Ich hab es ja schon länger kommen sehen, aber schlussendlich passierte es
vorgestern kurz vor sieben Uhr abends. Jemand oder Jemandin machte kürzlich hier den 1-millionsten Klick.
Ein Bergler auf Abwegen. Der Schweizer Weltenbummler, Klugscheisser und Sapperlot berichtet von weltweit und zuhause. Ein Reiseblog.
10. Mai 2015
8. Mai 2015
Oberrhein: mit Frau G. im Eisenbahn-Zoo
Das Eisenbahnmuseum in Mulhouse, „Cité du Train“, feiert
dieses Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Vom Dampfross bis zum Schienenflitzer kann
man hier alles bewundern, was die französischen Bahnen je hervorbrachten. Also
nix wie hin - Züge gucken.
Frau G. und ich streifen kreuz und quer durch die Ausstellungshallen. Dampflokomotiven
mit mannshohen Rädern und dicken Kaminen. Dann wieder uralte Loks mit hölzernen
Aufbauten und viel glänzendem Messing, wie Kilbi-Orgeln.
In den 3. Klasse Personenwagen sind die Sitze bloss
Lattenroste. Genau wie damals in Transnistrien, meint Frau G. dazu. Ganz anders
ist da der Salonwagen vom letzten Kaiser Napoléon. Knietiefe Polster aus edlem Brokatstoffe güldene Lampen und Intarsien aus exotischen Hölzern. Nobel, nobel.
Ein besonderes Schmuckstück ist der „Autorail Rapide“, eine Konstruktion
von Bugatti. Der Triebwagen hat acht Achsen und vier Bugatti-Motoren mit zusammen
800 PS. Damit flitzte das Autorail immerhin mit 170 km/h hin und her. Das Ding war von 1934
bis 1958 unterwegs, dann wurden alle bis auf dieses hier verschrottet.
Draussen im Freigelände ist heute nicht viel los. Die kleine
Dampf-Gartenbahn machte Probefahrten und einige Züge stehen gelangweilt herum. Mir gefällt
ein Griffet-Pneukran. Die Fahrerkabine sitzt verkehrt herum auf dem Chassis. Der
Laster fährt also eigentlich rückwärts, dafür hat der Fahrer aber auch immer den Kran im
Blick! Dieses Konzept hat sich irgendwie dann doch nicht durchsetzen können…
7. Mai 2015
Oberrhein: die Kanalbrücke von Wolfersdorf
Dannemarie. Der „Rhein-Rhone-Kanal“ verbindet nicht nur die beiden grossen
Flüsse, sondern auch die Nordsee mit dem Mittelmeer. Der Kanal wurde zwischen
1784 und 1833 gebaut und ist bis heute in Betrieb. Eigentlich wäre ja eine
Route durch die Westschweiz deutlich kürzer gewesen, doch dieses Projekt
scheiterte am Geld. Und sie lag nicht in Frankreich.
Um 1870 kam das Elsass zu Deutschland. Dannemarie hiess nun
Dammkirch und lag nun direkt an der französischen Grenze. Der Hafen war für
viele Jahrzehnte der Wendepunkt für die deutschen Kanalschiffe.
6. Mai 2015
Oberrhein: Bugatti und andere und noch mehr
Es ist ein wunderbarer Frühlingsmorgen und wir fahren quer
übers Rheintal, hinüber nach Mulhouse. Die Obstbäume blühen. Spargelstecher und
Erdbeerpflücker kriechen rudelweise über die Felder. Die kleinen Dörfer
leuchten bunt in der Morgensonne.
In Mulhouse fahren wir schnurstracks zur „Cité de
l’Automobile“, dem grossen Automuseum mit der weltbekannten Bugatti-Sammlung
der Schlumpf Brüder.
Im Museum sind über 400 Autos ausgestellt; so viele habe ich
noch in keinem anderen Museum je gesehen. Und – es ist vermutlich das einzige
Automuseum weltweit ohne einen VW-Käfer oder Ford T! Dafür zahlreiche Bugatti
in allen Farben und Formen.
Von den vielen ehemaligen Schweizer Automarken habe ich zwei
entdeckt; mehrere Hispano-Suiza und ein Pic-Pic.
Eine ganze Halle ist voller Rennwagen. Natürlich auch hier
viele Bugatti, aber auch all die anderen italienische und französische Renner
aus dieser Zeit. Erfreulich ist, dass viele Auto noch im Originalzustand sind
und nicht so hochglanz-restauriert wie andernorts.
Dieser 170 H von 1937 ist einer der seltensten Mercedes überhaupt.
