6. November 2014

Spanien: Aff im Paradies

Heute habe ich bis sechs in der Frühe ausgeschlafen. Dann ein Buch gelesen und etwas geschrieben. Die Finnen, Schweden und Dänen um uns herum schlafen alle noch. Gestern Abend sassen sie beieinander und sangen Volkslieder. Und nippten alkoholische Getränken.

Heute wollen wir wieder nichts tun, gar nix. Nach dem Mittag sind wir fertig damit und fahren nach Málaga in dieses riesige Shopping-Paradies. Mit seinen Türmchen und Kuppeln sieht es wie Disneyland aus. Wir flanieren durch die Marktgassen und schauen in die Schaufenster. Frau G. hat hier neulich eine tolle braune Lederjacke gekauft. Eine aus so einem Plastik-Tier.
Heute schenkt mir Frau G. ein "Hello Kitty" T-Shirt. Und ich kaufe ich mir einen Plastik-Affen, der mir auf Knopfdruck einen Zahnstocher reicht. Wenn das mal kein eindrückliches Souvenir ist?

Nach diesem Kaufrausch fahren wir an den Strand. Hier wollen wir ein letztes Mal übernachten. Morgen müssen wir dann zeitig los.
Es gibt Salat und Resten. Die Wolken glühen noch lange nachdem die Sonne längst untergegangen ist.

5. November 2014

Spanien: Meeresbrummen in Fuengirola

Die Morgensonne blinzelt durch die Platanen. Unsere finnischen Nachbarn klimpern mit ihren Zeltstangen und versuchen ein Sonnendach aufzubauen. In der Ferne höre ich Meeresrauschen. Zumindest rede ich mir das ein, denn eigentlich glaube ich nicht, dass Wellen wie Lastwagen brummen können.

Unsere zwei zusätzlichen Ferientage wollen wir mit ausgedehntem Nichtstun verbringen. Wir sitzen im Schatten und lesen.
Am Mittag befeuern reihum rotbäuchige Männer in grellbunten Badehosen ihre Grills. Für den Rest des Tages riecht es nach Bratwurst und Zimmerbrand. Irgendwann am Nachmittag steht das Zelt der Finnen. Mit einer Bohrmaschine schrauben sie nun Erdanker in den Boden. Sie scheinen hier länger hausen zu wollen?

Im „Service-Gebäude“ finden wir eine Waschmaschine. Frau G. füllt sie mit einer Ladung Wäsche und hängt diese nachher zwischen die Bäume. Vermutlich hält man uns jetzt endgültig für Zigeuner.
Blauer Himmel und ein lauer Wind. Wunderschön, hier in Fuengirola. Und wir können sogar unsere Computer ans Netzwerkkabel anschliessen und haben schnelles Internet. Dazu den feinen Schinken der iberischen Schweine. Was wöllte ich mehr?
Unser Abendspaziergang endet an der vierspurigen Stadtautobahn zwischen hier und dem Meer.

4. November 2014

Spanien: Málaga gabuuu-gu…

Die Landstrasse führt der Costa del Sol entlang. Schöne Landschaft und viele Ferienhäuser. Manche im Rohbau eingeschlafen. Am Mittag erreichen wir Málaga und fahren direkt in das Gewerbegebiet hinter dem Flughafen. Hier wollen wir unseren Möbelwagen unterstellen. Hier wimmelt es von Parkplätzen und Einstellhallen, aber ich suche einen bestimmten. Im Büro empfängt mich eine Frau mit der Konsistenz einer Qualle. Sie spricht hervorragend spanisch; ich kein Wort. Doch wir verstehen uns prima. Alles OK.

Wir fahren an den Strand von Torremolinos. Sonne-Sand-Meer-Palmen, wie in der Karibik, aber kaum Leute. Ein Fischer liegt im Liegestuhl und fischt nach Fischen. Ein drahtiger Mann mit einem weissen Schlapphut joggt durch den Sand, vorbei an einigen prallen Frauen, die ungeniert ihre Drüsen sonnen. Die Strandkneipe hält schon Winterschlaf. Eindeutig Nebensaison.

So nebenbei und ganz zufällig bemerke ich, dass unser Flug gar nicht morgen, sondern erst zwei Tagen später abhebt! Auch gut – machen wir halt noch ein wenig Strandurlaub.
Auf dem Camping Fuengirola finden wir inmitten skandinavischer Wohnmobile eine Bleibe. Im Geäst zwitschern die Spatzen und im Hintergrund hört man das Meeresrauschen. Oder den Feierabendverkehr?

