20. Juli 2013

Benelux: bis Frau G. wankt

In Beilstein besteigen wir ein „Fahrgastschiff“. Eigentlich wollten wir Mosel aufwärts, aber da fährt grad kein Schiff. Also ausflügeln wir nach Cochem.


Eine Schleuse und eine Stunde später erreichen wir das Städtchen. Hier hat es uns das letzte Mal so gut gefallen. Heute reicht unser Aufenthalt aber grad einmal für ein Schoko-Eis, dann geht es gleich wieder zurück.

Die Flusslandschaft ist herrlich und das Schiff voller Senioren. Aus dem Lausprecher besingt uns Heino mit uralten Schlagern. Mit all dem habe ich ja eigentlich kein Problem; bloss eine Abenteuerreise sieht halt schon etwas anders aus.

Zurück in Beilstein geniessen wir die schattigkühlen Gassen und besuchen eine der hier typischen Weinschenken. Eisenstühle unter alten Eichen, Schiefermäuerchen und schattige Reben. Wir trinken Erdbeer-Bowle bis Frau G. wankt.

Wir übernachten in Valwig. Schöner Platz am Moselufer. Am Abend besuchen wir die Gaststätte nebenan. Ich frage ganz beiläufig nach Wlan. Da wird der Gastwirt ganz wild. Nein, und sowieso ausschliesslich für Hotelgäste und illegal und sowieso. Kurz darauf reicht er uns die Rechnung und verabschiedet sich wortlos - ein klassischer Rauswurf.

19. Juli 2013

Benelux: Wein, Berg und Schweiss

Vom „Calmont“ in Bremm sagen sie, er wäre der steilste Weinberg weltweit. Und in der Tat, er ist huerä stotzig. Grund genug für einen kleine Weinberg-Spaziergang.

Ein fussbreites Wegli führt steil bergan. Ab und zu geht’s über eine Treppe, dann wieder schräg dem Hang entlang. Schiefergeröll und Rebstöcke. Schon bald haben wir eine prächtige Aussicht auf die Mosel. Die schleift hier ziellos herum.

Weit unter uns brummen die Schiffe. Die Sonne brennt uns ans Gehirn, kaum Schatten hier oben. Da und dort wachsen wilde Erdbeeren; saftig und süss. Schön.

Die mittägliche Hitze treibt uns zurück. Und weiter. Unterwegs wirbt eine Metzgerei mit „Debbekoche und Apfelmus“. Ich habe keine Ahnung was das ist, ist aber bestimmt lecker. Ich erwerbe also eine schicke Polystyrol-Schale, darin geraffelte und im Ofen gebackene Kartoffelnmit Zwiebeln und Speck. Sieht sehr unschön aus, ist aber wie vermutet lecker.

18. Juli 2013

Benelux: warum ich die Deutschen mag

Jetzt sind wir schon die dritte Nacht auf dem Womo-Stellplatz in Neumagen-Dhron. Unser Nachbar trägt heute ein blaues Leibchen mit dem Aufdruck: «Sex-Instruktor - erste Lektion gratis». Ich glaub, wir sollten weiter zu ziehen...


Im Nachbarort kauft Frau G. beim Winzer einige Flaschen „Piesporter Goldtröpfchen“. Harter Stoff; vor zwei Jahren hat mich das Goldtröpfchen dahingerafft und gebodigt. Aber es ist nun mal der beste Wein südlich von Grönland.

Traben-Trarbach ist wieder so ein malerisches Moselstädtchen. Fast schon kitschig schön und dementsprechend gut besucht. Am Moselufer würgen Schiffe ihre Touristenfracht an Land, die sich dann als vielfüssige Schlange durch die Gassen quetscht. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so viele bleiche Beine, weissen Sportsocken und braunen Sandalen gesehen. Netzhautablösend.

