23. April 2011

Balkan: Registrierungspflicht in Montenegro

Rožaje. Wie in Mazedonien und Serbien auch, müssen Touristen sich in Montenegro registrieren lassen. Wir machten dies gleich am ersten Tag. Routiniert gingen wir in das Schreibwarengeschäft gegenüber der Polizei und kauften für 60 Cent zwei Formulare. Ausfüllen und ab damit zur Polizei.

Wir wurden da von zwei übellaunigen Beamten empfangen, sie waren grad am fernsehschauen und zu faul zum aufstehen. Wir sollen in den dritten Stock gehen. Einen dritten Stock gab es nicht, so klopfte ich beherzt an irgendeine Tür im zweiten; und trat ein. Im engen Büro sass ein älterer Beamter. Verwundert und ertappt schaute er uns an. Wir brachten unser Anliegen vor, er erfragte in tadellosem montenegronisch einige zusätzliche Angaben, die wir abwechseln mit nicken oder kopfschütteln beantworteten. Er drückt einen Stempel aufs Formular und wir sind aktenkundig. Und frei.

Balkan: schwarze Berge in Montenegro

Früh am Morgen sind wir wieder am Grenzübergang nach Montenegro. Die Formalitäten gehen einigermassen zügig und schon bald darauf erreichen wir wieder Rožaje. Kaffeehalt und polizeiliche Registrierung. Und weiter geht unsere Fahrt der Adria und der Wärme entgegen. Die Landschaft ist frühlingshaft schön, der Verkehr wenig und die Strasse kaum runzlig. Und was uns ganz besonders auffällt, kein Müll.

Wir besichtigen das Kloster Stupovi. Leider wurde es kürzlich innen komplett neu verputzt, was den mittelalterlichen Malereien aus dem 12. Jahrhundert aber nicht grad zuträglich war. Wir bestaunen aber die verehrten Reliquien; ein Knochen und einen schwarzlederne Hand - ohne den dazugehörigen Körper.

Etwas weiter kommen zum Kloster Morača aus dem 13. Jahrhundert. Eine wunderbare und komplett erhaltene Anlage mit meisterhaften Malereien. Im Garten lassen sich einige Mönche von der Frühlingssonne wärmen. Mit ihren schwarzen Röcken und langen Mähnen sehen einige schon aus wie Yeti-Nonnen.
Wir übernachten in der Nähe des Klosters. Landschaftlich sehr schönund erstaunlich ruhig.

Montenegro ist sehr bergig und nur schwach besiedelt. Wir fahren durch  schroffe Schluchten und über bewaldete Bergpässe. Ein auf und ab.

Gegen Mittag erreichen wir das Meer und Budva. Budva liegt wunderschön in einer Bucht. Es gibt hier eine Festung, eine Altstadt und einen menschenleeren Strand mit grünem Kies. Wir legen uns zum dösen am Strand unter einen Baum. Herrlich - es ist wie im Ferienprospekt, bloss in dieser Jahreszeit noch ganz ohne Touristen.

22. April 2011

Balkan: orientalisches Flair in Serbien

Die Morgensonne weckt uns in Pejë. Gleich am Stadtrand beginnt die weitherum berühmte Rugova-Schlucht. Hohe Felswände, Frühlingsgrün und ein wilder Bach. Schön, wie zuhause.

Heute wollen wir nach Serbien. Dazu müssen wir aus politischen Gründen aber erst einen Umweg über Montenegro machen, die direkte Einreise ist nicht möglich. Also fahren wir von Pejë über die Berge nach Montenegro. Auf dem Pass liegt noch Schnee. Der Grenzübertritt dauert bloss wenige Minuten und ist problemlos. In Montenegro müssen wir eine „Eco-Taks“ bezahlen; kostet 80 oder nach etwas verhandeln 30 €. Nach einem Kaffeehalt in Rožaje geht’s gleich weiter Richtung Serbien. Die Strasse führt durch eine imposante Schlucht. Die Anwohner nutzen die steilen Abhänge um ihren Hausmüll hinunter zu werfen. Die zahlreichen Tunnels haben keine Beleuchtung, dafür schuhtiefe Schlaglöcher.

