Posts mit dem Label Eisenbahn werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Eisenbahn werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

7. August 2019

Friesland: Schiffe im Ruhrgebiet

18 Heede. Das Wetter ist nicht gut, aber deutlich besser wie angedroht. Heute wollen wir ein grosses Stück nach Süden fahren. Aber gestern Abend hat Frau G. so nebenbei erzählt, dass sich hier ganz in der Nähe die Transrapid-Teststrecke befinde. Also fahren wir hin und schauen uns die Reste der futuristischen Magnetschwebebahn an.

Über den Transrapid schreibe ich vielleicht später noch etwas.

Wir fahren auf der Autobahn südwärts bis ins Ruhrgebiet. Mit jedem Kilometer wird das Wetter schöner. Beim Schloss Lembeck machen wir Mittagsrast. Es gibt Stachelbeer-Kuchen und einen Spaziergang durch den Schlosspark.

Im Stadtzentrum von Marl steht vor dem Theater (n51.6522, e7.0889) eine rostige Lok kopfüber. In den 80-er Jahren stand die „Kriegslok“ in Berlin; und sie soll an die Schandtaten der Deutschen Reichsbahn erinnern, die damals ein allzu williger Helfer der Nazis war.

Das Ruhrgebiet sieht ganz anders aus, als man sich das so vorstellt. Prächtige Alleen, üppige Weizenfelder und dazwischen Dörfer mit einfältigen 60-er Jahre Wohnhäusern. Im Hintergrund manchmal weitentfernt ein Kamin oder ein Kühlturm. Von den umliegenden Grossstädten sehen wir gar nichts.
Es gibt vielleicht schönere Landstriche, aber hässlich ist es hier überhaupt nicht. Ich denke, hier lässt es sich ganz gut leben. Es erinnert mich an das zärtliche Zitat von Frank Goosen über seine Heimat: «Woanders is auch scheiße!».

Heute wollen wir am historischen Schiffshebewerk (n51.6167, e73255) in Waltrop übernachten. Hier gibt es daneben auch noch ein weiteres Hebewerk und zwei grosse Schleusen. Das alte Schiffshebewerk ist ein riesiges Gestell aus genietetem Eisen und dazwischen ein Trog, mit dem die Schiffe samt dem Flusswasser etwa 14 Meter angehoben werden konnten.
Wir lösen eine Eintrittskarte fürs Hebewerk und bemerken erst später, dass wir gleich ein ganzes Schiffs-Museum vor uns haben.

Jede Menge alter Schiffe, knorpeliger Krane und müder Eisenbahnen. Eigentlich wollten wir hier ja nur übernachten, doch jetzt bestaunen wir das umfangreiche Schwimmzeug an. Wunderbar hier. Und die Eingeborenen sind wirklich nett und gesprächig.

2. August 2019

Friesland: am Horizont die ostfriesischen Inseln

15 Greetsiel. Während wir gemütlich frühstücken, zieht eine schier endlose Prozession von Wohnmobilisten an uns vorbei. In grauen Gülle-Kanistern tragen sie stolz ihre Ausscheidungen der vergangenen Nacht zur Entsorgungsstation. Fehlt bloss noch, dass uns einer stolz sein Pippi-Gaga präsentiert. "Schau mal, welch einen strammen Stinker ich gemacht habe!" Na toll.

Wir fahren nach Marienhafe und von da mit der Bahn über „Norden“, Norddeich“ nach „Norddeich Mole“. Der Zug hält direkt neben den Fähren zu den ostfriesischen Inseln Juist und Norderney. Wir bleiben aber auf dem Festland und schauen den Fähern zu. Das Wetter ist stürmisch und es ist eisig kalt. Und ich futtere ein Matjes-Brötchen – endlich.

Am Nachmittag bringt uns die Deutsche Bahn zu unserem Möbelwagen in Marienhafe zurück. Weiter geht’s übers flache Land. Stattliche Bauernhöfe, dann wieder struppige Moorflächen und überall diese riesigen Windräder. Zu Hunderten stehen sie hier in der Gegend herum und machen aus Luft elektrischen Strom.

