11. Dezember 2013

Malta: gegenüber regnet's auch

Wir flüchten uns vor dem Regen in eine Hafenkneipe. Ein schlichtes Lokal mit Plastikstühlen und einem Miefpropeller an der Decke. Zwischen der Klotür und dem Fernseher hängt ein Kruzifix. An den Tischen sitzen einige Männer mit Stiernacken und Arbeitshosen. Es riecht nach Küche, wir bestellen „Bragioli“. Das sind Fleischrouladen mit einer Hackfleisch-Tintenfischfüllung und Zwiebelsosse, dazu gibt es eigenwillige Bratkartoffeln und bräunlichen Couscous. Dazu trinke ich ein „Kinnie“, eine hier in Malta überaus beliebte Bitterorangen-Limonade. Draussen regnet es immer noch. Die Fettaugen in den Pfützen schimmern vielfarbig.

Als dann zwischendurch doch mal der Regen kurz nachlässt, fahren wir mit der kleinen Fähre hinüber nach Bormla. Schöne alte Häuser und steile Gassen. Und eine mächtige Festung; richtig romantisch. Im Hafen liegen bunte Fischerboot. Aber hier ist fast alles zu; wohl Winterpause oder Siesta. Dafür beginnt es jetzt wieder zu regnen. Also trinken wir in die einzige Kneipe ein Café und warten auf Wetterbesserung.

Und dann ist auch schon wieder Zeit für die Rückfahrt. Die Fähre kommt allerdings eine halbe Stunde verspätet. Wir stehen im Regen und warten gemeinsam mit anderen. Niemand mault herum, jeder ist froh, dass sie bei dem Wetter überhaupt fährt. In der Bucht hat es nun beachtliche Wellen. Ginge die Fahrt länger, täte ich wohl kotzen.

Valletta liegt hoch über dem Hafen. Deshalb fahre ich mit dem neuen Lift nach oben. Peti hingegen gibt sich sportlich und nimmt die Treppe, etwa eine Million Stufen - abgerundet. Während unserer Abwesenheit wurden viele Gassen weihnachtlich geschmückt. Lichtgirlanden in allen Farben hängen über die Gassen. Es leuchtet und blinkt überall. Ein elektrischer Weihnachtsmann winkt mir nuttig hinterher. Die Juden werben mit Chanukka - wohl vergebens.
Wir essen einen Tintenfisch-Salat ohne Salat.

10. Dezember 2013

Malta: Loch im Himmel

Hätte unser Hotelzimmer ein Fenster, hätte ich bestimmt die liebliche Morgensonne bemerkt. So sehen wir sie erst, als wir uns auf die Suche nach einem Frühstück machen. Peti möchte ein richtiges englisches Breakfast. So eines mit vielen Spiegeleiern, fettigem Speck, weissen Bohnen in oranger Tunke und einem klebrigen Tischtuch. Wir werden bald fündig und geben uns dem Genuss hin. Also er, ich nehme was anderes.

Die Gassen in Valletta sind sehr schmal, dafür aber steil; mancherorts sogar Treppen. Alle Häuser sind alt und aus dem hier typischen gelben Sandstein gebaut. Viele mit allerhand gekräuselten Ornamenten und bunten Erkern aufgehübscht. Gefällt mir.

Valletta ist von unglaublich hohen und dicken Mauern umgeben. Diese wurden in den vergangenen Jahrhunderten von den Rittern des Malteserordens erbaut, resp. von deren Sklaven. Früher schützte das Wehrgemäuer vor bösen Angreifern, heute kann man von hier oben den herrlichen Ausblick über den Hafen und die Festungen gegenüber geniessen.

Etwas unterhalb der „Upper Barrakka Gardens“ fingern einige Soldaten in strammen Uniformen an einer alten Kanone herum. Erst hampeln sie zackig umher, dann ein Schrei und ein dumpfer Knall; und dann dichter Qualm. Der tägliche Zwölf-Uhr-Schuss. Und dann beginnt es zu regnen - haben wohl eine Regenwolke getroffen!

9. Dezember 2013

Malta: zum Beispiel Hühnchen

Die Reise nach Malta beginnt wie schon so oft mit einer Bahnfahrt zum Flughafen. Diesmal zusammen mit Peti, der das alles organisiert hat. Mein Expeditionsgepäck umfasst eine alte Computertasche, wo ich einige Kleider hineingestopft habe. Und Nasenspray und zwei Bücher.