3. November 2014

Gibraltar: Felsen, Affen und Engländern

Aus der Ferne sieht Gibraltar wie ein gekippter Felsblock aus. Eine Seite ist ganz steil und karg, die andere etwas weniger. Fast rundherum das Meer und auf allen Felsvorsprüngen hocken Kanonen und Antennen. Gibraltar ist ein britischen „Überseegebiete“ und gehört nicht zum Vereinigten Königreich Großbritannien, untersteht ihm aber. Ist also eigentlich eine britische Kolonie…

Da wo die „Kolonie“ Gibraltar an Spanien grenzt, ist auch der Flughafen und quer über die Flugpiste die einzige Zufahrtsstrasse. Die Autokolonne an der Grenze ist mindestens lang wie Gibraltar. Obwohl beide Länder in der EU sind, kontrollieren sie sich scharf und argwöhnisch.

Nach einer knappen Stunde anstehen dürfen wir in Gibraltar einreisen. Ennet dem Flugfeld beginnt ein wüstes Durcheinander von Häusern. Jeder taschentuchgrosse Fleck Land ist bebaut. Dicke Festungsmauren, Schiessscharten und alte Kanonen. Die Strassen sind schmal und kurvig und britisch. Dennoch fährt man ganz normal rechts!

Wir quetschen uns durch die Stadt hindurch bis ans Südende der Insel. Was uns da als erstes ins Auge sticht, ist die neue Ibrahim-al-Ibrahim-Moschee. Und eine dicke Kanone, die die vorbeifahrenden Schiffe grüsst. Schöner Ausblick nach Afrika. Hinter uns der Affen-Felsen, vor uns der alte Leuchtturm.

Wir fahren die steile Ostküste entlang. Die Strasse führt stellenweise durch einen alten Militär-Tunnel. Überhaupt sehen wir überall Schiessscharten und Stolleneingänge. Der Berg scheint recht löchrig zu sein?

Wir schauen uns noch dies und das an und fahren dann wieder über die Flugpiste Richtung Ausgang. Der Stau ist hier nicht mehr so lang, dafür aber fünfspurig. Hat uns gut gefallen - dieses Gibraltar.

Nach wenigen Kilometern finden wir im "Puerto Sotogrande" einen ganz netten Übernachtungsplatz neben einer Ferienanlage. Wegen der Zeitumstellung scheint die Sonne heute eine Stunde länger. Aber eine Regenwolke macht diesen Vorteil schon bald zunichte.

1. November 2014

Marokko: rotweisse Landsleute

Wo man hinkommt - andere Schweizer sind auch schon da.

Und dieser hier kopiert sogar unser Muger-Streifenmuster.
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31. Oktober 2014

Marokko: leichtes Augenschwitzen meinerseits

Da wir direkt vor dem Hafen-Tor übernachtet haben, sind wir schon da. Wir tauschen unseren Buchungs-Code gegen richtige Billets und fahren dann in den Hafen. Die Polizei- und Zollkontrolle dauert nur einen Augenblick. Anschliessend wird unser Möbelwagen noch geröntgt – alles OK.

Am Quai sind wir die ersten Passagiere und ganz vorne. Hätten wir gewusst, dass wir bei den Kontrollen so zügig durchkommen, wären wir vielleicht etwas später aufgestanden. Also tun wir erst einmal frühstücken und duschen. Dann warten.

Schon bald biegt unser Schiff um die Mole. Es heisst „Ciudad de Malaga“ und ist ausgesprochen hässlich.
Hinter uns hat sich mittlerweilen eine Kolonne von zwei Fahrzeugen gebildet. Um halb zehn fahren wir aufs Fährschiff. Nach uns werden noch eine Handvoll Lastwagen-Anhänger hineingestellt und einige verspätete Passagiere eilen noch herbei. Um zehn sollte es losgehen, als wir dann ablegen, ist es dann allerdings schon Mittag.

Ich stehe an der Reling und schaue wehmütig, wie Afrika immer kleiner wird. Währenddessen liegt Frau G. auf einem Sofa und döst.

Aussen mag unser Schiff vielleicht hässlich ausschauen, aber innen versprüht es den Charme eines kaukasischen Irrenhauses. Alles ist fest verschraubt und aus Plastik. Aber sehr grosszügig, für uns zwanzig Passagiere!

