25. August 2016

Reiseplanung - unterwegs in der Punktwolke

Im Zusammenhang mit unserer Iranreise wurden wir ein immer wieder gefragt, ob wir denn unsere Reisen im Voraus präzise geplant hätten?
Nein, haben wir nicht. Statt einer genauen Route notierte ich mir bloss alle Orte, die wir uns ansehen möchten und die möglichen Übernachtungsorte in der Region. Das ergibt dann eine Punktwolke, die ins Navi kommt. Fertig.

Unterwegs beratschlagten wir jeden Abend, wo es denn morgen hingehen könnte. Manchmal bestimmten wir unseren Übernachtungsort sogar erst am späten Nachmittag.
Natürlich haben wir uns auch Gedanken über verschiedene „klappt-nicht-Szenarien“ gemacht. Es war ja nicht sicher ob uns die Fluggesellschaft ohne Visa überhaupt mitnimmt, oder ob wir das Visum auch wirklich bekommen. In beiden Fällen wären wir in Istanbul gestrandet und hätten eine Türkeireise gemacht. Mit dem Mietauto war es ganz ähnlich. Hätte es damit nicht geklappt, wären unsere Reise eine ganz andere geworden. Wir wären mit Bahn, Bus und Innlandflügen im Iran herumgereist. Auch diese Variante hatte ich vorbereitet; also meine Punktwolke erweitert.

Also ‒ wie ihr seht, bestand unsere Planung nicht aus einer präzisen Route, sondern aus einer Vielzahl von Möglichkeiten. Die Details ergeben sich dann vor Ort und manchmal lassen wir uns auch einfach treiben ‒ und auch das hatten wir vorab so geplant.

24. August 2016

schön traurige Eisenbahn

Als wir kürzlich ans Afrika-Treffen fuhren, kamen wir in Kerzers vorbei. Da erinnerte ich mich plötzlich, dass ich mir hier in Kerzers schon lange einmal eine bahntechnische Besonderheit anschauen wollte. Bloss konnte ich mich nicht mehr erinnern, was das genau war! Auf Gut-Glück fuhren wir an den Bahnhof, aber ich sah nichts Besonderes.
Zuhause sah ich dann nach: Am Bahnhof Kerzers kreuzen sich die Geleise der SBB Schweizerische Bundesbahnen und der BLS Lötschbergbahn. Was sich jetzt für manche eher wenig spektakulär anhört ist aber einzigartig.

Da wir nun schon mal hier waren, schaute ich noch beim ehemaligen „Bahnmuseum Kerzers-Kallnach“ vorbei. Alles zu - und vieles schon weg. Ganz einsam steht noch die Zahnrad E-Lok HGe 3/3 im Hof. Und daneben noch ein alter Schneepflug und einige Eisenbahnwagen. Und eine kleine Grubenlok. Und. Einfach traurig schön.

23. August 2016

im Glücksrausch

Das erste Halbjahr war für Frau G. ein wenig betrübt; sowohl gesundheitlich wie auch beruflich.

Doch jetzt hat sie ein vierblättriges Kleeblatt gefunden - was ja wohl nur eines bedeuten kann: Glück im Überfluss.
Also weniger für den vierblättrigen Klee, denn der liegt nun eingequetscht in einem dicken Buch und soll da vertrocknen.

22. August 2016

Flugmenschen über Lauterbrunnen

Das Lauterbrunnental ist nicht nur wegen der zahlreichen Wasserfälle bekannt. Die senkrechten Felswände locken auch allerlei Fallschirmspringer an. Die hüpfen von den Felsen und erfreuen sich kurzen freien Flug, bevor sie am Fallschirm sicher zu Boden gleiten.

Wir schauen den Basejumper zu. Vor der fünfhundert Meter hohen Felswand sind sie kaum zu sehen. Als winzige Pünktchen flitzen sie pfeilschnell durch die Luft. Wenn sich dann den Fallschirm öffnen, sieht es aus, als ob sie Notbremse ziehen und dann ganz ruhig zum Boden schweben.

Jedes Jahr springen alleine im Lauterbrunnental etwa 20’000-mal die Basejumper von den Felsen. Fast alle kommen unten heil an. Doch einige Dutzend „Abenteuersportler“ überlebten es nicht und pflatschten wenig würdevoll in Vorgärten und Kuhweiden. Grad letzte Woche wieder grad drei; einer im Lauterbrunnental und zwei bei uns zuhause.

20. August 2016

Jura: dör Pförd schaut

Als ich am Morgen aus unserem Möbelwagen hinausschaue, schaut mich ein Pferd an. Anscheinend teilten wir uns hier oberhalb von Les Verrières den Schlafplatz. Ich rede mit ihm, aber es versteht mich nicht. Klar - dör Pförd spricht französisch.
Gemütlich rollen wir durchs Val-de-Travers heimwärts; immer der Areuse entlang, die hier noch ein ruhiges Bächlein ist.

In  St-Sulpice will ich noch gschwind schauen, ob bei der dortigen Dampfbahn (n46.9084, e6.5668) etwas los ist? Nix besonderes. Doch dann entdecke ich am hinteren Ende des Depots eine mächtige französische Lokomotive von Schneider-Creusot. Sie ist eine der stärksten europäischen Dampfloks und gilt als der Höhepunkt des europäischen Dampflokbaus. Jetzt steht sie hier herum und wartet auf die Zukunft.

Das Val-de-Travers ist für seine „grüne Fee“ berühmt. Den Anis-Schnaps „Absinthe“. Berühmt ist das Zeug aber vor allem, weil es bis vor wenigen Jahren verboten war. Denn schmecken tut‘s wie Pastis, Ouzo oder Rakı. Oder wie "Pernod" – die Familie Pernod ging damals wegen des Verbots nach Frankreich und produzierte ihren beliebten Pernod dort.

In  Môtiers gibt es gleich eine Handvoll Absinth-Brennereien (n46.9103, e6.6117). Für erstaunlich viel Geld erwerben wir eine winzigkleine Flasche davon. Trinken will ich den Absinthe aber erst zuhause, da ich befürchte davon den Verstand zu verlieren. Oder mir wie damals van Gogh ein Ohr abzuhauen.