Fast pünktlich donnert unser Air-Malta Flug in den Abendhimmel über Zürich. Höchstens halbvoll und drum sehr bequem. Im Internet stand, auf unserem Flug werde ein Abendessen serviert; zum Beispiel "Nudeln mit Hühnchen". Und tatsächlich. Als ich den Deckel vom Plastik-Schälchen hebe, lacht mich mein Abendessen an. Da liegen lose beieinander, ich mag mich jetzt täuschen, zweiundzwanzig Spiralnudeln, acht grüne Bohnen und zwei hauchdünne Scheiben zumBeispielHühnchen. Schmeckt recht gut. Zum Dessert gibt es den beiliegenden Kuchen, fünfundzwanzig Gramm leicht und in Schutzatmosphäre verpackt.

Kurz nach acht landen wir in Malta. Es ist stockfinster und regnet milde. Der Flughafen ist wie ausgestorben, keiner da. Wir laufen schnurstracks durch und warten vor dem Flughafengebäude auf den Bus ins Stadtzentrum. Nach einer halben Stunde kommt er, wir sind die einzigen Fahrgäste.

Unser Hotel liegt mitten in der Altstadt. Es hat drei Sterne und unser Zimmer kein einziges Fenster. Gut, im Bad gibt es eines, aber bloss in einen finsteren Lichtschacht hinaus. Was soll‘s, ist ja sowieso dunkel draussen.
Zwecks Nahrungsergänzung gehen wir noch gschwind in eine Gaststätte gegenüber. Wir sind die einzigen Gäste, essen eine Kleinigkeit, dann gehe ich nachhause, während Peti noch irgendwo einen Schlummertrunk nehmen will. Ohne Schlüssel komme ich dann aber nicht ins Zimmer und muss im Korridor auf Peti warten. Der derweilen, was ich aber nicht weiss, zwei Stockwerke tiefer in der Hotelbar sitzt und sein Bier langweilt.

Gefällt mir, dieses Malta. Bin gespannt, wie es bei Tageslicht aussieht.

7. Dezember 2013

Demokratie erfordert manchmal Opfer

Heute wollen wir uns gemeinsamen an einen schicksalshaften Tag erinnern; den 13. Dezember 2009. In Mailand wirft einer dem italienischen Ministerpräsidenten ein Souvenir an den Kopf. Einen extra dafür gekauften Mailänder-Dom aus Hartplastik. Dazu muss man wissen, der Mailänder-Dom ist üppig mit den für die Gotik typischen Fial-Türmchen ausgestattet. Richtig stachelig obenrum und als Wurfgeschoss daher ausgezeichnet geeignet.

Wie dem auch sei; Massimo Tartaglia gegen Silvio Berlusconi 1:0. Berlusconi flennte wochenlang, sprach von Terror und präsentierte stolz seine Wunde. Die Medien wiederum bezeichneten den Attentäter als „mutmasslich geistig Verwirrten“, bloss weil er dem Präsidenten-Clown eins auf die Fresse gegeben hat.
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6. Dezember 2013

Möbel im Gontäner

Wollte noch drauf hinweisen: „BROKI-LAGER-AUFLÖSUNG ALLES HALBER PREIS MÖBEL IMGONTÄNER“

Diese Alltagspoesie genoss ich kürzlich in Reinach - romantisch, odr…
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5. Dezember 2013

feurige Schwänze

Es sieht wie eine Notlandung aus. Eine „Venom“ mitten auf einer Wiese in der Nähe von Triengen (n47.2266, e8.0646). Das Flugzeug mit seinem markanten Doppelschanz gehört dem Flieger Eugen Wüest. Ursprünglich wollte er seine Venom wieder flugtauglich machen, aber das Flugzeug ist todkrank und ihm fehlt das Geld. So steht sie nun seit vielen Jahren auf der Wiese und gammelt vor sich hin.

Die „De Havilland DH-112 Venom“ trug ursprünglich die Kennung J-1624 und wurde bis in die 80-er Jahre von der Schweizer Luftwaffe geflogen. Auffallend ist das doppelte Leitwerk. Das kommt daher, weil damals die Konstrukteure dachten, die Kombination aus 1‘000 Grad heissem Düsenstrahl und Sperrholz-Rumpf sei wenig optimal. Deshalb baute man zwei Leitwerke, und diese so weit auseinander, dass das Heck nicht schon beim Start zu brennen begann. Das Kampfflugzeug sollte nämlich beim Feind für Angst und Schrecken sorgen - nicht für Gelächter.