Freiburg im Breisgau: Als ich am Morgen zum Fenster hinaus schaue, liegt unser Nachbar immer noch regungslos in der Wiese. Dass Fernfahrer einen gesunden Schlaf haben, weiss ich ja schon, aber das scheint mir nun doch nicht mehr normal. Lebt der überhaupt noch?
Grad als ich nachschauen will, kriecht er aus seinem Schlafsack. Wie eine Made, die zum Schmetterling wird. Glück gehabt – wir beide.
Vor fünfzig Jahren war die Zukunft aus Plastik. Möbel, Autos und Häuser machte man daraus. Das meiste davon war nix und endete im Müll. Doch eines der futuristischen Kunststoffhäuser hat überlebt; und steht in Freiburg. Wir fahren hin und schauen es uns an.
Das Haus heisst „Rondo“ und wurde seinerzeit vom schweizer vom Architekturbüro Casoni & Casoni gebaut. Ursprünglich war es als Ferienhaus im Tessin geplant. Sie bauten einen ersten Prototyp und stellten ihn zwischen 1968 und 1971 an verschiedenen Messen aus.
Fünfzig Quadratmeter Wohnfläche , grosse Fenster und eine moderne Einrichtung aus Kunststoff. Das eiförmige UFO-Haus gefiel den Leuten sehr gut – doch kaufen wollte es dann doch keiner.
Bevor das Haus endgültig vergammelte, kaufte es ein Architektur-Fan. Er liess es 1976 von Lüdenscheid nach Freiburg transportieren und montierte es auf seinem Firmengebäude.
Ursprünglich wollten wir noch einige Tage in Süddeutschland bleiben, doch jetzt müssen wir früher nachhause. Also rauf auf die Autobahn und südwärts. Kurz nach Basel machen wir eine kurzen Halt an der Autobahnraststätte Pratteln; „Fressbalken“ genannt. Auch die ist ein Werk vom Architekturbüro Casoni & Casoni – und aus Plastik.
Ein Bergler auf Abwegen. Der Schweizer Weltenbummler, Klugscheisser und Sapperlot berichtet von weltweit und zuhause. Ein Reiseblog.
6. Juni 2017
5. Juni 2017
Auffahrt-Ausfahrt: heisses Freiburg im Breisgau
Neuf Brisach. Es ist sommerlicher Vormittag. Also Leinen los; wir fahren über den Rhein hinüber nach Freiburg im Breisgau. Diesmal deponieren wir unsern Möbelwagen auf einem P+R Parkplatz im Norden der Stadt und fahren mit der Strassenbahn ins Stadtzentrum hinein.
Wir übernachten am Rande des P+R Parkplatzes. Wir sind nicht
die einzigen. Nebenan schläft ein Fernfahrer neben seinem Sprinter in der Rabatte und eine türkische(?) Familie in einem Kombi.
Rund um den Dom brodelt der tägliche Markt. Heute sind
frische Erdbeeren der Renner, doch wir kaufen uns eine „Lange Rote“ mit
Bratzwiebeln.
Der Dom leuchtet hell in der Morgensonne. Am Turm hängt
immer noch oder schon wieder ein Gerüst. Die Steinmetze metzen neue Figuren
hin.
Wir schlendern durch die Gassen, trinken Limonaden und
kaufen dies und das. Doch dann wird es mir zu heiss. Wir parkieren unserem
Möbelwagen in den Schatten einer mächtigen Weide und machen ein ausgiebiges
Nickerchen.
Gegen Abend chauffiert uns die Strassenbahn wieder nach Freiburg hinein. Wir setzen uns in den Feierling-Biergarten und geniessen die
emsige Feierabendstimmung. Die Abendsonne glitzert durchs Laub und der Kies
unter den Stühlen knirscht. Frau G. und ich bestellen je ein Bier – das erste
in diesem Jahr. Es perlt und rinnt kühl die Speiseröhre hinab. Herrlich.
