1. September 2014

Linz: Überblick in die Zukunft

Schönes Wetter. Erfreut ob dieser Tatsache schlendern wir zum Hauptplatz. Mitten auf dem Platz steht die Dreifaltigkeitssäule. Putten, eine Art Engelkinder, klettern wie Äffchen an der Marmorsäule herum. Zuoberst strahlen der liebe Gott und sein Bub goldig in der Morgensonne. Ein Meisterwerk barocker Bildhauerkunst.

Dann fährt die Pöstlingbergbahn auf den Platz. Wir haben Glück, es ist einer der alten Züge. Wobei, so richtig alt ist er nicht, eher eine Rekonstruktion. Aber wie dem auch sei, wir geniessen die Fahrt auf den Linzer Hausberg „Pöstlingberg“.

Die Geleise der Pöstlingbergbahn sind ziemlich steil. Normalerweise würde man hier eine Zahnrad- oder Standseilbahn bauen. Die Pöstlingbergbahn fährt aber ganz normal hinauf. Bei Frost oder im nassen Herbst könne das schon mal zu Ausrutschern führen, erzählt der Lokführer.
Die Bahn verwendete bis vor wenigen Jahren ein ganz spezielles Bremssystem. Nämlich das der Stanserhornbahn, das 1889 von den beiden obwaldner Eisenbahnpioniere Franz-Josef Bucher und Josef Durrer-Gasser erfunden haben.

Von Pöstlingberg hat man einen schönen Rundblick über Linz und die Donau-Schleife. Ausserdem kann man hier oben auch die Wallfahrtskirche, die Reste der Festung und einen Biergarten besichtige. Was wir alles ausgiebig tun.

Das Ars Electronica Center steht wie ein Schiff  direkt der Donau. In der Nacht leuchtet es in allen Farben, am Tag schaut‘s aus wie ein schiefes Glashaus. Geplant von Treusch architecture aus Wien.

Obwohl das „Zukunfts-Museum“ direkt am Wasser steht, reicht es tief in den Boden hinein. Im 3. Kellergeschoss unten ist eine tolle Ausstellung. Witzige Experimente und interessante Wissensspiele. Auch in den anderen Geschossen geht’s um Wissenschaft und Animation und so. Interessant anzuschauen.

30. August 2014

Linz: der innere Heineschwund

Linz. Auch wenn manche etwas anderes behaupten: Ich kann durchaus eisenbahnfreie Reisen machen. Doch wenn mir ein Eisenbahnzug mich bis in die Altstadt verfolgt - ja dann - dann muss ich wohl hingucken.

Dieser Zug, ein "Musseron River 2x4" von "Dotto Trains" aus Italien, fährt im Stadtzentrum umher und verbreitet kindliche Karnevals-Atmosphäre. Plastikkitsch zwischen historischer Baukunst. Mir wär's peinlich.

29. August 2014

Linz: keine Sorgen und Höhenrausch

Endlich drückt etwas Sonne durch. Wir nutzen die Gunst der Stunde und besuchen „Höhenrausch“ - denn deswegen sind wir ja eigentlich hergekommen. „Höhenrausch“ ist ein Kunstprojekt über den Dächern von Linz. Jedes Jahr kommen neue Höhepunkte dazu. Heuer die „Voestalpine Open Space“, eine Stahlkonstruktion mit einem Kino und der Spielwiese „Riesenbillard“. Hoch oben und quer über die Häuser.

Weiter hinauf geht’s auf den hölzernen  „Keine Sorgen Turm“. Von ganz oben, 55 Meter über der Stadt, geniessen wir den grandiosen Rundblick. Bei jeder Windböe zittert die Plattform spürbar. Einige Besucher erbleichen und krallen sich ängstlich am Geländer fest. Als ob das einen Einsturz verhindern könnte!

Ein langer Holzsteg geht hinüber zum Kirchturm. Und durch ihn hindurch. Leider ist er dieses Jahr zu, nächstes Jahr soll er aber wieder begehbar sein.
Dafür sind die darunterliegenden Räume üppig mit Kunst bestückt.

Ganz besonders gut gefallen mir nebenan die beiden Energietürme. Zwei alte Leitungsmasten, die sich zärtlich umarmen.

Am Abend speisen wir beim „Warmen Hans“, dem weltberühmten Wurststand. Der hat nur in der Nacht auf, dafür bis in die Morgendämmerung. Eine Käsekrainer mit dreierlei Tunke.

28. August 2014

Linz: Kunst an der braunen Donau

Zu allem Übel regnet es noch immer und schon wieder. Wir besuchen erst einmal den legendären „Wurstbasar“. Mit vier Quadratmetern ist er das wohl kleinste Restaurant Österreichs. Heute leider geschlossen – ich bin untröstlich.

Dafür entdecken wir im historischen Mozarthaus einen tollen Möbelladen mit dem schönen Namen „Kuratorium für artgerechte Möbelhaltung“. Der Inhaber trägt einen einzigartigen Anzug. Ich frage ihn, ob er für ein Foto posiere. Tut er.

Wegen des Hudelwetters flüchten wir uns in die „kaiserlich und königliche Hofbäckerei Fritz Rath“. Mohnkuchen und dazu einen Verlängerten. Draussen schmeizt der Regen ans Fenster und es riecht nach feuchten Schuhen.
Als dann der Regen etwas nachlässt, huschen wir über die Strasse und hinunter zum „Lentos“, dem Kunstmuseum von Linz. Ein gradliniges Gebäude mit einer schönen Glasfassade. Gebaut von den Zürcher Architekten Weber & Hofer. Drinnen eine anregenden Ausstellung, lohnt sich hinzuschauen.

