21. August 2015

Skandinavien: das UFO ist aus Beton

Unser Übernachtungsplatz in Falkenberg war tadellos. Gestern Abend haben sie zwar am anderen Ufer drüben noch Getreide aus einem Frachter gerüsselt. Aber danach war‘s dann ganz ruhig und romantisch.
Wir brummen weiter nach Süden. Das Wetter hält sich nicht an die Prognose und ist recht sonnig. Die Landschaft ist unaufgeregt flach. Ich sehe zwei Auto- und zwei Flugzeugmuseen – und fahre daran vorbei. Nicht bei dem schönen Wetter.

Gegen Mittag erreichen wir in der Nähe von Ängholm den Strand. Am 18. Mai 1946 hat Gösta Carlsson hier (N 56.2328 E12.8189) ein UFO gesehen. Und das wollen wir uns natürlich auch anschauen. Wir marschieren durch den dichten Dschungel, bis wir nach einer anstrengenden 5-Minuten-Wanderung auf ein UFO treffen.

In einer Waldlichtung steht ein UFO-Denkmal. Das Original UFO soll genau so ausgesehen haben, war aber achtmal grösser - und wohl auch nicht aus Beton. Wir sind beeindruckt und ja fast schon – öööhm – erregt.
Nach einer Eiscreme schlendern wir zum Strand. Der helle, feine Sand kitzelt zwischen den Zehen. Überall liegen Muschelschalen herum. Aber wo sind die Muscheln? Und warum haben sie ihre Schale ausgezogen? Fragen über Fragen...

Hinter dem Dorf Mölle steht auf einer Felsnase namens „Kullaberg“ ein Leuchtturm (N56.3011, E12.45169). Von hier oben sieht man fast rundherum das Meer. Und dahinter, zwar bloss eine graue Schliere am Horizont, Dänemark. Da müssen wir morgen hin.

Im Besucherzentrum Kullaberg steht ein Aquarium mit Fischen aus der Region. In einem unbeobachteten Moment greife ich hinein und streichle einen Seestern. Das wollte ich schon immer wissen, wie sich ein lebender Seestern anfühlt. Bis jetzt habe ich immer nur die getrockneten an Souvenirständen angefasst. Innen weich und aussen irgendwie knackigknusprig – ganz ähnlich wie diese Magnum Glace. Aber ohne Holzstiel.

Wir übernachten am Fussballplatz von Nyhamnslage (N56.24025 E12.54228); nicht besonders schön, aber was soll‘s. Den ganzen Abend ist Fussball-Training; zuerst die Buben, dann die Grossen. Ich schaue zu und esse Chips. Wie zuhause.

20. August 2015

Skandinavien: 62 mal bezahlen im Paradies

Als ob wir in der Autowaschanlage wohnen würden. Der Regen schmeizt am die Fenster. Es prasselt und spritzt, sintflutartig.
Eigentlich hätten wir – also vor allem Frau G. – ein wildromantisches Schloss an der Küste anschauen wollen. Doch bei dem Hudelwetter verzichten wir darauf. Auch auf die weiteren Sehenswürdigkeiten und fahren direkt nach Ullared. Hier steht Gekås (N57.13496 E12.71454), das grösste Einkaufszentrum Skandinaviens, wie die Werbetafel schreit.

Das Einkaufsparadies begrüsst uns mit einem schier endlos grossen Parkplatz. Weit vor dem Eingang greifen wir uns einen der mehrere Tausend Einkaufswagen. Zusammen mit einer langen Prozession von Einkaufswilligen eilen wir dem Eingang zu. Etwas widerwillig marschiere ich mit.
Der Laden ist in der Tat gross. Riesig. Eine trostlose Industriehalle mit kilometerlangen Regalen voller Waren und Leute. Es gibt einfach alles zu kaufen, ich möchte aber bloss Brot und Wurst und Chips. Und schnellstmöglich wieder hinaus.
Wir bezahlen unsere paar Einkäufe an einer der 62 Kassen - und dann hält uns nichts mehr. Nur raus aus dem Gekås.

Es regnet immer noch, also fahren wir weiter nach Falkenberg (N56.89961 E12.49602). Ein nettes Städtchen an der Küste. Kaum sind wir da, scheint aufs Mal die Sonne. Wir schlendern ein wenig durch die Altstadtgassen und schauen dies und das. Herrlich bunt hier. Was so ein bisschen Sonne doch ausmacht!