Der Frau G. ihr Bier ist sogar alkohol- und glutenfrei. Obs sogar vegan ist oder oder etwa Spuren von Erdnüssen enthält, steht leider nichts auf dem Etikett?
Auf dem Nachhauseweg wollten wir eigentlich in einem
afghanischen Lokal noch etwas trinken. Doch das hat inzwischen schon zu und darum setzen wir
uns zum Perser gegenüber. Ich bestelle Uludaĝ Gazoz - eine kaugummisüsse, türkische Limonade.
3. Juni 2017
Auffahrt-Ausfahrt: Kunst in Neuf Brisach
Neuf Brisach. Es war eine ruhige und lauwarme Sommernacht. Und mich dünkt, dass es auch heute wieder ein heisser Tag werden wird.
Der elsässer Bildhauer Jean-Paul Schwindy hat die alten Festungsgräben mit Tierfiguren vollgekunstet. An jedem der vier Stadttore steht eines; eine Giraffe, ein bissiger Bär, ein erstauntes Nashorn und einen schlapper Elefant.
Die Tiere sind alle riesengross und aus nichts als Heu, Holzlatten und Draht gemacht. Remp'Art 2017 nennt sich diese jährliche Kunstveranstaltung. Die Tiere stehen noch bis in den Herbst; unbedingt anschauen gehen.
Der elsässer Bildhauer Jean-Paul Schwindy hat die alten Festungsgräben mit Tierfiguren vollgekunstet. An jedem der vier Stadttore steht eines; eine Giraffe, ein bissiger Bär, ein erstauntes Nashorn und einen schlapper Elefant.
Die Tiere sind alle riesengross und aus nichts als Heu, Holzlatten und Draht gemacht. Remp'Art 2017 nennt sich diese jährliche Kunstveranstaltung. Die Tiere stehen noch bis in den Herbst; unbedingt anschauen gehen.
2. Juni 2017
Auffahrt-Ausfahrt: Tod und Verderben im Eisenbahntunnel
Ganz in der Nähe des Col de Bussang-Tunnel finden sich heute die Überbleibsel des Urbès-Eisenbahntunnel. Mit seinen 8,3 Kilometer Länge wäre er damals der längste Tunnel Frankreichs geworden. Doch Probleme mit dem Grundwasser und der Finanzierung beendeten 1935 das Vorhaben. Bis dahin war etwa die Hälfte des Tunnels ausgebrochen.
Heute kann man davon noch einige Eisenbahnbrücken sehen, die nutzlos in der Gegend herum stehen.
Gegen Ende des 2. Weltkrieges nutzten die deutschen Besatzer die Tunnel-Ruine als unterirdische Fabrik. Zweitausend KZ-Häftlingen aus dem KZ Natzweiler-Struthof mussten den Tunnel für unterirdische Rüstungsproduktion ausbauen und die Maschinen aufstellen. Mehr als fünfzig Häftlingen starben dabei an den unmenschlichen Bedingungen oder wurden umgebracht. Anschliessend produzierte Daimler-Benz hier für kurze Zeit Flugzeugteile.
Der Tunneleingang verbirgt sich heute hinter dem Bunker und ist verschlossen. Ich versuche über einen Notausgang hinein zu gelangen; aber der ist auch zu. Überall in der Umgebung finden wir noch Fundamente der einstigen Lagerbaracken und Werkstätten.
Heute wird der innerste Teil des alten Eisenbahntunnels als Trinkwasser-Reservoir genutzt. Hier sammelt man jetzt genau dieses Grundwasser, das einst den Tunnelbau stoppte.
Heute kann man davon noch einige Eisenbahnbrücken sehen, die nutzlos in der Gegend herum stehen.