Seltsamerweise landen wir pünktlich in Algeciras. Rasch sind wir von Bord und in Spanien. Als ich vom Schiff aus Gibraltar anschaute, fiel mir ein: Da war ich noch gar nie! Warum also nicht mal hinfahren?

30. Oktober 2014

Marokko: quer durch Tanger

In dieser Nacht hat es geregnet. Und wie! Am Morgen ist alles pflotschnass und feuchtgrau. Einzig unsere Katze ist draussen unterwegs gewesen. Zum gemeinsamen Frühstück bringt sie gleich fünf hungrige Kumpel mit. Die lassen wir aber nicht rein.

Heute ist unser letzter Tag in Marokko, also los. Kurz nach dem Mittag sind wir bei der Herkules-Grotte. Die ist zu, auch alle Strassencafés und die Zufahrtstrasse dahin. Gut, dann fahren wir halt zum Leuchtturm am Cap Spartel.

Für einen Moment scheint die Sonne. Wir setzen uns in eine Gaststätte und essen Chawarma. Dann kommen wieder dunkle Wolken und wir fahren nach Tanger zum Einkaufen. Der Marjane verkauft sogar spanischen Schinken!

Aus einer Laune heraus fahren wir mitten durch die Millionenstadt Tanger. Schön hier, wie eine französische Mittelmeerstadt: Stockender Kolonnenverkehr. Dann immer an der Küste entlang bis zum Hafen Tanger Med.

Unser Schiff fährt erst morgen Vormittag. Die Zeit nutzen wir und schauen uns den nagelneuen Bahnhof Tanger Med an. Beeindruckend; aber in der Bahnhofhalle sind erst zwei Geleise fertig, der Rest ist noch Rohbau.

Wir übernachten in der Nähe der Hafen-Einfahrt. Nicht besonders malerisch, aber mit einem grandiosen Sonnenuntergang und praktisch. Morgen sollten wir um sieben am Check-in sein, nur ein kurzer Spaziergang von hier.

29. Oktober 2014

Marokko: Brückentag und Elefantenfurz

Heute in aller Frühe habe ich die Fähre nach Spanien gebucht. In zwei Tagen fährt sie. Also machen auch wir uns auf den Weg, noch sind es einige hundert Kilometer.
Wir fahren auf der Landstrasse und nicht auf der Autobahn, weil wir – also eigentlich ich - unterwegs noch einige Brücken anschauen müssen. Und zwar die beiden alten Hängebrücken über das Oued Ykem und über das Oued Cherrat.

Beide Brücken wurden 1919-22 vom französischer Ingenieur und Industrieller Ferdinand Arnodin gebaut. Sie sind baugleich und ihre die Spannweite beträgt gut 100 Meter. Es sind „typisch französische“ Hängebrücken mit zusätzlichen Schrägseilen.

Für uns geht es weiter nach Norden in die Gegend östlich der Hauptstadt Rabat. Hier wird zurzeit die neue Stadtautobahn Rabat-Salé gebaut; mehr als vierzig Kilometer neue Strasse entstehen.

Die neue Bouregreg-Brücke (N33.9389, W6.7599) wird das neue Tor zur Hauptstadt. Die beiden Pylonen sind knapp 200 Meter hoch und die Spannweite beträgt 380 Meter. Seit dem vergangenen August sind sie fertig und nun werden die Fahrbahnplatten betoniert und die Schrägseile montiert. Geplant vom französischen Architekturbüro Strates, gebaut von einem chinesischen Baukonzern.

Wir schauen uns die Baustelle an, dann fahren wir dem Fluss „Bou-Regreg“ entlang. Das Flusstal ist sehr idyllisch – aber hier befinden sich auch die Mülldeponien der Stadt. Manche Kehricht-Laster sparen sich anscheinend den weiten Weg dahin und kippen schon vorher ab!

Heute übernachten wir in Moulay-Bousselham. Auf dem Camping treffen wir ein Pärchen aus Australien. Sie sind mit einem Campingbus hier. «eine weite Anreise» sage ich, doch sie fuhren bloss von England hierher.

Am Abend veranstalten sie wieder einen dieser grossartigen Sonnenuntergänge. Zudem läuft uns eine Katze zu. Sie liegt auf meinem Schoss und schnurrt zufrieden. Und stinkfurzen tut sie wie ein Elefant.

