An solchen Samstage wie heute - da bin ich manchmal verwegen und zügellos.
Dann trage ich Donnerstag-Socken und fühle ich mich wie ein Rebell - ja wie ein richtiger Aufwiegler.
Ein Bergler auf Abwegen. Der Schweizer Weltenbummler, Klugscheisser und Sapperlot berichtet von weltweit und zuhause. Ein Reiseblog.
3. Mai 2014
2. Mai 2014
Frankreich: seichnasse Dinosaurier mit Pizzafüssen
Vor etwa 140 Millionen schlurfte hier eine Dinosaurierfamilie durch den Morast. Der versteinerte daraufhin und wölbte sich zum Jura auf. Und vor ein paar Jahren kamen sie beim Strassenbau wieder zum Vorschein. Nun stehen wir davor und staunen über die Pizzagrossen Füsse dieser Urtiere.
Wir fahren weiter. Das Wetter hat sich nicht gebessert, aber ich möchte unbedingt noch nach Frasne und den dortigen Bahnhof anzuschauen. Denn an diesem kleinen Dorfbahnhof halten aus technischen Gründen alle TGV, und von hier ist man in drei Stunden in Paris - wenn man wöllte
Jetzt steht aber bloss ein schnöder SBB-Regionalzug hier. Der nächste TGV kommt erst in einer Stunde. Ich warte, doch als dann die Chips-Tüte leer ist, mag ich nicht mehr warten. Ich wecke Frau G. aus ihrem Mittagsschläfchen – und sie fährt uns nach Hause. Es regnet mal mehr, mal weniger.
1. Mai 2014
Frankreich: Applaus in der Nacht
Port Revel. Besser könnte so ein Sonntagvormittag gar nicht beginnen: Morgensonne und Fleischpastete. Die Frühlings-Landschaft um uns herum blüht und grünt. Die Vögel zwitschern inbrünstig, und neben unserem Möbelwagen schläft eine Ratte mitten auf dem Weg.
Wir brummen gemütlich gegen Norden. Einsame Landstrassen mit langen Alleen. Kaum jemand ist unterwegs. Hie und da fahren wir durch ein verschlafenes Dorf. Ein paar alte Männer sitzen im Strassencafé und rauchen. In den Schaufenstern liegt Oster-Süsskram.
Frau G. überrascht mich mit einem winzigkleinen und längst stillgelegten Bahnhof. Rostige Schienen und eine vielfach überpinselte Dampflok. So Schööön. Die „Chemin de fer de l'Est de Lyon“ befuhr einst östlich von Lyon ein ganzes Netz von Schmalspurbahnen, die alle nach und nach eingingen. Auf der vier Kilometer lange Strecke von Montalieu-Vercieu nach Sault-Brenaz fährt heute manchmal ein Touristenbähnli.
Eigentlich habe ich Frau G. im nächsten Städtchen mit einem Eisenbahnmuseum überraschen wollen. Doch wir können es nicht finden. Die Hinweisschilder zeigen immer in die entgegengesetzt Richtung. Später stellt sich heraus, dass dieses Eisenbahnmuseum im Stadtzentrum, und nicht wie erwartet an den Gleisen liegt. Und sowieso…
Nun schlängeln wir uns dem Ain entlang. Der Fluss und die Strasse winden sich zwischen hohen Felsen durch eine Schlucht. Es ist richtig mild, die Berge halten den kalten Wind ab. Wir finden einen netten Übernachtungs-
platz direkt am Fluss. Die Grillen zirpen und die Schmetterlinge flattern aufgeregt umher.
Gegen Abend kommen erst die Wolken und dann der Regen. Wenn’s auf unser Dachfester regnet, tönt es wie Applaus.
Wir brummen gemütlich gegen Norden. Einsame Landstrassen mit langen Alleen. Kaum jemand ist unterwegs. Hie und da fahren wir durch ein verschlafenes Dorf. Ein paar alte Männer sitzen im Strassencafé und rauchen. In den Schaufenstern liegt Oster-Süsskram.
Frau G. überrascht mich mit einem winzigkleinen und längst stillgelegten Bahnhof. Rostige Schienen und eine vielfach überpinselte Dampflok. So Schööön. Die „Chemin de fer de l'Est de Lyon“ befuhr einst östlich von Lyon ein ganzes Netz von Schmalspurbahnen, die alle nach und nach eingingen. Auf der vier Kilometer lange Strecke von Montalieu-Vercieu nach Sault-Brenaz fährt heute manchmal ein Touristenbähnli.
