4. Juni 2016

das Muger-Interview

Neulich hat mich der Weltenbummler Chris um ein Interviewgebeten: Über den Iran und unsere Reise dahin. Hier könnt ihr es lesen: Globesurfer.de

Und auch sonst gibt es bei seinem Weltreiseblog viel Interessantes und Spannendes zu entdecken. Viel Spass.
.

3. Juni 2016

Centovalli: wildes Domodossola

Heute ist in Domodossola Markt und trübes Wetter. Wir schlendern durch die Gassen der Innenstadt und schauen die Marktstände an. Es sind unzählige, doch fast alle halten bloss Kleider, Schuhe oder Spielsachen feil. Nur einige wenige Händler haben pralle Würste und würzigen Bergkäse im Angebot. Oder feuerrote Kirschen.

Lange sitzen wir in einem Strassencafé und schauen dem Treiben zu. Es sind auffallend viele Walliser da. Wir erkennen sie nicht nur an ihrem Dialekt, sondern auch daran, dass sie grosse Rollkoffer für die Einkäufe hinter sich her ziehen.

Gegen Mittag beginnt es zu nieseln und wir ziehen weiter. Zuerst wieder den Berg hinauf bis Santa Maria Maggiore im Valle Vigezzo und von da weiter ins Valle Cannobina. Die Schluchten-Landschaft ist sagenhaft; und die Strasse eng, kurvig und steil. An den engsten Stellen passen wir grad so knapp durch.
Wer hier wohnt, wohnt vielleicht nicht am Arsch der Welt. Aber ist ganz nah dran.

Unterwegs fragt uns eine Autofahrerin, ob dies hier die Strasse nach „Bern“ sei? Öööhm – ja. Irgendwie und irgendwann führt jede Strasse nach Bern. Oder nach Paris oder Berlin, oder Giswil.
Uns führt sie aber in die andere Richtung, nach Cannobio am Lago Maggiore. Hier scheint sogar etwas die Sonne und wir fahren dem See entlang nach Brisago.

Auf dem Heimweg schauen wir noch zwei mittelalterliche Kirchenruinen und ein paar andere Sachen an. Dann beginnt es zu regnen und wir fahren endgültig heim.

Es war schön in den Hundert Tälern.

2. Juni 2016

Centovalli-Bahn

Die Centovalli-Bahn verbindet seit hundert Jahren Domodossola und Locarno, also die Gotthard- mit der Simplonbahn. Sie wird von der schweizerischen FART und der italienischen SSIF gemeinsam betrieben. Und obwohl die Schmalspurstrecke bloss 51 Kilometer lang ist, dauert die Fahrt fast zwei Stunden.

Unser Zug startet im U-Bahn-Bahnhof unter den Geleisen des grossen Bahnhofs Domodossola. Wir fahren heute mit dem „Panorama-Express“ der SSIF, einem eckigen Zug mit einer äusserst fragwürdigen Ästhetik.
Die Bahnlinie kurvt zuerst steil den Hang hinauf und dann weiter ansteigend durch das Hochtal Valle Vigezzo. Weiden und Wälder und ab und zu ein kleines Dorf. Der Bahnhof Santa Maria Maggiore ist mit 830 Meter über Meer der höchste der Strecke. Hier stehen einige Züge herum. Auf einem Schienenstück mitten im Rasen sogar ein uralter Triebwagen aus den Anfangszeiten.

Die Geleise winden sich den Felsen entlang. Unzählige Brücken und Tunnels sorgen für einen halbwegs graden Streckeverlauf, so dass der Zug manchmal fast 35 km/h schnell fahren tut.

Auf der Strecke gibt es jede Menge Bahnhöfe und Haltestellen. Oft stehen sie mitten im Wald, bloss ein kleines Bahnhof-Häuschen an den Schienen; das dazugehörige Dorf ist höher oben und nicht zu sehen.
Dafür überqueren wir auf schwindelerregend hohen Brücken mehrmals das Tal. Manche unserer Mitreisenden getrauen sich kaum noch aus dem Fenster zu schauen und krallen ihre Finger ins Sitzpolster.

In Locarno endet die Fahrt so, wie sie in Domodossola begann – im Untergrund unter den Geleisen.
Wir sind heute nicht nur wegen lustig nach Locarno gefahren. Nein, Frau G. hat gestern in einem Schaufenster sooo tolle „Sommerschuhe“ gesehen und will sie heute unbedingt anprobieren. Als sie sie dann anhat, sehen sie aus wie Hufe.

Später fahren wir wieder mit der Centovalli-Bahn zurück und nächtigen neben dem Bahnhof Domodossola. Morgen ist Markttag und wir wollen früh da sein.

1. Juni 2016

Centovalli: das Tal der Kaminfeger

Strahlendblauer Himmel über Verscio. Wobei hier im Centovalli der Himmel bloss ein blauer Streifen zwischen den bewaldeten Steilhängen ist. Wir brummen genüsslich dem engen Tal entlang. Die Strasse ist schmal und kurvig; manchmal auch steil. Links geht es manchmal fast senkrecht in die Schlucht hinunter.

Die kleinen Dörfer kleben am Steilhang und die Strasse würgt sich zwischen den Häusern hindurch. Ab und zu sehen wir die Bahnlinie der Centovallibahn. Mich begeistern die kühnen Brücken, die himmelhoch die Schlucht überqueren.

Das erste richtige Dorf nach der Schweizergrenze heisst „Re“ und ist bloss eine Handvoll Häuser und eine Kirche. Aber eine was für welche? Ein richtiger Kirchenpalast aus einheimischem Gneis und mit Kuppeln wie eine türkische Moschee.

