4. Mai 2016

Iran: mehr oder weniger Armenier

In Isfahan lebten seit dem 17. Jahrhundert viele verschiedene Völker – mehr oder weniger frei und mehr oder weniger freiwillig. Zu denen gehören auch die Armenier. Sie wohnen bis heute ennet dem Fluss im Quartier Jolfa. Wir fahren rüber und schauen uns um.

Die armenisch-apostolische Bedchem-Kirche (n32.6364, e51.6579) ist von aussen eher unscheinbar, der Innenraum ist dann umso prächtiger. Er ist von oben bis unten mit Bibel-Szenen bemalt und üppig vergoldet. Es riecht nach Weihrauch und alten Socken.

Gar nicht weit entfernt steht die Vank-Kathedrale (n32.6349, e51.6558). Der Kirchenraum ähnelt dem der Bedchem-Kirche. Über und über mit heiligen bemalt. Ich frage einen der Aufpasser nach der heiligen Agatha? Aber ausgerechnet von ihr gibt es hier kein Bild.

Noch beeindruckender als den Innenraum gefällt uns der Hof. Hohe Bäume und Mauern bilden wunderschöne Plätze und Räume. Und hoch über all dem thront die schlichte Backsteinkuppel der Kathedrale.
Neben der Kathedrale gibt es auch noch ein Museum mit Exponaten aus der Geschichte der Armenier in Isfahans. Da ist aber grad eine Gruppe Engländer drin, deshalb sitzen wir in eine Mauernische und warten bis die Karawane weiter zieht. Das interessanteste Ausstellungsstück ist ein halbiertes Haar, wo jemand einen frommen Text drauf geschrieben hat! Man sieht es nur mit einem Mikroskop. Ich bin − öööhm − sprachlos.

3. Mai 2016

Iran: drei Brücken in Isfahan

Da wir heute noch unseren „Tondar“ haben, wollen wie eine Stadtrundfahrt machen und die etwas weiter entfernten Sehenswürdigkeiten anschauen. Jetzt am Vormittag sollte auch der Strassenverkehr noch einigermassen erträglich sein. Um es gleich vorneweg zu sagen; ist er nicht!

Gleich unterhalb unseres Hotels ist die bekannteste Brücke Isfahans, die „Si-o-se Pol“ – die 33-Bogen-Brücke (n32.6445, e51.6675). Sie wurde um 1600 erbaut uns ist knapp 300 Meter lang. Heute fliesst Wasser und damit sieht sie toll aus.

Früher war unter den ersten Brückenbögen ein Lieblings-Café, jetzt leider nicht mehr.
Wir fahren am Zayandeh Rud, dem grossen Fluss Isfahans entlang nach Osten. Am den Ufern entlang sind viele Kilometer weit wunderbare Parks mit Frühlings-Bäumen. Das Blätterdach glitzert in der Morgensonne und auf der Strasse sind deutlich zu viele Autos unterwegs.

Unser zweiter Halt ist bei der „Pol-e Joui“ (n32.6381, e51.6776), einer Steinbrücke aus dem Jahr 1665. Einst durfte sie nur vom Schah und seinen Höflingen benutzt werden.


Die Brücke ist etwa 150 Meter lang und hat 21 Bögen. Und in der Mitte zwei Teehäuser.
Etwas weiter Flussabwärts ist noch eine alte Brücke, die „Pol-e Chādschu“ (n32.6368, e51.6833). Sie ist etwas kürzer und etwas älter, hat dafür aber 23 Bögen.

Die Brücke ist zugleich auch ein Stauwerk, damit der Fluss oberhalb auch in der trockenen Jahreszeit Wasser hat. Letzte Woche war er ja noch fast trocken, dank der Regenfälle in den Bergen führt er jetzt reichlich Wasser. Zwar braunes, aber immerhin so viel, dass der Unrat weggespült wird.

In der Mitte der Brücke befindet sich ein achteckiger Vergnügungspalast mit Aussichtsterrassen. Leider ist er jetzt zugemauert. Aber in den Mauernischen kuscheln sich schon jetzt am Morgen die Liebespaare. Zwischen den Brückenbögen sind Kunststudentinnen mit Kameras unterwegs. Am Ufer sitzen alte Männer auf den Parkbänken und debattieren. Die Brücken sind viel mehr als nur Fluss-Querungen, sie sind Lebensraum.

2. Mai 2016

Iran: der Fluss in der Wüste

Der Fluss, der mitten durch Isfahan fliesst heisst „Zayandeh Rud“. Er kommt aus dem Zagros-Gebirge und versickert am Ende im Gavkhouni-Salzsee, da wo wir gestern waren. Das Städtchen Varzaneh ist die letzte Siedlung am Zayandeh Rud. Es ist uralt und seit vielen Jahrhunderten gibt es hier auch eine Brücke über den Fluss.
Heutzutage gibt es hier gleich drei Brücken, aber die alte ist nach wie vor die Schönste; eine mittelalterliche Steinbrücke mit zehn Brückenbögen. Darunter kräuselt sich tiefblaues Wasser in Hülle und Fülle, und das mitten in der Wüste!