Auch hier in Falkenberg fällt es mir wieder auf: Junge Männer spazieren mit Kinderwagen und/oder Kleinkindern umher. Diese hippen Kerle habe ich schon vielerorts gesehen und bewundert. Grossartig.

Gegen Abend fahren wir an den Bootshafen (N56.89414 E12.49335), tanken Wasser und bleiben gleich dort stehen. Die Abendsonne scheint tapfer zwischen durch die Wolkenlücken. Lange wird sie aber wohl nicht mehr durchhalten. Die Wetterprognose sieht nämlich nicht allzu gut aus.

19. August 2015

Skandinavien: Göteborg ist etwas feucht

Ich will ja nicht jammern, aber es muss einfach mal gesagt sein: Diese ewige Regnerei nervt. Mein Faserpelz ist schon ganz feucht; er fühlt sich an wie Sauerkraut. Und riechen tut er – öööhm – ach lassen wir das.
Was wir bis jetzt von Göteborg gesehen haben, war recht hübsch – nur einfach deutlich zu nass. Also machen wir heute einen Stadtbesichtigungs-Ausflug.

Ganz in der Nähe von unserem Schlafplatz ist die Fährstation „Klippan“ – so heisst auch mein Ikea-Sofa. Wir fahren mit dem Fährschiff in die Stadt. Jetzt, frühmorgens um kurz nach zehn, scheint Göteborg noch zu schlafen, kaum jemand ist auf den Beinen.
Als erstes besuchen wir die „Fischkirche“ – den alten Fischmarkt. Die Markthalle schaut aus wie eine Kirche, darum der eigenwillige Name. Drinnen werden alle Arten von Fisch feilgehalten. Frischen, eingelegten und geräucherten. Ich würde gerne probieren, aber so kurz nach dem Frühstück ist mir nicht nach eingelegtem Hering.

Wir flanieren, soweit es der Regen zulässt, durch die Gassen, schauen Schaufenster an und gehen da und dort hinein. Oder weiter. Irgendwann kommen wir am Bahnhof vorbei. Während ich auf dem Klo sinniere, kauft sich Frau G. eine Handtasche. Dabei hat sie ja schon eine!

Vorbei am Hafen und den alten Schiffen endet unser Rundgang an der Markthalle. Eine schöne Gusseisen-Konstruktion aus der Jahrhundertwende und innendrin voller Lebensmittelgeschäfte und kleiner Gaststätten. Wir setzen uns an eine Theke und bestellen „Köttbullar“ und ich „Nötfärsbiff“. Beides sind Hackfleisch-Kügeli – meine etwas grösser – mit Kartoffelstock und Salat. Schmecken wirklich gut, diese schwedischen Hacktätschli.

Göteborg hat etwa ein Dutzend Strassenbahnlinien. Wir stellen uns eine Tram-Rundreise zusammen, um die Stadt im Vorbeifahren anzuschauen. Wegen Bauarbeiten fahren die Strassenbahnen heute allerdings nicht so, wie auf dem Plan vorgesehen. Manche Teilstücke sind ganz gesperrt, manche Linien werden umgeleitet; und einmal wechselt unser Tram unterwegs einfach seine Liniennummer – von Linie 2 wird es zur Linie 11 und fährt mit uns ganz woanders hin.

Grad als wir wieder am Ausgangspunkt ankommen, scheint für einen kurzen Augenblick die Sonne. Wenn das kein Grund für Eiscreme ist! Doch als die Glace-Frau meine Portion fertig in der Keksschale montiert ist, nieselte es bereits wieder.

Der Regen wird stärker. Tropfen so gross wie Kuhfladen platschten auf den Asphalt. Wir drückten uns den Hauswänden entlang bis hinauf zum Hafen. Schon wenige Minuten später kommt unser Fährschiff und bringt uns zurück zum Möbelwagen. Der steht tropfnass, aber unversehrt an seinem Platz. Feierabend für heute.

Neben uns steht so ein koreanischer Kleinwagen. Auf der Rückbank knutscht ein Pärchen. Von Zeit zu Zeit schaue ich rüber, um zu sehen wie‘s läuft? Mit der Zeit beschlagen die Scheiben und ich kann kaum mehr was erkennen. Vielleicht sollte ich ihnen meinen Hirschleder-Lappen ausborgen?

18. August 2015

Skandinavien: Flugzeuge im Bauch

Jönköping. Anfangen tut es ja noch mit halbwegs blauem Himmel; doch schon bald nieselt es wieder. Schon wieder alles grau in grau. Wie ein übler Novembertag. Was nun - ausharren oder Museum? Und wenn Museum: Saab, Volvo, Mofas oder Flugzeuge. Wir entscheiden uns für letzteres. Also los nach Westen.