Der Grenzübertritt von Montenegro nach Serbien geht wieder sehr zügig und diesmal kostenlos. Nach einer Stunde Fahrt kommen wir nach Novi Pazar. Eine Stadt mit viel „orientalischem Flair“ verspricht unser Buch. Dieses orientalische Flair zeigt sich uns vor allem in Form von sozialistischen Betonbauten aus den 70-er Jahren. Deren Hässlichkeit hat schon wieder eine anziehende Wirkung. Das Stadtzentrum ist voller Leute; Novi Pazar feiert ausgerechnet heute seinen 550-Jahr- Geburtstag. Wir feiern mit Cevape und Eiscreme tüchtig mit.

Es gibt in Novi Pazar keine Ansichtskarte zu kaufen; ist ja auch verständlich, was wollten sie darauf abbilden...
Aber eins muss man auch sagen, die Leute in Serbien sind sehr nett und hilfsbereit.

Am Abend übernachten wir an einem schönen Bergbach. Die Schlüsselblumen blühen und im Wasser tanzen die weggeworfenen Plastikflaschen. Heute war wieder einmal ein warmer Tag, aber jetzt ist es wieder wolkig.

20. April 2011

Balkan: weiter durch das Kosovo…

Am Vormittag fahren wir genüsslich nordwärts bis nach Peja. Die Stadt liegt nahe an der Grenze zu Serbien und Montenegro und wurde im Krieg schwer getroffen. Da und dort sieht man noch die Ruinen. Aber nicht an allem ist der Krieg schuld…

Das Wetter ist nicht gut, deshalb machen wir mal einen Stadtbummel durch Peja. Zuerst gehen wir ins Hauptgeschäftszentrum. An den Hauswänden nach stehen kopflose Weiber. Und es wird reichlich Kinderspielzeug feil gehalten. Der Höhepunkt ist dann der Besuch eines Drehrestaurants. Es dreht sich im neunten Stock eines überaus hässlichen Hauses. Der Lift geht aber nur bis zum 8. Stock, dafür beginnt er erst im 2.

Im Stadtpark sitzen die Verliebten im Gebüsch und lutschen sich im Gesicht. Im Teich kann man Fussball spielen und das Denkmal gibt uns zu denken.

In der Stadt ist grad Stromausfall, überall rattern die Generatoren, deshalb ist das Internet nicht verfügbar. Wir setzen uns in ein Strassencafé, in der Hoffnung doch ins Internet zu kommen. Ich bestelle ein Wasser; er versteht Vodka. Mag ich nicht, ist aber nicht teurer wie Wasser. Das Internet geht auch nicht; dumm gelaufen.

Peja ist eigentlich nicht schön. Aber es ist wie mit seinen buckligen Verwandten; hässlich, aber man hat sie trotzdem lieb.

19. April 2011

Balkan: im Kosovo

Als wir nach einer ruhigen Nacht in Kukes losfahren, sehe ich unter unserem Muger eine Wasserpfütze; ich vermute es sind Frau G. ihre Albanien-Abschiedstränen?
Nach kurzer Fahrt kommen wir an die Grenze. Die Ausreise aus Albanien und die Einreise in das Kosovo gehen zügig vonstatten. Für das Kosovo müssen wir eine extra Fahrzeugversicherung abschliessen; kostet € 77. Nach etwa einer halben Stunde Fahrt erreichen wir Prizren. Eine angenehme Stadt, die malerisch an einem Fluss liegt. Uns ist es auf Anhieb wohl hier. Es ist viel weniger dreckig und wir vermuten sogar Verkehrsregeln.

Die alte Bogenbrücke über „Lumbadhi“ ist leider nicht alt. Sie musste nach einem Hochwasser 1982 neu aufgebaut werden. Gleich daneben steht die Sinan-Pascha-Moschee; sie ist wegen Renovation leider nicht zugänglich. Als wir sehen, dass eine Gruppe KFOR-Soldaten hinein gehen; nutzen wir die Gunst der Stunde und folgen ihnen. Die Moschee ist innen eingerüstet und in einem sehr schlechten Zustand, nur die Deckenmalerei ist einigermassen erhalten geblieben.

Hier im Kosovo wird wieder mein geliebtes „Boza“ serviert, dazu bestelle ich mir Schoggi-Kuchen.

Zum Übernachten finden wir einen ruhigen und sicheren Platz in einem Innenhof mitten im Stadtzentrum. Wir bekommen den einzigen Schlüssel für das Tor ausgehändigt; am nächsten Morgen müssen wir unbedingt aufschliessen, sonst kommt der Besitzer nicht wieder hinein.

Am Abend essen wir wunderbare Köfte und Kebab. Im Hintergrund singt Vico Torriani und im Fernsehen kommt Pingu.