Die blaue Donau ist jauchebraun und das Ufer mit übergrossen Skulpturen bekunstet. Wir schauen sie uns an, doch trübt das üble Wetter ein wenig den Kunstgenuss.
Wir spazieren bis zur Eisenbahnbrücke, aber es wird nicht besser. Und auf der Eisenbahnbrücke fahren bloss Autos.

Der „Leberkas-Pepi“ bietet zwölf Sorten Fleischkäse an. Wir lassen uns von der Frau Pepi beraten - sie empfiehlt uns eine Käse-Leberkas-Semmel. Wunderbar rosig und fleischig.

27. August 2014

Linz: vom Regen in die Traufe

Das Frühstücksbuffet ist üppig und ein Rechtsdreher. Käse, Aufschnitt, Eier, Wurst kalt und warm, dann Joghurt, Süsskram und Saft. Schier wie im Paradies.
Es sieht nach Regen aus. Wir schlendern drum zuerst zum Südbahnhofmarkt. Hier bieten gut fünfzig Geschäfte täglich ihre Waren feil. Eine Augenweide - und es riecht wunderbar nach Speck, Käse und frischem Brot.

Wer jetzt bei Südbahnhofmarkt an „Bahnhof“ denkt, liegt gar nicht sooo falsch. Denn hier war früher einmal tatsächlich ein Bahnhof, Der Südbahnhof der Pferdeeisenbahn; einer Eisenbahn mit Pferden satt Lokomotiven.

Es beginnt zu regnen und wir fahren mit dem Bus zum richtigen Bahnhof. Im Bus erzählt eine Frau, dass die Linzer eher spröde und kontaktscheu seien. Ein Mann von weiter vorne bestätigt das und untermalt es mit einem Sprichwort. Nachdem die beiden ausgestiegen sind, erzählt uns eine andere Frau noch mehr vom Wesen der Linzer. So richtig "spröde und kontaktscheu" scheinen sie doch nicht zu sein!

Der Linzer Hauptbahnhof wurde vor einigen Jahren komplett neu gebaut. Einzig die zwei muskulösen Stein-Löwen vor dem Eingang erinnern noch an den alten. Wegen ihrer unrühmlichen Herkunft sind die Löwen aber etwa umstritten.

Eine gläserne Bahnhofshalle mit einer grosszügigen Verglasung zur Stadt hin. Leider sieht man aber überhaupt keine Züge, nur Ladengeschäfte - ein paar Fenster zu den Gleisen wären schon nett gewesen.
Wirklich schlimm sieht der Linzer Hauptbahnhof aber von der Bahnsteigseite her aus. Ein banaler, rosa angepinselter Flachbau ohne Eingang und Charme.

Am Hauptplatz ist heute Flohmarkt. Wir schlendern herum und beschauen uns die feilgebotenen Preziosen. Leider ist nichts für uns dabei.

Hinter einem Verkaufstisch brünzelt ein Pudel an eine Kartonschachtel. «Schaut's, hat er Lulu g'macht» lobt ihn seine Besitzerin überschwänglich.

26. August 2014

Linz: zwischen Mozartkugel und Schnitzel

Ganz in der Nähe von Rattenberg befindet sich das „Friedhof Museum“. Eigenartig, wer mag schon Gräber anschauen? Aber als wir da sind, ist es eine Sammlung historischer Grabsteine und so. Ganz besonders interessant sind dabei die Texte auf den Grabkreuzen: «aufigschtieg'n, abagfall'n, hin gwös'n».

Die Sonne lacht scheu zwischen den Wolken durch und wir nehmen die letzte Etappe unter die Räder. Immer noch zweihundert Kilometer Autobahn. Ennet der Leitplanken viel Landschaft. Kaffee am Mondsee, und weiter.
Auf einen Schild steht „Lust auf Linz“. Dann sind wir da. Bin froh.

Jetzt muss ich gestehen – von Linz kenne ich ausser der Linzer Torte nicht viel. Für uns Schweizer liegt dieses Linz halt einfach weit weg - und irgendwo zwischen Salzburg und Wien. Also zwischen Mozartkugeln und Schnitzel.

Als erstes spazieren wir gleich ins Stadtzentrum, an den Hauptplatz. Was für ein banaler Name für so einen grossartigen Platz. Prächtige Fassaden in allen möglichen Pastellfarben. Obendrüber aber hängen regenschwangere Wolken.
Als erstes gehen wir zur Touristen-Info, um uns eine "Linz Card" zu besorgen. Nette Beratung und reichlich Prospekte. Wegen dem Regen flüchten wir uns in ein Café und futtern eine dieser Linzer Torten. Unglaublich gut - und furztrocken.

Am Abend weichen die Regenwolken und wir gehen in die "Gaststätte Klosterhof". Ich möchte drum unbedingt etwas österreichisches essen. Saftgulasch oder irgendetwas mit Knödeln, odr so. Es wird dann aber doch nur ein Bauernsalat und ein Radler.

Am Nebentisch feiern einige junge Männer mit einer üppigen Fleischplatte Junggesellenabschied. Dem Bräutigam fehlt ein Stück vom Hosenboden. Erinnert mich an einen dieser rotarschigen Affen in den Tiersendungen.