Im Hafen Neßmersiel können wir endlich einmal  auf der anderen Seite des Deiches wohnen. Denn sonst ist nämlich fast überall der Deich zwischen uns und dem Meer. Hier nicht. Hier sehen wir die Nordsee und am Horizont die ostfriesischen Inseln Norderney und Baltrum. Der Wind ist stürmisch und frostig. Obwohl wir Sommer und schönes Wetter haben, ist es tagsüber kaum je über 20° warm. Im Sommer! Sowas ist doch nicht normal.

Am Abend ist Ebbe. Die Fähre kann nicht  mehr fahren und die Boote liegen im Schlamm – den sie hier Schlick nennen. Oder Watt.

30. Juli 2019

Friesland: Groningen - Essen aus der Wand

12 Bedum. Gegen neun schlendern wir zum Bahnhof, der bloss aus einem Glashäuschen und unzähligen Fahrradständern besteht. Dann kommt der Regionalzug nach Groningen. So ein typischer zäpfchenförmiger Allerweltszug ohne Speisewagen und mit harten Sitzen. Unterwegs muss ich dann auch noch feststellen, dass es sich dabei um ein Stadler-Fahrzeug aus der Schweiz handelt.

Der Bahnhof Groningen ist ein grossartiger Eisenbahnpalast aus dem vorletzten Jahrhundert. Allerdings wurde er seither kräftig umgebaut, so dass man heute zwischen Starbucks und Burger King ankommt. Aber es gibt auch einige nette Züge zu sehen.

Unser erster Weg führt uns schnurstracks ins Cafe De Beurs am Vismarkt, denn wegen eines Missgeschickes mussten wir heute ohne Morgenkaffee los! Das De Beurs sieht aus wie ein altes Kaffeehaus in Wien oder Budapest – aber gänzlich ohne Renovation. Es ist wunderbar altmodisch und abgelebt.
In der ehemaligen Markthalle ist jetzt ein Einkaufszentrum; also weiter zum Grote Markt. Häuser gucken. Rund herum kann man alle Baustile der letzten hundertfünfzig Jahre sehen – nicht alles ist schön. Aber alles ist auf seine Art sehenswert.

Insgeheim habe ich bloss ein Ziel, den „Febo“ – Essen aus der Wand. Oder wie Peti sagt: Fressen aus der Mauer. Denn Febo ist ein ganz besonderes Restaurant. Nämlich ein automatisches. Man steht vor einer ganzen Wand voller kleiner Glas-Fenster; in jedem eine Leckerei aus der Fritteuse.

Man wirft Geld ein, drückt einen Knopf und nimmt sich den Knödel aus der Klappe. Ich verspeise erst eine „Kroket“, dann eine „Frikandel“. Beides schmeckt wies ausschaut.
Durchs leere Glasfenster hindurch kann man sehen, wie der Koch die Speisen in die Friteuse tunkt.
Als ich in den 1990-er Jahren das letzte Mal in Groningen war, war das „Groningen Museum“ gegenüber des Bahnhofes grad nagelneu. Damals galt die postmoderne Architektur als äusserst Schick. Heute sieht es mit all seinem Schnickschnack eher peinlich aus - so ändern sich im laufe der halt Zeit die Geschmäcker...

Gegen Abend sind wir zurück in Bedum und bei unserem Hotel Muger. Wir beschliessen eine weitere Nacht hier zu bleiben. Das Wetter ist wild; mal Sonnenschein, dann wieder rabenschwarze Wolken. Aber - Affenhitze ist weg und es ist jetzt angenehm frisch.

25. Januar 2019

Bahnreise nach Italien – von Napoli nachhause

14 Neapel. In der Nacht hat es geschneit, unser Zug ist vorne herum ziemlich vereist. Heute fahren wir mit Italo, dem Konkurrenten von Trenitalia. Unser Zug sieht nicht nur aus wie ein französischer TGV (AGV 575), nein, er ist auch einer. Italo wurde nämlich vor einigen Jahren vom Ferrari-Chef und der SNCF gegründet.


