31. Januar 2018

Malta: der Tod ist so nah

Heute wollen wir den Norden Maltas erkunden. Wir hoppeln quer über die Insel. Hier drüben ist die Landschaft offener und auch deutlich grüner als bei uns in Sliema. Kurvige Landstrassen zwischen Steinmauern. Friedlich hier – könnte man meinen.

Aber genau hier in Bidnija (n35.9202, e14.4065) wurde im letzten Oktober die kritische Journalistin Daphne Caruana Galizia mit einer Autobombe ermordet. Seither herrscht in Malta grosse Aufregung und der Druck auf die Behörden ist gross, endlich die Korruption und Vetternwirtschaft zu bekämpfen.

Nur wenige Kilometer weiter ist die Welt wieder in Ordnung. In einer malerischen Bucht steht die Kulisse des Popeye-Films von 1979. Heute ist das ehemalige Filmdorf ein beliebter Vergnügungspark.

Wir setzen uns gegenüber auf ein Mäuerchen und schauen den Popeye-Darstellern zu, wie sie herumzappeln. Es ist wie im Kinderfernsehen, aber den Besuchern scheint es zu gefallen. Zumindest klatschen sie eifrig Beifall.

Ganz im Norden steht auf einem Bergrücken der rote „St Agatha’s Tower“ von 1620 (n35.9746, 14.3429). Der Wachturm ist abgesehen von der Farbe nichts Besonderes, aber die Aussicht von hier oben ist schön. Wir sehen fast das ganze Land; und rundherum noch viel Meer.

Ganz aussen auf dem nördlichsten Landzipfel Maltas steht die "Madonna tal-Għar" und schaut verklärt ins Meer hinaus. Die Legende erzählt, dass sie von zwei Fischern gestiftet wurde, die hier beinahe ertranken waren. Hier fällt der Strand senkrecht ins Wasser hinab. Die Felsen sind zudem erschreckend hoch und bröckelig, die Landschaft aber ist karg und rau.

Da und dort hängen noch Kaktusfeigen an den stacheligen Blättern. Aus diesen Früchten machen die Malteser den beliebten Bajtra Likör. Zuckersüss und feuerrot. Ich mag das Zeug, Frau G. hingegen findet den Geschmack eher „sehr gewöhnungsbedürftig“, odr so.

30. Januar 2018

Malta: der goldene Arm und eine unterirdische Welt

Mdina und Rabat gehören zu den schönsten Städten in Malta. Sie liegen direkt nebeneinander, sind aber sehr unterschiedlich. Während Mdina in eine trutzige Festung hinein gezwängt ist, ist Rabat mehr ein Siedlungsbrei mit einigen alten Häusern im Zentrum.

In Rabat dreht sich alles um die barocke St. Paul Kirche. Aber nicht unbedingt die Kirche ist das wichtige, sondern die Höhlen und Katakomben darunter. Wir steigen zuerst zur Paulusgrotte hinunter. Laut der Bibel hat der heilige Apostel hier nach seinem Schiffbruch drei Monate lang gehaust.

In einer Kapelle nebenan wird bis heute sein vergoldeter Arm verehrt. Leider ist die Reliquie heute verhüllt, so dass ich sie kaum sehen kann. Schade, denn es wäre schon der dritte Paulus-Arm gewesen, den ich kenne; einen in Rom und zwei auf Malta!

Noch etwas tiefer im Untergrund sind die frühchristlichen Katakomben. Die Leute haben damals verschlungene Tunnel und ganze Wohnlandschaften aus dem Felsen gehauen. Wir maulwurfen durch die finsteren Gänge und entdecken immer wieder neue Kammern. Da und dort liegen sogar noch Knochen herum. Grauselig und romantisch zugleich.

Noch ein Stockwerk tiefer unten sind die Luftschutzkeller aus dem Zweiten Weltkrieg. Mehr als fünfzig Schutzräume hat man damals zum Schutz vor den Fliegerbomben aus dem Felsen gehauen.

Malta ist ein Land ohne einen einzigen Fluss, See oder Wald. Und richtige Berge gibt es auch keine, bloss unzählige Hügel. Die Dingli Cliffs auf der Sonnenseite der Insel sind mit etwa 250 Meter Höhe der höchste Punkt der Insel. Von hieraus können wir weit ins Meer hinaus schauen. Bis zum Horizont und  bis zur kleinen Insel Filfla.

Hier an den Dingli Cliffs sehen wir überall kleine Geräteschuppen. Diese brauchen die Jäger, die hier mit Netzen Vögel fangen. Oder sie mit Schrotflinten von den extra aufgestellten Sitzstangen schiessen. Die Vogeljagt hat die EU zwar längst verboten, aber dennoch ist sie ein beliebtes Hobby der Malteser.

Oder man wirft seinen Kehricht über die Klippen. Ganz praktisch, denn mancherorts kann man direkt bis an den 250 Meter tiefen Abgrund heranfahren.