Eigentlich habe ich Frau G. im nächsten Städtchen mit einem Eisenbahnmuseum überraschen wollen. Doch wir können es nicht finden. Die Hinweisschilder zeigen immer in die entgegengesetzt Richtung. Später stellt sich heraus, dass dieses Eisenbahnmuseum im Stadtzentrum, und nicht wie erwartet an den Gleisen liegt. Und sowieso…
Nun schlängeln wir uns dem Ain entlang. Der Fluss und die Strasse winden sich zwischen hohen Felsen durch eine Schlucht. Es ist richtig mild, die Berge halten den kalten Wind ab. Wir finden einen netten Übernachtungs-
platz direkt am Fluss. Die Grillen zirpen und die Schmetterlinge flattern aufgeregt umher.
Gegen Abend kommen erst die Wolken und dann der Regen. Wenn’s auf unser Dachfester regnet, tönt es wie Applaus.
30. April 2014
Frankreich: haut ab - hier gibt’s nichts zu sehen!
Der Wind treibt blaue Wolkenlöcher über den Himmel und niesst auf unser Dachfenster. Es ist kalt und ich hungrig. Eine warme Dusche und ein Kaffee ändern daran nichts Grundsätzliches.
Wir verlassen Genf und fahren gegen Süden. Schauen uns noch gschwind den Pont de la Caille an. Als 1838 die Hängebrücke erbaut wurde, war sie mit ihren 150 Meter die höchste weltweit.
Autobahn, graue Wolken und gelbe Rapsfelder. Dann brummen wir erst über die Landstrasse, dann über immer schmäler werdenden Waldweg. Wir suchen eine geheimnisvolle Anlage. Kein Schild weist den Weg und auf der Karte ist sie auch nicht eingezeichnet: den „Port Revel“.
Auf diesem abgelegenen Teich mitten im Wald werden Hochsee-Kapitäne ausgebildet. Sie fahren in Modellschiffen umher. Zahlreiche Hafenanlagen und Leuchtfeuer sind nachgebildet; Manhattan, den Suezkanal und viele internationale Häfen im Massstab 1:25. Dazu gibt es noch Wellenmaschinen und Windgebläse um das miese Wetter nachzubilden.
Wir schlendern die letzten Meter gaaanz unauffällig zum „Port Revel“. Kaum da, kommt auch schon ein Mann und erklärt uns – ich fasse es mal zusammen – „verboten, haut ab!“ Wir schlendern einen Umwegbogen und erreichen dann doch noch die grünen Hangars mit den Modellschiffen. Noch bevor ich Fotos machen kann, kommt auch schon wieder der Mann von vorhin angeschossen. Irgendwas scheint ihn zu erzürnen. Er spricht einige energische und auch etwas unfeine Worte. Ja dann - wir wollten ja sowieso grad gehen...
Da unser Besuch bei den Schiffen etwas gar kurz ausfiel, machen wir einen faulen Nachmittag. An einem malerischen Teich ganz in der Nähe finden wir einen schönen Platz. Am Ufer wimmelt es von Kaulquappen und im Schilf hocken einige Fischer und ruten Fische. Manchmal kommt etwas Sonne durch, aber meist ist es bloss trübkalt.
Wir verlassen Genf und fahren gegen Süden. Schauen uns noch gschwind den Pont de la Caille an. Als 1838 die Hängebrücke erbaut wurde, war sie mit ihren 150 Meter die höchste weltweit.
Autobahn, graue Wolken und gelbe Rapsfelder. Dann brummen wir erst über die Landstrasse, dann über immer schmäler werdenden Waldweg. Wir suchen eine geheimnisvolle Anlage. Kein Schild weist den Weg und auf der Karte ist sie auch nicht eingezeichnet: den „Port Revel“.
Bildquelle: Tageszeitung//www.etools.ch |
Da unser Besuch bei den Schiffen etwas gar kurz ausfiel, machen wir einen faulen Nachmittag. An einem malerischen Teich ganz in der Nähe finden wir einen schönen Platz. Am Ufer wimmelt es von Kaulquappen und im Schilf hocken einige Fischer und ruten Fische. Manchmal kommt etwas Sonne durch, aber meist ist es bloss trübkalt.
29. April 2014
Genfersee: wo das Internet erfunden wurde
Das Cern ist dieses grosse Forschungszentrum in Genf, wo Physiker so Atomdings aufeinander schiessen und schauen was dabei heraus kommt. Keine schwarze Löcher und auch sonst nichts Greifbares. Dazu haben sie hinter dem Genfer Flughafen einen 27 Kilometer langen kreisrunden Tunnel gegraben und gigantische Sensoren installiert. Das ganze in 50 bis 100 Meter Tiefe, wohl damit keine der Atomdings abhauen können.