Nach einer langen Fahrt, es dürften über vierzig Kilometer gewesen sein, finden wir in Pünderich einen Übernachtungsplatz. Ich kenne den von früher; ganz einsam und romantisch. Heute nicht, es sind schon ettliche andere da. Sogar ein Eisverkäufer kommt mit seiner Transe vorbei. Zwei Kugeln; Schoggi und Mokka.

Es ist so herrliches Wetter. Den ganzen Tag Sonnenschein und ein erfrischendes Lüftchen. Warum kann es nicht immer so sein?

17. Juli 2013

Benelux: herum moseln und nichts tun

Heute wollen wir hier bleiben und nichts tun, denn unsere Velos müssen ruhen. Vielleicht tue ich etwas arbeiten; wobei - wenn ichs mir recht überlege: Nein. Allerdings sind wir extra wegen meiner Arbeit und dem Wlan hier auf dem Stellplatz.

Ein wunderschöner Sommertag steht an. Wolkenlose Bläue. Wir sind von unzähligen weissen Wohnmobilen und ihren weissköpfigen Bewohnern umzingelt. Eigentlich ganz nette Leute. Wobei - die Kombination mit viel freier Zeit, viel Durst und Moselwein führt zu eher eigenwilligen Resultaten.

Wir tun also nichts. Sitzen herum und lesen. Füttern das ortsansässige Geflügel mit Keksen. Langeweile kommt keine auf, denn die Neuankömmlinge unterhalten uns mit Camping-Commedy. Sie präsentieren uns, wie sie mit ihren Wohnmobilen auf diese gelben Keile zu fahren versuchen. Der Mann am Steuer gibt Gas, die Beifahrerin fuchtelt wild mit den Armen und weist ein. Der Motor heult weinerlich auf, die Kiste hüpft nach vorne. Bleibt abrupt stehen, und rollt wieder in die Ausgangsposition zurück. Mehrfachwiederholung, bis zum erreichen der Waagerechte oder Kapitulation.

Nach meinem Mittagsschlaf taucht die Sonne beängstigend hinter die Hügel. Abendessen; ich koche. Erster Gang: Chips aus der Tüte. Zweiter Gang: Resten aus dem Kühlschrank. Zum Dessert gibt’s die verblieben Entenkekse. Ein traumhaftschöner Tag geht zu Ende.

16. Juli 2013

Benelux: Eierlikör und mein Pavian-Arsch

Ein himmelblauer Morgen in Neumagen-Dhron. Die Sonne lacht und ein laues Lüftchen weht. Und wir wollen Velo fahren. Der Mosel entlang, soweit wie wir mögen.

Weinberge rechts und links. Dazwischen die Mosel, bleiern und jauchefarbig. Wir sausen dahin, schneller als die Frachtschiffe. Am Mittag kommen wir nach Bernkastel-Kues. Ein nettes Städtchen mit vielen Fachwerkhäusern und Tagesausflüglern.

Wir wenden unsere Stahlrösser und fahren heimwärts. Der Mosel-Radweg ist an so einem Julitag rege befahren. Am Morgen ging’s noch, aber jetzt am Nachmittag herrscht nun ordentlich Verkehr. Meist ältere Herrschaften mit gemieteten Elektro-Velos. Deren Fahrstil ist dementsprechend wackelig und manche Nerven liegen blank.

«hintereinadää faarn» keift uns eine Radfahrerin mit einem lederigem Gesicht und einem schamroten Strampelanzug an. Dabei ist Platz genug um mit einem Sattelschlepper zu kreuzen; quer, und freihändig und mit geschlossenen Augen - blöde Kuh.

Wir pausieren in einer malerisch gelegenen Gaststätte. Zur Stärkung gibt’s ein Eis mit viiiel Eierlikör drauf. Im Nachhinein stellt sich Eierlikör aber als eher suboptimal heraus. Frau G. will kotzen, verzichtet dann aber doch.

Um vier sind wir zurück. Die 50 Kilometer Velofahrt hat Spuren hinterlassen. Mein geschundener Steiss fühlt sich gerötet an. Der Glutaeus maximus brummt. Schön war’s.