28. August 2015

Skandinavien: Reiher kürzen in Schleswig-Holstein

Beim Frühstück steht aufs Mal ein Mann neben uns. Er trägt gräuliche Hosen und Haare und sagt: «Unten tropft eine Flüssigkeit heraus, ist DAS normal?»
Wir nicken und Frau G. sagt; «das kann nur Wasser sein.» Na ja, unser Duschwasser.
Kopfschüttelnd packt er einen Feldstecher und seine Säge und stapft ins Schilf. Was will er dort mit einer Säge? Frau G. vermutet, er wolle einen Christbaum klauen. Ich glaube aber, damit kürzt er den Reihern ihre Beine und macht so aus ihnen Schwäne. Und so einer fragt uns, ob das NORMAL sei?

Wir verlassen unsern Teich und widmen uns der Astrophysik. Denn ganz in der Nähe befindet sich eine einzigartige Forschungsanlage: Das „Gravitationswellen Observatorium GEO600“ (N52.24525, E9.80771) in Sarstedt. Eine überaus spannende Sache. Was man davon vor Ort aber sieht, sind zwei 600 Meter lange Wellblechrohre, Darin sausen Lichtblitze hin und her. Sollten sie in beiden Messstrecken nicht gleichzeitig zurück sein, so wäre das DER Beweis dass so eine Gravitationswelle die Erdkugel verformt hat. Bis jetzt aber noch nix.

Gegen Mittag verlassen wir dieses GEO-Dings und fahren auf die Autobahn. Wir kommen recht gut voran. Es ist heiss und es hat viele Baustellen. Die Autobahn-Baustellen mag ich ja eigentlich, da gibt es viel Spannendes zu sehen. Das Problem sind bloss die anderen Autos. Sie sind einfach zu viele und stehen gerne im Stau. Ausserdem sind viele der Fahrer gehetzt und ungeduldig. Manch einer geht tendenziell schon in Richtung „Schafseckel“.

Wir wollen Kilometer machen und halten erst in Speyer. Da waren wir früher schon einmal und haben hier gut geschlafen. Wir stellen uns in den Schatten der Bäume (N49.3143, E8.44324) und transpirieren noch bis lange nach Sonnenuntergang. Und wir trinken Gaggerl-Schnaps – den Frau G. so gerne mag.

27. August 2015

Skandinavien: Brücke schweben und schaukeln

Die Sonne lacht in Glücksburg. Wir lümmeln noch ein wenig herum; ich lese meinen Kluftinger-Krimi und Frau G. macht so Sachen. Abwaschen und so.
Dann machen wir uns auf den Weg. Ganz gemütlich brummen wir auf der Landstrasse südwärts. Was in Deutschland gar nicht gerne gesehen wird. Wir werden mehrmals angehupt oder bösen Blicken bestraft.

Bei Lindaunis fahren wir an die Schlei und schauen uns die historische Klappbrücke (N54.58363, E9.81988) an. Das ist eine grandiose Eisenkonstruktion, die mittels eines Gegengewichtes ganz raffiniert aufgeklappt werden kann. Die Brücke ist zwar bloss einspurig, dennoch fährt neben den Autos auch noch die Bahn drüber. Und die Fahrräder und die Fussgänger.

In Rendsburg erwartet uns noch einmal eine verkehrstechnische Sehenswürdigkeit; die Schwebefähre (N54.29359, E9.68288) über den Nord-Ostsee-Kanal. Eigentlich ist das eine Eisenbahnbrücke, die in 40 Meter Höhe über den Kanal führt. Damit die Züge da hinauf kommen, gibt es beiderseits einen kilometerlange ansteigende Brückenrampe.
Die Schwebefähre hängt an der Eisenbahnbrücke und befördert die Autos und Fussgänger über den Kanal.

Heute ist die Schwebefähre aber grad hinter einem Baugerüst versteckt und auch an der Brücke wird gehämmert. Wir schauen den Zügen und Schiffen zu, wie sie sich hier kreuzen. Eigentlich wäre das ein wunderbarer Übernachtungsplatz. Doch wir sollten heute noch ein Stück weiterfahren.
Auf der Autobahn ist recht dichter Feierabendverkehr. Zudem sind grad mehrere lange Baustellen, so fahren wir kurz vor Hamburg raus und raststätten bis das Gröbste vorbei ist.