Genau hier unter mir prallen die Atomer mit unvorstellbar hoher Geschwindigkeit aufeinander. Dabei zerplatzen sie und die Cern-Leute versuchen die Spritzer zu vermessen. Und wenn sie einen finden, sind wir alle etwas klüger.
Vor Ort sieht man von der gigantischen Anlage nichts. Viele Laborgebäude – und eine grosse Holzkugel. Diese ist ein alter Bekannter von mir. Das ersten mal sah ich sie als genialen Schweizer Pavillon an der Expo 2000 in Hannover. Anschliessend wurde das Holz zum „Palais de l’Equilibre“ an der Expo 02 in Neuenburg umgearbeitet. Und nun steht die Kugel hier als „Globe of Science and Innovation“ und dient als Besucherzentrum.
In diesem einfältigen - oder sagen wir schmucklosen - Bürogebäude erfand der Brite Tim Berners-Lee im März 1989 das Internet. So ganz für sich alleine machte das Internet allerdings wenig Spass und so verbreitete er seine Erfindung weltweit. Es wurde ein grosser Erfolg und wird bis heute gerne benutzt. Seine damalige Webadresse „http://info.cern.ch“ ist die erste überhaupt - und läuft immer. Und wir reisen nun wieder nach Frankreich.
Genau hier unter mir prallen die Atomer mit unvorstellbar hoher Geschwindigkeit aufeinander. Dabei zerplatzen sie und die Cern-Leute versuchen die Spritzer zu vermessen. Und wenn sie einen finden, sind wir alle etwas klüger.
Vor Ort sieht man von der gigantischen Anlage nichts. Viele Laborgebäude – und eine grosse Holzkugel. Diese ist ein alter Bekannter von mir. Das ersten mal sah ich sie als genialen Schweizer Pavillon an der Expo 2000 in Hannover. Anschliessend wurde das Holz zum „Palais de l’Equilibre“ an der Expo 02 in Neuenburg umgearbeitet. Und nun steht die Kugel hier als „Globe of Science and Innovation“ und dient als Besucherzentrum.
In diesem einfältigen - oder sagen wir schmucklosen - Bürogebäude erfand der Brite Tim Berners-Lee im März 1989 das Internet. So ganz für sich alleine machte das Internet allerdings wenig Spass und so verbreitete er seine Erfindung weltweit. Es wurde ein grosser Erfolg und wird bis heute gerne benutzt. Seine damalige Webadresse „http://info.cern.ch“ ist die erste überhaupt - und läuft immer. Und wir reisen nun wieder nach Frankreich.
28. April 2014
Genfersee: das Kilometer-Haus
In einem Genfer Vorort steht das vermutlich längste Wohnhaus Europas. Der zickzack Wohnblock ist einen ganzen Kilometer lang und 15 Stockwerke hoch. Am südlichen Ende türmen sich zudem noch zwei 30-stöckige Hochhäuser auf. Schandfleck oder Kulturerbe? Wie wollen ihn anschauen.
Die Cité du Lignon wurde zwischen 1962 und 71 erbaut; im Kampf gegen die Wohnungsnot. Sie hat 2‘700 Wohnungen und wurde damals für 10‘500 Bewohner geplant. Also eine ganze Stadt in einem einzigen Haus.
Im Innenhof gibt es ein Einkaufszentrum, einige Restaurants, zwei Kirchen, ein Theater und eine nette Parkanlage. Alles im etwas einfältigen Baustil der 60-er Jahre.
Seit einigen Jahren steht das Haus unter Denkmalschutz. Und es ist in einen überraschend guten Zustand. Also: Interessant anzuschauen, aber da wohnen möchte ich glaub lieber nicht. Mir reicht schon weniger als ein Kilometer zum Wohnen.
Die Cité du Lignon wurde zwischen 1962 und 71 erbaut; im Kampf gegen die Wohnungsnot. Sie hat 2‘700 Wohnungen und wurde damals für 10‘500 Bewohner geplant. Also eine ganze Stadt in einem einzigen Haus.
Im Innenhof gibt es ein Einkaufszentrum, einige Restaurants, zwei Kirchen, ein Theater und eine nette Parkanlage. Alles im etwas einfältigen Baustil der 60-er Jahre.
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