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18. Juni 2015

Tot auf der Alpweide

Rechts vom Giswilerstock ist Alpoglen. Im Sommer eine nette Alp, im Winter ein beliebtes Skigebiet. Auch schon bevor es hier Skilifte gab.
Am 26. Januar 1935 stapften ein paar junge Burschen durch den Schnee. Sie wollen in Alpoglen übernachten und am Tag darauf skifahren. Einer, Max Hauser, ging voraus, er wollte seine Kumpel mit warmem Tee überraschen. Es beginnt heftig zu schneien und als die anderen Alpoglen erreichen, ist die Alphütte verschlossen – und der Max nicht da. Sie suchen ihn, finden keine Spur von ihrem Freund.

Erst Ende April kommt seine Leiche zum Vorschein. Er hat sich wohl im Schneetreiben verirrt und erfror jämmerlich keine 100 Meter neben der rettenden Alphütte. Heute steht hier ein unscheinbarer Gedenkstein im Gras. Man sieht ihn aber nur, wenn man ihn sucht.

5. Juni 2015

z‘Alp

Gestern war bei uns ein ganz besonderer Tag; Donnerstag und Feiertag und Sommer – eine ganz seltene Kombination. Also gingen wir z’Berg.
Jetzt ist hier oben die schönste Jahreszeit. Alp-Frühling. Alles blüht um die Wetter und die Insekten schieben Doppelschichten.

Dass ich immer noch etwas lahme, spielte keine Rolle, da ich sowieso arbeiten wollen musste. Während Frau G. sich im Liegestuhl suhlte, sass ich brav am Compi und werkelte. Unsere Alphütte hat nämlich Wasser, Strom und Möbel. Praktisch das.

Zwischendurch essen wir gegrilltes Tier und wunderbaren Härdäpfelsalat. Am Hang gegenüber weideten die Kühe und lassen ihre Glocken bimmeln. Die sind erst gestern angekommen und bleiben nun bis in den Frühherbst. Aus ihrer Milch macht der Thomas Alpkäse für den Coop und den Migros.

Gegen Abend kamen einige Wolken und wir fuhren z’Boden. Und morgen – also heute – machen wir es noch einmal genauso.

1. Juni 2015

der zweite Frühling

Einfach weil's so schön ausschaut ...

... der Bergfrühling
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12. Mai 2015

Erdbeerkuchen subnasal

Giswil. Der Frühling gehört für mich zu einer der schönsten Jahreszeiten. Regnerisches Aprilwetter, kilometerlangen Feiertags-Staus und Heuschnupfen; aber natürlich hat er auch seine Nachteile – die Frühlingssonne blendet mich beim Fernsehen. Deswegen bin ich ab und zu gezwungen, nach draussen zu gehen. So wie neulich.

Es apert in den Bergen, der Schnee ist schon fast weg. Wir fahren zu unserer Alphütte. Hier ist es noch ganz ruhig, noch sind keine Tagesausflügler unterwegs. Auch keine Kühe und Biker.

Wir spazieren etwa höher hinauf, liegen ins junge Gras und schauen ins Tal hinab. Um uns buntgefiederte Blumen, die nach Bestäubung lechzen. Löwenzahn, Knabenkraut und Enziane.

Später sitzen wir auf dem Bänkli vor der Alphütte. Die Sonne wärmt und wir essen der Frau G. ihren Erdbeerkuchen. Ganz fein und innendrin wunderbar mürbesaftig.

Mitte nächster Woche soll‘s regnen.

29. April 2015

ohne Motor und ohne Bremse

Kaum sind wir zurück aus Marokko, luden uns R+R auf ihr Segelboot ein. Obwohl mir ja generell Fahrzeuge ohne Motor oder ohne Bremsen suspekt sind – und Segelboote haben weder das eine noch das andere – freute ich mich riesig. Eine Frühlings-Kreuzfahrt.

Das Segelboot heisst „Angelique“ und ist etwa sieben Meter lang. Oder acht oder sechs, odr so. Es hat eine Kabine mit einem Wohn- und einem Schlafraum und ist richtig gemütlich. Ausser beim Segeln, da ist alles schräg und kaum benutzbar. Aber da sassen wir ja auch aussen, also hinten im Boot.

Wir segelten über den Alpnachersee, der wiederum ein Teil vom Vierwaldstättersee ist und an der Achereck-Brücke endet. Um unter der Brücke durch zu kommen, müssen die Dampfschiffe ihren Kamin und die Segelschiffe ihren Mast ablegen. Tun wir aber nicht. Wir wenden und lassen uns vom Rückenwind zurück in den Hafen treiben.