Um halb sieben fahren wir weiter. Es läuft gut und schon kurz darauf flutschen wir geschmeidig durch den Hamburger Elbtunnel.
Wir übernachten an einem netten Weiher (N52.2752, 9.80838) hinter Hannover.

26. August 2015

Skandinavien: der Bürgermeister von Wesel, ist ein Esel …

Direkt ennet der dänischen Grenze beginnt Deutschland. Und von da ist es nicht mehr weit bis nach Flensburg. Am Hafen sehen wir ein paar alte Schiffe angeleint. Also halten wir zum Schiffegucken an; es ist die die „Museumswerft“ (N54.79405 E9.43354). Hier werden noch nach alter Handwerkskunst Schiffe repariert und renoviert. Und man darf zuschauen und alles anfingen, was ich ausgiebig tue.

Die Stadt Flensburg gefällt uns gut. Berühmt ist sie in ganz Deutschland aber vor allem wegen des „Kraftfahrt-Bundesamtes“ berühmt, das hier die Verkehrssünder-Punkte verwaltet. Ein grosses viereckiges Haus mit vielen Fenstern. Bleichbeinige Mitarbeiter kommen grad von der Mittagspause zurück. Der Pförtner schüttelt grimmig den Kopf, als ich mich mitten in die Einfahrt stelle, um Fotos zu machen.

Gar nicht weit hinter Flensburg liegt das Dorf – öhm; Ostseebad sagen sie hier - Glücksburg. Und mitten in einem Tümpel steht hier auch das gleichnamige Wasserschloss Glücksburg. Eine wirklich malerische Anlage (N54.83196 E9.54337) mit vier dicken Türmen und einer langen Besucherschlange.

Es ist wunderschönes Wetter und deshalb fahren wir erst einmal an den Strand. Ich möchte schwimmen – also eher baden, oder sagen wir ins Wasser stehen – aber Frau G. graust es vor den angeblich hier beheimateten Quallen. Ich behaupte, hier habe es keine. Und wenn, dann nur gaaanz kleine und harmlose. Richtig niedliche. Doch bleibt auf dem Strandweg stehen und betritt nicht einmal den Sandstrand.

Später mache ich noch ganz diskret ein Foto vom Wasser. Na gut, einige Quallen gibt es hier schon, aber die sind fast durchsichtig und fallen kaum auf.
Während Frau G. noch gschwind etwas einkaufen will, setze ich mich auf den Frisör-Stuhl und lasse mir einen sommerlichen Kurzhaarschnitt verpassen. Noch ein Schluck Schmöcki-Wasser drauf gesprüht - und ich bin kaum mehr von einem Heiratsschwindler zu unterscheiden.

Ein Mann mit einer Sonnenblume kommt auf mich zu und sagt: «Eins will ich ihnen sagen. Der Bürgermeister von Wesel, ist ein grosser Esel.» öööhm – ja, gut zu wissen…

Rasant überziehen Wolken den Himmel und schon bald fallen erste zögerliche Tropfen. Wir finden am Jachthafen einen ganz netten Übernachtungsplatz (N54.8369 E9.5218). Es beginnt zu regnen. Ich mag das; im Bett fläzen und der Regen prasselt aufs Dach. Sauromantisch.

Skandinavien: Smørrebrød ist huärä guet

OdenseEin wunderbarer Morgen. Über uns blauer Himmel und hinter den Fenstern gegenüber sind die Werktätigen bereits emsig am Arbeiten. Wir frühstücken gemütlich. Es gibt norwegischen Lachs, Brot vom Vortag und Brösmeli-Kafi.
Dann reifeln wir ganz gemütlich über die Landstrasse nach Middelfart und über die alte Brücke (N55.51814 E9.71029) hinüber aufs Festland. Nun sind wir endgültig wieder in Kontinentaleuropa. Ab jetzt geht es nur noch südwärts. Odr so.

