Der Tag in Saint-Hippolyte beginnt frühmorgens mit viel Sonne und Froschgequake. Ich lasse mir nichts anmerken und schlafe einfach weiter. Während wir dann frühstücken, macht die örtliche Feuerwehr rund um unsern Möbelwagen herum eine Übung. Am Ufer liegt ein Plastik-Mann in einem blauen Trainingsanzug und wartet auf Rettung. Er sieht steif aus. Wir können ihm nicht helfen.
Es scheint wieder ein heisser Sommertag zu werden. Wir wandern dem Doubs entlang abwärts. Ein schmaler Weg durch den dichten Wald. Wunderbar kühl. Die Steine tragen moosgrüne Perücken und es riecht laubig. Alles blüht und spriesst.
Dass sich hier im Grünzeug irgendwo ein alter Eisenbahntunnel verbirgt, tut nichts zur Sache. Würden wir zufällig daran vorbeikommen, täte ich ihn möglicherweise anschauen. Tun wir aber nicht. Und später merke ich, dass der Tunnel im Wald gegenüber ist.
Wir flüchten uns vor der Hitze in den Schatten unserer Kastanie. Lesen und dösen. Im Doubs schwimmen Enten und Buben; und es weht ein angenehm kühlender Sommerwind. Dieses Nichtstun gefällt mir ausserordentlich gut, so könnte ich wochenlang unterwegs sein.
Am Abend treffen wir zufällig Urs und Romi. Eine nette Plauderei über dies und das und anderes. Habe mich riesig gefreut.
Wir übernachten wieder in Saint-Hippolyte. Der Mond sieht aus wie ein angebissenes Wursträdli.
Ein Bergler auf Abwegen. Der Schweizer Weltenbummler, Klugscheisser und Sapperlot berichtet von weltweit und zuhause. Ein Reiseblog.
26. Juni 2014
25. Juni 2014
Jura: Sex am Strand trübt meine Sehschärfe
Gleich neben dem Münster war Markt. Bei einem Tunesier kaufte ich Gazellen-Hörnchen. Ein süsses Gebäck, das nach Kardamom und Rosenwasser schmeckt und mich an meine Saharareisen erinnert. Daneben verkaufte ein Iraner gesalzene Pistazien aus seiner Heimat. Herrlich. Überhabt schaute Bern grossartig aus; so ganz ohne Regen, Nebel und/oder Frost.
Wir übernachten wieder einmal unter den Kastanien in Saint-Hippolyte. Direkt am Doubs. Bereits nach zwei Gläsern „Sex am Strand“ ist mir bedenklich mangelhaft zumute. Zudem verändert sich meine Sehschärfe ungünstig. Wir setzen uns in den Schatten und essen Kirschen. Braune Vögel schnäbeln die Resten von unsern Kirschkernen. Alle sind glücklich und zufrieden.
24. Juni 2014
kerngesund und dicht
Unser Möbelwagen ist geheilt. Die neuen Stossdämpfer bewirken ein ganz neues Fahrgefühl. Kein Hopsen und Schaukeln mehr; jetzt schweben wir wieder mercedes-benz-mässig über die heimischen Strassen.
Die Sache mit dem saftenden Getriebe war zum Glück auch wesentlich weniger schlimm, als ich befürchte. Kein Hydraulikschaden, sondern bloss ein undichter Simmering an der Eingangswelle. Trotzdem musste das Getriebe ausgebaut werden. Dabei konnte auch gleich die automatische Kupplung inspiziert werden. Ist noch wie neu, sagt mein Autoheiler.
Übrigens: Die Einbuchtung in der Stossstange ist die Zurken-Erinnerungs-Delle vom Mai 2012. Damals wurde ich überasschend von einer Strassenlampe angefallen.
Übrigens: Die Einbuchtung in der Stossstange ist die Zurken-Erinnerungs-Delle vom Mai 2012. Damals wurde ich überasschend von einer Strassenlampe angefallen.
23. Juni 2014
Vorsicht, ein Dessert-Wurm
Es riecht nach verbranntem Asphalt. Im letzten Moment konnte ich meinen Velozipeden zum Stehen bringen. Direkt vor uns wurmte eine Raupe quer über die Strasse, beinahe hätte ich sie angefahren. Schier kinderarmlang und rot eingepellt. Ein beeindruckendes Tierli.
Später las ich, dass es sich hierbei um ein „Cossus cossus“ handle, also um die Raupe des "Weidenbohrers". Und – jetzt haltet euch fest – sie essbar seien. Bei den alten Römern galt sie sogar als Delikatesse: Über Holzkohle gegrillt und leicht gesalzen soll sie saftig, weich und würzig schmecken. Nach gerösteten Mandeln und nach Vanille…
Später las ich, dass es sich hierbei um ein „Cossus cossus“ handle, also um die Raupe des "Weidenbohrers". Und – jetzt haltet euch fest – sie essbar seien. Bei den alten Römern galt sie sogar als Delikatesse: Über Holzkohle gegrillt und leicht gesalzen soll sie saftig, weich und würzig schmecken. Nach gerösteten Mandeln und nach Vanille…
21. Juni 2014
Elsass: der Storch ist keiner
Die Morgensonne glitzert auf dem Wasser. Der Storch ist von gestern ist auch wieder da und ein Reiher. Erst dachte ich, er schaue auf Wasser hinaus; doch der hat ja seine Augen seitlich am Kopf - und beobachtet mich!
Ich lasse mir die Sonne auf den Wams brennen und lese im Compi ein Buch. Bei Seite 202 ist dann der Akku leer. Ich überlege lange, ob ich nun aufstehen und den Stecker einstecken soll? Doch soo gut ist das Buch auch wieder nicht. Und der Reiher glotzt mich immer noch an.
Gegen Mittag beschliesse ich, noch einmal das Mc-Donalds-Internet zu bemühen. Ich fahre in Richtung Mulhouse. Dann sehe ich im Westen die nächsten Regenwolken kommen und fahre gleich bis nachhause.
Gegen Mittag beschliesse ich, noch einmal das Mc-Donalds-Internet zu bemühen. Ich fahre in Richtung Mulhouse. Dann sehe ich im Westen die nächsten Regenwolken kommen und fahre gleich bis nachhause.
20. Juni 2014
Elsass: mit dem Schiff über Land
Mit Schiffen lassen sich schwere Frachten verhältnismässig leicht transportieren. Um das auch im Landesinneren tun zu können, baute man in Frankreich Wasserkanäle. Stand ein Hügel im Wege, so baute man Schleusen oder Hebewerke, da Wasserfläche ja ungern schräg verläuft.
Soweit klappte das ganz gut, problematisch war aber die Sache mit dem Schiffs-Antrieb. Segeln geht im Kanal nicht, Dampfmaschinen und Motoren werden erst viel später erfunden. Was blieb war „treideln“, also die Schiffe ziehen. Dazu gab es direkt dem Kanal entlang Treidelwege. Wer es sich leisten konnte hatte Pferde. Die ärmeren Schiffer, und das waren die meisten, spannten ihre Knechte, Frauen und Kinder vor.
Später verlegte man vielerorts Geleise auf die Treidelwege und zog mit Dampflokomotiven. Und Anfang des 20. Jahrhunderts mit Elektroloks. Solche stehen noch da und dort im Gestrüpp herum, eine "Alsthom/Thomson-Houston". Und auch die Lokschuppen sieht man noch. Seit einem halben Jahrhundert haben die Schiffe nun Motoren und man muss nicht mehr treideln. Und heutzutage transportieren sie vorwiegend Touristen.
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