29. Januar 2018

Malta: Flieger und Blindgänger

Heute machen wir eine Expeditionsreise in Maltas Mitte. Wir hoppeln mit unserem Mietauto von Sliema nach Westen. Wieder dieser anregende Linksverkehr und die bockigen Strassen – ich mag das. Frau G. nicht so.
Einen ersten Halt machen wir heute in Mosta. Das Wahrzeichen ist die berühmte Rotunda, die Maria Himmelfahrt Kirche. Berühmt ist sie vor allem wegen ihrer wirklich imposanten Kuppel. Diese misst stolze 36 Meter im Durchmesser und ist damit eine der Grössten in ganz Europa. Das Pantheon in Rom und die Hagia Sophia in Istanbul sind nur wenig grösser; und die sind auch 1'500 Jahre älter.


Noch berühmter ist die Rotunda aber wegen der Bombe. 1942 schlug hier nämlich versehentlich eine deutsche Fliegerbombe ein. Eigentlich galt sie dem britischen Flugplatz Ta'Qali nebenan, traf aber dummerweise die Kirche. Zum grossen Glück explodierte sie nicht und hinterliess bloss ein Loch in der Kuppel. Auf wundersame Weise wurde von den dreihundert Anwesenden keiner ernstlich verletzt.
Wer ganz genau hinschaut, kann da wo damals die Bombe die Kuppel durchschlug eine kleine Markierung sehen. Ich hab sie aber erst zuhause auf den Fotos gefunden.

Die in der Sakristei ausgestellte Fliegerbombe ist aber nicht die echte. Diese hat man damals nämlich entschärft und ins Meer geworfen. Darum muss jetzt eine ähnliche Fliegerbombe herhalten.

Ja, dann wollen wir uns doch auch diesen ehemaligen britischen Militärflugplatz Ta'Qali anschauen, für den die Bombe ursprünglich bestimmt war. Heute befindet sich in den alten Hangars das „Malta Aviation Museum“ (n35.8934, e14.4164). Das Museum ist noch relativ neu und präsentiert einige Dutzend Ausstellungsstücke. Vieles sind noch im Originalzustand und unrestauriert, was mir ja ganz besonders gefällt. Aber davon berichte ich dann ein andermal…

Die Festungsstadt Mdina liegt ganz in der Nähe. Vor dem Stadttor erinnert ein eigenartiges Denkmal an die schlimmen Kriegszeiten. Wie King Kong im Film greift sich der Mann die Hakenkreuz-Flugzeuge vom Himmel.

28. Januar 2018

Malta: Warnung!

Auf dem Schild steht: Rauchen ist auf dem Spielplatz verboten. Und wer dabei erwischt wird, muss € 232.90 Strafe bezahlen.

Also liebe Kinder; obacht, rauchen ist teuer.

26. Januar 2018

Malta: glühende Flossen in Gozo

Sliema. Heute wollen wir die Nachbarinsel Gozo besuchen. Statt mit unserem Mietauto fahren wir lieber mit dem Linienbus dahin, denn der startet ja gleich vor unserem Hotel und wir lassen uns gerne chauffieren.
Obwohl Malta nicht gross ist, dauert die 25-Kilometer-Busfahrt zum Fährhafen Cirkewwa mehr als eine Stunde. Die Strasse an der Nordküste entlang ist schmal, kurvig und führt oft mitten durch verwinkelte Ortschaften hindurch.


Von Cirkewwa bringt uns ein Fährschiff hinüber nach Mġarr. Es ist herrlich schönes Wetter, aber es bläst ein eiskalter Januarwind.
Vom Hafen fahren wir wieder mit dem Linienbus nach Ir-Rabat Għawdex, der Hauptstadt Gozos. Aber alle nennen die Stadt aber einfach Victoria.

Rund um den Marktplatz stehen prächtige Häuser. Wir ankern gleich in einem Strassencafés und geniessen den Urlaub mit einem eiskalten Kinnie.

Die Zitadelle oberhalb der Altstadt ist schon seit Urzeiten bewohnt. Später baute man bullige Festungsmauern drum herum. Und heute sind da eine grosse Kirche, einige Souvenirläden und viele, viele Ruinen.

Seit ich das letzte Mal hier war, haben sie hier ein modernes Besucherzentrum hin gebaut und alle Festungsmauern aufgehübscht. Jetzt schauen sie aus wie neu, die Böden akkurat gepflastert und Stahlgeländern verhindern, dass Touristen von der Mauer purzeln. Früher – ja früher hat es mir hier deutlich besser gefallen.

Schon bald machen wir uns wieder auf den Heimweg. Unsere Rückreise dauert wieder gut drei Stunden. Als wir zuhause ankommen ist es schon finster. Und ich habe von der Lauferei glühende Flossen.

25. Januar 2018

Malta: Fisch&Chips am tintenblauen Meer

Gestern habe ich einige Engländer beim Frühstück beobachtet. Heute esse ich genau das gleiche wie diese: Toastbrot, darüber einen Schwall weisse Bohnen an roter Sosse und noch etwas Schmorzwiebeln obendrauf. Das sieht ziemlich schlimm aus und es es schmeckt wesentlich weniger gut, als es sich anhört.
Heute können wir unser Mietauto abholen. Dazu müssen wir zuerst mit dem Bus zum Flughafen raus fahren. Luftlinie sind es bis dahin bloss sieben Kilometer. Unser Expressbus braucht dafür aber mindestens eine ganze Stunde − wenn’s keinen Stau hat. Heute Morgen hat’s!

