23. Juni 2013

Benelux: heisses Kuscheln mit Belgiern

Der heutige Wetterbericht droht erneut mit einem schwülheissen Tag. Wir wollen deshalb den Fahrtwind nutzen und ein wenig nordwärts fahren. Und zwar auf den kleinen Landstrassen, die wir so mögen.

Rund um uns viel Landschaft, hügelig und herzallerliebst schön. In Baume-les-Dames und Lure machen wir bloss eine kurze Rast. Wir kennen die Städtchen von früheren Reisen, zudem ist es deutlich zu heiss für Kültür.

Kurz hinter Luxeuil-les-Bains erreichen wir unser erstes Ziel: die Mosel. Hier in Lothringen noch ganz niedlich „la Moselle“ genannt. Wir moseln ihrem Ostufer entlang. In Epinal sehen wir die ersten Flussschiffe, denn parallel zur Mosel gibt es auch noch den Vogesen-Kanal. Und der ist schiffbar.

Im Hafen von Charmes finden wir ein schönes Plätzchen zum Übernachten. Eigentlich - denn es sind schon einige Millionen Wohnmobile hier. Fast alle aus Belgien! Eng beieinander – Kuschelcamping. Wir stellen uns etwas abseits hin. Hier ist es erheblich gemütlicher, zumindest  als dann der Mann mit der Schleifmaschine Feierabend machte.

Charmes hat wenig von demselbigen. Dafür aber eine gehaltvolle Geschichte. In den vergangenen Jahrhunderten wurde es bei fast jedem Krieg zerstört, gebrandschatzt oder zerbombt. Zwischen den Kriegen zogen noch einige Seuchen und Hungersnöte drüber. Und so darf man sich heute nicht wundern, wenn das Städtchen so aussieht, wie es aussieht.

22. Juni 2013

Benelux: Bahnradeln im Jura

Die Bahnlinie „Ligne du Saugeais“ verlief einst dem Doubs entlang, von Pontarlier nach Gilley. Aber eigentlich war sie vor allem eine Querverbindung zwischen zwei parallelen internationalen Bahnlinien. Jedenfalls wurde sie 1888 eröffnet und genau 101 Jahre später wieder stillgelegt.

Die alte Bahntrasse ist jetzt ein Radweg. Gut 20 Kilometer lang und mit bahntypisch mässigen Steigungen. Obwohl es schon am Morgen affig heiss ist, schwingen wir uns in den Sattel und reiten los.

Von der einstigen Bahn ist kaum noch etwas zu sehen, selbst die Bahnhöfe wurden bis zur Unkenntlichkeit renoviert. Einzig einige Bahnbrücken sind noch intakt. Die Sonne brennt gleissend grell vom Himmel. Wer klug ist, geht in den Schatten.

Gegen Mittag erreichen wir Gilley Gare; gegart und weichgekocht. Wir pausieren im Schatten. In gut zwei Stunden käme der nächste Zug, solange mag ich nun aber doch nicht warten. Fahren wir halt zurück, ohne einen Zug gesehen zu haben.

Auf dem Rückweg geht’s tendenziell bergab, dafür haben wir jetzt Gegenwind. Es wird immer heisser - und zäher. Irgendwann am Nachmittag sind wir zurück in Pontarlier. In der Kühle des McDonalds erholen wir uns von den Strapazen und nutzen das Internet und Klo.

Zum Übernachten fahren wir an den Doubs. Gegen Abend stossen mächtige Gewitterwolken auf, vielleicht gibt es einen kühlen Regen?

21. Juni 2013

Benelux: Ameisen am Mont Muger

Die Nacht in Monthey war ruhig und schwülwarm. Ausser uns war noch ein Lastwagen aus Litauen da; und ein struppiger Zausel, der in einem Kastenwagen haust. Die Morgensonne und Dusche sind kraftvoll, also geniessen wir beides und fahren dann los.

Das Schloss Chillon liegt noch im morgendlichen Schatten. Eingeklemmt zwischen Felswand, Bahnlinie und See wartet es geduldig auf die heutigen Schulreisen und Seniorenausflügler. Wir sind zu früh da und haben es daher für uns ganz alleine.

Am Genfersee machen wir einen Abstecher in die Weinberge. Die Aussicht ist bilderbuchwürdig, das Strässli kurvig und schmal, aber stotzig.
Schon bald sehen wir vor uns die ersten Jura-Hügel. Wir wollen geradeaus drüber, doch wegen einer Strassenbaustelle fahren wir falsch - und kommen ins Vallée de Joux. Mitten drin ein See, tiefblau und wellig. Rundherum Tannenwälder und ein paar Dörfer.

Also nutzen wir die Gunst der Stunde und radeln um den See. Die Dörfer sind klein und haben einprägsame Namen; „le Pont“, „le Lieu“, „l’Orient“. Da und dort kommen wir an Uhrenfabriken. Meist prachtvolle Bauten mit güldnen Aufschriften. Wenn ich jetzt „ROLEX“ sehe, will ich im Fabrikladen für Frau G. was Nettes kaufen.

Unweit vom Vallée de Joux endet die Schweiz an der französischen Grenze. Keine Grenzer da, nur die schäbigen Kontrollhäuschen.

