1. Mai 2015

Marokko: einzigartige Hafenbahn in Sidi Ifni

Die Westsahara und Südmarokko waren lange Zeit ein spanische Kolonie und Sidi Ifni ein wichtiger Militärstützpunkt. Wegen der Steilküste und dem flachen Sandstrand konnte man keinen Tiefwasserhafen bauen, alles musst deshalb mühsam mit kleinen Booten oder Amphibienfahrzeugen an Land gebracht werden. Anfangs der 1960-er Jahre begann man dann mit dem Bau eines völlig neuartigen Hafens. Die Schiffe sollten künftig an einer künstlichen Insel anlegen, und von da werden Passagier und Fracht mit einer Seilbahn ans Ufer gefahren.

Die Bahn hatte eine Gesamtlänge von 1‘335 Meter und die längste Spannweite betrug beachtliche 813 Meter. Die beiden grossen Masten sind aus Stahlbeton und über 60 Meter hoch. Die künstliche Insel besteht aus mehreren, in Las Palmas vorgefertigten, Beton-Senkkästen. Obendrauf befand sich eine Platform mit der Bahnstation und zwei grosse Ladekräne.

Die Anlage hatte zwei feste Tragseile und dazwischen noch ein unabhängige kleine Werksbahn. An den schweren Tragseilen fuhren die eigentlichen Bahnfahrzeuge hin und her. Und zwar unabhängig voneinander. Auf jedem Seil konnten gleichzeitig auch mehrere Bahnfahrzeuge fahren, die See-Platform bot Platz für maximal zweimal drei Fahrzeuge.

Die einzelnen Bahnfahrzeuge waren eine Art Kran-Traktoren mit einem eigenen Chauffeur und einem 260 PS Dieselmotor. An zwei Seilwinden hing eine Aufhängevorrichtung. Daran befestigte die Bodenmannschaft eine Frachtplattform oder eine Passagierkabine. Die Bahnfahrzeuge fuhren mit etwa 15 km/h und konnten in der Regel 10 Tonnen Last tragen, ausnahmsweise auch mal 20 Tonnen. Jedes Fahrzeug konnte pro Stunde etwa 300 Passagiere oder 60 Tonnen Fracht hin und her befördern.

Die Hängebahn ging 1965, nach vier Jahren Bauzeit, in Betrieb. Zehn Jahre später übergab Spanien die Kolonie Sidi Ifni an Marokko. Diese bauten gleich einen richtigen Hafen und legten die Bahn still. 1992 wurden die Tragseile und Aufhängungen abgebaut und die meiste Bahntechnik verschrottet.

In der grossen Seilbahnhalle (N29.36065, W10.18555) hängen zurzeit die letzten zwei Fahrzeuge - ausgeschlachtet und missbraucht. Da und dort liegt noch Bahntechnik-Schrott, aber die Anlage ist komplett verwüstet und geplündert.

Neustens gibt es zwar sogar Bestrebungen, die einzigartige Bahn wieder aufzubauen und damit Ausflugsfahrten zu machen. Allerdings sind auch Betonstrukturen nach 50 Jahren Salzwasser in einen erbärmlichen Zustand, was das Vorhaben wohl unbezahlbar machen dürfte.

30. April 2015

wireless tanken wär schon praktisch

Jetzt weiss ich, wie es sich anfühlt, wenn einem kleinen grauen Auto auf einer stotzigen Bergstrasse das Benzin ausgeht. Erst röchelt es, dann ein weinerlicher Seufzer, dann Stillstand.
Da die Strasse hier nicht nur steil, sondern ausgerechnet auch kurvig und unübersichtlich ist, löst mein spontanes Verweilen bei den übrigen Verkehrsteilnehmern wenig Freude aus. Was also tun? Rückwärts bis zu einer Wendemöglichkeit hinunter rollen lassen, in einer Spitzkehre mit Schwung wenden, dann die verbleibenden drei Kilometer vorwärts weiter bergab rollen lassen. Kurz vor der Ebene weg von der Bremse und laufen lassen bis zum Kreisel. Hier scharf rechts, über den Höcker drüber und bis zur Tankstelle. Grosse Erleichterung.
Jetzt Benzin rüsseln und es brummt wieder, als sei nichts geschehen.

Jemand müsste dringend einmal so eine kabellose Tankstelle erfinden.
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29. April 2015

ohne Motor und ohne Bremse

Kaum sind wir zurück aus Marokko, luden uns R+R auf ihr Segelboot ein. Obwohl mir ja generell Fahrzeuge ohne Motor oder ohne Bremsen suspekt sind – und Segelboote haben weder das eine noch das andere – freute ich mich riesig. Eine Frühlings-Kreuzfahrt.

