4. August 2015

Skandinavien: von Fjord zu Fjord und ein Weltrekord

Eine steile und wirklich schmale Strasse führt von Aurland hinauf ins Hochland. Unterwegs gibt es einen von diesen grossartigen Aussichtspunkten; „Stegastein“. Wie eine Luftbrücke kragt der Holzsteg etwa dreissig Meter ins Nichts hinaus, um dann in einem kühnen Schwung ins Bodenlose zu entschwinden. 640 Metern über dem Meer.

Es sind grad zahlreiche Bus-Chinesen da. Sie kichern, machen faxen und fotografieren sich gegenseitig in allen möglichen Posen. Schaut irgendwie affig aus. Wir flüchten und fahren weiter bergauf. Im Hochland, obwohl kaum 1‘000 Meter über Meer, liegt noch viel Schnee. Manche Schneefelder sind zwei, drei Meter dick und die Seen immer noch zugefroren. Die Strasse heisst wohl nicht umsonst „Schneestrasse“.

Unterwegs treffen wir Axel und Gabi aus Darmstadt. Sie sind mit einem Gelände-Wohnwagen unterwegs und wandern durchs Fjell.


Der Lærdalstunnel ist mit einer Länge von 24,5 Kilometer der weltweit längste Strassentunnel. Den wollte ich mir schon lange einmal ansehen. Der zweispurige Tunnel ist recht rustikal ausgestattet: Einfach eine Röhre aus dem Fels gesprengt, ganz ohne Verkleidung und Bemalung. Und nur spärlich beleuchtet und belüftet. Gefällt mir.
Dafür gibt es mitten im Berg nacheinander drei riesige Hallen. Die Hallen sind himmelblau beleuchtet. Wie rettende Inseln in der Finsternis - ein grossartiges Erlebnis.

Wir übernachten in Aurland hinter der Feuerwehr und direkt am Fjord. Bis spät abends stehen Fischer am Ufer und schwinge ihre Ruten. Aber ich sehe keinen, der einen Fisch fängt. Vielleicht fischen die bloss virtuell?

3. August 2015

Skandinavien: Flåmsbana ohne uns

Voss. Die Sonne scheint und es sind fast mehr als 10° - ein Bilderbuch-Morgen im norwegischen Hochsommer.
Die Strasse schlängelt sich durch ein grasgrünes, enges Tal. Seen. Kuhweiden und immer wieder diese rotgestrichenen Bauernhöfe. Ab und zu stürzt weit oben ein Wasserfall über die Felsen hinunter. Dann kommen wir in Gudvangen an den Nærøy-Fjord, den schmälsten alle Fjorde überhaupt. Die schattigen Felswände steigen nahezu senkrecht aus dem Wasser.

Zwei Tunnels weiter erreichen wir Flåm. Kein Dorf, nur ein Hafen und eine Eisenbahnstation. Von hier fährt die Flåmsbana hinauf ins 850 Meter höher gelegene Myrdal, wo sie Anschluss an die Hauptstrecke Oslo – Bergen hat. Die Bergstrecke ist spektakulär und führt durch eine schroffe Berglandschaft. Das lockt jedes Jahr fast eine Million Fahrgäste an. Die ursprüngliche Güterbahn fährt daher inzwischen fast ausschliesslich für die Touristen.

Unzählige Touristengruppen und Tagesausflügler schwirren auf dem Bahnhofgelände umher. Viele Asiaten mit bunten Kappen und Gesundheitsschuhen und ganze Heerscharen von Tagesausflüglern, die meisten im Rentenalter. Dazwischen bücken sich einige Eisenbahn-Fans vor einer Lokomotiven, um deren Eingeweide der ganz genau zu beschauen. Seit dem letztem Jahr werden die Züge nämlich von „El 18“-Lokomotiven gezogen. Den Schweizern werden diese Loks bekannt vorkommen; handelt sich doch um eine typische SBB-Lok 2000.

Ich war mir anfangs nicht sicher, ob wir mit der Flåms-Bahn fahren wollen? Als ich dann die Touristenmassen sah, wusste ich – nööö. Zudem hätten wir wahrscheinlich heute sowieso kein Billet bekommen.

Im ehemaligen Bahnhofsgebäude sind heute ein grosser Souvenirladen und ein kleines Museum über die Bahnstrecke untergebracht. Wir schauen alte Fotos und einige Bahnfahrzeuge an. Nett, aber nichts wirklich aufregendes.

Grad als wir weiterfahren wollen, landet noch ein Kreuzfahrtschiff und scheidet weitere Tagesausflügler aus. Die Schiffe können dank dem Fjord vom Atlantik her bis direkt vor den Bahnhof Flåm fahren. Neben den Kreuzfahrtschiffen schaufeln auch noch Schnellboote weitere Fahrgäste von Bergen hierher.

1. August 2015

Skandinavien: wir kommen ins Guugle

Dass Frau G. eine wahre Perle ist und ich ein schnuckeliges Kerlchen, habe ich schon gewusst.

Aber dass Guugle gleich ein Auto schickt, um uns zu fotografieren, hat mich dann doch etwas überrascht.

31. Juli 2015

Skandinavien: Bergen, Wal-Wurst und die Lepra

Voss. Heute fahren wir mit der Bahn nach Bergen. Ich freute mich auf einen eleganten Fernzug mit weichen Polstersitzen und einem Bordrestaurant. Es war dann aber bloss ein bummliger Regionalzug mit ohne weich.

