11. Februar 2015

Andalusien: milde Stadt und wilde Musik

Mit dem Stadtbus lassen wir uns ins Zentrum kutschieren. Es ist zehn, also noch früh am Morgen. Die Markthalle hat aber schon auf. Ein Gusseiserner Ess-Palast. Unzählige Sorten Meeresgetier, Fleischwaren von Schweinen und Stieren, Gemüse und Früchte. Alles kunstvoll geschichtet und drapiert. Ein Augenschmaus.

Frau G. ekelt sich zum ersten Mal nicht vor den Fischen, Krebsen und Muscheln. Langsam gewöhnt sie sich an diese schmackhaften Meerer-Tierli.

Heute will ich shoppen gehen, denn mein Göttimeitli wird 18 und wünscht sich ein Geschenk aus Málaga. Neulich habe ich in einem Schaufenster ein gemustertes Kleid mit einem dunkelroten Mantel und den dazu passenden Socken gesehen. Das will ich haben und die Grösse habe ich auch abgeklärt.

Wir schlendern durch die Hintergassen der Stadt. Hier ist es etwas weniger edel, dafür urtümlicher. Am Plaza de la Merced hocken wir uns in ein Strassen-Café und schauen den Leuten zu. Die Sonne scheint und es ist warm wie im Frühsommer.

Viele Jahrhunderte lang war Málaga arabisch. Aus dieser Zeit sind die beiden Burgen auf dem Hügel hinter der Altstadt. Wir stampfen zu einer hinauf. Viel rekonstruiertes Gemäuer und liebliche Gärten. Ich latsche aus Versehen in ein Wasserbecken, lasse mir aber nichts anmerken.

Die Burganlage ist eher enttäuschen, da kaum etwas original ist. Alles nachgemacht und aufgehübscht. Nett anzuschauen, aber belanglos.
Gegen Abend kommen erst Wolken, dann arschkalter Wind. Wir flüchten uns in ein Café.

Heute speisen wir auswärts. Es gibt Kroketten in zwei Geschmacksrichtungen und zwei kleine Tapas-Salate mit wilden Zutaten. Herrlich.

Es ist längst dunkel, als wir mit dem 2-er Bus nachhause fahren. Neben unserem Möbelwagen sind die Musikanten wieder am üben. Trommeln und Trompeten. Eigenwillige Rhythmen und schrille Fanfaren, dann wieder ganz leise Trompetenklänge.

10. Februar 2015

Andalusien: alte Römer und blaue Schweine

Etwas nördlich von Ronda hausten vor zweitausend Jahren die Römer. Das Städtchen hiess „Acinipo“ und ist heute völlig ruiniert. Alles kaputt, nur noch Steine da.


Einzig das Amphitheater mit dem Bühnenhaus und der halbrunde Tribüne ist noch teilweise erhalten. Von den oberen Sitzreihen hat man auch heute noch einen grandiosen Ausblick über die Landschaft. Wir pirschen durch die fast völlig verschwundene Stadt und klauben Resten vom Boden auf; viele Tonscherben und einige Mosaiksteinchen aus Marmor.

In den Hügeln rundherum sehen wir die berühmten schwarzen Ibérico-Schweine. Aus deren Hinterbeine wird später einmal der herrliche Schinken gemacht. Die Schweine leben hier auf riesigen Weiden und fressen Eicheln, Oliven - und unser altes Brot.

Nach all der Kultur gelüstet uns nach mehr. Wir reifeln quer durch die Berge gegen Süden. Bergauf und bergab auf schmalen Strassen. Dann geht’s steil hinunter und dann sehen wir es: Júzcar, das hellblaue Dorf.

Im Juni 2011 malten die Einwohner zur Premiere vom neusten Schlumpf-Film ihre Häuser hellblau an, einzig die Dachziegel blieben orangerot. Sieht ganz nett, aber auch ein bisschen spinnig aus.

Wir setzen uns in einer hellblauen Gasse in eine hellblaue Gaststätte und futtern Tapas. Wachteleier auf Rauchschinken, Gambas an Knoblauchsauce, gelbes Hühnerfleisch vom Grill. Es ist wie im hellblauen Paradies.

