5. Februar 2018

Malta: Benimm dich, als wäre deine Mutter dabei

Sooo. Heute geht’s zurück in die feuchtfrostige Schweiz. Ein letztes Mal frühstücken wir im Dachrestaurant. Auch wenn das Wetter heute etwas schwächelt und nässt, die Aussicht von hier oben ist einfach grandios.

Am Mittag kaufen wir uns ein Festpreis-Taxi und lassen uns zum Flughafen liefern. Hier sind recht viele Leute unterwegs und draussen vor dem Fenster landen und starten ein Flugzeug nach dem anderen.

Über dem Kiosk-Regal hängt eine nette Tafel: «Benimm dich, als wäre deine Mutter da». Ich ernenne das sogleich zu meinem heutigen Tagesmotto sei.

Um halb drei sind dann auch wir dran. Wir steigen in den genau gleiche Air Malta Airbus wie auf dem Hinflug. Und schon kurze Zeit später donnern wir über den Wolken heimwärts. Ich döse ein und verpasse so beinahe das Essen.

Als wir gegen Abend in Zürich landen, klatschen einige Mitreisende. Und plötzlich war mir klar, weshalb sich sich die Piloten im Cockpit einschliessen: Sie ertragen dieses einfältigen Klatscher einfach nicht mehr!

Nieselregen und Schneepflotsch. Wir sind wieder daheim.

2. Februar 2018

Malta: europäische Kulturhauptstadt Valletta 2018

Heute Nachmittag soll das Wetter schlecht werden und heute müssen wir unser Mietauto zurückgeben. Davor wollen wir aber noch eine letzte Expeditionsfahrt unternehmen. Erst einmal quälen wir uns durch den hereindrückenden Morgenverkehr aus der Stadt hinaus, schauen unterwegs dies und das an und landen schlussendlich in - Mdina.

Diese Festungsstadt hat ja neulich schon sehr gut gefallen, jetzt schauen wir sie uns etwas genauer an. Stämmige Mauern und prunkvolle Paläste und einfache Wohnhäuser aus alten Zeiten, und alle aus dem gleichen hellgelben Sandstein gebaut. Es gibt viel zu schauen und zu probieren.

Irgendwann am Nachmittag fahren wir zum Flughafen und geben unseren kleinen Nissan-Flitzer zurück. Wir waren damit 195 Kilometer unterwegs. Auf einer Insel, die nur viermal so gross wie Giswil ist, dünkt mich das erstaunlich viel!

Heute findet das Eröffnungs-Spektakel zur „Kulturhauptstadt Valletta 2018“ statt. Man erwartet über 100'000 Besucher; für eine Stadt mit kaum 6'000 Einwohnern sind das doch recht viele! Und wies ausschaut sind die alle auch schon da. Die Gassen quellen über vor Leuten.
Wir setzen uns zuerst einmal ins Parteilokal der Arbeiterpartei. Hier aus dem 1. Stock haben wir einen schönen Überblick. Und das Essen ist gut und preiswert.

Spätabends fahren wir mit der Fähre zurück nach Sliema. Auch hier sind immer noch viele Leute unterwegs. Zwei Fähren baggern unablässig Feierlaunige hinüber. War schön. Und es war ein hübscher Abschluss unserer Maltareise, denn morgen fliegen wir heim.

1. Februar 2018

Malta: das grosse Beton-Ohr

In Malta gibt es auch Sehenswürdigkeiten die kaum einer kennt und die niemand besucht; zum Beispiel das grosse Betonohr in Magħtab (n35.9311, e14.4436). Das ist ein einzigartiges historisches Frühwarnsystem der britischen Armee.

Die Anlage ist ein riesiges Hohlspiegelmikrofon und besteht im Wesentlichen aus einer gebogenen 70 Meter langen und 8 Meter hohen Betonwand. Früher waren davor noch zwanzig sehr empfindliche Mikrophone installiert. Damit konnte man sehr weit entfernte Geräusche hören. In diesem Fall waren das Flugzeuge, die von Sizilien her auf Malta zugeflogen.

Bild: Google Maps
Der „Sound Mirror“ - oder „Il-Widna“, wie die Melteser sie nennen - wurde in den Jahren 1934/35 gebaut und dann gleich in Betrieb genommen. Erste Tests zeigten, dass man damit fünfzig Kilometer entfernte Flugzeuge orten kann. Tag und Nacht. Und auch bei Nebel. Und es gab der Küstenverteidigung etwa sechs Minuten Vorwarnzeit. Für die damalige Zeit war das sensationell.

Bildquelle: dragon-hunter
Blöderweise wurden genau zu der Zeit in Deutschland und Grossbritannien der Radar erfunden. Radar funktionierte nicht nur besser, sondern diese Anlagen waren deutlich genauer und mobil. So kam es, dass man „das Ohr“ bereits 1937 ausser Dienst nahm.

Wegen der immer noch intakten Tarnung ist die Anlage schwer zu fotografieren. Und wegen der vielen Mauern und Absperrungen kommt man kaum nahe heran. Ein Bauer half mir mit Tipps und Ratschlägen, doch das Licht war trotzdem mies.

