29. Januar 2013

Portugal: meine Wurst brennt

Wir haben nun schon viel gesehen und erlebt. Zu jeder vollständigen Reise gehören aber meine drei "Sehenswürdigkeiten"; einen Turm, ein Automuseum und eine Wurst. Bis jetzt haben wir noch nichts von den dreien angeschaut. Heute aber.

Zuerst fahren wir mit dem Tram an den Douro hinunter. Früher befuhr das Tram ein riesiges Streckennetz, in den 1980-er Jahren wurden dann fast alle Linien aufgehoben. Seit einigen Jahren sind nun aber wieder drei Strecken in Betrieb.

Ich fahre selbstverständlich ganz vorne mit und unterstütze den Chauffeur bei seiner Arbeit. Er freut sich sehr über meine konstruktive Kritik; auch wenn er es nicht offen zeigen tut.

Im alten Zollhaus am alten Hafen ist heute ein Automuseum untergebracht; "Museu dos Transportes e Comunicações". Eine nette Autosammlung. Und endlich mal eine ohne VW Käfer und Ford T!

Das kleine weisse „Auto“ im Hintergrund ist übrigens ein portugiesisches Erzeugnis; - ein „Sado 550“. Ein passender Name, wie mich dünkt.
Aus versehen schlurfen wir auch noch durch die "... Comunicações", eine Ausstellung über Kommunikation. Laaangweilig und komatös.

Und jetzt geht’s um die Wurst. Und das ist hier in Porto gar nicht so einfach, denn die Einheimischen essen fast alles, anscheinend aber kaum gebratene Würste. In einem Hinterhof werden wir dann doch fündig: „Chouriço assado“. Vor unsern Augen brät der Gastwirt aufgespiesste Wursträdli über einer Alkoholflamme.

Die Wurst schmeckt erstaunlich gut. Leicht angeschmurgelt, aber würzig.
Jetzt müssten wir eigentlich noch auf einen Turm steigen. Aber inzwischen ist wieder der Nebel und Nieselregen da, drum sparen wir uns den Aufstieg. Vielleicht morgen ...

28. Januar 2013

Portugal: heute blaumachen

Eigentlich wollten wir uns die Tage in Porto mit Nichtstun um die Ohren schlagen. Im Strassencafé die milde Wintersonne geniessen, odr so. Bis jetzt mangelte es aber ein wenig an der erforderlichen Wintersonne. Doch heute sieht es gut aus; blauer Himmel. Also gehen wir Architektur-gucken.

In der Altstadt stehen einige wirklich schöne Kirchen mit „Azulejo“ Fassaden. Das sind keramische Platten mit einer kobaltblauer Bemalung. Kobaltblau war damals die einzige  Farbe, die den Keramikbrand überstand. Die Azulejo wurden einst von den Araber hierher gebracht, später fand vorallem die katholische Kirche gefallen an ihnen.

Ab dem 19. Jahrhundert wurden auch viele Bürgerhäuser mit Azulejo verkleidet. Allerdings wurde diese damals bereits industriell hergestellt. Schön anzusehen. Leider sind aber viele der Altstadthäuser unbewohnt, und am zerfallen.

Zudem sind die Azulejo nicht richtig frostbeständig, so dass mancherorts die Glasur abbröckelt. Schade drum. Grad der Winterregen tut ihnen nicht gut. Uns auch nicht ...

27. Januar 2013

Portugal: Sonne im Herzen ...

Jeden Morgen schaut uns ein Vogel beim Frühstücken zu. Er hat so einen verschlagenen Gesichtsausdruck. Immer übellaunig, immer gierig, immer unzufrieden. Solche Typen kenne ich sonst nur aus Spaghetti-Western. Da tragen die schmutzigschwarze Hüte und werden jeweils kurz vor dem Rolltitel gemeuchelt.

Ein Lächeln nur, und er bekäme gewiss ein Brotmöckli von mir. Aber so! Nein – dieser fordernde Blick. So nicht - nicht mit mir!