Kurz vor acht rollen wir aus dem Bahnhof Napoli Centrale. In viereinhalb Stunden sollen wir Mailand erreiche; nonstop. Am Stadtrand beschleunigt unser Zug auf 300 km/h. Das Wetter wechselt alle paar Minuten; Schneefall, Sonnenschein, Nebel.
Unser Wagen ist sehr bequem und mich dünkt, wir haben auch mehr Platz als im Freccarossa.


Ich wollte schon immer mal bei 300 km/h einen Cappuccino aus dem Automaten ziehen. Hier im Italo geht das.
Nach gut einer Stunde sind wir bereits in Rom. Und weiter geht’s im Schnellzugstempo nordwärts. Nun ist das Wetter inzwischen wunderschön; sonnig und himmelblau. Doch dann muss der Zug wegen „technischen Gründen“ mehrmals auf offener Strecke Anhalten, was uns dann bis Mailand eine halbe Stunde Verspätung einbringt. Aber zum Glück reicht unsere Umsteigezeit in Milano Centrale für eine schnelle Pizza Margherita von der „Pizzeria Spontini“ am Gleis 4.

Kurz vor halb zwei fährt unser SBB EuroCity-Neigezug los. Monza, Chiasso, Lugano und dann hinauf durchs Tessin. In Arth-Goldau steigen wir um und sind schon bald wieder in Luzern. Nun noch die letzte Etappe mit der Zentralbahn nachhause. Für die 1073 km von Neapel nach Giswil brauchten wir etwas weniger als 9 Stunden.
Jetzt mach ich mir eine Pizza…

Napoli-Milano Centrale: Italo 9976, €37.90
Milano-Arth Goldau: Trenitalia EuroCity 18, € 29.-
Arth Goldau-Luzern-Giswil: SBB/Zentralbahn, sFr. 22.80

24. Januar 2019

Bahnreise nach Italien – die gefaltete Pizza

13 Napoli. Da es hier in Neapel fast das ganze Jahr über mild oder heiss ist, essen die meisten Leute im Freien. Damit das auch mit Pizzas klappt, verkauft man sie handlich gefaltet. „Pizza a libretto“ nennt man sie – gefaltet wie ein Buch.

„Pizza a libretto isst man im Stehen. Oder man setzt sich auf die Motorhaube eines parkierten Autos. Und zum Schluss knüllt man das Papier zusammen und wirft es nebenan in die Ecke.
Uns hat die gefaltete Pizza sehr gut geschmeckt. Knusprig-flauschiger Teig mit dampfender Tomatensauce drauf. Mehr braucht es für eine gute Pizza nicht.

23. Januar 2019

Bahnreise nach Italien – Napoli Centrale

12 Neapel. Der Bahnhof Neapel ist genauso alt wie der Staat Italien, beide entstanden in den 1860-er Jahren. Ziemlich genau hundert Jahre später wurde dann allerdings der alte Bahnhof dann aber abgerissen und weiter hinten neu gebaut. Auf dem freien Platz entstand die Piazza Garibaldi.

Der neue Bahnhof Napoli Centrale mit seinem eigenartigen Dach aus dreieckigen Glaspyramiden sollte nicht nur grösser, sondern auch deutlich niedriger als der alte werden. Drei Meter hohe Züge brauchen kein hohes Bahnhofgebäude – sagte der Architekt damals über den geplanten Bahnhof.

Die neue Piazza Garibaldi war aber von Anfang kein grosszügiger Stadtplatz, sondern ein Gross-Parkplatz. Autos und Busse soweit man sehen konnte. Das änderte sich erst in den letzten Jahren. Die Piazza wurde leergeräumt und radikal umgebaut: Die Parkplätze und der Busbahnhof kamen weg und ein neu gestalteter Platz mit über zweihundert Bäumen her. 2018 sollte alles fertig sein.
So zumindest der Plan. Doch leider sind die Bauarbeiten ins Stocken geraten. Der halbe Platz mit der Metrostation ist fertig, aber die andere Hälfte ist zurzeit bloss ein öder Platz und eine tote Tiefgaragen-Baugrube.

