13. Juni 2016

Schatzkammer im Bunker

Was kann man an regnerischen Samstagnachmittag schon tun? Kultur oder was Unterirdisches anschauen. Nur gut, dass ausgerechnet heute die Schatzkammer vom Burch-Korrodi geöffnet. Die ist nämlich nur ganz selten zugänglich; und in einem unterirdischen Schutzraum in Sarnen. Also genau das richtige...

Meinrad Burch-Korrodi stammte ursprünglich aus Giswil und war in den 1950-er Jahren ein weltbekannter Goldschmied und Schmuckdesigner. Spektakulär und einzigartig waren vor allem seine sakralen Kunstwerke: Kelche, Kreuze, Medaillen.
Die Kirchenleute waren ganz verrückt danach. Selbst der Papst kaufte beim ihm ein.

Die Goldschmiedearbeiten des Burch-Korrodi Ateliers waren in ihrer Zeit völlig neuartig. Schlichte Bauhaus-Eleganz statt schwülstiger Barockformen. Ganz besonders haben mir dabei die Emaille-Oberflächen gefallen; hauchfeine Muster auf Gold- und Silbergefässen. Und seine ganz gradlinigen Fingerringe und Halsketten. Und seine Werkstatt-Skizzenbücher ...
Die Sammlung Burch-Korrodi in Sarnen ist nur ab und zu geöffnet, oder nach Anmeldung. Aber auch wenn man sich weder für Schmuck noch für Kirchenkunst interessiert, lohnt sich ein Besuch. Man kann da einfach schöne Dinge sehen.

11. Juni 2016

Spaziergang mit 13‘000 PS

Am Freitagvormittag landete bei uns auf dem Flugplatz Buochs eine Lockheed Super-Constellation. Ich nutzte meinen Mittags-Spaziergang und schaute mir den Flieger mal aus der Nähe an.
Die Lockheed Super-Constellation war in den 1950-er Jahren das berühmteste und eleganteste Passagierflugzeug. Wegen seiner grossen Reichweite wurde es vor allem im interkontinentalen Routen eingesetzt. Bis dann die Düsenflugzeuge aufkamen - die waren schneller und billiger...

Diese „Super Connie“ wurde 1955 gebaut und war ursprünglich ein Transportflugzeug der amerikanischen Armee. Seit 2004 ist sie nun auf dem Euro-Airport Basel zuhause und fliegt vor allem Rundflüge. So auch heute.
Die Lockheed Super-Constellation hat vier 18-Zylinder-Motoren mit zusammen etwa 13‘000 PS. Dementsprechend imposant ist der Lärm und Rauch beim Start. Und weil die Motoren so stark sind, konnte man auch sehr grosse Propeller montieren – was wiederum ein sehr hohes Fahrwerk erforderte, da sie sonst den Boden berühren täten. So elegant sie in der Luft aussieht, so, staksiges wirkt sie am Boden. Mich erinnert sie immer an eine Heuschrecke.

Meine Idee: Ich laufe da jetzt mal hin und schaue mir den Flieger aus der Nähe an – wurde leider vom Sicherheitspersonal zunichte gemacht. Sie fingen mich ein und begleiteten mich ganz nett aus dem Flugplatzgelände.
Mein Rückweg war 2,5 Kilometer lang – aber ich wolle ja eh spazieren gehen. Ich muss unbedingt an meiner An- und Einschleich-Strategie arbeiten, den in der letzten Zeit wurde ich grad ein paar Mal dabei erwischt. Peinlich, peinlich...

10. Juni 2016

unser Mehrfach-Frühling

Wir haben ja dieses Jahr schon einige Frühlinge genossen. Zuerst den in Zypern, dann in Giswil und einen im Iran – und jetzt geniessen wir den Bergfrühling in unserer Alphütte. Jetzt, bevor das Vieh und die Ausflügler kommen, ist es hier noch ganz ruhig und beschaulich.

Kaum ist der letzte Schnee sublimiert, ellbögeln sich die Blumen an die Oberfläche, spreizen ihre Blüten und lassen sich von den paarungswilligen Insekten schwängern. Jedes Jahr das gleiche Spiel.
So schööön.

9. Juni 2016

Istanbul: mein Lieblingsplatz und Fischbrater

Mein Lieblings-Ort in Istanbul ist ein schäbiger Park in Beyoğlu, nicht weit von der Galata-Brücke. Er ist gut zu finden; direkt hinter dem Quartier der Eisenwarenhändler und dem kleinen Fischmarkt. Unter den Bäumen stehen einige Plastikstühle und das Wasser klatscht an die Ufermauer.
Doch dieses Jahr hat sich vieles verändert; einige Nachbarhäuser wurden abgerissen und die Bäume in grossen Plastikkübeln beiseite gestellt. Anscheinend wird hier umgebaut.

Hier gibt es die besten Balik Ekmek (Fischbrötchen) der Welt. Auch wenn der Fischbrater nicht so lecker ausschaut, seine Fischbrötchen sind weltbekannt. Er heisst "Emin Usta" – und ist schon fast weltberühmt...

Das Rezept ist simpel. Erst brät er den Fisch bei niedriger Hitze auf dem Holzkohlegrill. Dann wickelt er ihn zusammen mit Tomaten-Zwiebel-Paprika-Hack und ordentlich Petersilie in ein Fladenbrot. Das wird dann mit etwas Öl beträufelt und reichlich mit Pul Biber – den rote Paprikaflocken – bestreut und dann rundum knusprig gegrillt.

Mit meinem Balik Ekmek setze ich mich ans Ufer. Ennet dem Haliç glänzen die Moscheen im Abendlicht. Die Muezzine lautsprechern zum Abendgebet. Die Möwen kreisen und die streunenden Katzen warten geduldig auf allfällige Essensresten. Isch wunderschön hier.

8. Juni 2016

130 Jahre Ersatz für guten Geschmack

Heute vor 130 Jahren hat der schweizer Fabrikant Julius Maggi die Maggi-Würze erfunden. Der preiswerte Ersatz für Fleisch und guten Geschmack geniesst bis heute Kultstatus.

Das Rezept der Sosse ist streng geheim. Es gibt Leute, die behaupten, dazu würden gebrauchte Gummistiefel und Schlachtabfällen ausgesotten. Was natürlicher völliger Unsinn ist: Laut Wikipedia werden sie nicht ausgesotten, sondern es kommt ein modernes "enzymatisches Hydrolyseverfahren" zum Einsatz.