Die Basilika von Re, „Santuario Della Madonna Del Sangue“, ist ein weitherum beliebter Wallfahrtsort und ist der „heiligen blutenden Maria“ gewidmet. Sie gilt als ganz besonders wundertätig und hilft vor allem bei Geburten. Im Inneren hängen Hunderte von Geburtsandenken die Wände.
Ganz besonders schön sind die modernen Glasfenster. Jetzt in der Morgensonne werfen sie bunte Flecken auf das Mauerwerk und die baumdicken Granitsäulen.

Nach Re geht das Centovalli nahtlos in das Valle Vigezzo über. Im Dorfzentrum von Santa Maria Maggiore stehen einige prächtig bemalte Häuser. Und ich vergesse sie zu fotografieren! Und hier steht auch das Kaminfeger-Museum, das die traurige Geschichte der Spazzacamino, der Kaminfeger-Buben, erzählt. Aber das ist eine andere Geschichte …

Das Wetter verschlechtert sich rasant. Als wir Domodossola erreichen ist es trübgrau und es sieht nach Regen aus. Wir lassen uns ganz in der Nähe des Bahnhofes häuslich nieder..

31. Mai 2016

Centovalli: Locarno und so

Am letzten Wochenende hatte die katholische Schweiz schon wieder Feiertag und wir nutzen die Gunst der Stunde für eine Reise in den Süden. Die Wetterprognose ist zwar nicht so verlockend, aber im Moment ist es schön und wir fahren über den Gotthardpass. Manche Schneemauern sind noch haushoch, doch auf der Südseite des Passes ist es schon aper.

Am Bahnhof Cadenazzo stellen wir unseren Möbelwagen ab und fahren mit der Regionalbahn TILO nach Locarno. Die Sonne scheint und auf der Piazza Grande ist heute Markt. Allerlei Gefilztes, Gestricktes und Getöpfertes, daneben auch Bergkäse, Würste und Rauchfleisch. Wir kaufen Sandwiches und setzen uns damit unter eine mächtige Platane am Seeufer. Die Palmen rascheln im Wind und die Bananen haben bereits fingerlange Früchte. Die Wellen plätschern ans Ufer und die Tauben schauen uns gierig zu.

Die alte Standseilbahn ächzt wehleidig, als sie mit uns nach Madonna del Sasso hinauf fährt. Madonna del Sasso ist ein prächtiges Kloster auf einer Felsnase hoch über Locarno. Zum Glück steht es gleich bei der Bahnstation, denn das Gelände ist unglaublich schroff und jeder Fussweg ist eine Treppe.

Von aussen wirkt die Anlage sehr malerisch und die Aussicht ist grandios. Innen ist die Kirche seeehr üppig ausgeschmückt und überaus bunt bemalt. Kitschig könnte man auch sagen.
An den Wänden hängen hunderte Ex-voto Tafeln; Votivtafeln zum Dank und im Gedenken an ein überstandenes Unheil. Geburten, Stürze, Brände, Lawinen und zahlreiche Autounfälle – und jedesmal ging es dank der Madonna del Sasso gut aus. Manche der Tafeln kommen aus Ungarn, Spanien, Albanien oder aus allen möglichen Kantonen.

Dann kommen Wolken und wir bahnfahren nach Cadenazzo zurück. Unser Möbelwagen steht unberührt hinter dem Bahnhof. Wir rollen damit genüsslich gegen Süden und nächtigen in Verscio, einem steinigen Dorf am Eingang zum Centovalli. Centovalli – die „Hundert-Täler“.
Wir finden einen netten Übernachtungsplatz direkt an einem wasserlosen Wildbach. Aus dem Dorf treibt der Wind Musik zu uns hinüber; zuerst AC/DC und Iron Maiden, später Youssou N’Dour, Khaled und Bob Marley. Dann Janis Joplin und Joe Cocker – ich fühle mich wie in den 1990-er Jahren.
Die Spatzen zwitschern und es riecht nach Regenwetter. Isch schön hier.

30. Mai 2016

die Rhabarber; ein dummes Gemüse

Ausser den Stängeln ist bei der Rhabarber so ziemlich alles giftig oder ungeniessbar. Und die Stängel schmecken bitter und nach ‒ öööhm ‒ Rhabarber. Immerhin galt sie bei den Chinesen als gesund und sie verwenden sie seit 4‘000 Jahren gegen die Scheisserei.
Aber weshalb sollte ich so etwas essen wollen? Weshalb ‒ weil Frau G. neulich daraus einen zauberhaften Kuchen buk. Oder müsste es „backte“ heissen? Oder eher „buckte“?

Hier nur kurz das Rezept: Der Boden ist ein blindgebackener Mürbeteig. Darauf kommen eine Feuchtigkeitsschutzschicht aus geschmolzener Schokolade und ein Belag.
Für den Belag müssen zuerst die Rhabarberstücke in Grenadine-Sirup weichgekocht werden; Frau G. hatte keinen und kochte sie deshalb in etwas Zuckerwasser. Dann verrührte sie Rahm, weisse Schokolade und Magerquark zu einer geschmeidigen Masse. Diese kommt auf den Mürbeteigboden und die erkaltete Rhabarber-Schlotze und die restliche Feuchtigkeitssperr-Schokolade-Splitter darüber. Den Kuchen nun kaltstellen bis er sich verfestigt.

Der Frau G. ihr Rhabarberkuchen schmeckt wunderbar und nach mehr.