24. April 2012

Geschichten: königliches Auto im See

Das noble Auto fuhr von Luzern gegen Küssnacht zu. Dieser 29. August 1935 hätte eigentlich ein schöner Sommertag werden können. Doch dann schwenkte das Auto abrupt nach rechts, prallte in einen Birnenbaum und kam am Seeufer unten zum stehen. Zwei Männer waren verletzt, eine Frau tot. Im Verlauf des Tages stellte sich heraus, dass es sich bei der Toten um die belgische Königin Astrid handelt.

Am Steuer sass der belgische König Leopold III. Der Mann auf dem Rücksitz war ihr Chauffeur, Pierre Devuyst. Das Unfallauto wurde zur Untersuchung in die naheliegende Garage Mühlemann in Küssnacht gebracht. Hier wimmelte es von Schaulustigen und Journalisten. Alle wollten das Unfallauto sehen. Im Gedränge kletterten manche sogar auf die dort abgestellten Autos und beschädigten diese. Der Werkstattbesitzer verlangte daraufhin von jedem Gaffer 30 Rappen, um sich schadlos zu halten, wie er sagte. Als der belgische Konsul davon erfuhr, war der nicht sehr erfreut.

Zwei Tage später wurde der Unfallwagen der belgischen Botschaft übergeben und auf Wunsch des Königs im Vierwaldstättersee versenkt. Im Chrüztrichter, unweit der königlichen „Villa Haslihorn“ in Horw. Dort ist der See mehr als hundert Meter tief.
Immer wieder gehen Gerüchte um, Taucher hätten das Autowrack gefunden. Bestätigt hat sich das bis jetzt aber nie...

23. April 2012

Frau G. jetzt oben ohne

Der Frau G. ihr Auto war ein altes. Und noch ganz gut in Schuss. Bis sie neulich rückwärts und in einen Pfosten fuhr. Der Kofferraum wurde etwas onduliert und einige Nebensächlichkeiten eingedrückt. Kurz darauf begann dann auch noch die Antriebswelle um eine Reparatur zu betteln. Und dann sahen wir dieses zauberhafte Auto beim Händler stehen.

Das alte Auto verkaufte sie einem libanesischen Autoschieber. Und nun ist das neue da. Ein blausilberiges Cabrio mit schmeichelnden Ledersitzen. Anhängekupplung, Eierkochern und Regensensor - einfach alles. Und Abstandswarnern am Heck...
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22. April 2012

am Sonntag

Heute tue ich nichts; ist Sonntag.

... da tue ich ja immer und gerne nichts.
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21. April 2012

Gute alte Zeit?

«Ein Weibsbild, ein Esel und ein Nuss, dass sind drei Ding, die man klopfen muss.»

Diesen alten Sinnspruch habe ich kürzlich auf einem Kachelofen gelesen. 
Irgendwie unnett...
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20. April 2012

meine Expedition – Sorgenfalten

Die Vorbereitungen zu meiner super-mega Expedition ans „Ende der Welt“ sind in vollem Gange. Mein Ziel soll Sewastopol auf der Krim sein. Dahin will ich ja schon seit vielen Jahren unbedingt mal. An der Promenade entlang fahren, dann eine Grillwurst essen und den Schiffen nachgucken. Wer möchte das nicht?
Jetzt habe ich mir mal angeschaut, wie man dort hin kommt? Auf meinem Globus sind es bloss fünf Zentimeter. Aber in Wirklichkeit, man glaubt es kaum, mehr als dreitausend Kilometer. Mit einem Töffli! Gopferdeckel - das sind mindestens 120 Stunden Fahrt! Und nachhause noch einmal so viele. Ich bin ja von athletischem Körperbau und ein zäher Hund; aber das geht nicht. Ich befürchte entstellende Schwielen am Heck.

Dazu kommen noch unerwartete Probleme mit dem Triebwerk meines künftigen Expeditionsgefährts. Statt einem kraftvollen Röhren bleibt der Motor überwiegend stumm. Bloss so ein rasselndes Gestöhne; wie man es von sterbenden Filmhelden kennt.
Vielleicht sollte ich mit meinem Töffli vorerst gscheiter nach Lourdes fahren und auf ein Wunder hoffen. Wie all die Blinden und Lahmen...

Es sind ja noch einige weitere kleine Unpässlichkeiten vorhanden: Kupplung kaputt, Bremsen bremsen nicht, Reifen platt, umfangreiche Hässlichkeit usw. Darum überlege ich mir nun, den Gaul sterben zu lassen. Und wenn ich’s mir recht überlege, wäre es ja sowieso klüger, das Expeditionsfahrzeug etwas näher am Ziel zu erwerben. Das würde mir die laaange und peinliche Fahrt durch meine engere Heimat ersparen.
Also: ich suche ein Mofa, Moped, Moperl oder eine Schwalbe in Orient-Deutschland. Hätte jemand von euch zufällig so etwas abzugeben? Bei mir wäre es in guten Händen: Artgerechte Haltung und genügend Auslauf.
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19. April 2012

Augen schaudern - dramatisch

Neulich war ich auswärts speisen. Erwartungsvoll drückten meine Gedärm und ich musste stoffwechseln. Dringlich. Der Gastwirt schickte mich in ein finsteres Kämmerlein im Keller.

Während ich auf dem Keramik hockte, gewöhnten sich meine Augen langsam an das Dämmerlicht.
«Bwuääääh – ich bin umzingelt» schrie ich. Amöbenartige Tupfen besiedelten die Wände und glotzten mich schamlos an. Und wegschauen geht nicht; die sind überall! Ich kneiffe fest die Augen zu und flüchte ohne Hände waschen.
Manchmal beneide ich die Blinden.
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