Gegen Ende des 2. Weltkrieges nutzten die deutschen Besatzer die Tunnel-Ruine als unterirdische Fabrik. Zweitausend KZ-Häftlingen aus dem KZ Natzweiler-Struthof mussten den Tunnel für unterirdische Rüstungsproduktion ausbauen und die Maschinen aufstellen. Mehr als fünfzig Häftlingen starben dabei an den unmenschlichen Bedingungen oder wurden umgebracht. Anschliessend produzierte Daimler-Benz hier für kurze Zeit Flugzeugteile.
Der Tunneleingang verbirgt sich heute hinter dem Bunker und ist verschlossen. Ich versuche über einen Notausgang hinein zu gelangen; aber der ist auch zu. Überall in der Umgebung finden wir noch Fundamente der einstigen Lagerbaracken und Werkstätten.
Heute wird der innerste Teil des alten Eisenbahntunnels als Trinkwasser-Reservoir genutzt. Hier sammelt man jetzt genau dieses Grundwasser, das einst den Tunnelbau stoppte.
1. Juni 2017
Elsass: Auffahrt-Ausfahrt: der halbe Tunnel von Bussang
Gestern erkundeten wir ja den mittelalterlichen Tunnel zum Schloss Wildenstein. Heute ist ein anderer alter Tunnel dran, denn solche gibt es hier in der Gegend grad einige. Am „Col de Bussang“ gibt es gleich zwei. Den nie fertig gebauten Eisenbahntunnel mögen einige vielleicht schon kennen. Doch direkt unterhalb der Passhöhe gibt es auch noch einen alten Strassentunnel. Kaum bekannt und schon fast vergessen.
Um den Pferdefuhrwerken das letzte steile Strassenstück zu ersparen, baute man 1840 einen 250 Meter lange Tunnel. Dreissig Jahre später kam dann das Elsass zu Deutschland und der Tunnel wurde zur Grenzstation zwischen den beiden Ländern.
Das änderte sich erst am Ende des Zweiten Weltkrieges. Um den anrückenden alliierten Truppen den Weg zu erschweren, sprengte die Wehrmacht 1944 den damals schon hundertjährigen Tunnel. Doch es nütze nichts; das Elsass ging wieder an Frankreich - und der Tunnel war nun definitiv kaputt.
Heute führt die neue Strasse oben über den Pass und vom Tunnel sind nur noch das Ost-Portal (n47.8897, e6.8988) und die Hälfte der Tunnelröhre übrig. Ein mächtiger Schuttkegel beendet meine Erkundungstour.
Um den Pferdefuhrwerken das letzte steile Strassenstück zu ersparen, baute man 1840 einen 250 Meter lange Tunnel. Dreissig Jahre später kam dann das Elsass zu Deutschland und der Tunnel wurde zur Grenzstation zwischen den beiden Ländern.
Das änderte sich erst am Ende des Zweiten Weltkrieges. Um den anrückenden alliierten Truppen den Weg zu erschweren, sprengte die Wehrmacht 1944 den damals schon hundertjährigen Tunnel. Doch es nütze nichts; das Elsass ging wieder an Frankreich - und der Tunnel war nun definitiv kaputt.
Heute führt die neue Strasse oben über den Pass und vom Tunnel sind nur noch das Ost-Portal (n47.8897, e6.8988) und die Hälfte der Tunnelröhre übrig. Ein mächtiger Schuttkegel beendet meine Erkundungstour.
31. Mai 2017
Auffahrt-Ausfahrt: das grüne Elsass
Lac de Kruth-Wildenstein. Hoch über uns hockt das Château de Wildenstein auf einer Felsnase. Da wollen wir hinauf; das wollen wir uns ansehen.
Der Weg windet sich durch den angenehm schattigen Wald. Es geht stetig bergauf; etwa 150 Höhenmeter insgesamt sollen es sein. Man sieht gut, dass der Weg schon viele hundert Jahre alt ist. Mancherorts haben sie damals, damit die Pferde nicht ausrutschen, extra Trittstufen aus den Fels gehauen.
