22. Januar 2019

Bahnreise nach Italien – die Kunst-Metro durch Napoli

11 Neapel. Es ist ein bitterkalter Morgen, 3 Grad und ein bissiger Wind. Deswegen flüchten wir uns in die Metro und machen eine Stadtrundfahrt. Natürlich sieht man während der Metro-Fahrt nur schwarze Dunkelheit. Aber: Die Metro Linia 1 ist eben auch die Metro dell'Arte. In den Bahnhöfen gibt es überall Kunstwerke zu bewundern - über zweihundert.



Die Stazione "Università" ist ganz der Forschung gewidmet. Alles ist in Bewegung und es zappelt und flackert, wenn wir dran vorbeigehen.

Die Stazione "Toledo" liegt tief unter dem Meeresspiegel. Der Lichtschacht über den Rolltreppen reicht bis an die Erdoberfläche und schimmert in vielen Blautönen.


Seit hier die Metro verkehrt, schlafen in der Stazione "Salvator Rosa" einige Fiat Cinquecento.


Von der Stazione "Vanvitelli" laufen wir unterirdisch zur Bergstation der "Funicolare di Chiaia". Mit dieser Standseilbahn fahren hinunter in die Stadt. Hier geht’s gleich wieder tief in den Berg zur Stazione "Napoli Piazza Amedeo", von wo uns die Metro Linea 2 zurück zur Piazza Garibaldi bringt. Diese Metro fährt übrigens mit doppelstöckigen Wagen. Sowas gibt es weltweit nicht sehr oft.

Am Abend essen wir irgendwo Pizza. Es gibt aber bloss Pizza-Schnitten mit dickem Teig, so wie ihn die Nordländer mögen. Sie sind zwar nicht schlecht, aber in Neapel gibt es dafür keine Punkte.

21. Januar 2019

Bahnreise nach Italien – Messina nach Napoli

10 Messina. Pünktlich um viertel nach zehn fährt unser Zug vom Bahnhof Messina Centrale los. Nach einigen hundert Meter Fahrt erreichen wir den Bahnhof Messina Maritima, wo wir wieder auf eine Eisenbahnfähre geschoben werden. Diesmal ist es die Fähre „Messina“, ein ziemlich neues Schiff mit einem teilweise offenen Eisenbahndeck.
Die ganze Verladerei und die Überfahrt dauern fast zwei Stunden.



Bei unserem Start in Messina war noch sonnigmildes Frühlingswetter, bei der Ankunft in Villa San Giovanni aber trostlos grauer Herbst.
Hier füllt sich unser bis jetzt halbvoller Zug; ist wohl Feiertags-Rückreiseverkehr. Kurz nach zwölf fahren wir weiter. Immer der Küste entlang und in Richtung Neapel. Bei jedem Halt steigen noch weitere Fahrgäste ein, schon bald ist jeder Platz besetzt. Ich mag zwar lieber halbleere Züge, aber es geht auch so recht angenehm voran.


Um halb fünf erreichen wir Napoli Centrale. Für uns ist es schon fast ein Heimkommen. Ennet dem Bahnhofsplatz geht grad die Sonne unter und es bläst ein frostiger Wind. Erst denke ich, die Schwalben kreisen, doch es sind bloss Papierfetzen, die der Wind herumwirbelt.
Es ist kalt

Heute wohnen wir im „B&B International Garibaldi“, gleich beim Bahnhof. Der Eingang ist unscheinbare und liegt genau zwischen zwei Kebab-Läden. Im schäbigen Treppenhaus finden wir kein Hinweisschild, doch ein Passant schickt uns in den vierten Stock hinauf. Versteckt ums Eck gibt es auch einen Lift - einen mit Münzeinwurf; 10 Cent einwerfen und er rumpelt los!
Unser Hotelzimmer ist dann schlussendlich im achten Stock oben. Es ist ganz hübsch und der Gastwirt überaus freundlich. Gefällt uns hier.


Heute essen wir in der „Pizzeria Scugnizzo Trattoria”. Frau G. probiert die legendäre „Pizza fritta“ – eine frittierte Pizza. Ich bestelle mir heute eine traditionelle Pizza Margherita. Und es ist vielleicht die beste Pizza, die ich bisher gegessen habe. Sensationell.

