31. Januar 2013

Portugal: kopflose Schweine und die Schickeria

Die grosse Markthalle ist nicht nur bei Regen ein Besuch wert. Es gibt viel zu sehen und da und dort auch etwas zu probieren.

Diese geräucherten Schweinegesichter werden überall und preiswert angeboten. Sie nennen sie „Orelheira“, ich weiss aber nicht, ob man die gleich roh isst, oder vorher noch etwas köcheln sollte?

Ganz in der Nähe ist auch das berühmte „Café Majestic“. Im noblen Ambiente des Fin de siècle sitzen zahlreiche Touristinnen, nippen Latte macchiato und kichern vielsprachig.

Wir setzen uns ins weiche Polster und schauen dem Treiben zu. Gruslig - die schnatternden Weiber; die Schweineköpfe waren wenigsten schweigsam ...

30. Januar 2013

Portugal: Kultur aus Beton

Porto wächst nach allen Seiten, das Zentrum wird dabei aber leider vernachlässigt. Die nagelneue Metro bringt nun wieder etwas frischen Wind rein. Die Metrostationen wurden vom Architekt Eduardo Souto de Moura angenehm schlicht und sehr grosszügig gestaltet - sensationell.

„Casa da Música“ nennt sich das neue Konzerthaus. Ein grosser, vieleckiger Klotz aus weissem Beton an einem Kreisel. Aussen wirkt er eher simpel, die Innenräume hingegen sind wunderschön. Ganz besonders gut hat uns die Dachterrasse mit den Azulejo gefallen. Geplant wurde das Gebäude vom niederländischen Architekturbüro „OMA“.

Noch etwas weiter vom Stadtzentrum weg steht das neue Hauptquartier von Vodafone. Ein UFO-artiges Betonspektakel. Wie vom Himmel ins Quartier geplumpst; lustig anzuschauen, aber eigentlich völlig unsinnig. Geplant von „Barbosa & Guimarães“.

Wir besuchen noch einige weitere an- oder aufregende Gebäude, aber davon erzähle ich vielleicht später mal.

Erst geniessen wir jetzt die Wintersonne. Wir setzen uns in ein Strassencafé und lassen es uns gut gehen.
Aus heiterem Himmel donnert plötzlich eine Möve im Tiefflug daher und raubt mir mein Gebäck vom Teller! Huerä Seckel ...

29. Januar 2013

Portugal: meine Wurst brennt

Wir haben nun schon viel gesehen und erlebt. Zu jeder vollständigen Reise gehören aber meine drei "Sehenswürdigkeiten"; einen Turm, ein Automuseum und eine Wurst. Bis jetzt haben wir noch nichts von den dreien angeschaut. Heute aber.

Zuerst fahren wir mit dem Tram an den Douro hinunter. Früher befuhr das Tram ein riesiges Streckennetz, in den 1980-er Jahren wurden dann fast alle Linien aufgehoben. Seit einigen Jahren sind nun aber wieder drei Strecken in Betrieb.

Ich fahre selbstverständlich ganz vorne mit und unterstütze den Chauffeur bei seiner Arbeit. Er freut sich sehr über meine konstruktive Kritik; auch wenn er es nicht offen zeigen tut.

Im alten Zollhaus am alten Hafen ist heute ein Automuseum untergebracht; "Museu dos Transportes e Comunicações". Eine nette Autosammlung. Und endlich mal eine ohne VW Käfer und Ford T!

Das kleine weisse „Auto“ im Hintergrund ist übrigens ein portugiesisches Erzeugnis; - ein „Sado 550“. Ein passender Name, wie mich dünkt.
Aus versehen schlurfen wir auch noch durch die "... Comunicações", eine Ausstellung über Kommunikation. Laaangweilig und komatös.

Und jetzt geht’s um die Wurst. Und das ist hier in Porto gar nicht so einfach, denn die Einheimischen essen fast alles, anscheinend aber kaum gebratene Würste. In einem Hinterhof werden wir dann doch fündig: „Chouriço assado“. Vor unsern Augen brät der Gastwirt aufgespiesste Wursträdli über einer Alkoholflamme.

