10. Januar 2014

dümmliches aus Syrien

Jetzt mal im Ernst - mir platzt gleich der Kropf. Jetzt habe ich grad im Radio einen „Nahost-Experten“ aus Syrien berichten gehört. Er war von der Neuigkeit überrascht, dass sich in den Reihen der Regime-Gegner auch einige radikalislamistische Gruppen tummeln.
Was! Ja natürlich - seit Beginn des Konfliktes. Die haben ja damit angefangen. Nur wegen denen gibt es in Syrien Krieg.

Als Beleg habe ich mal im Internet ein altes Foto ausgegraben. Es zeigt Demonstranten gegen Assad, vom September 2011 in der Nähe von Aleppo. Also ganz am Anfang des Aufstandes.

Betrachten wir mal die schwarze Fahne im Hintergrund. Es ist die Fahne der „Dschabhat al-Nusra“, der „Al-Nusra-Front“. Das ist eine dschihadistisch-salafistische Organisation, die von Mitgliedern von „al-Qaida im Irak“ (AQI) gegründet wurde. Die Al-Nusra-Front möchte in Syrien ein sunnitisch islamisches Kalifat errichten. Freiheit und Frieden haben die nie gewollt. Das dachten bloss einige gutgläubige Westler.

In Syrien passiert doch im Moment wie genau das Selbe, wie damals in Persien/Iran. Oder kürzlich in Afghanistan, Tunesien, Libyen, Ägypten usw. Die Bevölkerung möchte Freiheit, Demokratie, Menschenrechte. Irgendwelche radikale Rebellen nutzen die Gunst der Stunde und verbreiten Chaos, Krieg, Elend. Immer mit dem Ziel den aktuellen Machthaber/Diktator/Staatenlenker zu stürzen. Und der Westen tappt jedesmal in die Falle und unterstützt die radikalen Gotteskrieger, in der Hoffnung einen ärgerlichen Widersacher loszuwerden.

Am Ende übernehmen Islamisten die Macht und eine neue Diktatur ist da. Und das traurige ist, alle profitieren davon. Ausser ein paar Hunderttausend Habenichtse, da dabei draufgehen.

Als könnte man Cholera mit Pest heilen.

9. Januar 2014

ein Reise-Traktor

So etwa wünsche ich mir schon lange, einen Reisetraktor. Den Fahrtwind in den Haaren spüren. Über Landstrassen nageln. Der Beckenbodenmuskel vibriert und zwischen den Zähnen sammeln sich Mücken. Herrlich

Dieses bodenständige Gefährt habe ich neulich in Sarnen gesehen. Leider war kein Bewohner da ...

8. Januar 2014

Eisenbahnsport; bahnsinnig schöne Alpenreise

Der „Glacier-Express“ fährt auf einer der schönsten Strecken durch die Schweizer Alpen. Aber er ist vielleicht der langsamste Schnellzug der Welt, braucht er doch für die 300 Kilometer von St. Moritz nach Zermatt gut 8 Stunden. Für unseren Tagesausflug viiiel zu lange, müssen wir doch auch noch an- und zurückreisen. Und zu teuer ist er auch.

Also machen wir das anders. Wir fahren mit dem ganz gewöhnlichen Zug. Und mit einer Tageskarte. Los geht's frühmorgens nach Zürich und gleich weiter. Der Zug ist fast leer. Gegenüber liegt eine Frau auf dem Sitz und schläft; sieht aus wie ein Pferdekadaver in einer rosa Strickjacke. In Chur steigen wir in die „Rhätischen Bahn“ um. Nun geht es das Rheintal aufwärts. Zuerst durch die grandiose Rheinschlucht bis nach Disentis. Von hier weiter mit der „Matterhorn Gotthard Bahn“, immer bergauf bis auf den Oberalppass. Hier auf etwas über 2000 Meter Höhe schneestürmt es heftig.

Wir kreuzen den "Glacier-Express". Die Fahrgäste sind grad am Essen; gelbe Suppe und irgendwas mit Nudeln - nobel. Ich esse provokativ eines meiner Wurstbrote.

Vom Oberalppass geht es nun spektakulär und kurvenreich hinunter nach Andermatt. Und gleich weiter. Erst noch einmal etwas bergauf und dann durch den Furkatunnel hinüber ins Oberwallis. Ab jetzt geht’s bergab, immer dem Rhein entlang bis nach Brig. Viele kleine Dörfer mit eigenwilligen Namen; Bitsch. Gluringen und so. Es steigen Langläufer ein, bunten Jacken und wettergegerbten Gesichtern. Alle schweigen. Sind Wintersportler humorfrei?