Keiner ist über Bord gegangen, keiner musste sein letztes Essen stornieren. Ein rundum geglückter Ausflug. Und wunderschön - danke vielmal.
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27. Februar 2015

schamloses Alpnach

Unser Nachbardorf Alpnach glänzt eigentlich nicht mit erkennbarer Hübschidität. Bloss eine Ansammlung von Häusern entlang der Hauptstrasse. Jetzt haben sie aber die Fassaden der „Pfistern“ goldig angemalt. Ob sie so Alpnach aufhübschen wollen?

Wenn man sowieso schon da ist, lohnt es sich ein Blick auf den spitzigen Kirchturm. Der ist gut hundert Jahre alt und knapp 100 Meter hoch. Und nach wie vor das höchste Gebäude Obwaldens. Gratulation.

25. Februar 2015

quer über den weissen Jura

Pontarlier. Über Nacht hat es wieder geschneit. Ein Schneepflug pflügt durch den Schnee. Wir brummen dem Doubs entlang. Die Welt ist schwarzweiss, Tannen und ab und zu ein Bauernhof, sonst ist alles schneeweiss.

Kurzer Halt am Bahnhof Gilley. Da waren wir im letzten Sommer und damals war es brütend heiss. Jetzt nicht. Zwei Spuren im Schnee verraten, dass heute oder vielleicht gestern ein Zug vorbei fuhr.

Auf einsamen Nebenstrassen fahren wir weiter nordwärts. Menschenleere Tannenwälder. Dann hinunter ins Tal des Dessoubre. Aufs Mal kein Schnee mehr. Dafür sind die Bäume mit giftgrünem Moos überwachsen. Wie im Regenwald.
Dazwischen hockt ein Tier, vermutlich ein Waschbär und später sehen wir auch noch einen Fuchs.

In Saint-Hippolyte wenden wir und fahren wieder hinauf auf die Jurahöhen. Ein letztes Mal über den Doubs und hinüber nach Saignelégier. Und nachhause.

24. Februar 2015

Expedition nach West-Sibirien

La Brévine liegt im Neuenburger Jura und direkt an der Grenze zu Frankreich. Bis vor etwa 150 Jahren gehörte die Gegend sowohl zur Schweiz als auch zu Preussen. Interessant, aber noch lange kein Grund hinzufahren. Und schon gar nicht mitten im Winter. Doch wir hatten grad Zeit und wollten etwas ausflügeln.

Beim losfahren wussten wir noch nicht wohin. Hauptsache in den Winter, in den Schnee. Weg von diesem bräunlichen Plotsch. Hinter Bern begann es zu schneien und dann ging es bergauf. Alles um uns schneeweiss. Wie in der Tundra. Frost und sehr viel nichts. Und dann waren wir in La Brévine.

Das Dorf ist bekannt als das „Sibirien der Schweiz“. Hier wird es manchmal richtig kalt. Der Rekord liegt bei –41,8°C, wie eine Tafel neben der Kirche prahlt. Heute aber nicht, bloss laue null Grad.
Kaum Menschen unterwegs. Alle die wir sehen, räumen Schnee. Schneeräumung scheint hier ein wichtiger Erwerbszweig zu sein?

Wir kaufen uns etwas Proviant und rollen weiter durch die Polarlandschaft. Im französischen Pontarlier schlagen wir dann unser Nachtlager auf. Der Schnee ist pampig und nur noch kniehoch. Es bläst eine frische Bise. Kein Sonnenuntergang, dafür eine mondlose Nacht.

In der Nacht höre ich einen Eisbären knurren und seine kalten Füsse spüre ich auch.
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23. Januar 2015

das U-Boot im Berg

Nachdem ich neulich über diesen Führungs-Bunker berichtet habe, nun ein richtiger Kampfbunker. Ein „12cm Festungsminenwerfer Monoblock“ - und der ist nun wirklich sehr geheim, kaum jemand weiss von ihm.

Der Minenwerfer-Monoblock ist ein komplett autonomer Bunker mit etwa 16 Mann Besatzung. Also wie ein U-Boot im Berg. Von aussen sieht man nix ausser dem Eingang und einem massiven Panzerdeckel. Da drunter ist ein doppelläufiges Geschütz; ein „12 cm Festungsminenwerfer“ modernster Bauart. Er kann sehr schnell und rundum etwa 8 Kilometer weit schiessen und auf diesen 200 km2 alles totmachen.

