17. Juli 2013

Benelux: herum moseln und nichts tun

Heute wollen wir hier bleiben und nichts tun, denn unsere Velos müssen ruhen. Vielleicht tue ich etwas arbeiten; wobei - wenn ichs mir recht überlege: Nein. Allerdings sind wir extra wegen meiner Arbeit und dem Wlan hier auf dem Stellplatz.

Ein wunderschöner Sommertag steht an. Wolkenlose Bläue. Wir sind von unzähligen weissen Wohnmobilen und ihren weissköpfigen Bewohnern umzingelt. Eigentlich ganz nette Leute. Wobei - die Kombination mit viel freier Zeit, viel Durst und Moselwein führt zu eher eigenwilligen Resultaten.

Wir tun also nichts. Sitzen herum und lesen. Füttern das ortsansässige Geflügel mit Keksen. Langeweile kommt keine auf, denn die Neuankömmlinge unterhalten uns mit Camping-Commedy. Sie präsentieren uns, wie sie mit ihren Wohnmobilen auf diese gelben Keile zu fahren versuchen. Der Mann am Steuer gibt Gas, die Beifahrerin fuchtelt wild mit den Armen und weist ein. Der Motor heult weinerlich auf, die Kiste hüpft nach vorne. Bleibt abrupt stehen, und rollt wieder in die Ausgangsposition zurück. Mehrfachwiederholung, bis zum erreichen der Waagerechte oder Kapitulation.

Nach meinem Mittagsschlaf taucht die Sonne beängstigend hinter die Hügel. Abendessen; ich koche. Erster Gang: Chips aus der Tüte. Zweiter Gang: Resten aus dem Kühlschrank. Zum Dessert gibt’s die verblieben Entenkekse. Ein traumhaftschöner Tag geht zu Ende.

16. Juli 2013

Benelux: Eierlikör und mein Pavian-Arsch

Ein himmelblauer Morgen in Neumagen-Dhron. Die Sonne lacht und ein laues Lüftchen weht. Und wir wollen Velo fahren. Der Mosel entlang, soweit wie wir mögen.

Weinberge rechts und links. Dazwischen die Mosel, bleiern und jauchefarbig. Wir sausen dahin, schneller als die Frachtschiffe. Am Mittag kommen wir nach Bernkastel-Kues. Ein nettes Städtchen mit vielen Fachwerkhäusern und Tagesausflüglern.

Wir wenden unsere Stahlrösser und fahren heimwärts. Der Mosel-Radweg ist an so einem Julitag rege befahren. Am Morgen ging’s noch, aber jetzt am Nachmittag herrscht nun ordentlich Verkehr. Meist ältere Herrschaften mit gemieteten Elektro-Velos. Deren Fahrstil ist dementsprechend wackelig und manche Nerven liegen blank.

«hintereinadää faarn» keift uns eine Radfahrerin mit einem lederigem Gesicht und einem schamroten Strampelanzug an. Dabei ist Platz genug um mit einem Sattelschlepper zu kreuzen; quer, und freihändig und mit geschlossenen Augen - blöde Kuh.

Wir pausieren in einer malerisch gelegenen Gaststätte. Zur Stärkung gibt’s ein Eis mit viiiel Eierlikör drauf. Im Nachhinein stellt sich Eierlikör aber als eher suboptimal heraus. Frau G. will kotzen, verzichtet dann aber doch.

Um vier sind wir zurück. Die 50 Kilometer Velofahrt hat Spuren hinterlassen. Mein geschundener Steiss fühlt sich gerötet an. Der Glutaeus maximus brummt. Schön war’s.

15. Juli 2013

Benelux: Trier - isch kumm bei dir

Gestern sind wir noch nach Trier gefahren. Der dortige Stellplatz ist gut besucht. Die Wohnmobile kuschen eng, wie Schafe im Regen. Mir sind das zu viele, wir übernachten deshalb andernorts. Im McDonald funktioniert das Wlan nicht. Und der Tresen-Knecht sagt den bemerkenswert poetischen Satz: «isch kumm gleich bei dir». Hallo Deutschland.

Trier ist alt, schreibt der Prospekt; mindestens zweitausend Jahre alt. Vielleicht die älteste Stadt Deutschlands. Und Trier ist die Geburtsstadt von zwei der grössten Unterhaltungskünstlern: Karl Marx und Guildo Horn. Aber von all den Superlativen spüren wir heute nichts. Es ist schon wieder so beschämendes Wetter, gräulich.

In der Altstadt bewundern wir die bunten Fassaden, meist Nachkriegs-Barock. Und dieses finstere römische Stadttor „Porta Nigra“. Seit mehr als zweitausend Jahren unfertig und immer noch eine Baustelle.

Heiland & Maria…

Nach dem Mittag kommen scharenweise Tagesausflügler und kurzzeitig sogar etwas Sonne. Sieht doch gleich alles viel hübscher aus; mit Sonne - mein ich.
Trier ist eigentlich eine wunderschöne Stadt. Bei dem miesen Wetter aber nicht.

Wir fahren nach Neumagen-Dhron an der Mosel. Hier finden wir auf dem Wohnmobilstellplatz ein vorübergehendes zuhause. Sie Sonne scheint. Wunderbarer Ausblick auf den Fluss und die Weinberge am Gegenhang. Huerä schön hier.

14. Juli 2013

Benelux: UFO oder was weiss ich...

Überall auf dem Boden rätselhafte Zeichen.

Keltisch? Eine Laune der Natur? Oder doch ausserirdisch? Man weiss es nicht - mysteriös

13. Juli 2013

Benelux: mitten in Lëtzebuerg

Der Mittelpunkt des Grossherzogtum Luxemburg ist gar nicht so einfach zu finden. Zwar ist der Obelisk riesengross und von weit her zu sehen. Aber kein Wegweiser weist den Weg. Endlich gefunden, bin ich wahrlich beeindruckt. Ja man könnte sogar sagen - richtig euphorisch.

Ein zweiter Mittelpunkt von Luxemburg ist die gleichnamige Hauptstadt. Die ist in Verhältnis zur Landesgrösse gigantisch, aber in Wirklichkeit recht überschaubar. Selbst der Stadtplan hat gut in meiner Handfläche Platz.

Wir lassen uns vom öffentlichen Nahverkehr ins Stadtzentrum chauffieren. Letztes Mal erlebte ich eine quirlige Stadt; heute erscheint mir alles trüb und fad.

Vor dem grossherzogliche Palais im flämischer Renaissance Stil, stolziert eine Soldaten-Marionette stetig auf und ab. Vom immer gleichen hin und her zeichnet sich auf dem Pflaster bereits eine braune Spur ab. Wie die Schleimspur einer Schnecke.

Am anderen Ende der Altstadt steht der Palast der diplomatischen Vertretung der Schweiz; kein flämischer Renaissance Stil, eher Ostblock-Charmes. Umzingelt von Freunden.

In den Strassen geht es geschäftig zu. Ausverkaufsstimmung. Ich kaufe ein Schinken-Käsebrot; allerdings zum regulären Preis.

Das neue Quartier „Kirchberg“ liegt etwas ausserhalb des Stadtzentrums. Hier siedeln unzählige Behörden, Finanzdienstleister und internationale Organisationen. Alle in Häusern aus Glas und poliertem Stein.

Dazwischen steht die neue Philharmonie. Eine schneeweise Muschel auf mehr als 800 Stahlbeinen. Die Tür ist nicht abgeschlossen und keiner da, also besichtigen wir auch die Innenräume. Lichtdurchflutet und chic. Daneben wirke ich winzig und schäbig.