8. Januar 2014

Eisenbahnsport; bahnsinnig schöne Alpenreise

Der „Glacier-Express“ fährt auf einer der schönsten Strecken durch die Schweizer Alpen. Aber er ist vielleicht der langsamste Schnellzug der Welt, braucht er doch für die 300 Kilometer von St. Moritz nach Zermatt gut 8 Stunden. Für unseren Tagesausflug viiiel zu lange, müssen wir doch auch noch an- und zurückreisen. Und zu teuer ist er auch.

Also machen wir das anders. Wir fahren mit dem ganz gewöhnlichen Zug. Und mit einer Tageskarte. Los geht's frühmorgens nach Zürich und gleich weiter. Der Zug ist fast leer. Gegenüber liegt eine Frau auf dem Sitz und schläft; sieht aus wie ein Pferdekadaver in einer rosa Strickjacke. In Chur steigen wir in die „Rhätischen Bahn“ um. Nun geht es das Rheintal aufwärts. Zuerst durch die grandiose Rheinschlucht bis nach Disentis. Von hier weiter mit der „Matterhorn Gotthard Bahn“, immer bergauf bis auf den Oberalppass. Hier auf etwas über 2000 Meter Höhe schneestürmt es heftig.

Wir kreuzen den "Glacier-Express". Die Fahrgäste sind grad am Essen; gelbe Suppe und irgendwas mit Nudeln - nobel. Ich esse provokativ eines meiner Wurstbrote.

Vom Oberalppass geht es nun spektakulär und kurvenreich hinunter nach Andermatt. Und gleich weiter. Erst noch einmal etwas bergauf und dann durch den Furkatunnel hinüber ins Oberwallis. Ab jetzt geht’s bergab, immer dem Rhein entlang bis nach Brig. Viele kleine Dörfer mit eigenwilligen Namen; Bitsch. Gluringen und so. Es steigen Langläufer ein, bunten Jacken und wettergegerbten Gesichtern. Alle schweigen. Sind Wintersportler humorfrei?

Als es in Brig abenddämmert, fahren wir heimwärts. Zuerst durch den Lötschbergtunnel nach Interlaken. Nochmal umsteigen und dann über den Brünigpass bis nachhause. Kein Schnee, aber Regen. Ganz genau zwölf Stunden nach dem Start stiegen wir aus dem Zug - müde und heftig glücklich.

Zentralbahn (zb), Sarnen – Luzern
Schweizerische Bundesbahn (SBB), Luzern – Zürich – Chur
Rhätische Bahn (RhB), Chur – Disentis
Matterhorn Gotthard Bahn (MGB), Disentis – Andermatt - Brig
Schweizerische Bundesbahn (SBB), Brig – Spiez
Lötschbergbahn (BLS), Spiez – Interlaken
Zentralbahn (zb), Interlaken – Sarnen

7. Januar 2014

der Sieger hat ein Stridulationsorgan

Ich kann‘s kaum fassen: Gestern Mittag verkündete das Radio, dass soeben die „Feldgrille“ zum „Tier des Jahres 2014“ gewählt worden sei. Ausgerechnet die Felgrille - eine sehr gute Wahl, wie ich finde.
Natürlich gibt es, wie wir alle wissen, beliebtere Tiere als so eine Feldgrille. Zum Beispiel die Waldgrille, oder die Steppengrille. Manche mögen auch Delfine, Ponys, Papageien oder Kröten. Aber die Feldgrille übertrifft sie alle. Bei Weitem. Haushoch.
Sechs Beine an einem knackigen Leib, drei Augen und die Ohren an den Knien. Und stridulieren kann sie wie eine Nachtigall. Sowas kann so ein dämlicher Löwe, Wal oder Bandwurm natürlich nicht bieten!

6. Januar 2014

Rätsel an der Polenstrasse

Wer von Alpnach nach Ennetmoos läuft, entdeckt vielleicht die eigenartigen Inschriften am Strassenbord. In etwas krakeliger Schrift steht da: „Jeszcze Polska nie Zginęła“. Und einige Meter weiter: „Honor i Ojczyzna rok 1943 202 pac“. Diese Inschriften stammen von den polnischen Internierten während des Krieges.