Die ersten dieser „Monoblocks“ wurden Mitte der 1990-er Jahre gebaut, der letzte 2010 in Dienst gestellt - und kurz darauf eingemottet.

In Obwalden fand ich zwei solcher Geschütze, eines in Sarnen und eines in Lungern. Vermutlich gibt es aber noch mehr. Konnte sie aber bis jetzt nicht finden. Sie sind halt extrem gut getarnt und zudem sehr gelegen.

21. Januar 2015

versteckter Führungsbunker

Nachdem ich neulich über diesen Armeebunker gestolpert bin, dachte ich, es wäre doch ein nettes Hobby geheime Anlagen zu suchen. Viele sind ja inzwischen nicht mehr geheim, aber es gibt schon auch noch andere. Also suchte ich – und fand zwei, drei ...

Gar nicht so weit vom neulich besuchten ASU entfernt stehen mitten im Wald zwei unscheinbare Baracken. Einzig einige Antennen und Abluftkamine verraten, dass sich hier etwas Geheimes verbirgt.

Und tatsächlich, die beiden Baracken sind der Eingang zu einer unterirdischen Führungsanlage der Kantonsregierungen von Ob- und Nidwalden aus den frühen 1980-er Jahren. Die Anlage ist etwa 30 x 30 Meter gross und scheint betriebsbereit zu sein. Denn als ich dort war, brummte die Klimaanlage munter vor sich hin.

Als Ausflugsziel ist der Bunker eher ungeeignet. Vor lauter Tarnung ist nämlich kaum etwas zu sehen. Und gescheite Fotos machen konnte ich auch nicht.

15. Januar 2015

wo einsame Frauen schwanger werden

Vor bald 550 Jahren marschierte ein Viehhändler aus Memmingen zu uns nach Obwalden und betätigte sich fortan als Einsiedler. Man nannte ihn Bruder Jost und er hauste unter einem Felsblock im Mösli, gleich gegenüber vom Bruder Klaus, dem Schweizer Nationalheiligen.
Da wo der Bruder Jost wohnte, baute man später eine Kapelle. Ein Teil des Felsens ragt auch heute noch in den Kirchenraum hinein.

Bis heute machen einsame Frauen, die sich nach einen Lebenspartner sehnen einen Bittgang zur Kapelle im Mösli. „Heiliger Wändel, gib mir einen Männdel“, sagt man. Gemeint ist damit das Bildnis des hl. Wendelin an der Wand über dem Stein. Im Allgemeinen ist der hl. Wendelin aber eher fürs Vieh und die Bauern zuständig, deshalb muss man annehmen, dass sich die Bitte eher an den Stein darunter richtet. Und wenn man ganz genau hinschaut, sieht man daran zahlreiche Kratz- und Schabspuren. Man nimmt sich also etwas vom heilsbringenden Stein mit nachhause. Ein Brauch der bei uns noch da und dort zu beobachten ist. Vielleicht erzähl ich darüber ein andermal...

12. Januar 2015

Rückenschaudern im Dschungel

Neulich waren wir doch im Züri Zoo. Da entdeckte ich den Widmer, den berühmten Wanderblogger.
Ich gschwind zu ihm hin und am Ellenbogen gestupft.
 «du bist doch der Widmer» sage ich. Er schaut mich erstaunt an und schüttelt den Kopf.
 «doch doooch, ich hab dich gleich erkannt»
Der Widmer behauptet weiterhin steif und fest, nicht dieser zu sein. Zudem spracht er absichtlich Basler-Dialekt. Doch ich liess mich nicht täuschen.

Grad als ich ihm kameradschaftlich auf die Schultern klopfen wollte, zerrt ihn seine Begleiterin weg von mir. Und dann schaut sie mich mit so einem Blick an – ihr wisst schon – mit so einem kämpferisch-angewiderten Stechblick. Ich erschauderte und flüchtete mich ins tropische Grünzeug. Uahahaaa brrr...

8. Januar 2015

grosse Hallen im Züri Zoo

Schnee. Regen. Kalt und windig. Und wir schauen uns im Zürcher Zoo feuchte Tiere an. Schmutzgeier, Wölfe und Kamele stehen unwillig im Schneematsch herum. Aber eigentlich will ich ja sowieso die neuen Gebäude anschauen. Zuerst den nagelneue „Kaeng Krachan Elefantenpark“.

Die neue Elefantenhalle ist eine grossartige Holzkuppel, 80 Meter im Durchmesser, stützenfrei und mit 270 Lichtöffnungen. Man fühlt sich wie unter dem Geäst von Urwaldriesen.

