15. Oktober 2014

Marokko: wer macht gubuuu-gu…

Die Morgensonne blinzelt durch einen Spalt in unseren Möbelwagen hinein – aufstehen. Wie jeden Tag gibt es zum Frühstück Brot, Kaffee, Konfitüre und Schachtelkäse.
Die Strasse durchs grosse Vallée du Dadès ist eigentlich recht langweilig. Aber ab und zu sehen wir im Palmenhain uralte Kasbahs; Adels-Paläste aus Lehm. Kurz vor Skoura wollen wir uns eine solche aus der Nähe ansehen. Die schmale Strasse endet nach einigen Kilometern an einem breiten Bachbett. Der Frau G. ist die kürzlich misslungen Flussüberquerung noch sehr präsent, deshalb ist sie wenig begeistert. Die Durchfahrt ist zwar recht ruppig, aber kein wirkliches Hindernis.

Mitten in den Palmgärten steht die Kasbah Ait Abou. Die Türme ragen hoch hinauf, aber die Tür ist abgeschlossen.
In den Bewässerungskanälen schnäbeln Ibisse und in den Palmen hocken Tauben und rufen immerzu: gubuu-gu gubuu-gu…

In Skoura ist heute Wochenmarkt. Alles ist mit Marktständen zugestellt. Ein wunderbares Gewusel, Geplapper und Geblöcke. Wir schlendern über den Hauptmarkt, schauen dies und das und kaufen Gemüse.

Ein verführerischer Duft lockt uns in ein Zelt. Ein Mann macht hier diese fettgebackenen Teigkringel – „Sfenj“ genannt. Wir setzten uns an den einzigen Tisch und geniessen die Backwaren zusammen mit einem süssen Pfefferminz-Tee.

Etwas ausserhalb von Skoura besuchen wir noch die Kasbah Amerhidil. Die Lehmburg steht direkt am Fluss und ist riesig gross. Und diesmal können wir sie auch von Innen besichtigen. Dicke Lehmwände und ein zentraler Lichthof. Viele Räume mit winzigen Fensterchen. Von der Dachterrasse haben wir einen grandiosen Ausblick auf die Palmgärten und den Fluss.

Die Kasbah Amerhidil ist übrigens auch auf dem 50-Dirham-Geldschein abgebildet. Wir verlassen die Lehmstadt und rollen nach Ouarzazate. Und hier direkt auf den städtischen Campingplatz. Zwischen alten Tamarisken finden wir einen schattigen Platz. Doch kaum sind wir hier, verdunkelt sich der Himmel gelbgrau. Donnergrollen, Windböen und Regentropfen.

Nebenan haust ein junges Pärchen aus Tschechien – ohne Zelt und gescheite Liegematte.

14. Oktober 2014

Marokko: fragwürdige Steine im Dadès-Tal

Die letzten Tage schwächelte eine unserer Batterien immer mehr. Als ich dann heute Morgen hinausblicke, sehe ich gleich gegenüber einen Auto-Ersatzteil-Laden. Also erwerbe ich eine 95 Ah Batterie für 1‘400 Dirham; was etwa 140 Euro entspricht. Jetzt haben wir wieder Strom im Überfluss.

In Boumalne biegen wir ins Dadès-Tal ab. Einige dutzend Kilometer schlängelt sich der Bach durch das enge Tal. Wo immer möglich haben die Leute im Talgrund Gärten angelegt - wie ein grüner Blätter-Wurm.

Nach etwa dreissig Kilometer verengt sich das Tal. Schier senkrechte Felswände. Die Strasse zick-zackt den Steilhang hinauf; dann weitet sich das Tal wieder. Wir brummen noch ein wenig weiter, sehen karge Dörfer und Berge. Irgendwo ist Markttag. Die Käufer verladen grad Schafe in ein Taxi und die Buben fragen uns nach Bonbon.

Direkt am Hinterausgang der Dadès-Schlucht, beim Restaurant Camping „Berbere“ finden wir einen grossartigen Rastplatz. Direkt am Fluss und im Schatten von Silber-Pappeln.

Wir essen die Regional-Spezialität; Gemüse-Fleisch-Ei-Tajine mit gelber Sauce. Schmeckt noch besser als das „Kalia“ in Merzouga. Ein kühler Wind bläst durch die Baumwipfel. Wir lümmeln herum und machen Siesta. So schön hier. Hätte ich jetzt noch Internet-Empfang, wär’s wohl das Paradies.

Im Nachmittags-Licht rollen wir wieder Tal auswärts. Die Felsen sind rot und manche affig geformt. Im Haupttal fahren noch ein wenig nach Westen. Irgendwo zwischen zwei Dörfern finden wir dann einen guten Übernachtungsplatz – mit Internet.

13. Oktober 2014

Marokko: Untergrundbewegung

Dicke Wolken ziehen über den Himmel. Wir wollen heute weiter ins Tal hinein fahren und dann üben einen 2‘800 Meter hohen Pass hinüber in das Dadès-Tal. Die Piste dahin soll einigermassen befahrbar sein, bloss etwa zwanzig Kilometer seien schlecht. Also wagen wir den Versuch.

Das Todrha-Tal ist grossartig. Roter Sandstein, schroff und wild.