Das Segelboot heisst „Angelique“ und ist etwa sieben Meter lang. Oder acht oder sechs, odr so. Es hat eine Kabine mit einem Wohn- und einem Schlafraum und ist richtig gemütlich. Ausser beim Segeln, da ist alles schräg und kaum benutzbar. Aber da sassen wir ja auch aussen, also hinten im Boot.

Wir segelten über den Alpnachersee, der wiederum ein Teil vom Vierwaldstättersee ist und an der Achereck-Brücke endet. Um unter der Brücke durch zu kommen, müssen die Dampfschiffe ihren Kamin und die Segelschiffe ihren Mast ablegen. Tun wir aber nicht. Wir wenden und lassen uns vom Rückenwind zurück in den Hafen treiben.

Keiner ist über Bord gegangen, keiner musste sein letztes Essen stornieren. Ein rundum geglückter Ausflug. Und wunderschön - danke vielmal.
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28. April 2015

Gerda, heute nicht

Ich sag's mal so - heute tue ich nichts schreiben.

Als Trost präsentiere ich euch dafür ein Archiv-Bild. Es zeigt die kleine Gerda W., die zeitlebends unter einem Parasiten litt.
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27. April 2015

und wie war’s in Marokko - gefährlich?

Sooo – wir sind wieder zuhause. Hier geniessen wir nun den zweiten Frühling. Und alle fragen uns; und - wie war’s in Marokko?
Ja - schön war’s. Die Leute waren freundlich und völlig entspannt. Noch nie habe ich mich in Marokko so wohl gefühlt.

+ Die Westsahara hat uns überrascht. Man hört ja oft, die Gegend da unten sei eher – öööhm – ereignisarm. Auf den ersten Blick mag das stimmen, doch schaut man etwas genauer hin, lassen sich viele spannende Sachen entdecken. Und im Frühling ist selbst diese Einöde blumig.
+ Ich wollte unbedingt einmal einen gesottenen Schafskopf probieren. Die Marokkaner schwärmen ja immer davon, wie schmackhaft der sei. Und ich – hab’s wieder versäumt. Also muss ich wohl noch einmal hin.
+ Der praktische Nutzen einer Zweithose hat sich diesmal ganz deutlich manifestiert.

25. April 2015

Marokko: Endspurt

Die vergangene Nacht war wegen der Wellen und der Klimaanlage unruhig und kühl. Doch unsere Grandi Navi Veloci „Excelsior“ ist eine richtig gute Autofähre. Sie fährt leise, ist recht neu und ganz nett eingerichtet.

Wir haben eine von den 429 Kabinen und logieren auf dem Atlantic-Deck. Das Pacific-Deck unter uns ist komplett mit öffentlichen Räumen belegt: die "Transatlantica-Cafeteria" (nur kurze Zeit auf), das "Placa-Arcade" Shopping-Center (meistens geschlossen), die "Magnifica Lounge" mit dem weissen Piano (oft geschlossen), das "Casino" (immer geschlossen) und die namenlose Bar am Heck. Die hat eigentlich immer auf. Und sie ist auch fast immer von Fernsehguckern und Kartenspielern besetzt.

Gleich daneben ist das Schwimmbecken. Hellblau, leer und mit einem Netz darüber, vielleicht damit das Badewasser nicht flüchten kann? Das offene Deck dahinter ist komplett frei von Gemütlichkeit und Möbeln. Es gibt bloss einige Stehlampen und eine lange Bank entlang der Reling. Drauf stehen meist Männer und schauen in die Ferne schauen - oder rauchen.

Das Wetter ist schön. Links sehe ich am Horizont das Ufer vorbei schleichen. Häuser und dahinter Schneeberge, vermutlich die Côte d'Azur?

Bereits um vier Uhr landen wir in Genova. Ich habe gemeint um halb sechs, aber ich will mich nicht beschweren. Wir gehen in den Garagenkeller, lassen an und fahren hinaus. Um viertel nach vier sind wir bereits aus dem Hafen – neuer persönlicher Rekord.

Es hat wenig Verkehr und so kommen wir zügig voran. Auch um Milano herum geht’s gut und so sind wir um sieben bereits in der Schweiz. Brünzli-Halt in Bellinzona, dann weiter bergauf. Vor dem Gotthard-Tunnel hat‘s Stau; alles steht, dann kriechen wir wieder. Nach sage und schreibe zweieinhalb Stunden Wartezeit sind wir im Tunnel! Und um Mitternacht zuhause.