entfliehen. Frau G. meint dann aber: Nein.

Die Autobahn und das Wetter emulgieren zu einer gräulichen Brühe. Doch wir kommen gut voran und sind gegen Mittag schon in Airolo. Frau G. will kaffeetrinken und ich einige Dinge anschauen. Wir tun beides, dann fahren wir die „Tremola“, die alte Strasse zum Gotthardpass hinauf. Kopfsteinpflaster und Serpentinen, doch vor allem eine dicke Nebelsuppe. Erst auf der Passhöhe klart es etwas auf und wir sehen mehr als nur den Strassenrand.
In Göschenen schauen wir uns noch gschwind den „Visierstollen“ aus der Zeit des Eisenbahnbaues. Ich bin immer wieder ob der grandiosen Ingenieursleistung beeindruckt. Und auch, wie Frau G. ihre Begeisterung verbergen kann.

3. Oktober 2015

bim Tschingg: Seefahrt nach Caffè Cornetto

Die Blätter rascheln leise im Wind, so lässt es sich nett erwachen. Aufstehen, kulturbeuteln, frühstücken. Heute gibt es Pulverkaffee und Resten aus dem Kühlschrank - wie eigentlich jeden Tag.
Unser nächster Halt ist der Bahnhof Laveno, denn da hat es immer freie Parkplätze. Wir schlendern ein wenig durchs Städtchen und kaufen Fahrkarten für die Fähre hinüber nach Verbania. Die Fähre ist ein eher älteres Exemplar; grösstenteils noch genietet statt geschweisst. Und mit einer Bar auf dem Oberdeck. So geniessen wir die Fahrt quer über den Lago Maggiore.

Verbania ist auf den zweiten Blick recht hübsch. Eine mondäne Uferpromenade und dahinter eine Altstadt voller enger Gässchen. Wir schauen uns ein wenig um, bewundern die Architektur und die Schaufensterauslagen; dann gelüstet es uns nach Caffè und Cornetto. An einem unscheinbaren Kiosk am alten Hafen werden wir fündig. Kaffee mit sämigem Schaum und Süssgebäck mit Konfi-Füllung. Herrlich – selbst die Tauben schauen neidisch.

Auf der Rückfahrt nach Laveno schaue ich mir noch einmal die Baustelle des neuen Theaters an. Drei oder vier unförmige Knollen umschliessen einen banalen Betonwürfel. Noch ist das Theater nicht fertig - noch besteht die Chance, dass es ein ganz tolles Meisterwerk wird. Aber ich glaube nicht so recht daran.

Hinter Laveno fallen die Berge wieder steil in den See. Wir kurven auf der Uferstrasse nach Norden. Bis nach Luino. Früher haben wir hier oft übernachtet; damals, als man noch direkt am Ufer stehen konnte. Mittlerweilen ist da eine Parkanlage und überall sonst ein Parkverbot. Wir fahren deshalb hinüber an den Lago di Lugano und übernachten in Ponte Tresa; noch im italienischen Teil des Grenzstädtchens.

2. Oktober 2015

bim Tschingg: eine Einsiedelei und Kastanienfall

Nach dem Besuch des heiligen San Carlo Borromeo wollen wir die Burg Rocca, gegenüber in Arona am Lago Maggiore, besteigen. Als wir da ankommen ist grad Markt. Also schlendern wir an den Ständen entlang und naschen von den Leckereien. Pralle Würste, schimmliger Käse und allerlei Backwaren werden feilgeboten. Und alles schmeckt wunderbar. Die Sonne brennt und ich habe Durst, also setzen wir uns in den Schatten und trinken Bläterliwasser aus tintenblauen Flaschen.
Die Burg Rocca (N45.7743, E8.5718) sparen wir uns fürs nächste Mal auf. Ich war schon ein paarmal auf dem hohen Turm und kann sagen; es lohnt sich. Der Ausblick ist grossartig und das Gemäuer auch; obwohl es wegen dem Besuch von Napoleons Soldaten neu aufgebaut werden musste.

Die Strasse schlängelt sich zuerst am Seeufer entlang nordwärts, dann führt sie durch die Hügellandschaft vorbei an verlassenen Fabriken und durch wenig schöne Dörfer. In Reno fahren wir an die Klippe und schauen über den See hinüber nach Stresa. Tief unter uns klebt die Einsiedelei „Santa Caterina del Sasso“ (N45.87673, E8.59692) am fast senkrechten Felsen. Ein Weg, oder besser gesagt eine Treppe, führt hinunter.

Die klosterartige Anlage steht auf einem schmalen Felsvorsprung und duckt sich an die senkrechte Felswand. Eine schmale Arkade verbindet die Gebäude untereinander, dazwischen sind kleine Höfe mit Katzenkopf-Pflaster und knorrigen Bäumen. Und einer grossartigen Aussicht über den See, der heute, Föhn sei Dank, tiefblau zwischen den Bergen liegt.
Zuhinterst steht die alte Kirche mit der Grablege des ersten Einsiedlers und zahlreichen Ex-Voto-Täfelchen. Die Besucher, mehrheitlich alte Leute, stauen sich vor den Sehenswürdigkeiten; aber wir sind grösser und können oben drüber schauen. Die Kirche selbst ist ein Sammelsurium aller möglichen Baustile und ein Durcheinander von Gemäuer älterer Bauten.

Die Treppe hinauf erspare ich mir und nehme stattdessen den neuen Lift. Seit etwa fünf Jahren baggert der die müden Besucher hinauf zum Ausgang. Frau G. hingegen bezwingt die Treppe – und ist vor mir oben.
Wir bleiben gleich wo wir sind und übernachten auf dem Parkplatz. Gegen Abend fahren die Ausflügler heim und es wird ganz ruhig. Die Bäume werfen lange Schatten und ab und zu Kastanien nach uns.