Wie man gut sieht, wurde er, wie auch der VW-Käfer, von Ferdinand Porsche
entwickelt.
5. Mai 2015
Oberrhein: Staufen darf nicht zerbrechen - und tut es trotzdem
Im deutschen Neuenburg am Rhein gibt es einen
Wohnmobil-Ausrüstungshändler. Wir fahren hin, es ist ja nicht weit. Die Adresse
habe ich vergessen und deshalb kreuzen wir suchend durch das Gewerbegebiet und
finden stattdessen eine Autowaschanlage. Nun glänzt er wieder, unser
Schlafwagen Und später finden wir dann auch noch den gesuchten Laden und erwerben
Sachen. Alles komplett.
Staufen ist ein hübsches Städtchen zwischen der Rhein-Ebene
und dem Schwarzwald. Mir ist es bekannt wegen der ältesten Gusseisenbrücke, die
noch in Betrieb ist. Und wegen der Risse.
Das mit den Rissen kam so: Als man vor acht Jahren hinter
dem Rathaus (N47.88174, E7.73214) einige Erdsonden bohrte, geschah ein Hopperla. Ein Bohrloch war
undicht und es drang Grundwasser in eine Gipsschicht in 50 Meter Tiefe. Diese
hat die dumme Angewohnheit zusammen mit Wasser aufzuquellen. Wie ein Hefeteig odr so. Seither jedenfalls hebt sich
die Innenstadt von Staufen und die Häuser reissen.
Die Hebungen wäre ja nicht so schlimm, täten sie das
gleichmässig. Doch es drückt sich eine Beule in die Innenstadt. In manchen
Monaten hebt sich der Untergrund um einen Zentimeter; bis jetzt schon 45
Zentimeter. Die Häuser vertragen das nicht und reissen buchstäblich auseinander.
Inzwischen ist es gelungen die Bohrlöcher abzudichten.
Zusätzliche Entlastungsbohrungen haben eine weitere Verbesserung gebracht. Aber
der Schaden ist angerichtet und der Boden wird sich noch viele Jahre anheben.
Zwar nicht mehr so stark, aber mehr als hundert Häuser sind beschädigt.
Wir steigen noch zur alten Burg hinauf und trinken jungen
Wein. Als Folge dessen verlieren wir die Fahrtauglichkeit, es waren immerhin je
1 dl Wein, und wir übernachten gleich in Staufen. Ganz romantisch am Bach.
Einige Jogger und Hündeler beäugen uns mit Verwunderung, sind aber ansonsten
friedlich.
4. Mai 2015
Oberrhein: zottlige Kerle mit ohne Kougelhopf
Frau G. hat frei und ich grad Zeit, also nutzen wir die
Gelegenheit und verreisen. Nach unserer Marokko-Tour braucht nämlich unser
Möbelwagen einige Ersatz- und Ausrüstungsteile. So verbinden wir das Angenehme
mit dem Schönen und fahren ins Elsass.
Irgendwann nach dem Mittag erreichen wir Basel. Kurzer
Zwischenhalt zum Architektur gucken und dann weiter. Nach der französischen
Grenze fahren wir gleich rechts an den Rhein und erholen uns von der
anspruchsvollen Reise.
Auf dem Rhein schwimmen Gänse, Schiffe und Fischerboote. Am
Ufer tummeln sich eine Gruppe polnischer Autoschieber und eine Handvoll
Wohn-Lastwagen. Zottligen Kerle und Kerlinnen mit verfilzten Kötern sitzen drum
herum. Warum diese „Aussteiger“ immer daherkommen wie Höhlenbewohner, bleibt
mir wohl ewig ein Rätsel?
Gegen Abend wird es kühl und wir fahren zum Übernachten an
die Schleuse Kembs. Wir schauen den Schiffen zu, wie sie millimetergenau in die
Schleuse hineinfahren. Die meisten sind Tanker und fahren nach Basel, nur zwei
leere Hotelschiffe fahren Rhein abwärts.
Übrigens: Die Schleuse Kembs (N47.65319, E7.52416) sorgt auch dafür, dass es im Basler
Reinhafen Wasser hat. Als nämlich gegen Ende des zweiten Weltkrieges die
Engländer die Schleuse Kembs bombardierten, lagen danach die Schiffe in Basel
monatelang im Schlick herum.
Im kleinen Gartenlokal neben der Schleuse besorge ich uns
Fleischterrine und Salat. Der legendären Kougelhopf ist aber leider aus - gefressen von den Ausflüglern!
Abonnieren
Kommentare (Atom)