Kurz vor dem Gipfel kommen wir an die alte Toranlage des Schlosses. Hinter dem ersten Tor führte damals eine Brücke über den Burggraben. Jetzt nicht mehr; wir müssen durch den Graben kraxeln. Danach kommen wir zum zweiten Burgtor und gleich dahinter geht der Weg durch einen Tunnel zum dritten und letzten Tor.
Vom einstigen Château de Wildenstein (n47.9489, e6.9595) sind heute nur noch Mauerstümpfe und Steinhaufen übrig. Doch man kann noch gut die beiden Türme, den Pferdestall und die achteckigen Burgkapelle erkennen.
Und von hier oben haben wir einen grossartigen Rundumblick. Bewaldete Berge soweit wir sehen können. Und tief unter uns der See und ganz einsam unser Möbelwagen.
Am Nachmittag fahren wir direkt vom See hinauf zur Vogesen-Kammstrasse (n47.9232, e7.0299). Hier oben verlief viele Jahrzehnte lang die Deutsch-Französische Grenze. Und deswegen tobten hier oben mehrere schreckliche Kriege. Überall sehen wir die Gedenksteine und Totenkreuze.
Doch heute sind hier oben unzählige Motorräder und Wohnmobile unterwegs und die Gasthäuser platzen fast vor lauter Besuchern. Nix für uns. Wir fahren auf der Routes des Crêtes ein ganz kurzes Stück nach Norden, zweigen rechts ab (n47.9429, e7.0206) und rollen hinunter ins elsässische Münstertal.
Wir müssen doch ganz dringend einkaufen. Und ich brauche meinen Nachmittagsschlaf.
Gegen Abend reifeln wir an Colmar vorbei und hinaus ins Rheintal. Heute wollen wir in Neuf Brisach übernachten. Hier sind wir ja und wir beide mögen das eigen- und einzigartigartige Städtchen.
Auf den ersten Blick wirkt die alte Festungsstadt Neuf Brisach (n48.0178, e7.5283) vielleicht etwas streng. Doch wer genauer hinschaut und sich ein wenig mit der Stadtarchitektur befasst, merkt schnell, was für eine interessanteste und spannendste Stadt das ist.
Der Weg windet sich durch den angenehm schattigen Wald. Es geht stetig bergauf; etwa 150 Höhenmeter insgesamt sollen es sein. Man sieht gut, dass der Weg schon viele hundert Jahre alt ist. Mancherorts haben sie damals, damit die Pferde nicht ausrutschen, extra Trittstufen aus den Fels gehauen.
Vom einstigen Château de Wildenstein (n47.9489, e6.9595) sind heute nur noch Mauerstümpfe und Steinhaufen übrig. Doch man kann noch gut die beiden Türme, den Pferdestall und die achteckigen Burgkapelle erkennen.
Und von hier oben haben wir einen grossartigen Rundumblick. Bewaldete Berge soweit wir sehen können. Und tief unter uns der See und ganz einsam unser Möbelwagen.
Doch heute sind hier oben unzählige Motorräder und Wohnmobile unterwegs und die Gasthäuser platzen fast vor lauter Besuchern. Nix für uns. Wir fahren auf der Routes des Crêtes ein ganz kurzes Stück nach Norden, zweigen rechts ab (n47.9429, e7.0206) und rollen hinunter ins elsässische Münstertal.
Wir müssen doch ganz dringend einkaufen. Und ich brauche meinen Nachmittagsschlaf.
Gegen Abend reifeln wir an Colmar vorbei und hinaus ins Rheintal. Heute wollen wir in Neuf Brisach übernachten. Hier sind wir ja und wir beide mögen das eigen- und einzigartigartige Städtchen.
Auf den ersten Blick wirkt die alte Festungsstadt Neuf Brisach (n48.0178, e7.5283) vielleicht etwas streng. Doch wer genauer hinschaut und sich ein wenig mit der Stadtarchitektur befasst, merkt schnell, was für eine interessanteste und spannendste Stadt das ist.
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