Unser Mietauto ist ein kleiner, weisser Nissan Micra mit dem Lenkrad auf der falschen Seite. Wir fahren damit gleich ans Meer. Unterwegs schauen wir uns noch Żejtun an. Ausser einem hübschen Stadtzentrum gibt es hier aber nicht viel zu sehen. Im Lokal der „Partit Laburista“, der sozialistischen Arbeiterpartei, trinken wir noch gschwind für 50 Cent einen schalen Kaffee. Dann geht’s weiter.

Die Strasse zum „St. Peter's Pool“ (n35.8329, e14.5621) ist ein ruppiger Karrweg und keine zwei Meter schmal. Unser Nissan wird hart gefordert, schafft die Piste aber bravurös.
Im Sommer ankern in der St. Peters-Bucht zahllose Ausflugsboote, doch heute sind wir alleine da.
Ganz in der Nähe gibt es eine weitere schöne Bucht (n35.8404, e14.5689). Wieder tiefblaues Wasser und wieder bizarre Felsen. Schön hier, nur der eisige Wind stört ein wenig.

Marsaxlokk ist ein kleines Hafenstädtchen mit einem berühmten Sonntagsmarkt. Heute ist nicht Sonntag und deshalb ist es hier heute sehr beschaulich. Bunte Fischerboote, einige Strassenlokale und ein paar Ausflügler. Wir geniessen Fish & Chips und die milde Wintersonne.

Auf dem Nachhauseweg fahren wir noch zur „Blue Grotto“ (n35.8217, e14.4574), sie liegt ja ganz in der Nähe. Die blaue Grotte ist eine riesige Höhle, wo man nur mit dem Boot hinkommt. Wir schauen von hoch oben hinunter. Ein einziges Ausflugsboot hüpft über die Wellen und verschwindet dann in der Höhle. Etwas später taucht es wieder aus dem Berginneren auf. Trotzdem; heute mögen wir nicht bootfahren.

Nachhause müssen wir nun einmal quer über die Insel fahren. Das sind etwa fünfzehn Kilometer. Nicht weit, doch die Kombination aus Feierabend- und Linksverkehr ist etwas anstrengend. Und als Abschluss müssen wir dann in Sliema auch noch einen freien Parkplatz finden. Wir haben Glück und ergattern einen direkt vor unserem Hotel.

24. Januar 2018

Malta: dicke Mauern und ein dreiarmiger Paul

Sliema. Es ist bewölkt und trübgrau. Egal, denn morgen soll es ja wieder sonnig sein. Und heute machen wir halt einen Architekturtag.
In Valletta wird überall eifrig gebaut. Die einen pflästern noch den Platz vor dem Putirjal, dem grossen Stadttor, während andere schon die Dekorationen für „Kulturhauptstadt Valletta“ montieren.

Wir spazieren durch die Gassen, schauen von den dicken Festungsmauern auf die Leute hinunter. In der neuen, alten Markthalle trinken wir einen Kaffee. Die Markthalle wurde erst grad renoviert und ist jetzt ein Gourmet-Tempel. Statt eimerweise Fisch und blutige Schweinehälften gibt es hier nun Sushi und Smoothie.

Von aussen schaut die St. John’s Cathedral eher schlicht aus - und auch etwas plump. Aber innen glänzt und glitzert sie wie eine Schmuck-Schatulle. Goldenes Gekröse und grandiose Malereien wohin man blickt. Ganz besonders beeindruckend ist der Boden der Kathedrale. Viele Hundert Grabplatten aus Marmor und mit Intarsien aus farbigen Schmucksteinen.

In einem Nebenraum kann man ein berühmtes Meisterwerk des Mailänder Malers Caravaggio bestaunen. Das Bild heisst „Die Enthauptung Johannes des Täufers“ und es zeigt genau dies. Kopf ab dem Heiligen Mann.
Gleich ums Eck herum steht die „Paulus Schiffswrack“ Kirche. Sie ist weniger bekannt, aber noch etwas „wichtiger“ als die grosse Kathedrale. Denn hier in der St. Pauli werden zwei ganz besondere Reliquien verehrt: Ein Knochen vom heiligen Paulus und ein Stück der Steinsäule, auf der man ihn seinerzeit in Rom geköpft hat. Unter dem Kirchenraum gibt es noch eine kleine Katakombe mit einigen Grabmalen. Ich habe mir davon aber deutlich mehr erwartet. Mehr ist da aber nicht.

Nach so viel frommer Kultur brauchen wir einen Spaziergang. Vor allem, da jetzt sogar die Sonne scheint. Von den "Lower Barrakka Gardens" schauen wir hinaus ins Mittelmeer und über den Grand Harbour, wo grad ein Kreuzfahrschiff seine Passagier kalbt.

In der Abenddämmerung fähren wir zurück nach Sliema. Ennet der Marsamxett-Bucht leuchtet Valletta in den Abendhimmel. Sauromantisch hier.