Geplant vom Architekten Markus Schietsch und dem Landschaftsarchitekten Lorenz Eugster.

In der Masoala-Halle wächst ein Stück Regenwald aus Madagaskar.

Wir schlendern durch den Dschungel und suchen nach Tieren. Die sind aber in dem Grünzeug nur schwer zu finden. Einige Vögel, Hühner und einige bunte Chamäleons. Riesige Schildkröten liegen unter einer Wärmelampe und auf ihrem Rücken wärmen sich einige Affen. Aber viele mächtige Bäume, haushohe Bambus und knorrige Würgefeige, aber kaum blühende Pflanzen.

Vom neuen Baumkronenweg geniessen wir den Blick über die Baumkronen. Die Flughunde fliegen Kreise und weit unter uns plätschert ein Wasserfall. Es ist schwülwarm und riecht moderig. Wie im Urwald.

Die Masoala-Halle ist etwas grösser als ein Fussballfeld und gut dreissig Meter hoch. Die Stahlkonstruktion trägt eine Dachhaut aus mehrschichtigen Kunststoffkissen. Geplant von Gautschi-Storrer Architekten und Vogt Landschaftsarchitekten.

6. Januar 2015

Sarnen - friss oder stirb

Wie ein französischer Landsitz thront die Villa Landenberg auf dem Hügel hinter dem Rathaus in Sarnen. Ein rosarotes Märchenschloss. Ein nobles Mansardendach mit einem Rundgiebel, schmiedeeisernen Balkon und zwei steilaufragenden Türmchen auf den Seitenflügeln.
Die Villa Landenberg wurde 1858 gebaut und 1900 noch einmal etwas aufgehübscht.

Vor zwanzig Jahren stellte man dann die Villa Landenberg gegen den Willen der Eigentümer unter Denkmalschutz. Und seither herrscht deswegen Streit. Das Haus steht leer und verfällt zusehends. Im letzten August ist ein grosser Teil der Südfassade eingestürzt. Nun kann das Wetter ungehindert eindringen und das Haus auffressen.

18. Dezember 2014

Atombunker gefunden

Auf der Suche nach Stechpalmen und vergleichbarem Weihnachtsgrünzeug stolperte ich neulich über einen Armeebunker. Viel war nicht zu sehen, denn er liegt tief im Boden. Einzig die zwei Zugänge und dazwischen fünf Notausgänge konnte ich ausmachen.

Es ist ein ASU (Atomschutz-Unterstand) aus den frühen 1960-er Jahren. Damals fürchtete man sich vor der Sowjetunion und wollte vorbereitet, falls die vorbeikommen würde.

Die ASU bestehen aus vorfabrizierten Betonelementen, die einige Meter tief eingegraben sind. Die Zugänge sind normalerweise bodeneben, bei diesem hier sind sie wegen der Überschwemmungsgefahr etwas angehoben und mit einem netten Vierfrucht-Dekor bepinselt.

Fünf Notausgänge bedeutet fünf Schutzräume, also Platz für sechzig AdA (Angehörige der Armee). Die runden Deckel sind im Waldboden kaum zu finden. Dafür finde ich noch den FAK (Feldanschlusskasten). Hier konnten allerhand Funkantennen und Telefonleitungen angestöpselt werden, um mit den Leuten im Erdreich zu reden.
Damals wurden tausende solcher ASU gebaut, doch seit dem Ende des Kalten Krieges sind viele überflüssig und verschlossen. Dieser hier diente damals als Kommandoposten.

15. Dezember 2014

ein Esel und ein Ochs am Weihnachtsmarkt

«…du musst mitkommen» sagt Frau G. «der Mann von der Namu kommt auch». Da blieb mir wohl nichts anderes übrig und ich besuchte den Weihnachtsmarkt in Luzern. Da war es wie immer. Eisiger Luft zog durch die Gassen und es roch süsslich und nach Wintermänteln. Und nach Glühwein. Ausser einer Salami kaufte ich nix.

Als wir Mannen so hinter den Frauen her schlurfe, dämmerte es mir aufs Mal. Wir beiden sind Opfer eines hinterlistigen Komplotts. Ich bin ja nur mitgegangen, weil der Mann von der Namu auch mitkommt. Und er, wie er mir jetzt gesteht, nur weil ich ja auch mitkomme. Die Frauen haben unsere Gutmütigkeit schamlos ausgenutzt und uns beide aufs Ärgste missbraucht. Schlimm so was, schlimmschlimmschlimm.

