3. Februar 2012

Ägypten: nach den Zügen schauen

Heute Nachmittag will ich noch gschwind die Zug-Fahrkarten für morgen kaufen. Frau G. geht derweilen ins Hotelzimmer ein Nickerchen machen. Also hüpfe ich in einen Microbas und fahre zum Bahnhof. Ein Fahrgast fragt mich nach dem „woher“? Ich sage „Nemsa“ - und er schaut mich tröstend an!

Der Hauptbahnhof von Luxor ist ein stattliches Gebäude mit etwas „Ambiente“. Die grosse Halle ist zweigeteilt; rechts die 1. Klasse, links das einfache Volk. Ich gehe an einen Schalter und erwarte ein längeres Palaver, man liest ja so einiges vom Gedränge und so. Aber es kommt ganz anders! Wenige Minuten später habe ich meine gewünschten Billets in der Hand. Assuan: Morgen um 10 Uhr, Schnellzug 1902, Wagen 2, Sitz 17 und 18.

Vom problemlosen Fahrkartenkauf beflügelt, schlendere ich noch etwas über den Bahnhof. Züge gucken. Es ist nicht viel los, bloss ein schäbiger Bummelzug steht da. Im Schotterbett liegen hunderte von abgenutzten Bremsklötzen. Was das wohl bedeuten mag?
Dieser Bahnhof gefällt mir.

Auf dem Nachhauseweg kaufe ich noch einige Süssigkeiten. Die einen sehen aus wie Seife, schmecken aber zuckersüss. Das andere sind so kleine Plastikbeutel mit einer bunten, glibberigen Masse drin. Schmecken etwas eigenartig und auch süss.

Gegen Abend setzen wir uns auf die Dachterrasse vom Hotel. Hier oben geniessen wir einen grandiosen Rundblick. Und um halb sechs geht drüben in West Theben die  Sonne unter. Orangerot. Wie schon vor dreitausend Jahren, zur Zeit der Pharaonen.

2. Februar 2012

Ägypten: unser Hotel in Bedrängnis

Unser Hotel ist eines der höchsten Gebäude von Luxor und steht fast direkt am Nil. Die Hotelzimmer befinden sich in den obersten fünf Geschossen und haben einen wunderbaren Blick auf den Fluss und West Theben. Sie hatten! Neustens steht ein grosses blassrotes Haus vor dem Hotel. Und es steht direkt vor dem Hotel, mit bloss wenigen Meter Abstand!

Für einige der Hotelzimmer ist das natürlich nicht sehr optimal. Von deren Balkonen sieht man jetzt statt des Nils eine blassrote Wand.

Von unserem Hotelzimmer haben wir allerdinge unverstellte Sicht auf den Fluss. Denn durch unsere Fenster kann man durchsehen. Und nicht nur durchs Glas, sondern auch durch die Lücken im Rahmen. Deswegen bekommen wir die volle Wucht des Strassenlärmes ab. Bis spät in die Nacht dröhnt und schäppert es. Und alle hupen, als gäbe es kein Morgen. Es hört sich an, als ob die hupenden Autos direkt durch unser Zimmer fahren.
Ich mag eigentlich solche Hotelzimmer gern, aber Frau G. stört der Lärm beim Schlafen. Wobei, schlafen tut sie gar nicht - sie hört ja der Huperei zu.

1. Februar 2012

Ägypten: ein Tal voller toter Könige

Heute wollen wir hinüber auf die andere Seite vom Nil, die Pharaonengräber und einige Tempel anschauen. Man kann überall solche Touren buchen, aber wir mögen das nicht so und gehen deshalb auf eigene Faust los.

Zwischen all den Hotelschiffen versteckt sich die Anlegestelle der Nil-Fähren. Die schon etwas angejahrten Schiffe fahren viertelstündlich über den Fluss. Unsere kleine Nil-Kreuzfahrt. Beim Aussteigen komme ich mit einem Ägypter ins Gespräch. Netter Kerl. Und ihm gehört ein Taxi. Wir kommen schnell ins Geschäft und machen die geplante Rundfahrt mit ihm.

Memnon-Kolosse, Tal der Könige, Hatschepsut-Tempel und so weiter. Alle sehenswert und grossartig. Seit meinem letzten Besuch hat sich viel verändert. Überall hat es nun moderne Besucherzenter und saubere Klos. Aber die Souvenirhändler sind so zahlreich und aufdringlich wie damals. Aber wir „Nemsi“ werden von ihnen irgendwie gemieden! Zudem lasse ich mich von diesen fliegenden Händler schon lange nicht mehr ärgern.

Im Tal der Könige hat es über sechzig Gräber, wovon bestimmt die Hälfte besichtigt werden könnten. Das Ticket berechtigt aber zum Besuch von bloss drei Gräbern. Da gilt es also gut auswählen. Ich frage einen Wächter, welche Gräber er uns empfehlen täte? Grab 11, 14 und 16. Wie sich später zeigt, ein Volltreffer.

Unterwegs bemerken wir, dass wir zuwenig Geld dabei haben. Ich frage nochmal „unseren“ Wächter. Ein kurzes Telefongespräch  und schon kann ich beim Beamten im Kassenhäuschen Geld wechseln. Nicht wirklich legal, aber eine perfekte Dienstleistung. Ich mag Ägypten.