22. Januar 2019

Bahnreise nach Italien – die Kunst-Metro durch Napoli

11 Neapel. Es ist ein bitterkalter Morgen, 3 Grad und ein bissiger Wind. Deswegen flüchten wir uns in die Metro und machen eine Stadtrundfahrt. Natürlich sieht man während der Metro-Fahrt nur schwarze Dunkelheit. Aber: Die Metro Linia 1 ist eben auch die Metro dell'Arte. In den Bahnhöfen gibt es überall Kunstwerke zu bewundern - über zweihundert.



Die Stazione "Università" ist ganz der Forschung gewidmet. Alles ist in Bewegung und es zappelt und flackert, wenn wir dran vorbeigehen.

Die Stazione "Toledo" liegt tief unter dem Meeresspiegel. Der Lichtschacht über den Rolltreppen reicht bis an die Erdoberfläche und schimmert in vielen Blautönen.


Seit hier die Metro verkehrt, schlafen in der Stazione "Salvator Rosa" einige Fiat Cinquecento.


Von der Stazione "Vanvitelli" laufen wir unterirdisch zur Bergstation der "Funicolare di Chiaia". Mit dieser Standseilbahn fahren hinunter in die Stadt. Hier geht’s gleich wieder tief in den Berg zur Stazione "Napoli Piazza Amedeo", von wo uns die Metro Linea 2 zurück zur Piazza Garibaldi bringt. Diese Metro fährt übrigens mit doppelstöckigen Wagen. Sowas gibt es weltweit nicht sehr oft.

Am Abend essen wir irgendwo Pizza. Es gibt aber bloss Pizza-Schnitten mit dickem Teig, so wie ihn die Nordländer mögen. Sie sind zwar nicht schlecht, aber in Neapel gibt es dafür keine Punkte.

21. Januar 2019

Bahnreise nach Italien – Messina nach Napoli

10 Messina. Pünktlich um viertel nach zehn fährt unser Zug vom Bahnhof Messina Centrale los. Nach einigen hundert Meter Fahrt erreichen wir den Bahnhof Messina Maritima, wo wir wieder auf eine Eisenbahnfähre geschoben werden. Diesmal ist es die Fähre „Messina“, ein ziemlich neues Schiff mit einem teilweise offenen Eisenbahndeck.
Die ganze Verladerei und die Überfahrt dauern fast zwei Stunden.



Bei unserem Start in Messina war noch sonnigmildes Frühlingswetter, bei der Ankunft in Villa San Giovanni aber trostlos grauer Herbst.
Hier füllt sich unser bis jetzt halbvoller Zug; ist wohl Feiertags-Rückreiseverkehr. Kurz nach zwölf fahren wir weiter. Immer der Küste entlang und in Richtung Neapel. Bei jedem Halt steigen noch weitere Fahrgäste ein, schon bald ist jeder Platz besetzt. Ich mag zwar lieber halbleere Züge, aber es geht auch so recht angenehm voran.


Um halb fünf erreichen wir Napoli Centrale. Für uns ist es schon fast ein Heimkommen. Ennet dem Bahnhofsplatz geht grad die Sonne unter und es bläst ein frostiger Wind. Erst denke ich, die Schwalben kreisen, doch es sind bloss Papierfetzen, die der Wind herumwirbelt.
Es ist kalt

Heute wohnen wir im „B&B International Garibaldi“, gleich beim Bahnhof. Der Eingang ist unscheinbare und liegt genau zwischen zwei Kebab-Läden. Im schäbigen Treppenhaus finden wir kein Hinweisschild, doch ein Passant schickt uns in den vierten Stock hinauf. Versteckt ums Eck gibt es auch einen Lift - einen mit Münzeinwurf; 10 Cent einwerfen und er rumpelt los!
Unser Hotelzimmer ist dann schlussendlich im achten Stock oben. Es ist ganz hübsch und der Gastwirt überaus freundlich. Gefällt uns hier.


Heute essen wir in der „Pizzeria Scugnizzo Trattoria”. Frau G. probiert die legendäre „Pizza fritta“ – eine frittierte Pizza. Ich bestelle mir heute eine traditionelle Pizza Margherita. Und es ist vielleicht die beste Pizza, die ich bisher gegessen habe. Sensationell.

Messina Centrale-Napoli: Trenitalia Intercity 728, € 35.-