20. Januar 2016

Zypern: es regnet ins steinige Paradies

Heute ist da Frühstücksbuffet in Insel-Form und die knusprigen Gipfeli sind abwesend. Aber alles andere ist da und schmeckt toll. Aber draussen ist der Himmel grau und es sieht nach Regen aus. Wir beschliessen heute einen Ausflug in die Berge zu machen, bestimmt scheint ja bald wieder die Sonne. 

Am Stadtrand von Larnaka steht gleich neben der Hauptstrasse das „Kamares Aquädukt“ (N34.9122, E33.5987) aus der osmanischen Zeit. Erbaut in der Mitte des 18. Jahrhunderts und bis 1939 in Betrieb. Heute steht das dreihundert Meter lange Bauwerk eher hilflos im Ödland.
Am Horizont sehen wir einen hohen Berg mit einem Kloster auf dem Gipfel. Da fahren wir hin. Es beginnt zu regnen und wir nehmen eine Abkürzung, die dann allerdings abrupt vor einem Kasernentor endet. Dann schlängelt sich die Strasse weit bergauf bis zum Stavrovouni-Kloster (N34.8857, E33.4356).

Von hier oben ist die Aussicht schier grenzenlos. Weit unten sehen wir Larnaka und das Cape Greco. Das Kloster ist nur für Männer zugänglich; aber heute nicht. Wir sehen grad noch einen der Mönche abschliessen und mit seinem Pickup wegfahren.

Der Regen wird heftiger und wir fahren weiter. Zuerst wieder hinunter ins Tal und dann kreuz und quer über die Hügel bis nach „Kato Lefkara“ (N34.8619, E33.3163). Kato Lefkara ist ein kleines verschlafenes und regennasses Bergdorf. Malerisch. Aber heute ist es hier wie ausgestorben, keiner da; Regen und Wintersaison.

Etwas oberhalb liegt „Pano Lefkara“ (N34.8676, E33.3063), grösser und ebenso nass. Wir schlendern durch die malerischen Gassen und sehen einen anderen Touristen. Die meisten Schaufenster sind leer oder verschlossen. Da und dort ist aber dann doch ein Geschäft geöffnet. Es werden Silberwaren und Stickereien feil gehalten; oder Souvenir-Plunder.
Die Häuser und Strassen bestehen alle aus dem gleichen Kalkstein, bloss da und dort ist eine Mauer hellblau angepinselt.

Wie setzen uns in das einzige offene Café. Es ist äusserst schlicht eingerichtet und ausser Kaffee und zwei Katzen auf dem Fenstersims gibt es hier nichts. Drei alte Männer sitzen um den Ofen und lesen Zeitung.
Wir bestellen einen Kaffee; mit etwas Milch. «MILCH! - nööh?» kopfschüttelt der Wirt.

Der Regen hat nachgelassen und wir fahren nachhause, nach Larnaka. Kaum da, reissen die Wolken auf und es scheint wieder die Sonne. Dann verschwindet sie hinter den Bergen und die Abenddämmerung legt sich leise über die Stadt.
.

19. Januar 2016

Zypern: Wunschbäume und Blauhelme

Auf einem Hügel hinter Protaras steht die kleine „Profitis Elias Kapelle“ (N35.0184, E34.0411). Sie sieht zwar alt aus, wurde aber in den 1980-er Jahren neu gebaut. Von hier oben haben wir eine grossartige Aussicht über das Städtchen und weit aufs Meer hinaus. Am Horizont sehen wir sogar Famagusta in Nordzypern drüben, das wir später auch noch besuchen wollen.

Ich bin aber eigentlich wegen der „Wunschbäume“ hier oben. Die Leute knüpfen Stoffstreifen an die Bäume und hoffen dass damit ihre Wünsche in Erfüllung gehen. Manche gehen auf sicher und knüpfen gleich einen dichtbeschriebenen Wunschzettel ins Geäst. Und ganz vorsichtige stecken ihre Wünsche sogar vorher noch in eine wasserdichte Plastikflasche.

Unsere Rundfahrt geht über Paralimni nach Sotira, wo wir im Dorf herum schlendern und uns umsehen. Aber viel gibt es hier nicht zu sehen; eine alte griechisch-orthodoxe Kirche mit einem verträumten Friedhof und ein geschlossenes Museum. Sonst ist es hier wie ausgestorben. Aber nett.