Die Polen kämpften an der Seite der Franzosen gegen die Wehrmacht. Im Juni 1940 wurden die Truppen an der Grenze des Berner Juras in die Enge getrieben. In der Nacht vom 19. auf den 20. Juni 1940 flüchteten dann gut 41‘000 französische und polnische Soldaten in die Schweiz. Sie wurden interniert und in Lager weit weg von der Grenze untergebracht. Auch in Alpnach und Ennetmoos war so eines.

Die Polen arbeiteten in der Landwirtschaft und im Strassenbau. Sie waren bei der Bevölkerung sehr beliebt, es entstanden zahlreiche Freundschaften - und auch etliche Kinder.

„Jeszcze Polska nie Zginęła“ heisst: „Polen ist nicht verloren“ und ist der Anfang der polnischen Nationalhymne. „Honor i Ojczyzna rok 1943 202 pac“ heisst: „Ehre und Vaterland, Jahr 1943“ und ist das Motto der polnischen Armee. Und „202 pac“ ist das „202. Schwere Artillerie-Regiment“ (Pułk Artylerii Ciężkiej) der polnischen Armee in Frankreich.

4. Januar 2014

Quartier-Bier

Vom Mehrfamilienhaus-Balkon qualmte es heftig. Ich lief gschwind in; vielleicht grillt da einer und es gibt etwas zu futtern. Aber nein, da stand bloss ein Kerl und rührte in einem Topf. Er braue Bier, sagte er.

Zur Herstellung von Bier brauchte es neben Hitze auch Kälte. Darum kocht er sein Bier auf dem Balkon und nutzt dann die Winterkälte zum kühlen der Brühe. So ein Sud ist immerhin fünfzig Liter und würde seinen Kühlschrank wohl überfordern.
Das Bier füllt er dann in Flaschen ab und stellt es zum reifen in die Garage. Und dann wird der nächste Kessel gekocht. Und so weiter, bis die Frühlingssonne seine Brauerei beendet.

3. Januar 2014

mein Kröten-Verleih

Jetzt im Winter gibt es kaum etwas schöneres, als durch den Wald zu schlendern. Die fahle Sonne blinzelt durchs Geäst und die Hundegaggel sind beinhart gefroren. Wir, also Frau G. und ich, spazierten durch den Kernwald zum Gerzenseeli. Nur Eis, kein Wasser.

Und keine Frösche! Das brachte mich auf eine einzigartige Geschäftsidee; es bietet sich ja förmlich an: Ein Kröten-Verleih. Jetzt denken natürlich einige von euch; wer will sich schon Kröten ausleihen? Wer nicht, sage ich – aber es gibt halt keine Kröten-Verleiher und darum weiss man es nicht. Bis jetzt.
Mein Kröten-Verleih könnte nämlich ähnlich funktionieren, wie das Hühner-Leasing; einfach mit Kröten statt Hühnern. Und es wäre eher ein Saisongeschäft; in der eisfreien Zeit. Später vielleicht sogar mit Fröschen. Und Unken, odr so…

2. Januar 2014

Skorpion tot machen

Früher, als ich noch jedes Jahr drei-viermal in die Sahara fuhr, sollte ich mal für einen Bekannten einige Skorpion heimbringen. Er ist Lehrer und wollte damit irgendwas im Unterricht machen. Skorpione fangen ist an und für sich kein Problem. Man findet sie tagsüber unter den Steinen. Aber manche der Viecher sind giftig. Der „Gelbe Mittelmeerskorpion“ sogar einer der giftigsten überhaupt.
Wenn ich also einen Skorpion gefunden hatte, ging es nun darum, diesen einzusammeln. Entweder griff man sich ihn mit Handschuhen; oder noch besser mit der Spaghetti Zange. Und nun hinein damit in ein leeres Marmeladenglas. Fertig.

Ich mochte aber keine lebenden Skorpione im Auto. Und ich wollte auch nicht mit Zöllnern darüber diskutieren. Also totmachen. Aber wie? Zertrampeln oder mit dem Spaten erschlagen ginge gut, aber würde den Lehrer kaum freuen. Da musste eine elegantere Methode her. Darum töteten wir die Skorpione mit Flüssiggas, das wir aus einer kopfstehenden Gasflasche abliessen. Das Gas war arschkalt und erstickte die Skorpione spurlos.
Zuhause stellte ich das Marmeladenglas dann noch einige Tage in den Tiefkühler. Sicher ist sicher. Denn Skorpione sind zäh, und wer weiss, wie lange die die Luft anhalten könne?
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