Ich wollte schon lange mal das Chateau de Joux besichtigen. Eine grandiose und geschichtsträchtige Burg hoch auf einer Felsnase. Aber jetzt, wo es vor uns steht, ist es mir doch zu heiss für eine Besichtigung. Viel zu heiss. Wir legen erst einmal uns in den Schatten und machen ein Nickerchen. Die Ameisen sind begeistert von mir und besteigen mutig den Mont Muger. Derweilen erfreut sich Frau G. an den hiesigen Zecken.

20. Juni 2013

Benelux: dem Rotten entlang abwärts

Hier im Goms heisst die Rhone noch "dr Rottu" - wir täten dazu "der Rotte" sagen. Unweit der selbigen fanden wir gestern noch einen netten Übernachtungsplatz. Gut, als wir eintrafen war es mitten in der Nacht und stockfinster. Aber am Morgen danach war es ganz nett. Vögelzwitschern, Blätterrauschen und ein Flugzeughangar.

Gestern haben wir bemerkt, dass unsere Wasserpumpe nicht mehr pumpen tut. Die Pumpe ist zwar fast neu, aber der Druckschalter ist bereits der Korrosion erlegen. Ich versuche sie zu reparieren, geht aber nicht. Also überbrücke ich den Druckschalter und schon haben wir im Möbelwagen wieder fliessend Wasser.

Gegen Mittag fahren wir los Richtung Benelux. Vorerst erst einmal nach Visp; Bahnhofneubau anschauen. Geht so - aber der Bus-Bahnhof nebenan ist ganz gut gelungen. Ein silbriges Betondach mit weich gerundeten Kanten.

Weiter ins Unterwallis, nach St. Maurice. Das Rhonetal weitet sich und der Bach ist jetzt ein Fluss. In St. Maurice möchte ich gerne das Kloster besichtigen. Denn die Abtei Saint-Maurice wurde bereits im Jahr 515 gegründet und ist seither ohne Unterbrechung in Betrieb. Nun schon 1498 Jahre lang - rekordverdächtig.
Eigentlich wollte ich aber die archäologischen Ausgrabungen hinter der Kirche sehen. Und vor allem das spektakuläre Glasdach darüber. Aber alles geschlossen. Auch mein Versuch über die Mauer zu klettern scheitert an den hier ansässigen Brennnesseln…

Das Städtchen St. Maurice ist recht schön, aber heute etwas verschlafen, ja fast menschenleer. Eine Seuche? Wir fahren jedenfalls ins nahe Monthey. Ich will der Frau G. „la Tonkinelle“ zeigen, den bunten Kindergarten. Gefällt ihr.
Es ist heiss und wir sind hundemüde, also übernachten wir in Monthey. Dösen, lesen und nichts tun. Wie Ferien.

19. Juni 2013

Benelux: wir heiraten im Wallis

Unsere diesjährige Sommerreise beginnen wir mit einer Fahrt über die Alpen. Über den Grimselpass hinüber ins Wallis. Vor knapp zwei Stunden wurde die Wintersperre aufgehoben, wir gehören deswegen zu den Ersten in diesem Jahr. Auf der Passhöhe liegt noch reichlich Schnee, mancherorts haushoch.

Wir sind hier im Goms zu einer Hochzeit eingeladen; in Münster-Geschinen und Reckingen-Gluringen. Oder umgekehrt? Jedenfalls ist wunderschön hier. Frühlingshaft. Blumenwiesen und Himmelblau.

Heute heiraten z'Nathi und z'Luki. Von allen Seiten strömen die Hochzeitsgäste herbei. Grosse und kleine, zahlreich und festlich gewandet. Erst Kirche, dann Apero im Garten und nachher ein grandioses Hochzeitsfest. Die Gäste sind in Feierlaune, essen und trinken, und tanzen. Dass die Walliser essen und trinken können, wusste ich. Aber dass die alle auch tanzen können. Ich bin begeistert.

Ein unvergessliches Hochzeitsfest. Nathi und Luki – wir wünschen euch alles Gute. Und vielen Dank für die Einladung.

17. Juni 2013

ausgeklügelte Reisevorbereitungen

Eines war von Anfang an klar; wir wollen verreisen. Frau G. und ich - gemeinsam. Etwa einen Monat. Nach klimabedingtem hin und her und hin ist nun auch geklärt wohin: Irgendwo nach Lotringen, Belgien, Luxemburg. Odr so.

Am Vorabend der Abreise lag ich nichtsdenkend auf dem Sofa und schaute dem Fernseher zu. Dabei blitzte mich ganz unerwartet ein Gedanke: Die Reisevorbereitungen! Jetzt, jetzt wäre wohl der richtige Zeitpunkt, um damit zu beginnen.
Ich stopfte also einen Stapel frischer Wäsche in eine Ikea-Tüte. Dazu ein paar Schuhe, Sandalen und meine Abenteurer-Mütze. Die Regenjacke nicht vergessen, und einige Bücher. Den Compi und das Kabelgewirr. Alles zusammen in den Möbelwagen geworfen – so, das wäre geschafft. Abfahrbereit!
Wasser tanken und Euronen besorgen will ich morgen früh. Geplante Abfahrt ist um zehn, also noch reichlich Zeit.