Die Wurst schmeckt erstaunlich gut. Leicht angeschmurgelt, aber würzig.
Jetzt müssten wir eigentlich noch auf einen Turm steigen. Aber inzwischen ist wieder der Nebel und Nieselregen da, drum sparen wir uns den Aufstieg. Vielleicht morgen ...

28. Januar 2013

Portugal: heute blaumachen

Eigentlich wollten wir uns die Tage in Porto mit Nichtstun um die Ohren schlagen. Im Strassencafé die milde Wintersonne geniessen, odr so. Bis jetzt mangelte es aber ein wenig an der erforderlichen Wintersonne. Doch heute sieht es gut aus; blauer Himmel. Also gehen wir Architektur-gucken.

In der Altstadt stehen einige wirklich schöne Kirchen mit „Azulejo“ Fassaden. Das sind keramische Platten mit einer kobaltblauer Bemalung. Kobaltblau war damals die einzige  Farbe, die den Keramikbrand überstand. Die Azulejo wurden einst von den Araber hierher gebracht, später fand vorallem die katholische Kirche gefallen an ihnen.

Ab dem 19. Jahrhundert wurden auch viele Bürgerhäuser mit Azulejo verkleidet. Allerdings wurde diese damals bereits industriell hergestellt. Schön anzusehen. Leider sind aber viele der Altstadthäuser unbewohnt, und am zerfallen.

Zudem sind die Azulejo nicht richtig frostbeständig, so dass mancherorts die Glasur abbröckelt. Schade drum. Grad der Winterregen tut ihnen nicht gut. Uns auch nicht ...

27. Januar 2013

Portugal: Sonne im Herzen ...

Jeden Morgen schaut uns ein Vogel beim Frühstücken zu. Er hat so einen verschlagenen Gesichtsausdruck. Immer übellaunig, immer gierig, immer unzufrieden. Solche Typen kenne ich sonst nur aus Spaghetti-Western. Da tragen die schmutzigschwarze Hüte und werden jeweils kurz vor dem Rolltitel gemeuchelt.

Ein Lächeln nur, und er bekäme gewiss ein Brotmöckli von mir. Aber so! Nein – dieser fordernde Blick. So nicht - nicht mit mir!

26. Januar 2013

Portugal: feuchte Fische und ein totes U-Boot

Porto fühlt sich feucht an. Es regnet immer noch. Manchmal schüttet es wie aus Kübeln, dann wieder stark. Immerzu. Also fahren wir an den Strand. Der "Tiefausläufer" schlägt mit mächtige Wellen und ungeheurem Getöse an die Felsen. Es spritzt haushoch. Ich will mir das unbedingt ganz aus der Nähe ansehen - was sich dann aber als eine nicht sooo gute Idee herausstellt.

Zum Trocknen gehen wir ins nächstbeste Gebäude, ausgerechnet ein Aquarium! Passt ja gut zum Wetter.

Den Fischen da geht’s wie mir - nass bis auf die Haut. Sie schwimmen in ihrem Glasgefängnis herum und glotzen hohläugig zu uns heraus. Wir glotzen zurück. Manche versuchen mit uns zu sprechen; die Lippen bewegen sich, aber hören tut man nichts.

In zahlreichen Becken schwimmen grosse und kleine Fische, krötenhässliche und Paradiesvögel. Auch Schildkröten, Krokodile und allerhand Weichgetier sind zugegen. Das letzte Bild ist aber vom Fischmarkt, da sieht es nicht viel anders wie im Aquarium aus, bloss halten da die Fische still, wenn ich sie fotografieren will.

Hier an der Atlantikküste erinnern einige kleine Festungen an die kriegerischen Zeiten. Und fast direkt am Strand liegt auch die „U 1277“ im brodelnden Wasser. Das deutsche U-Boot irrte nach Kriegsende noch einen Monat lang ziellos herum, bis der Kapitän es hier versenkten liess. Die Besatzung schwamm ans rettende Ufer und alle überlebten. Die Bevölkerung versorgte die gestrandeten Seeleute mit trockenen Kleidern und warmem Essen, ehe sie in britische Gefangenschaft gingen.

Wir fahren zurück ins Hotel. Mir ist ganz feucht. Der Pförtner riecht wie immer nach Kokos.