15. November 2013

Italien: beim Clooney Schorsch

Ihr kennt doch bestimmt diesen Clooney Schorsch. Der ausschaut wie ein Heiratsschwindler. Der aus der Kaffee-Reklame, wo er ein Tässchen hält und süffisant lächelt. Man sieht förmlich, wie er denkt; „für Geld tue ich jetzt mal so, als ob ich Kaffee trinke“.

Eben dieser Clooney wohnt am Comer See. Da will ich doch mal vorbeischauen. Vielleicht gibt’s ja ein Heissgetränk?

Der Clooney wohnt in Laglio, direkt am Lago di Como. Richtig schön hier - und vor allem ganz ohne Strassenverkehr. Seine Villa „Oleandra“ habe ich schnell gefunden; Via Regina Vecchia 20. Ein stattliches Haus mit recht viel Garten. Nett.

An der Türglocke steht bloss „Villa“ angeschrieben. Dafür glotzt mich eine Videokamera an. Ansonsten nur hohe Mauern und Gitter. Ich schau mal drüber; sehe eine Treppe und ein biederer Terrakotta-Topf mit einem Gummibaum. Und eine weitere Kamera. Ist halt ein kamerageiler Schauspieler, der Schorsch. Aber er scheint nicht zuhause zu sein. Soll ich mal über die Mauer klettern? Ihr wisst schon; wieselflink wie ein Eichhörnchen.

Später lese ich Gerüchte, wonach der Clooney kürzlich sein Anwesen verkauft haben soll. An einen Russen, oder einen Geschäftsmann aus Milano. Oder an David Beckham, den Tschutteler. Man weiss nichts Genaues, aber etwas soll gewesen sein...

14. November 2013

Italien: wo ein Wille, da ein Weg

Ich habe wieder wunderbar geschlafen, diesmal direkt am Ufer des Lago di Como. Heute will ich den Comersee umrunden. Zuerst an der Ostseite entlang rauf und dann am Westufer wieder herunter. Mal schauen, was es hier zu entdecken gibt.

Die Uferstrasse zwängt sich durch die Dörfer, schön und eng. Jetzt im November ist nicht viel los, in der Touristensaison stelle ich mir das eher mühsam vor.

Mancherorts wachsen die Berge fast senkrecht aus dem See. Die Strasse klebt an den Felsen. An genauso einer Stelle lauerten im April 1945 die Partisanen dem Diktator Mussolini auf. Der war mit einigen Getreuen auf der Flucht; vermutlich wollte er in die Schweiz. Jedenfalls, in der Nähe von Dongo gelang den Partisanen den Mussolini festzunehmen.

Der gefangene Diktator wurde nach Mezzegra gebracht und erst einmal eingesperrt. Nach hektischen Beratungen über das weitere Vorgehen, wurden Mussolini und seine Begleiter erschossen. Die genauen Umstände sind bis heute umstritten.

Ein schwarzes Gedenkkreuz vor der Villa Belmonte erinnert bis heute ans unrühmliche Ende des Faschisten-Führers. Heute zeugen frische Plastikblumen vom kürzlichen Besuch seines Fan-Clubs. Unschön.
Wie dem auch sei; Mussolinis Leiche wurde damals nach Mailand gebracht und kopfüber aufgehängt. Die Schaulustigen nutzen die günstige Gelegenheit und bespuckten die Leichen und bewarfen sie mit faulem Gemüse. Auch unschön.
Da wo das damals geschah, ist heute ein McDonald‘s. Aber das ist eine ganz andere Geschichte 

13. November 2013

Italien: Monza rennt

Jetzt, wo ich schonmal in der Nähe bin, will ich mir die "Autodromo Monza" anschauen. Doch ein hoher Gitterzaun und ein Pförtner sehen das ganz anders: Rennstrecke geschlossen.
Von der Piste höre ich Motorengeschrei. Also wird heute gefahren! Ja, dann schau ich mal, ob sich nicht doch irgendwo ein Schlupfloch findet? Ich schlendere in Richtung der Rennstrecke. Überall ein Gitterzaun mit Stacheldraht. Schwierig da darüber zu kommen.

Weiter hinten treffe ich auf eine Lücke im Zaun; und eine alte Steilwandkurve. Die alte Betonfahrbahn ist aus den 1950-er Jahren und enorm steil, fast zu steil, um hinauf zu klettern. Also schlendere ich weiter, denn der Motorenlärm lockt.