Über Haderslev wissen wir nichts. Wir schauen es uns bloss an, weil das Städtchen auf unserem Weg liegt. Die Altstadt ist erstaunlich hübsch und durchaus besuchenswert. Eine grosse Kirche in „Backstein-Gotik“ und rund um den Hauptplatz Bürgerhäuser im „Bauern-Barock“.

Jetzt sind wir schon so manchen Tag in Dänemark unterwegs – und wir haben noch nie Smørrebrød gegessen. Smørrebrød heisst eigentlich nur „Butterbrot“; was ich dann aber serviert bekomme ist eine komplette Mahlzeit. Brot mit Kartoffeln, Speck, eingelegten Zwiebeln, Majo und Begleitgrün. Isch gut.



Am östlichen Stadtrand von Haderslev wird zurzeit die Stadt erweitert. Tolle neue Wohnhäuser und ein grandioser Kulturtempel sind entstanden. Wir flanieren zwischen den Neubauten. Und beschliessen, gleich hier auf einem unbebauten Grundstück - respektive am Schiffsanleger (N55.25187 E9.5089) davor - zu übernachten.

Ein herrlich milder Wind weht vom Meer her, die Entenküken schnattern und die Buben sausen mit ihren Rollbrettli hin und her. Dann geht die Sonne orangerot unter. Es ist richtig schön hier.
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25. August 2015

Skandinavien: Delfine mit Pelz

Korsør. Mit der Flut kommen auch wieder die Quallen. Das ganze Wasser ist voll von den schlabbrigen Tieren. «Alle Meerestiere sind grusig» behauptet Frau G. «Nur die Delfine nicht. Und Robben; aber das sind ja auch nur Delfine mit Pullover.»

Wir schauen uns noch einmal die Storebælts-Brücke an; diesmal im milden Morgenlicht. Dann fahren wir an die Zahlstelle und über die Brücke. Von hier oben sieht sie noch mächtiger aus, als vom Ufer unten.

In Nyborg erreichen wir wieder festen Boden unter den Füssen. Das Städtchen ist, zumindest auf den zweiten Blick, ganz hübsch. Wir trinken Kaffee und geniessen die sommerliche Wärme.

Odense ist die drittgrösste Stadt Dänemarks – habe ich gelesen. Die wollen wir uns ein wenig anschauen. Wenige Schritte vom Stadtzentrum finden wir einen Parkplatz. Und ganz in der Nähe steht auch das Geburtshaus von Hans Christian Andersen, dem berühmtesten Odenserianer.

Das Andersen-Haus ist ganz unscheinbar, so dass viele Besucher fälschlicherweise den Souvenir-Laden gegenüber fotografieren. Der ist nämlich gross „Andersen“ angeschrieben und wesentlich imposanter als das gedrungene Andersen-Geburtshaus. Zudem ist nach wie vor nicht eindeutig geklärt, wo Andersen tatsächlich geboren wurde. Bis auf weiteres muss einfach das kleine gelbe Haus herhalten!
In ganz Odense finden wir Skulpturen von Andersen-Märchen. Da ich aber keine davon gelesen habe, weiss ich nicht, was all die Figuren bedeuten sollen.

Neben dem Bahnhof wurde erst vor wenigen Wochen eine spektakuläre Fussgänger-Brücke (N55.40098 E10.38316) eingeweiht. Um einen chromglänzenden Pylon windet sich eine Rampe, führt hoch oben über die Geleise und dann in einem ausladenden Schwung hinunter zum Busbahnhof.

Leider sieht die Brücke auf den Plänen wesentlich besser aus, als in Wirklichkeit. Die geschwungene Fahrbahn wird von allerlei Strommasten und –kabeln gestört. Und der Chrom-Masten ist überflüssig und völlig sinnfrei. Schade!

Wir übernachten auf dem Parkplatz gleich hinter dem „Odense Teater“ (N55.3986, E10.3866). Ein wunderbarer Stadtplatz; mitten im Geschehen, aber ganz ruhig.