Wir flanieren dem Ufer entlang. Hier kann man Boote und Jet Skis mieten. Es gibt Kinderspielplätze und einen mit Fitnessgeräten extra für Senioren. Wir bevorzugen den Kiosk. Ich bestelle Sandwichs und Limonade. Der Gastwirt überrascht uns dann mit Hamburgern in Micky-Mouse-Papier.
Von hier sind es jetzt noch etwa 120 Kilometer nach Isfahan. Auf der Landstrasse hat es kaum Verkehr, aber als wir uns gegen Abend der 2,5 Millionen Stadt nähern, wird er immer mehr. Und wie immer gelten in solchen Momenten keine Verkehrsregeln mehr. Jeder versucht sich an seinem Vordermann vorbei zu quetschen, andere versuchen abzubiegen oder halten einfach an. Blinken tut keiner – aber hupen auch nicht.

Am südlichen Stadtrand kommen wir am neuen Bahnhof vorbei. Ich fahre gschwind hin, vielleicht kann ich einige Züge anschauen.
Die Bahnhofshalle ist gross und modern. Leider ist zwischen mir und den Zügen eine Sicherheitsschleuse. Da kommt man nur mit Ausweis und Fahrkarte durch. Ich versuche es trotzdem – ohne Erfolg.

Doch ich bin ein schlaues Kerlchen. Wir laufen ums Gebäude herum. Frau G. wartet und ich schleiche mich zu den Züge erreichen. Leider erkennt mich die Kontroll-Beamtin von vorhin. Sie kommt herangaloppiert und hält mich auf. Trotz Sprachbarrieren einigen wir uns darauf, dass ich hier nix zu suchen habe und die Bahnsteige sofort verlassen müsse. Jetzt. Nein, keine Fotos. Sofort.
Noch einmal davon gekommen. Frau G. ist erleichtert, als sie mich wieder kommen sieht!

Wir quälen uns zurück auf die Strasse und feierabendverkehren nach Isfahan. Trotz Verstopfung und Irrsinn erreichen wir recht zügig unser „Tourist Hotel“. Diesmal bekommen wir statt einer Suite ein Doppelzimmer. Das ist grösser, schöner und nur halb so teuer.

30. April 2016

Iran: Stanley war vor uns hier

Die geheimnisvolle Ruinenstadt Persepolis hat auch schon früher allerlei Wissenschaftler, Kunstsinnige und Abenteurer angelockt. Und fast jeder hat sich in den zweieinhalbtausend Jahre alten Monumenten verewigt.

Ganz in der Nähe des Eingangsportals entdeckte ich die Inschrift vom berühmten Afrikaforscher Henry Morton Stanley. Er war 1870 hier, bevor er zu seiner grossen Afrika-Expedition aufbrach, um den verschollenen Afrikaforscher David Livingstone zu suchen. Den er dann ja auch am Tanganjikasee fand.
Aber das ist eine andere Geschichte.

29. April 2016

Iran: salzige Wüste

Abadeh: Das heutige Frühstück hält keine Überraschungen parat; Fladenbrot, Käse, Gurken, Tomaten und so. Dazu Tee oder Pulverkaffee - Frau G. sucht ihr Glück in der Kombination von Tee und Pulverkaffe!
Das Wetter ist grossartig und weil wir noch Nordwesten fahren, haben wir heute die Sonne im Rücken. Perfekt.

Nach 100 Kilometer auf der Überlandtrasse zweigen wir nach Osten ab. Nun fahren wir auf der kleinen Nebenstrasse schnurstracks in die Wüste hinaus. Kein Mensch weit und breit, nur einige Schafe. Bald sehen wir am Horizont die erste Sanddünen. Obwohl es nach Meeresstrand aussieht, sind wir doch auf etwa 2‘000 Meter über Meer unterwegs.

Nach insgesamt etwa zwei Stunden Fahrt erreichen wir das karge Dorf Khara. Von hier führt eine holprige Piste auf den Gavkhuni-Salzsee hinaus. Schon bald türmen sich beidseits der Piste grandiose Sanddünen. Goldgelb vor tiefblauem Himmel und bestimmt 100 Meter hoch.

Unsere Seefahrt endet am Tor zur Khara-Saline. Jetzt nach den Winter-Regen ist der Salzsee leider schlammig und unansehlich braun. Im Herbst ist er dann wieder schneeweiss und steinhart - so wie es sich gehört. Dann wird hier auch wieder im grossen Stil Salz geerntet. Jetzt finden wir nur in einigen Salzpfützen. Auf der Wasseroberfläche schwimmt das bei Feinschmeckern begehret „Fleur du sel“.

Vor dem Salinen-Tor steht ein Auto. Der iranische Fahrer erzählt uns, er sei mit zwei Schweizern hier! Und so kommt es, dass wir auf einem völlig unbekannten Salzsee im Zentraliran Landsleute treffen. Zwei nette Kerle. Wir plaudern einwenig, dann müssen wir weiter und wir fahren weiter nach Osten.