28. Oktober 2014

Marokko: Süssgebäck und Eisenbahn

Aus den farbigen Wolken von gestern Abend ist nun Regenwetter geworden. Also genau das richtige Wetter für eine Bahnfahrt. Wir starten am neuen Bahnhof „Mohammedia“. Unser Zug ist ausgerechnet so ein italienischer Doppelstock-Triebwagenzug; ich wollte doch unbedingt mit einem klassischen Fernzug fahren. Dann halt auf der Rückfahrt.

Wir sausen ziemlich schnell über die flache Landschaft. Schon nach etwa vierzig Minuten erreichen wie den Hauptstadtbahnhof „Rabat Ville“. Umsteigen auf die Strassenbahn. Die ist brandneu und erst seit drei Jahren in Betrieb. Ein elegantes Niederflurtram von Alstom fährt uns hinüber in die Schwesterstadt Salé.

Salé wurde bis jetzt vom Tourismus noch nicht entdeckt. Hier ist es noch urtümlich und auch etwas schmuddelig. Und schön. Wir tun stadtbummeln und besichtigen einige Konditoreien. Zuerst ein Blätterteig-Hörnchen mit Schoko-Füllung.

Dann versuchen wir ein Pastilla mit orientalisch gewürztem Taubenfleisch, Nüssen und Puderzucker. Und eines mit Oliven und ohne Puderzucker. Schmecken beide gut und speziell.

Mit der Strassenbahn der Linie 2 gleiten wir zurück nach Rabat, bis zur Medina. Ab hier flanieren wir den breiten Boulevard entlang hinauf zum Bahnhof „Rabat Ville“. Vorbei an prächtigen Kolonial-Villen und dem Regierungsgebäude.
Nun noch einmal eine Strassenbahnfahrt bis in die Nähe des Bahnhofs „Rabat Agdal“. Hier muss ich unbedingt dies und das und eine Dampflok anschauen. Von hier fahren wir zurück nach Mohammedia. Der Fernzug ist pflatschvoll, so dass wir auf den nächsten warten. Wieder ein Doppelstock-Triebwagenzug fahren. Es regnet noch einmal heftig, dann ist wieder sonnig.

In Mohammedia wartet unser treuer Möbelwagen auf uns. Wir fahren wieder zum Camping „l'Océan Bleu“. Auf der Baustelle nebenan hocken zwei Kerle und machen Musik. Einer spielt eine einsaitige Gitarre, der Andere trommelt auf einem Eimer.

Am Abend spazieren wir auf die Klippe und beäugen den Sonnenuntergang. «Kennst du einen, kennst du alle» zitiere ich den römischen Dichter Terentius. Frau G. findet mich unromantisch.

27. Oktober 2014

Marokko: Aberglauben und Augenglühen

Wir nutzen die ruhigen Morgenstunden und fahren nach Casablanca. Die Stadt hat immerhin vier Millionen Einwohner und wächst stürmisch. Schon weit ausserhalb sehen wir die Baustellen und die Hütten-Siedlungen.

Auf einer winzigen Felseninsel direkt vor dem Badestrand steht der Marabout „Sidi Abderrahman“, das Mausoleum eines Lokalheiligen. Sidi Abderrahman war ein seeehr frommer Mann und konnte sogar übers Wasser gehen – sagt man. Praktisch, denn bis vor kurzem kam man bloss bei Ebbe auf seine Insel, nun gibt es eine Brücke.

Rund um seine Grabstätte herum stehen zahlreiche gemauerte Kämmerchen. Darin empfangen Wahrsagerinnen und Wunderheilerinnen ihre Kundschaft. Vor allem junge Frauen pilgern wegen ihres Kinderwunsches zum Sidi Abderrahman. Wenn nötig, wird auch mal ein Huhn oder eine Ziege geopfert.

Wir fahren aber weiter stadteinwärts, immer an der Corniche entlang bis zum Leuchtturm „El Hank“. Von hier sehen wir quer über die Bucht die grosse Hassan-II.-Moschee. Die wollen wir uns näher anschauen.

Die Hassan-II.-Moschee wurde 1993 nach nur sechs Jahren Bauzeit eröffnet. Die Moschee ist gigantisch gross; eine der grössten Kirchen der Welt. Das Minarett ist mehr als 200 Meter hoch, somit deutlich höher als die der gotischen Kathedralen in Europa.