Messina Centrale-Napoli: Trenitalia Intercity 728, € 35.-

18. Januar 2019

Bahnreise nach Italien - das grosse Messina-Erdbeben 1908

9 Messina. Bis vor 110 Jahren war Messina eine der schönsten Städte Italiens. Bis am 28. Dezember 1908, denn da zerstörte ein mächtiges Erdbeben 90% aller Häuser und tötete die Hälfte aller Einwohner; etwa 70'000 Menschen.
Später zeigt sich dann, dass dies Europas schwerste Erdbeben im 20. Jahrhundert war. Doch das war den Leuten damals wohl egal.

Viele Länder schickten Hilfe ins Unglücksgebiet. Für das Schweizerische Rote Kreuz war es der allererste Naturkatastrophen-Einsatz überhaupt. Sie schickten Esswaren, Kleider und Verbandsmaterial. Und sie bauten mehrere kleine Siedlungen mit Notunterkünften für die Überlebenden. „Schweizer Dörfer“ aus vorgefertigten Holz-Chalets, so wie sie damals gerade sehr modern waren.

Am Stadtrand von Messina entstand eine Siedlung aus 21 Häusern. Heute sind davon aber bloss noch der Strassenname „via Svizzera“ (n38.2099, e15.5555) und eine Gedenktafel übrig geblieben. Deswegen verzichten wir auf einen Besuch.
Später wurde die Stadt Messina dann wieder vollständig aufgebaut – und im Zweiten Weltkrieg von britischen Bombern gleich noch einmal zerstört.

Das erstaunlichsten ist aber, dass es in Messina bis heute - also 110 Jahre nach dem Erdbeben - immer noch Leute gibt, die in den damaligen Barackensiedlungen hausen. Doch grad heuer hat sich die Stadtregierung vorgenommen, den Bewohnern der „Baraccopoli“ endlich anständige Wohnungen zu bauen. Mal schauen, bis wann das soweit sein wird…

17. Januar 2019

Bahnreise nach Italien – Ausflug zum Vulkan

8 Messina. Der nächtliche Regensturm scheint vorbei zu sein, zögerlich drückt da und dort die Sonne durch die Wolken.
Wir fahren mit dem Regionalzug nach Catania. Die Bahnlinie führt landschaftlich sehr schön immer an der Steilküste entlang. Die Dörfer quetschen sich oft zwischen den Strand und Berghang. Aber hübsche Dörfer sind selten, meistens ist einfach bloss der verbleibende Platz mit banalen Häusern zugeschissen. Kreuz und quer besudeln sie die Landschaft.

Nach etwa einer Stunde Fahrt sehen wir dann den Ätna ganz nahe. Letzte Woche verbreitet er Angst und Schrecken – und brandschwarzen Rauch. Heute pafft er aber bloss friedlich vor sich hin. Nur ab und zu rülpst noch er eine dunkle Rauchwolke in den Himmel.

Der Ätna ist mit 3'300 Metern der höchste Vulkan Europas; und genauso hoch wie unser Hausberg Titlis. Und auch der Ätna-Gipfel ist das ganze Jahr über verschneit.
In Catania fahren wir mit dem Bus zum Parco Villa Bellini im Stadtzentrum. Von hier können wir den Vulkan recht gut sehen. Doch er ist schon wieder fast 30 Kilometer weit weg.
Wir setzten uns in ein Caffe und bestellen zwei Cappucini. Der Kellner spendiert uns eine Platte mit allerlei Gebäck und Konfekt. Sie sei übriggeblieben, ob wir die wollen?

Hier in Catania sind wir nun am südlichsten Punkt unserer Bahnreise - ab jetzt geht’s wieder heimwärts.

Am Nachmittag gehen wir zurück an den Bahnhof. Auf dem Klo passiert mir dann ein kleines Hopperla – meine Hose rutscht mir in die Fussboden-Sosse! Nun schaue ich aus wie so ein Hosenseicher!

Der Zug zurück nach Messina ist ein Bummler und hält an fast jeder Stazione. Als wir zuhause ankommen, beginnt es bereits zu dämmern. Und meine Hose ist schon fast nur noch feucht im Schritt.

Am Abend essen wir in der „Bar Central“. Die heutige Pizza Margherita ist viereckig und hausgemacht. In der Mitte thront eine Kugel Mozarella statt des obligaten Basilikums. Sie mundet ausgezeichnet und landet in meiner Schlussrangliste wohl im Mittelfeld. Aber die Bedienung war spitzenmässig und 1a.

Messina-Catania Centrale: Regionale Veloce 3851, € 7.60
Catania-Messina Centrale: Regionale 12880, € 7.60

16. Januar 2019

Bahnreise nach Italien – runter nach Sizilien

7 Napoli-Messina. Ausgerüstet mit Wurstbroten und Wasserflasche sitzen wir hier am Bahnhof Napoli Centrale und warten auf den Intercity nach Palermo. Er startet schlussendlich mit einer halben Stunde Verspätung. Dafür sitzen wir heute in einem fast leeren Wagen; und auf der Meer-Seite. Alles gut.