Wir fahren bis kurz vor Aït Hani und biegen dann links auf eine Piste ab. Schon kurz darauf führt sie durch einen Bach. Enorm steil und steinig. Weiter holpern wir auf unserer Piste westwärts. Immer wieder queren wir trockene Bachläufe; die Piste jedesmal weggespült. Wir quälen uns über kniehohe Böschungskanten und durch Geröllfelder mit kindskopfgrossen Steinen.

Nach etwa 8 Kilometer kommen wir erneut an einen Bachlauf. Wieder über die Uferböschung hinunter ins Bachbett und drüben sehr steil hinauf. Doch soweit kommen wir gar nicht. Mitten im Bachbett bleiben wir stecken. Alle vier Räder brechen ein. Der Untergrund sieht zwar fest aus, ist aber völlig weich.

Wir klauben alle Steine unter dem Auto weg und heben dann alle Räder einzeln an. Der erste Anfahrversuch scheitert kläglich; wieder brechen wir ein und sitzen auf. Also legen wir Steine unter die Räder und wiederholen den Vorgang – mehrfach! Legen mehr Steine unter, dann noch unser Teppich – nichts hilft. Der Untergrund ist einfach zu weich.
Nach mehr als einer Stunde Grabarbeiten und einigen weiteren misslungen Versuchen ändern wir die Methode. Ich schleppe Steinplatten heran. Mit denen wollen wir eine richtige Fahrbahn pflastern. Grad als wir damit fertigt sind, höre ich ein Motorengeräusch. Tatsächlich! Ein Toyota Landcruiser kommt um die Ecke.

Er will uns herausschleppen. Doch auch er bleibt beinahe im Flussbett stecken. Nur mit viel Glück und Können kommt er wieder raus.
Ich befestige das Abschleppseil und mit vereinten 300 PS gelingt es uns den Möbelwagen rückwärts aus dem Bachbett zu fahren/zerren. Wie sind wieder mobil. Ein kurzes Dankeschön und der Toyota fährt ins Bachbett. Mit letzter Anstrengung kommt er grad so durch.
Der Toyotafahrer sagte, dass die Piste wegen den vergangenen Regengüssen vermutlich weiterhin in schlechtem Zustand sei. Es bleibt uns nichts anderes übrig als umzudrehen. Auf dem Rückweg treffen wir sogar unsere abhanden gekommenen Stossstangenecke wieder.

In der Todrha-Schlucht sind heute noch mehr Touris als gestern. Wir fahren nach Tinghir. Hier hat es graue Regenwolken und einen netten Markt. Etwas schmuddelig und unordentlich, genauso wie ich es mag. Wir kaufen dies und das ein und essen ein Merguez-Sandwich mit üppiger Vegi-Garnitur.

12. Oktober 2014

Marokko: lang lebe Joghurt

Hier in Marokko ist ein gewöhnliches Joghurt aus Deutschland ein ganzes Jahr haltbar!

In Europa soll man es schon nach wenigen Tagen wegwerfen und ein neues kaufen...
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11. Oktober 2014

Marokko: geteilter Leib ist halber Leib

Gestern Abend gingen wir auswärts essen. Es gab eine Spezialität des Hauses: "Kalia", geschnetzeltes Fleisch mit viel Zwiebeln, mit Kreuzkümmel gewürzt und mit einem Spiegelei garniert. Kannte ich noch nicht - schmeckte toll.
Eigentlich wollte ich einige Felsbilder im Süden anschauen gehen, doch schon am Morgen ist es diesig und heiss. Der Wind bläst den Sand quer über die Strasse. Also brummen wir stattdessen zurück nach Erfoud und dann westwärts.

Hier in der Gegend hat der deutsch Künstler Hannsjörg Voth einige Werke in die Wüste gebaut: Die „Himmelstreppe“, die „Stadt des Orion“ und die „Goldene Spirale“. Die wollte ich mir schon lange einmal ansehen. Die Piste dahin finden wir problemlos, aber schon nach einem Kilometer endet sie in einem Flusstal. Die Regenfälle der letzten Tage haben sie für uns unfahrbar gemacht. Wir müssen umdrehen – leider.

Der Wind nimmt zu. Die Landschaft verschwindet in einem heissen Staubnebel. Da und dort sind riesengrosse Texte an die Berghänge geschrieben. Lesen können wir sie nicht, aber ich stelle mir vor, es seinen Volksweisheiten wie: „Käse schliesst den Magen“ oder „geteilter Leib ist halber Leib“ odr so?

Am Nachmittag kommen wir in die Gegend der Todrha-Schlucht. Das Flusstal dicht mit Palmen und allerhand Grünzeug bewachsen. An den Steilhängen kleben Dörfer aus Lehm.

Da nie Sonne hinkommt, ist es in der Todrha-Schlucht wunderbar kühl. Ein Bächlein und senkrechte Felswände. Aus einer Felsspalte sprudelt Wasser, die Einheimischen holen hier ihr Heilwasser.

Die Todrha-Schlucht ist eine wichtige touristische Sehenswürdigkeit. Unzählige Reisebusse karren Strandtouristen hier her. Und noch mehr Souvenirhändler ernten sie ab. Wir werden aber kaum angesprochen, und wenn, dann zum Essen eingeladen.

Gegen sechs Uhr abends verschwinden erst die Touris und dann die Händler, Ruhe kehrt ein. Wir übernachten am Hinterausgang der Schlucht. Feierabend für alle.