18. April 2013

Berlin: Bahnhof mit ohne alles

Der „Anhalter Bahnhof“ war damals der grösste Bahnhof Berlins. Der Krieg bombte ihm dann aber das Dach und die Geleise weg. Nach dem Krieg wurde er erst geflickt - und dann irgendwie überflüssig. Keiner wollte in die DDR fahren.

In den 1950-er Jahren wurde der Bahnhof dann stillgelegt und einige Jahre später gesprengt. Bloss ein kümmerlicher Rest vom Portal blieb stehen.

Da wo damals die Bahnhofshalle war, ist nun ein Fussballplatz. Im Wäldchen daneben finde ich noch einige Bahnsteige und Gleisschotter.
Ich will euch ja eigentlich nicht immer wieder mit toten Bahnhöfen und rostigen Zügen langweilen. Aber ich mag die doch so sehr.

17. April 2013

Berlin: müde Lokomotiven und sehr tote Autos

Heute ist der sonnigste Tag seit viiielen Monaten; was liegt da also näher, als ein Museumsbesuch. Ins Technikmuseum die müden Fahr- und Fliegzeuge anschauen gehen. Deswegen bin ich ja schliesslich in Berlin.

In den alten Lokhallen stehen zahlreiche Lokomotiven; so gesehen, ist das keine grosse Überraschung. Ganz besonders gefällt mir, dass die meisten Ausstellungsstücke im Originalzustand dastehen. Mit allen Gebrauchsspuren, so wie sie zuletzt unterwegs waren. Und nicht zu Tode renoviert, wie so oft ...

Im Hauptgebäude stehen und hängen einige Flugzeuge. Viele davon sehen wie fabrikneu aus. Frisch bemalt und rekonstruiert. Oder noch schlimmer, das Blechkleid durchlöchert, damit man durch diese Sichtfenster die Innereien sieht! Wer will denn so was!

Nebenan ist die Autosammlung. Sehr schön präsentiert, aber alle Autos glänzen wie nie zuvor. Leblos und steril. Eigentlich schade um die interessanten Fahrzeuge; mag ich gar nicht.

Vom dämlich grinsenden Pinguin erzähle ich ein andermal. Jetzt will ich hinaus an die Sonne. Es gibt ja noch viel zu sehen.

16. April 2013

Berlin: die Viktoria lässt jeden drauf

Jetzt bin ich ja schon einige Tage in Berlin. Da ist es ja wohl mal Zeit ein Denkmal anzuschauen. An jeder Ecke steht eines. Die neueren sind meist aus trübgrauem Beton oder rostigem Stahl, und ducken sich in Bodennähe. Sie mahnen an die weniger ruhmreichen Phasen der deutschen Geschichte. Die alten Denkmäler hingegen sind meist aus edlem Stein oder Bronze. Sie ragen hoch in den Himmel und erinnern an berühmte Männer und/oder siegreiche Schlachten.

Die Siegessäule im Tiergarten ist so eines. Sie steht mitten auf einem Verkehrskreisel. Und obwohl ich der einzige Besucher bin, versucht mich ein Auto zu überfahren. Na gut, ich hätte ja die Fussgängerunterführung nehmen können; aber wegen den paar Autos gehe ich doch keine Umwege.

Bis in die 1930-er Jahre stand die Siegessäule vor dem Reichstagsgebäude. Die Nazis zügelten sie damals an den heutigen Ort. Vermutlich ahnten sie, dass es bald keine Siege mehr zu feiern gibt? Die Einschusslöcher am Sockel erinnern an diese unrühmliche Zeit.

Ganz zuoberst auf der Säule steht die „Viktoria“, freihändig und beflügelt. Sie ist mehr als acht Meter hoch und rundum goldig. Von der der Besucherterrasse erhasche ich einen Blick unter ihren goldenen Rock.

15. April 2013

Berlin: der Kotzbrocken glänzt nicht

Der Kerl neben mir im Bus sagt «Kotzbrocken» dazu; offiziell heisst das Ding aber „Humboldt-Box“. Sie ist ein provisorisches Infozentrum und soll Spendengelder für den Stadtschloss-Neubau anlocken.

Die Humboldt-Box werde wie ein „Diamant glänzen“, versprach damals der Planer. Aber glänzen tut hier definitiv nichts. Tagsüber geht’s ja noch, da ist es bloss seltsam. Aber nachts, da leuchtet sie kitschig bunt; wie ein türkischer Ramschladen.

Von der Dachterrasse sieht man die Humboldt-Box nicht, dafür wunderbar über die Stadt und auf die verschiedenen Baustellen hinunter. Und Baustellen mag ich gerne. So gesehen hat sich mein Besuch mehr als gelohnt.

Nachher besuche ich einen naheliegenden Inder. Also genau genommen seine Kostgeberei. Ich futtere Murgh Korma, Curry-Huhn mit Nüssen und Käse. Dazu Batura-Brot und ein Kartoffel-Raita. Berlin isst sooo gut.

14. April 2013

Berlin: mach die Schwiegermutter tot

Der Heilige Georg kämpft bewegungslos gegen einen grausligen Drachen. Böse Mäuler behaupten gegen seine Schwiegermutter. Gut gegen Böse.
Die Bronzeskulptur stand ursprünglich im Schlosshof des Stadtschlosses und wurde noch zu DDR-Zeiten hier im Nikolaiviertel aufgestellt. Wohl um das gerade neugebaute Quartier ein wenig zu hübschen.

In einer Sommernacht vor fünf Jahren kletterten zwei dunkle Gestalten auf den Drachen und klauten dem Georg sein Schwert. Fortan musste der tapfere Heilige mit der leeren Faust und der Fahnenstange gegen das Untier.
Das Schwert wurde nie wieder gefunden, vermutlich endete es als Altmetall in einer Giesserei. Später wurde die Skulptur restauriert und seither ist der Georg auch wieder vollständig bewaffnet. Und das neue Schwert ist diebstahlsicher verschraubt. Der heldenhafte Kampf kann weiter gehen.

13. April 2013

Berlin: eher schlichte Eleganz

Mein Hotel an der Warschauer Strasse ist im Hinterhof eines alten Fabrikgebäudes. Tolle Backsteinfassaden und ganz einfache Zimmer. Gefällt mir gut hier.

Gleich nebenan ist mein Lieblingscafé mit dem schönen Namen „Warschauer Pakt Kaffee Kombinat“.
Die Umgebung ist - öööhm - von sehr schlichter Eleganz.

Jetzt zügle ich aber weiter in ein Hotel in der Nähe vom Alexanderplatz.

Mein neues Hotel ist wieder ganz toll. Hier gibt es sogar zwei Sorten WC-Papier zur Auswahl. Herbes in rustikaler Vollkornoptik, wohl für werktags - und flauschig microsoftig für Sonn- und Feiertage. Heute ist nicht Sonntag - hoffentlich merkt niemand, dass ich beschissen habe?