Als es in Brig abenddämmert, fahren wir heimwärts. Zuerst durch den Lötschbergtunnel nach Interlaken. Nochmal umsteigen und dann über den Brünigpass bis nachhause. Kein Schnee, aber Regen. Ganz genau zwölf Stunden nach dem Start stiegen wir aus dem Zug - müde und heftig glücklich.

Zentralbahn (zb), Sarnen – Luzern
Schweizerische Bundesbahn (SBB), Luzern – Zürich – Chur
Rhätische Bahn (RhB), Chur – Disentis
Matterhorn Gotthard Bahn (MGB), Disentis – Andermatt - Brig
Schweizerische Bundesbahn (SBB), Brig – Spiez
Lötschbergbahn (BLS), Spiez – Interlaken
Zentralbahn (zb), Interlaken – Sarnen

7. Januar 2014

der Sieger hat ein Stridulationsorgan

Ich kann‘s kaum fassen: Gestern Mittag verkündete das Radio, dass soeben die „Feldgrille“ zum „Tier des Jahres 2014“ gewählt worden sei. Ausgerechnet die Felgrille - eine sehr gute Wahl, wie ich finde.
Natürlich gibt es, wie wir alle wissen, beliebtere Tiere als so eine Feldgrille. Zum Beispiel die Waldgrille, oder die Steppengrille. Manche mögen auch Delfine, Ponys, Papageien oder Kröten. Aber die Feldgrille übertrifft sie alle. Bei Weitem. Haushoch.
Sechs Beine an einem knackigen Leib, drei Augen und die Ohren an den Knien. Und stridulieren kann sie wie eine Nachtigall. Sowas kann so ein dämlicher Löwe, Wal oder Bandwurm natürlich nicht bieten!

6. Januar 2014

Rätsel an der Polenstrasse

Wer von Alpnach nach Ennetmoos läuft, entdeckt vielleicht die eigenartigen Inschriften am Strassenbord. In etwas krakeliger Schrift steht da: „Jeszcze Polska nie Zginęła“. Und einige Meter weiter: „Honor i Ojczyzna rok 1943 202 pac“. Diese Inschriften stammen von den polnischen Internierten während des Krieges.

Die Polen kämpften an der Seite der Franzosen gegen die Wehrmacht. Im Juni 1940 wurden die Truppen an der Grenze des Berner Juras in die Enge getrieben. In der Nacht vom 19. auf den 20. Juni 1940 flüchteten dann gut 41‘000 französische und polnische Soldaten in die Schweiz. Sie wurden interniert und in Lager weit weg von der Grenze untergebracht. Auch in Alpnach und Ennetmoos war so eines.

Die Polen arbeiteten in der Landwirtschaft und im Strassenbau. Sie waren bei der Bevölkerung sehr beliebt, es entstanden zahlreiche Freundschaften - und auch etliche Kinder.

„Jeszcze Polska nie Zginęła“ heisst: „Polen ist nicht verloren“ und ist der Anfang der polnischen Nationalhymne. „Honor i Ojczyzna rok 1943 202 pac“ heisst: „Ehre und Vaterland, Jahr 1943“ und ist das Motto der polnischen Armee. Und „202 pac“ ist das „202. Schwere Artillerie-Regiment“ (Pułk Artylerii Ciężkiej) der polnischen Armee in Frankreich.

4. Januar 2014

Quartier-Bier

Vom Mehrfamilienhaus-Balkon qualmte es heftig. Ich lief gschwind in; vielleicht grillt da einer und es gibt etwas zu futtern. Aber nein, da stand bloss ein Kerl und rührte in einem Topf. Er braue Bier, sagte er.

Zur Herstellung von Bier brauchte es neben Hitze auch Kälte. Darum kocht er sein Bier auf dem Balkon und nutzt dann die Winterkälte zum kühlen der Brühe. So ein Sud ist immerhin fünfzig Liter und würde seinen Kühlschrank wohl überfordern.
Das Bier füllt er dann in Flaschen ab und stellt es zum reifen in die Garage. Und dann wird der nächste Kessel gekocht. Und so weiter, bis die Frühlingssonne seine Brauerei beendet.