Auf der Heimreise machen wir noch einen Abstecher nach Pyla. Das kleine Dorf ist eigentlich nichts Besonderes, doch es liegt als einziges mitten in der UN-Pufferzone; dem Sperrgebiet zwischen den beiden verfeindeten Zypern. Direkt am Dorfplatz steht einer dieser UN-Kontrollposten (N35.0135, E33.6925). Heute halten hier serbische UN-Soldaten die beiden Kriegsparteien auf Distanz und sorgen so für Ruhe. Frieden ist aber auch nach mehr als vierzig Jahren nicht in Sicht.

Pyla ist das einzige Dorf in Zypern, wo seit dem Krieg von 1974 türkisch- und griechischsprachige Zyprer zusammen leben. Damals wurde Zypern „gesäubert“; viele Hunderttausend Einwohner mussten in den türkischen oder griechischen Teil Zyperns flüchten. Nur Pyla wurde „vergessen“, hier leben sie immer noch beisammen. Mehr oder wenig friedlich. Am Dorfplatz können wir zwischen einer Taverne, einem Pub und einem türkischen Kaffeehaus wählen. Wir gehen zum Türken und geniessen einen Kahve.
Grad als wir die christliche Kirche anschauen, beginnt der Muezzin vom Minarett zu rufen. Isch schön hier.

Gegen Abend sind wir wieder in Larnaka. Direkt vor unserem Hotel war anscheinend heute ein Oldtimer-Treffen. Einige sind noch da; vor allem englische, aber auch einige Mercedes und ein etwas peinlicher Porsche.

18. Januar 2016

Zypern: rechts lenken, links fahren

Larnaka. Läge unser Hotelzimmer vorne raus, würden wir über dem Meer den Sonnenaufgang sehen. Tut es aber nicht und wir sehen stattdessen kopulierende Tauben im Hinterhof.
Das Frühstücksbuffet ist ein Linksdreher. Von allerlei Brot über Gebratenes und Gesottenes bis zum Joghurt und den Früchten ganz links aussen gibt es alles, was man essen mag - und weisse Bohnen in roter Tunke für die Engländer.

Jetzt wo wir schon mal hier sind, müssen wir wohl die nächsten Tage planen. Das haben wir nämlich noch nicht gemacht. Frau G. hat ihren Zypern-Reiseführer ja auch erst gestern gekauft. Fünf Millimeter geballtes Wissen zwischen zwei bunten Buchdeckeln. Nicht viel, aber das Beste was wir haben.

Unser Kia hat nicht nur das Lenkrad rechts – nein, er hat auch feuerrote Nummernschilder, damit jeder sieht, dass es ein Mietauto ist. Quasi als Warnung für die Einheimischen!
Wie dem auch sei, wir halten uns links und fahren nach Osten. Zum Glück hat es kaum Verkehr und so kann ich noch ein wenig Linksverkehr üben. Der Verkehr ist auch gar nicht mein Problem, vielmehr mühe ich mich mit der ungewohnten linke-Hand-Schaltung ab.
Gar nicht weit hinter Larnaka erreichen wir Ayia Napa, ein Zentrum der Tourismusindustrie. Kilometerweit Strandhotels. Jetzt im Winter sind fast alle zu. Ebenso all die Restaurants, Shoppings und anderen Bespassungsanlagen. Wir parkieren am Alten Hafen (N34.9818, E34.0013) und spazieren auf die Mole. Viele Schiffe und ein paar Fischer. Und glasklares Wasser.

Mitten auf dem Hafen-Platz steht eine kleine orthodoxe Kirche, innen komplett mit Heiligen bemalt. Die „Isaac Tavern“ nebenan hat auch offen – wegen der Skandinavier, die hier überwintern, erzählt der Chef. Wir setzen uns in den Schatten der Bäume und geniessen seinen wunderbaren Kaffee. Ein paar kleine flauschige Wolken ziehen über den blauen Himmel. Gefällt mir irgendwie besser, als der Bodennebel und Schneematsch zuhause.