31. Januar 2012

Ägypten: wir in Fahrt

Luxor hat mehr als eine halbe Million Einwohner, aber keinen Bus, kein Tram oder U-Bahn. Die haben aber etwas viel besseres - Sammeltaxis. Im ganzen Stadtgebiet verkehren diese privaten Kleinbusse auf festen Routen. Immer Kreis herum. Die Busse sind weder beschriftet, noch gibt es feste Haltestellen oder Fahrpläne. Nein. Wer mitfahren will, stellt sich einfach an den Strassenrand und winkt sich so einen Bus heran. Dann sagt man dem Fahrer das gewünschte Ziel. Er nickt und man setzt sich rein. Und schon geht’s los.

Bei den Minibussen handelt es sich meist um weisse  Kleinbusse aus fernöstlicher Fertigung. Man erkennt sie an der offenen Schiebetür und am blauen Streifen auf der Seite. Drinnen hat es Platz für etwa zwölf Passagiere. Während der Fahrt reicht man dem Fahrer sein Fahrgeld. Oder dem vor einem sitzenden Passagier, und der reicht es weiter nach vorn. Kurz darauf bekommt man das Rückgeld auf demselben Weg zurück.
Eine übliche Fahrt kostet etwa ein ägyptisches Pfund, also zwanzig Rappen. Die anderen Fahrgäste sind immer sehr nett und hilfsbereit. Jeder hilft und schaut, dass man am richtigen Ort aussteigt.
Wir erlitten bisher bloss einen einzigen Zwischenfall: Ich wurde von einem verschnürten Huhn angepickt.

Neulich las ich: All das Unfertige und schon wieder Kaputte in Afrika sei „Ambiente“. Luxor hat demnach recht viel Ambiente.

30. Januar 2012

Ägypten: dicke Säulen und Steinmänner

Luxor. Die Sonne scheint und wir wollen heute Tempel gucken. Vom Hotel ist es bloss ein kurzer Fussmarsch bis zum Luxor-Tempel. Unterwegs treffen wir erneut auf unsere neuen Freunde, die Pferdekutscher. Diese lauern überall auf Touristen und drängen die zu Kutschfahrten. Trotz ihren verlocken Anpreisungen wollen wir nicht.


Der Luxor-Tempel umfasst ein grosses Areal mit Ruinen aus vielen Epochen. Mächtige Säulenhallen, Statuen von Pharaonen und bebilderte Mauern. Wir hocken uns in den Schatten und staunen. Wir sind fast alleine hier, es hat kaum Touristen hier.

Zurzeit wird nebenan die Sphinxen-Allee ausgegraben, eine 2,5 Kilometer lange Prachtstrasse zwischen Luxor- und Karnak-Tempel. Wir schlendern ihr ein stückweit entlang. Überall sind die Archäologen und Bauleute am schaufeln.

Mit einem der zahlreichen Minibusse fahren wir nach Karnak. Das geht ganz fix; heranwinken, einsteigen und es geht los.
Im Karnak-Tempel sind einige Touristen unterwegs, meist sinds einheimische Studentengruppen. Die Anlage ist noch grösser und noch eindrücklicher. Mir gefallen ganz besonders die wenigen erhalten gebliebenen Malereien. Und natürlich die Halle mit den dicken Säulen. Einige Tausend Jahre alt und immer noch wunderschön.

Wir werden immer wieder gefragt, woher wir denn seien? Frau G. antwortet spontan, wir seine "Nemsi" - Österreicher. Eigenartigerweise verlieren daraufhin die Frager jegliches Interesse an uns. Was ist bloss los in "Nemsa"?.

28. Januar 2012

Ägypten: wir fliegen zum Nil

Der Flug nach Ägypten ist schön bunt. Zuerst fliegen wir über die weissgrauen Alpen, dann übers blaugraue Meer, dann über die gelbgraue Wüste. Und kurz vor der Landung übers grüne Niltal. Ein paar staubige Hausdächer und schon rumpeln wir über die Landepiste. War ein schöner Flug.

Als wir das Stadtzentrum von Luxor erreichen, geht ennet dem Nil grad die Sonne unter. Orangerot und wunderschön. Wir beziehen erst einmal unser Hotel, das Tutotel. Unser Zimmer liegt auf der fünften Etage. Der Lift winselt und stöhnt während der Fahrt nach oben. Das Zimmer ist ordentlich und komplett rosa gestrichen - rundum! Dazu moosgrüne Vorhänge und ein blauen getupften Teppich. Das passt gut zu den Möbeln, die sind nämlich auch nicht schön.
Unser Zimmer hat dafür sage und schreibe sechzehn Ecken. Und sechs Lichtschalter, wovon aber vier keine Funktion haben. Die Badzimmertür kann man von Innen nicht mehr auf machen. Dafür kann man die Balkontür nicht mehr zu machen. Aber unser „Hotel Tutotel“ ist sehr gut gelegen, sauber und mit dreizehn Franken nicht teuer. Irgendwie werden wir aber das Gefühl nicht los, dass wir die einzigen Gäste sind.

Am Abend spazieren wir die Strandpromenade entlang. Keine Touristen, bloss Pferdekutscher, die auf Fahrgäste lauern. Und jede Menge Strassenhändler, die allerhand Zeug feilbieten. Wir essen in einem der wenigen geöffneten Restaurants Znacht. Vier verschiedene Salate und Karkade, den roten Hibiskusblüten-Tee.