Der Gebetsraum fasst etwa 25‘000 Gläubige und hat die Ausmasse eines Fussballstadions. Marmorböden. Granitsäulen, geschnitzte Zedernholzdecken und Kronleuchter aus feinstem Kristallglas. Aber keine Möbel und Bilder.

In Hof haben weitere 80‘000 Beter Platz. Im Untergeschoss befinden sich zwei grosse Hallen für die Waschungen vor dem Gebet. Lotusförmige Marmorbrunnen und schöne Mosaike. Nebenan noch je ein Hamam für Frauen und Männer. Mit je einem eigenen Schwimmbad.

Das Bauwerk wurde vom französischen Städteplaner und Architekten Michel Pinseau geplant und vom französischen Baukonzern Bouygues gebaut. Und das sieht man ihm auch an, denn die Ornamente wirken sehr technisch und steif. Aber die Türen aus Titan und Messing finde ich wunderschön.
Soviel Baukultur macht mich hungrig und darum fahren wir nach Mohammedia, einem Hafenstädtchen nicht weit von Casablanca. Fischrestaurants soweit das Auge reicht – aber Frau G. möchte heute lieber keinen Fisch. Nach intensiver Suche finden wir ein Lokal, das auch Pizza kann.

Zum Schlafen fahren wir zum Camping „l'Océan Bleu“. Direkt am Atlantik und umgeben von Baustellen. Ein frischer Wind raschelt durch die Baumkronen und nebenan bellt ein Köter. Es ist kühl. Über den Himmel schieben sich dunkle Wolken.

25. Oktober 2014

Marokko: Dreckfrosch

Auch hier in Marokko steht der Winter vor der Tür.

Kürzlich habe ich schon das erste Yamazuki Dreirad im Winterpelz gesehen.

24. Oktober 2014

Marokko: junge Delfine stupsen

Wir verlassen zeitig unseren Schlafplatz in Oualidia. Kein Nebel, heute scheint wieder die Sonne. Wir rollen gemütlich an der Küste entlang nach Norden. In der Lagune sehen wir die Austernbänke und eine Piste hinüber ans Meer. Mehr als Fünf Meter hohe Wellen donnern hier schäumend gegen die Felsen. Die Felsen wiederum sind dicht mit kleinen, schwarzen Muscheln bewachsen. Eine Urlandschaft.

Etwas später kommen wir an Salinen vorbei. In vielen und grossen Becken lässt man hier das Meerwasser verdunsten, bis das Salz auskristallisiert und wie Sand zu Boden fällt.

Die zahlreiche Möwen sorgen wohl für den feinen Geschmack des Meersalzes? Jedenfalls hocken sie überall in den Becken und gucken ganz erleichtert.

Einst bauten die Portugiesen die Zitatdelle von El-Jedida. Später wohnten hier die Juden und heute ärmere Marokkaner. Wir schlendern durch die Gassen und auf der Stadtmauer halb um die Stadt herum. Schauen uns dies und das an, und so.

Gar nicht weit entfernt ist die alte Stadt Azemmour. Wieder eine Altstadt mit hohe Festungsmauern ringsum. Innendrin die Häuser eng beieinander und alle weiss angestrichen. Unrestauriert und untouristisch; man könnte sogar sagen, etwas schmuddelig. Aber eigentlich auch ganz hübsch.

Hier in Azemmour gibt es auch heute noch eine kleine jüdische Gemeinde. Und viele nette Graffitti.

Da es heute wieder ordentlich warm ist, wollen wir an den Strand fahren. Ich stelle mir einen hübschen Palmenstrand vor, wo ich im warmen Sand liege und meine Füsse ins kristallklare Wasser baumeln lasse. Über mir flattern bunte Schmetterlinge und fächern mir kühle Luft ins Gesicht. Und junge Delfine stupsen mich mit ihren rosaroten Nasen an meine Zehen und wollen spielen.

Am Plage Sidi Boumain (N33.3808, W8.2222) ist es genau so, wie ich mir das vorgestellt habe. Bloss keine Palmen und farbigen Schmetterling, und statt der jungen Delfine stupst mich ein Kerl, der nach einem Trinkgeld fragt.

Wir strandspazieren und schauen nach Amerika hinüber. Die Wellen sind ein Wellenreiter-Traum. Dann liegend lesen und dösen. Herrlich schön.