Hinter dem Vesuv fahren wir südwärts. Die Landschaft ist hübsch und das Wetter – öööhm – abwechslungsreich. Dann Salerno, Sapri, Paola, unsere Verspätung wird etwas weniger.
Der Zug fährt oft direkt am Meer entlang. Schöne Sandstrände, rötliche Felsen und strupfige Pinien. Dazwischen kleine Städtchen und auch viel Nichts. Schön hier unten, ich hab’s mir flacher vorgestellt.


Um zwei Uhr erreichen wir Villa San Giovanni. Hier fährt unser Zug auf ein Schiff, das uns hinüber nach Sizilien schifft. Dazu wird er rückwärts auf die Eisenbahn-Fähre „Scilla“ geschoben. Und da der Zug länger ist als die Fähre wird er gestückelt. Dazu schiebt man ihn auf Gleisdeck, hängt einige Wagen ab und fährt mit dem Rest wieder raus und schiebt ihn auf das nächste Gleis. Die Lokomotive bleibt aber auf dem Festland, in Sizilien gibt es dann wohl eine neue.



Die Überfahrt ist schön und stürmisch. Unterwegs hagelt es sogar für einen Moment. Dann landen wir und um 16 Uhr erreichen wir den Bahnhof Messina. Heute wohnen wir im „Hotel Royal Palace“ gleich neben dem Bahnhof. Von aussen ist es ein übler Betonklotz. Doch der Gastwirt ist nett und unser Zimmer richtig schön.

Nach Weihnachten ist ja der Vulkan Ätna ausgebrochen und zahlreiche Erdbeben haben viele Häuser beschädigt. Etwa vierhundert Leute wurden deswegen obdachlos. Und ausgerechnet jetzt wollen wir dahin! Darf man das? Soll man das? Oder sind wir einfach nur sensationsgeile Gaffer, die sich am Unglück anderer ergötzen?
Als ich dann aber in der Zeitung lese, dass Catanias Bürgermeister den massiven Tourismus-Rückgang und zahlreiche Stornierungen wegen des Vulkanausbruches beklagt, sind wir uns sicher – wir fahren hin. Jetzt erst recht.

Am Abend stürmt und hagelt es erneut. Wir rennen über die Strasse zu „Tania's“. Auch wenn hier die Pizza Margherita aussieht wie aus dem Kühlregal, ist sie handgemacht und ausgezeichnet gut. Einzig das obligate Grünzeug fehlt.

Napoli-Messina Centrale: Trenitalia Intercity 723, € 22.90

15. Januar 2019

Bahnreise nach Italien - Napoli

6 Neapel. Die Sonne scheint etwas zaghaft durch den nebelverhangenen Himmel. Mit der Metro fahren wir eine etwas noblere Gegend Neapels. Hier rund um die Piazza del Plebiscito stehen viele üppig dekorierte Paläste und eine stämmige Burg.

Die Galleria Umberto I gleicht aufs Haar der Galleria Vittorio Emanuele II in Mailand. Und auch hier treten viele Leute dem Sternbild-Stier auf die Testikel, weil das angeblich Glück bringt. Ich vermute aber wohl mehr für den Drauftreter, für den Stier weniger.

Von der Strandpromenade täte man quer über die Bucht von Neapel hinüber den Vesuv sehen, wenn das Wetter besser wäre. Heute ist der Vulkan im Nebeldunst kaum zu erkennen.

Für Frau G. kaufe ich „Cannelloni“. „Cannoli“ heissen die! korrigiert mich der Bäcker, das andere seien Nudeln. Die süsseknusprige Teigrolle ist mit einer Puddingmasse gefüllt und schmeckt nach mehr davon.

In der Via Generale Giordano Orsini wurde einer der bekanntesten Italiener geboren; Dr. Carlo Pedersoli, Rechtsanwalt, Olympia-Schwimmer und Schauspieler. Besser bekannt als Bud Spencer. Sein Geburtshaus wurde aber längst abgerissen. Und so schauen wir halt einfach die entsprechende Strassenecke an.

Heute essen wir in der „La Cantina Dei Mille“. Ich bestelle mir eine – öööhm, ja – Pizza Margherita. Die hat einen überaus dicken Rand und schmeckt sehr gut. In der Schlussbewertung wird sie ganz bestimmt auf einen der vorderen Ränge stehen.