31. Januar 2018

Malta: der Tod ist so nah

Heute wollen wir den Norden Maltas erkunden. Wir hoppeln quer über die Insel. Hier drüben ist die Landschaft offener und auch deutlich grüner als bei uns in Sliema. Kurvige Landstrassen zwischen Steinmauern. Friedlich hier – könnte man meinen.

Aber genau hier in Bidnija (n35.9202, e14.4065) wurde im letzten Oktober die kritische Journalistin Daphne Caruana Galizia mit einer Autobombe ermordet. Seither herrscht in Malta grosse Aufregung und der Druck auf die Behörden ist gross, endlich die Korruption und Vetternwirtschaft zu bekämpfen.

Nur wenige Kilometer weiter ist die Welt wieder in Ordnung. In einer malerischen Bucht steht die Kulisse des Popeye-Films von 1979. Heute ist das ehemalige Filmdorf ein beliebter Vergnügungspark.

Wir setzen uns gegenüber auf ein Mäuerchen und schauen den Popeye-Darstellern zu, wie sie herumzappeln. Es ist wie im Kinderfernsehen, aber den Besuchern scheint es zu gefallen. Zumindest klatschen sie eifrig Beifall.

Ganz im Norden steht auf einem Bergrücken der rote „St Agatha’s Tower“ von 1620 (n35.9746, 14.3429). Der Wachturm ist abgesehen von der Farbe nichts Besonderes, aber die Aussicht von hier oben ist schön. Wir sehen fast das ganze Land; und rundherum noch viel Meer.

Ganz aussen auf dem nördlichsten Landzipfel Maltas steht die "Madonna tal-Għar" und schaut verklärt ins Meer hinaus. Die Legende erzählt, dass sie von zwei Fischern gestiftet wurde, die hier beinahe ertranken waren. Hier fällt der Strand senkrecht ins Wasser hinab. Die Felsen sind zudem erschreckend hoch und bröckelig, die Landschaft aber ist karg und rau.

Da und dort hängen noch Kaktusfeigen an den stacheligen Blättern. Aus diesen Früchten machen die Malteser den beliebten Bajtra Likör. Zuckersüss und feuerrot. Ich mag das Zeug, Frau G. hingegen findet den Geschmack eher „sehr gewöhnungsbedürftig“, odr so.

30. Januar 2018

Malta: der goldene Arm und eine unterirdische Welt

Mdina und Rabat gehören zu den schönsten Städten in Malta. Sie liegen direkt nebeneinander, sind aber sehr unterschiedlich. Während Mdina in eine trutzige Festung hinein gezwängt ist, ist Rabat mehr ein Siedlungsbrei mit einigen alten Häusern im Zentrum.

In Rabat dreht sich alles um die barocke St. Paul Kirche. Aber nicht unbedingt die Kirche ist das wichtige, sondern die Höhlen und Katakomben darunter. Wir steigen zuerst zur Paulusgrotte hinunter. Laut der Bibel hat der heilige Apostel hier nach seinem Schiffbruch drei Monate lang gehaust.

In einer Kapelle nebenan wird bis heute sein vergoldeter Arm verehrt. Leider ist die Reliquie heute verhüllt, so dass ich sie kaum sehen kann. Schade, denn es wäre schon der dritte Paulus-Arm gewesen, den ich kenne; einen in Rom und zwei auf Malta!

Noch etwas tiefer im Untergrund sind die frühchristlichen Katakomben. Die Leute haben damals verschlungene Tunnel und ganze Wohnlandschaften aus dem Felsen gehauen. Wir maulwurfen durch die finsteren Gänge und entdecken immer wieder neue Kammern. Da und dort liegen sogar noch Knochen herum. Grauselig und romantisch zugleich.

Noch ein Stockwerk tiefer unten sind die Luftschutzkeller aus dem Zweiten Weltkrieg. Mehr als fünfzig Schutzräume hat man damals zum Schutz vor den Fliegerbomben aus dem Felsen gehauen.

Malta ist ein Land ohne einen einzigen Fluss, See oder Wald. Und richtige Berge gibt es auch keine, bloss unzählige Hügel. Die Dingli Cliffs auf der Sonnenseite der Insel sind mit etwa 250 Meter Höhe der höchste Punkt der Insel. Von hieraus können wir weit ins Meer hinaus schauen. Bis zum Horizont und  bis zur kleinen Insel Filfla.

Hier an den Dingli Cliffs sehen wir überall kleine Geräteschuppen. Diese brauchen die Jäger, die hier mit Netzen Vögel fangen. Oder sie mit Schrotflinten von den extra aufgestellten Sitzstangen schiessen. Die Vogeljagt hat die EU zwar längst verboten, aber dennoch ist sie ein beliebtes Hobby der Malteser.

Oder man wirft seinen Kehricht über die Klippen. Ganz praktisch, denn mancherorts kann man direkt bis an den 250 Meter tiefen Abgrund heranfahren.