11. Dezember 2014

meineid stotzig

Damals, als die Berge erfunden wurden, beschenkte man uns mit steilen. Beim Strassenbau erwies sich das als eher ungünstig, dieStrassen sind nun auch dementsprechend steil. Sehr steil.

Die Alte Mörlistrasse in Giswil ist 28% steil. Das ist immerhin doppelt so steil wie eine Tiefgaragenrampe! Es gibt sogar Ausflügler, die kommen extra deswegen hin. Gut – ich; aber immerhin.

9. Dezember 2014

Kofferauktion: Maul- und Clownseuche

Koffer-Auktionen kannte ich bis jetzt bloss aus dem Fernsehen. Am letzten Samstag besuchten wir selber eine; in Freiburg im Breisgau. Die Lufthansa liess hier etwa 400 Koffern versteigern. Ich besorge mir eine Bieternummer, bekomme die 13.

Bild: chilli-freiburg.de
Punkt zwölf betrat der Auktionator die Bühne. Er trägt einen rotschwarzgelb-karierten Anzug und eine Clown-Mütze. Und er verbreitete sogleich gute Laune. Dann der ersten Koffer. Der Auktionator-Clown plapperte los wie ein Maschinengewehr. Zwei-drei-vier-fünf-zehn-fünfzig Euro. In wenigen Sekunden feuert er die Gebote auf achtzig Euro hoch. Zuschlag. Und weiter, der nächste Koffer. Höllentempo. Er rattert pro Minute zwei Koffern durch!

Ich ersteigere einen Fotoapparat und so einen Kindle-Dings, damit ich meine Bücher auch mal lesen kann. Neben zahllosen Koffern sind auch viele andere Fundgegenstände im Angebot: Ein Surfbrett, ein Rollstuhl, ein Heizlüfter und dickes Bündel Schirme. Und eine ganze Palette Kinderwagen, bestimmt fünfzig Stück. Dazu Überraschungspakete und Kartonschachteln voller Brillen, Mützen oder Schals.

Irgendwann ergattert Frau G. einen prallen Rucksack. Ich werde dauernd überboten, doch dann kommt der Koffer 376, der zweitletzte für heute. Ein dunkler Rollkoffer, leicht staubig aber sonst intakt. Die Gebote klettern blitzschnell hoch, doch ich bleibe dran, lasse nicht locker und – der Koffer gehört mir!
Morgen erzähle ich dann, was drin war. Millionenschatz oder verschwitzte Fussballer-Unterhosen.

3. Dezember 2014

Weihnachtszauber mit Senf

Schon auf dem Parkplatz bedauerte ich die Idee mit dem Weihnachtsmarkt. Aber jetzt ist es zu spät, also würge ich das Auto in eine Parklücke und geniesse. Beiderseits der Strasse stehen Marktstände mit Lichtgirlanden und frierende Frauen dahinter. Mit den Händen tief in den Manteltaschen warten sie auf Kundschaft. Auf den Tischen davor stapeln sich allerlei Krimskrams. Gestricktes, Gehäkeltes, Geschnitztes, Gebasteltes. Viel totes Holz mit Sternen und Engeln aus Gips. Moos mit Kerzen. Überhaupt hat es viele Kerzen. Kerzen mit aufgeklebtem Glitzerglimmer-Zeugs und solche mit tapferer Bemalung. Manche gross wie ein Elefanten-Zäpfchens.

Als Abschluss dieses beschaulichen Advent-Nachmittags überraschte ich Frau G. noch eine Weihnachts-Nascherei. Dann klebe ich den Kartonteller an ein Schaufenster und wir gehen nachhause. War schön. Und sooo romantisch.

25. November 2014

Marchstein im Kernwald

Der Kanton Obwalden ist weit über 700 Jahre alt. Seine Grenzen haben sich nie verändert, denn sie laufen meist über die Bergkämme. Einzig die Grenze zum Kanton Nidwalden geht quer durchs Tal. Mangels unverrückbarer Bergkrete musste man hier die Grenze mit Marchsteinen markieren.

Der "Drimarchenstein" ist der älteste und steht nun schon fünfhundert Jahre mitten im Kernwald. Auf der Nordseite zeigt er das nidwaldner Wappen mit dem Doppelschlüssel; auf der Südseite das alte obwaldner Wappen noch ohne den Schlüssel. Und die Jahreszahlen 1504 und 1934.
Neulich waren wir wieder einmal da. Er auch.