Unterwegs machen wir Rast in Borås, einer ganz gemütlichen Stadt zwischen Jönköping und Göteborg. Wir schlendern durch die Gassen und schauen Kunst; possierliche Skulpturen und ein riesiges Wandbild. Dann schieben sich wieder dunkelgraue Wolken vor die eh schon schwächliche Sonne - und wir fahren weiter.

Das „Aeroseum“ (N57.7717 E11.8813) möchten wir weniger wegen den ausgestellten Flugzeugen anschauen, viel mehr wegen der besonderen Lokalität. Das Museum befindet sich in einem Bunker aus den 60-er Jahren. Hier, tief in einem Berg, waren während es Kalten Krieges Flugzeuge der schwedischen Flygflottilj in ständiger Alarmbereitschaft.

Bereits der Eingang zum Flugzeug-Bunker befindet sich in einer unterirdischen Halle. Hinter einem mächtigen Tor führt ein langer gebogener Korridor, grösser als ein Autobahntunnel, in die Tiefe. Hier unten sind drei querliegende Kavernen, in denen früher die Flugzeuge standen. Ganz zuhinterst gibt es noch einen zweiten Eingang und natürlich noch zahlreiche Nebenräume.

Heute ist alles mit historischen Flugzeugen vollgestellt. Ein paar recht interessante, aber einige sind auch zu einem Kinderspielplatz verkommen. Kleine Kinder spielen mit Raketensprengköpfen und klettern auf Bombern herum. Für uns wirkt das etwas – öööhm – seltsam.

Zum Übernachten fahren wir nach Göteborg hinein.Am Fährhafen finden wir einen ganz ordentlichen Platz. Nicht sooo romantisch, aber sehr verkehrsgünstig gelegen. Manchmal regnet es nicht, grau ist es immer.

17. August 2015

Skandinavien: Regen,nicht aufregen, Jönköping

Es regnet in Motala. Die ganze Nacht und auch jetzt am Morgen. Doch neustens zeigen sich vereinzelt Wolkenlöcher. Vielleicht wird heute doch noch sonnig?
Wir machen los und fahren südwärts. Schon bald kommen wir nach Vadstena (N58.44558 E14.8819) und parkieren direkt vor dem berühmten Renaissance-Schloss. Für einen Moment scheint sogar ein wenig die Sonne.

Wie man noch gut sehen kann, war das Schloss vorher eine bullige Festung. Wir schlurfen hinter einer Touristengruppe nach in den Innenhof hinein und lauschen deren Fremdenführerin. Sie trägt ein romantisches Burgfräulein-Kostüm und redet schwedisch. Ich vadstena nix.

Gleich neben dem Schloss ist ein kleiner, alter Bahnhof; davor einige historische Bahnwagen und ein skurriler Schneepflug. Schon wieder so ein Zufall - hat sich der Schlossbesuch also doch noch gelohnt!

Etwas weiter im Süden besuchen wir die Ruine des Klosters Alvastra (N58.29672 E14.65923). Im frühen 12. Jahrhundert kamen Zisterziensermönche aus Frankreich und gründeten hier eine erste Filiale in Nordeuropa.

Es beginnt zu regnen und wir flüchten uns in den Möbelwagen. Der Regen wird stärker, je näher wir Jönköping kommen. Von Niesel- zu Bieselregen. Als wir im Stadtzentrum landen, ist es grad einen Moment trocken. Wir schauen uns die Innenstadt an – aber so auf den ersten Blick gibt es nicht viel Spannendes zu entdecken. Aber nett isches hier schon.

Wir finden einen schönen Übernachtungsplatz direkt an der nagelneuen Uferpromenade. Ein brachliegendes Grundstück (N57.77185 E14.16118) inmitten von schicke Neubauten, wie für uns und unser Labormobil gemacht. Es regnet. In den wenigen sonnigen Momenten renne ich gschwind hinaus und schaue mir die Architektur an. Spektakulär und interessant.

Da wo wir übernachten, standen ganz früher einmal das Schloss und die grosse Bastion von Jönköping. Davon ist ausser ein paar kümmerlichen Mauerresten, die man durch ein Bodenschaufenster anschauen kann, nichts erhalten geblieben. Und aus unserem Übernachtungsplatz soll demnächst ein Stadtpark werden. Es beginnt wieder zu regnen.