Gegen Abend fahren wir zurück nach Málaga. Noch einmal führt die Strasse über stotzige Berge. Zerzauste Zedern, Weiden mit schwarzen Stieren und überall Berge aus Marmor. In Málaga fahren wir an den Rand der Altstadt und wohnen hier zwischen zwei grossen Platanen.
Am Abend übt eine Musikgruppe gleich hinter unserem Möbelwagen für ein Volksfest. Trommeln und Trompeten, grossartig.

9. Februar 2015

Andalusien: Olé - mach den Stier tot

Irgendwo habe ich gelesen, Ronda sei die schönste Stadt weitherum. Also nix wie hin und anschauen. Schöne Gassen mit kreuz und quer abgestellten Autos, prächtige Kirchtürme und maurische Häuser. Und mitten im Stadtzentrum steht eine kreisrunde Stierkampfarena.

Schon vor dem Eingang steht ein mannshoher Stier, einer aus Metall. Drinnen aber leider kein einziger, bloss gähnende Leere und rundherum eine Tribüne. Irgendwie schade, ich hätte gerne mal so einen Stierkampf angeschaut.

In einem kleinen Museum unter der Tribüne zeigen sie Trophäen, Stierkämpfer-Trachten und ausgestopfte Stierköpfe. Alte Plakate und Bilder von stolzen Stierkämpfern, eitel wie Gockel und mit einem irre erhabenen Blick.
Die Pferdestallungen nebenan sind leider grad im Umbau und für uns zu.

Einige Schritte weiter überspannt die weltberühmte Brücke einen kleinen Bach. Der plätschert gut hundert Meter weiter unten zufrieden dahin. Wir lehnen uns wie die japanischen Touristen übers Geländer und machen die genaugleichen Fotos wie sie. Schön hier.

Ennet der Brücke ist die Altstadt. Enge Gassen und wunderschöne Plätze. Die Palmen wedeln am himmelblauen Himmel und die Leute machen Siesta.

Sonnenuntergang ist gegen halb sieben am Abend, nicht schlecht für einen Winter. Wir fahren mitten in die Altstadt hinein und finden einen netten Übernachtungsplatz in einem ruhigen Hinterhof.
Dann noch ein kleiner Abendspaziergang durch die nun wieder geschäftige Stadt. Frau G. kauft ein paar grandiose blaue Schuhe und eine Handy-Batterie. Ich eine Teigtasche mit irgendwas drin, was sich später als Käse-Tomaten-Oregano-Matsch herausstellt. Und ein Schinken-Käse-Brot mit Schinken und - öööhm - lassen wir das. Odr so.

7. Februar 2015

Andalusien: Malaga schmeckt wie Oma

Malaga ist ja nicht nur eine Stadt in Spanien, sondern auch dieses Getränk. Meine Grossmutter nahm das manchmal wegen der Verdauung. Ich hab‘s nie gemocht. Also wollte ich es unbedingt wieder einmal zu versuchen. Nach langem hin und her kauften wir ein 5-er Pack Malaga, von dunkelbraun bis wässerig.

Und? Eines kann ich schon mal sagen; je dunkler desto süsser. Und desto besser. Die hellen sind herb und übel, vielleicht eher etwas für Fortgeschrittene.
Ich mag Malaga also immer noch nicht, aber mir gefallen die altenmodischen Etiketten und Werbeschilder.

6. Februar 2015

Andalusien: in Stein gemeisselt

Hier am westlichen Ende von Europa wird es spät morgen, erst gegen halb neun. Gut. Frisch geduscht und gefüttert fahren wir irgendwann los, Tal auswärts und dann durch die wellige Hügellandschaft. Die Mandelbäume blühen und pralle Mandarinen hängen im Geäst. Manche Wiesen sind getupft mit gelbe, weisse und violette Blumen. Am Horizont Schneeberge.


Ohne die Felsen würde sich das Städtchen Setenil de las Bodegas kaum von den umliegenden unterscheiden. Denn in diese Felsen hinein haben sie hier ihre Häuser gebaut; richtige Höhlenhäuser. Vorne Haus, hinten Höhle.

Wir spazieren dem Bach entlang und gucken Felsenhäusern. Eines wird grad renoviert. Mit einem Sandstrahl-Gebläse niessen sie den Schmodder vom Felsen. Wir setzten uns in eine Bar nebenan und essen Tapas. Kleine Häppchen aller Art, dazu heult der Sandstrahl-Kompressors.

Am Nebentisch sitzt einer, der hat keine Beine und nur einen Arm, aber eine bildhübsche Betreuerin. Wohl nur ein schwacher Trost.