Auf der anderen Seite vom Gelände stehen auf einem Erddamm grosse Tribünen. Ich höre, wie davor die Rennwagen vorbei röhren. Sehen kann ich sie aber wegen dem Damm und der Tribünen nicht. Ich muss näher ran, wäre da bloss nicht dieser Gitterzaun! Irgendwo entdecke ich dann doch noch eine Schwachstelle. Wieselflink klettere ich hoch und schwinge mich drüber. Dann einige schnelle Schritte und ich bin bei den Tribünen.

Erst schaue ich aus dem Verborgenen den Rennautos zu. Dann entdeckt mich ein Wachmann. Also grüsse ich ihn ganz beiläufig, und hocke mich zuoberst auf die Tribüne. Die Autos sind unglaublich laut - und schnell. Und keine Formel-1 Renner, sondern irgendwelche Tourenwagen, odr so.

Hier in der berühmten Parabolica-Kurve verunfallte damals der Formel-1 Weltmeister Jochen Rindt tödlich. Und er ist bei weitem nicht der einzige, der hier starb.

Eigentlich ist es furzlangweilig. So ein Rennauto ist in wenigen Sekunden vorbei, dann hört man nur noch seinen Lärm hinter dem Wald. Ich gehe darum weiter und versuch es an einer anderen Stelle. Diesmal komme ich recht gut über den Zaun. Treffe dann aber auf einige orangebekleidete Männer; wohl Streckenposten. Das war’s, ciao.

Das Auto ist übrigens der nagelneue Citroën C-Elysée WTCC 2014 von Sebastien Loeb und Yvan Muller - noch geheiiiim.

12. November 2013

Italien: Seveso giftig

Im Juli 1976 explodierte in der Chemifabrik ICMESA ein Tank. Der Wind trieb daraufhin eine schwarze Wolke gegen Mailand zu, und genau über das Städtchen Seveso. Tags darauf verfärbten sich die Pflanzen braun und überall lagen tote Vögel herum. Die Anwohner bekamen Hautausschläge und Atembeschwerden. Nicht gut; gar nicht gut. Die Wolke war giftig, Tetrachlordibenzodioxin nennt man seither „Sevesogift“ oder kurz „Dioxin“.

Das Dioxin verseuchte einen ganzen Landstrich. Einige Dutzend Leute mussten für immer ihre Häuser verlassen. Weitherum wurde verseuchtes Erdreich abgetragen und Tausende Haustiere wurden getötet.

Die Unglücksfabrik ICMESA gehörte dem Schweizer Chemieriesen Hoffmann-La Roche. Erst verharmloste man den „Vorfall“. Später wurde die Unglücksfabrik komplett abgerissen und als Sondermüll neben der Autobahn vergraben.

Heute erinnern bloss noch ein Strassenschild und eine alte Ziegelmauer an die ICMESA. Da wo damals das Unglück geschah, sind heute ein öder Kinderspielplatz und ein Fussballstadion. Und ein hübsches Eichenwäldchen.

11. November 2013

Italien: Greenland ist tot

In einem schütteren Wäldchen nördlich von Milano verbirgt sich ein verlassener Freizeitpark. „Parco Greenland“ hiess er einst, eröffnet 1965. Nach langem und qualvollem Siechtum verstarb er vor einigen Jahren. Die Resten stehen seither untätig herum und werden vom Gestrüpp aufgefressen.

Das Areal ist recht grossflächig und leider von einem hohen Zaun umgeben. Nicht einfach da hineinzukommen, denke ich. Der Zufall und mein friedfertiges Erscheinungsbild ermöglichen es mir dennoch. Ich schlendere genüsslich übers Gelände. Die Bäume bewerfen mich mit buntem Laub, irgendwo bellt ein Köter; herrlich schön hier.

Von vielen Fahrgeschäften sind nur noch die Fundamente und einige Hinweisschilder übrig. Andere wiederum stehen noch komplett da. Fast betriebsbereit, einzig der schulterhohe Rasen müsst mal wieder geschnitten werden.
Vor der Go-Cart-Bahn hat’s neulich gebrannt. Und von der Park-Eisenbahn sind nur noch ein paar Schienen übrig, die Züge sind weg. Eigentlich schade, ich wäre gerne eine Runde mitgefahren.

Wer Greenland auch einmal anschauen möchte, muss sich sputen; man plant den Abriss. Dies allerdings schon seit mehreren Jahren.

9. November 2013

Italien: weiter geht's ...

Demnächst geht’s hier weiter mit meiner November-Norditalen-Reise. Zuerst will ich mir aber noch einige Sachen anschauen gehen

Ganz besondere Orte; wenn ich sie denn finden tue.

Wer mag, kann bis dahin bei der Frau G. ihrem Blog unsere BahnOst-Reise lesen. Odr so ...