Hinter Ayia Napa endet Südzypern am Cape Greco. Hier fallen die ockergelben Felsen abrupt ins türkisgrüne Wasser. Mancherorts hat das Meer sogar richtige Löcher (N34.9719, E34.0755) aus den Felsen gebissen und skurrile Formen entstehen lassen.
Ansonsten ist die Landschaft karg und menschenleer. Einzig das britische Militär betreibt hier eine grosse Funkanlage und tut geheimnisvoll.

16. Januar 2016

Zypern: wie im Fluge

Das Wetter ist zweifelhaft und wir sind viel zu früh am Flughafen Basel-Mulhouse. Die Abflughalle ist mollig warm und bequem bestuhlt, dazu gibt es eine funktionierende Steckdose, freies WiFi und Kaffee aus dem Automaten. Besser als zuhause.
Unser 18-Euro-Easyjet-Airbus ist regennass und nicht ganz voll. Ich zwänge mich auf den Stuhl 18A und verkeile meine Beine kreuzweise im Zwischenraum. Der Flug selber ist eher ereignisarm und dauert knapp dreieinhalb Stunden. Einzig in der Sitzreihe hinter mir herrscht Aufregung. Die Frau sucht ganz verbissen ihr Handy. Sie habe damit gespielt und sei dann eingenickt; und jetzt ist es weg. Sie kriecht unter die Sitze und durchwühlt eifrig das gesamte Umfeld. Nach langer und intensiver Suche findet sie es dann - in ihrer Handtasche.

Am Flughafen Larnaka - oder Λάρνακα, wie sie hier sagen – haben wir einen Mietwagen reserviert. Er ist weiss und heisst Kia. Und er hat das Lenkrad rechts – also, verkehren wir halt links!
Bereits am allerersten Kreisel begrüsst uns ein Einheimischer mit einem kräftigen Huuuuper. Isch ja gut!

Unser Hotel liegt mitten in Larnaka und direkt an der Strandpromenade. Es ist deutlich nobler als ich es gewohnt bin. Aber jetzt in Nebensaison sind die Preise niedrig und Frau G. hat‘s verdient.

Ich bin jedesmal wieder verblüfft, wie schnell man doch heutzutage irgendwo ist. Mit dem Auto oder der Bahn hätte die Reise hier hin fast eine Woche gedauert; wir heute nicht mal einen ganzen Arbeitstag.

14. Januar 2016

1770 im Nirgendwo

Neulich irgendwo im Internet gesehen: Im australischen Queensland gibt es ein Dorf mit dem schönen Namen „1770“.

Und jetzt ratet mal die Postleitzahl: 4677!

13. Januar 2016

das perfekte Wurstbrot

Das Wurstbrot – vollwertige Mahlzeit und Rezept zugleich. In den letzten Jahren wurde viel darüber geschrieben und dennoch bleibt es ein ukullisches Rätsel.
Für ein perfektes Wurstbrot braucht es eigentlich gar nicht viel: Wurst und Brot. Fertig. In Hanglagen ist allenfalls noch Butter oder Mayo als Rutschsicherung erlaubt. Aber sonst braucht es gar nix. Keine Tomate, keine Gurkenscheibe und erst recht kein Salat oder anderes Begleitgrün. Nur Wurst auf Brot. Und etwas Butter; aber keinesfalls Senf oder Ketschöp. Nichts dergelichen.

Wagemutige Forscher, Exzentriker und Besoffene haben schon unzählige Varianten erprobt. Aber es hat sich gezeigt, schlussendlich funktioniert nur Wurst AUF Brot. Wurst unter dem Brot ginge geschmacklich zwar auch, klebt aber auf dem Tisch und lässt sich deshalb kaum verspeisen.

Der prüde Engländer bedeckt die Wurst auf dem Wurstbrot schamhaft mit einer zusätzlichen Scheibe Brot - und nennt diesen kulinarischen Missgriff „Sandwich“. Der Italiener verwendet statt Fleischwurst eine grobe Pökelwurst namens Salami und der Franzos ein längs halbierte Baguettes statt Brot. Geschmacklich in Ordnung, aber es kommt bei weitem das Original heran. An das Wurstbrot mit nicht als Wurst auf Brot.

Das muss man ja noch sagen dürfen!