Die Strecke führt fast immer einem wunderschönen Fjord entlang. Leider sehen wir davon kaum etwas, da wir mehr als die halbe Strecke in Tunnels unterwegs sind. Oft kommen wir nur bei einem Bahnhof kurz ans Tageslicht, dann wurmt unser Zug gleich wieder in den Berg hinein.
Nach anderthalb Stunden erreichen wir den Endbahnhof Bergen. Eine schöne Glas-Gusseisenhalle mit nur vier Gleisen. Aber keine Fahrgästen, nur gähnende Leere.

Wir schlendern Richtung Hafen. Ein Stadt-Teich mit Springbrunnen, akkurate Rabatten mit Frühlingsblumen und paar Denkmäler. Schon bald kommen wir an den Fischmarkt am alten Hafen. An vielen Ständen werden Fische und Krebse verkauft, aber vor allem gekocht und gegessen. Wir probieren Elch- Rentier- und Walwurst. Und wunderbare Krabben, knackig und meersalzig.

Die Verkäufer und Köche tragen bei der Arbeit stylische Ganzkörper-Gummistiefel – schaut sehr – öööhm - malerisch aus.

Gleich neben dem Fischmarkt stehen die alten Handelshäuser aus dem vorigen und vorvorigen Jahrhundert. Die buntgestrichen Holzhäuser und mächtigen Backsteinpaläste erinnern an die Zeiten, als noch deutsche Händler hier geschäfteten. Heute sind in den Handelshäusern Gaststätten und Kunsthandwerkläden untergebracht. Und viele Souvenirläden mit Elch-Kitsch. Wir schauen uns auch einen Weihnachtsladen an, doch ich kann mich irgendwie nicht so recht dafür begeistern.

Die grossen Kreuzfahrtschiffe legen gleich neben der Altstadt an. Deshalb ist hier alles voller betagter Engländer und Rudel-Asiaten. Wir schauen dem Treiben zu und spazieren dann quer durch die alte Festung zurück in die Altstadt. Alte Kanonen, ein wenig königliches Gemäuer und ein Betonbunker aus dem Weltkrieg, eher wenig interessant.

Die Lamm-Pølse mit Röstzwiebeln und Rucola mundet tadellos. Dazu gibt es Gratis-Limonade so viel man mag. Toll dieses Bergen.
Als letzte Sehenswürdigkeit besuchen wir das Lepra-Museum. Früher brachten die Matrosen die Krankheit mit nachhause und wurden hier behandelt. Besonders witzig finde ich die Türfalle zum Lepra-Krankenhaus; eine Messing-Hand – mit allen Fingern dran!

Gegen Abend bringt uns der Zug wieder nach Voss. Der Zug ist der gleiche wie am Morgen, doch hält er nicht mehr an jedem Bahnhöflein an, so dass wir nur gut eine Stunde brauchen.
Wir übernachten noch einmal neben dem Friedhof. Letzte Nacht haben wir hier nämlich wunderbar geschlafen; sehr ruhige Nachbarn.

30. Juli 2015

Skandinavien: Norweger-Pulli des Grauens

Odda. Gestern war‘s den ganzen Tag bedeckt, wenn ich es richtig verstanden habe, sollte es heute sonnig sein. Und tatsächlich, am Morgen zeigen sich zwischen den Wolken erste scheue Löcher. Doch schon kurze Zeit später beginnt es wieder zu tröpfeln.
Gegen Mittag fahren wir weiter. Zuerst geht es über einen Berg und dann einem Fjord entlang bis nach Voss.

Voss ist ein etwas grösseres Städtchen; ein wenig abgelebt zwar, aber doch ganz nett. Wir schlendern durch die Innenstadt, schauen Dinge in Schaufenstern an, und so. Frau G. friert und will sich einen Norweger-Pulli kaufen. Oder zumindest die Wärme eines Einkaufszentrums geniessen.
Das Shopping ist recht gross und ist voller Läden. Mich deponiert Frau G. gleich in einem Café und zieht alleine los. Kaum eine halbe Stunde ist sie bereits fertig mit Einkaufen. Nichts hat ihr gefallen und teuer war es zudem auch noch.
Auf dem Parkplatz steht ein Ford Taunus neben einem geilen alter Volvo - immerhin etwas.

Der Golfstrom sorge für das ganzjährig milde Klima in den Fjorden, habe ich gelesen. Die 10°C und Neuschnee bis tief in die Täler herunter lassen diese Theorie doch etwas gewagt erscheinen. Und es würde mich nicht wundern, wenn die Elche längst ausgestorben wären. Jedenfalls haben wir noch keinen gesehen.

Ganz in der Nähe gibt es den Fabrikladen einer berühmten Strickwarenfabrik, die machen die bekannten Norwegerpullis. Also flitzen wir hin. Die Pullover sind mehrheitlich unbeschreiblich hässlich und mit 400 Euro auch nicht grad preiswert.
Frau G. ist ein wenig enttäuscht. Am Bahnhof gleich neben dem Pulli-Laden versuche ich sie mit dem Anblick einer dreirädrigen Draisine zu erfreuen. Was soll ich sagen – hilft nicht.

Wir übernachten in Voss, gleich oberhalb des Friedhofs. Es regnet, dann wieder nicht, dann aber doch.