26. Januar 2013

Portugal: feuchte Fische und ein totes U-Boot

Porto fühlt sich feucht an. Es regnet immer noch. Manchmal schüttet es wie aus Kübeln, dann wieder stark. Immerzu. Also fahren wir an den Strand. Der "Tiefausläufer" schlägt mit mächtige Wellen und ungeheurem Getöse an die Felsen. Es spritzt haushoch. Ich will mir das unbedingt ganz aus der Nähe ansehen - was sich dann aber als eine nicht sooo gute Idee herausstellt.

Zum Trocknen gehen wir ins nächstbeste Gebäude, ausgerechnet ein Aquarium! Passt ja gut zum Wetter.

Den Fischen da geht’s wie mir - nass bis auf die Haut. Sie schwimmen in ihrem Glasgefängnis herum und glotzen hohläugig zu uns heraus. Wir glotzen zurück. Manche versuchen mit uns zu sprechen; die Lippen bewegen sich, aber hören tut man nichts.

In zahlreichen Becken schwimmen grosse und kleine Fische, krötenhässliche und Paradiesvögel. Auch Schildkröten, Krokodile und allerhand Weichgetier sind zugegen. Das letzte Bild ist aber vom Fischmarkt, da sieht es nicht viel anders wie im Aquarium aus, bloss halten da die Fische still, wenn ich sie fotografieren will.

Hier an der Atlantikküste erinnern einige kleine Festungen an die kriegerischen Zeiten. Und fast direkt am Strand liegt auch die „U 1277“ im brodelnden Wasser. Das deutsche U-Boot irrte nach Kriegsende noch einen Monat lang ziellos herum, bis der Kapitän es hier versenkten liess. Die Besatzung schwamm ans rettende Ufer und alle überlebten. Die Bevölkerung versorgte die gestrandeten Seeleute mit trockenen Kleidern und warmem Essen, ehe sie in britische Gefangenschaft gingen.

Wir fahren zurück ins Hotel. Mir ist ganz feucht. Der Pförtner riecht wie immer nach Kokos.

25. Januar 2013

Portugal: heisse Französinnen und ein steifer Scheitel

Es regnet. Heftig. Also genau das richtige Wetter für einen Friseurbesuch. „Barbearia Garrett“ steht an der Tür, ein älterer Herr daneben; wohl der Barbier. Sein Salon ist leer, ich bin der einzige Kunde. Das Gestühl und das Ambiente ist etwa gleich alt wie der Meister. Er beginnt beherzt mit den Schneidarbeiten. Derweilen sitzt Frau G. auf dem Wartebänklein an der Rückwand und blättert sich durch eine Tageszeitung.

Dann hält der Meister einen Spiegel hinter meinen Kopf und ich darf sein Werk bestaunen. Ich trage nun einen geleckten Haarschnitt und einen strengen Seitenscheitel. Wie ein Chorknabe.

Es regnet immer noch, meine neue Frisur ist in Gefahr! Gleich gegenüber vom Friseursalon lockt das „Cafe Safari“. Zu wahr um schön zu sein - also hinein. Das Lokal zeichnet sich durch die völlige Abwesenheit von Ästhetik aus. Möbel aus den 60-er Jahren, handgeschrieben Plakate werben für irgendwelche Speisen und im Fernseh läuft Fussball. Hier gefällt’s uns. Wir bestellen „Francesinha“ - Französinnen.

Francesinha sind bloss ein Stapel aus verschiedenen Fleisch- und Wurstsorten, abwechselnd mit geröstetem Brot zu einem Block geschichtet. Alles mit Käse überbacken und einer speziellen Sauce aus Portwein, Bier, Senf, Chilli und allerlei Unbekanntem übergossen. Sie ist vielleicht etwas stämmig, die Französin. Aber gut.

24. Januar 2013

Portugal: dunkle Wolken und kalte Füsse

Wenn man in unserem Hotelzimmer aus dem Fenster schaut, sieht man – Fenster! Und wenn man senkrecht nach oben schaut, erblickt man den Himmel. Regen tropft mir ins Gesicht.

Das Frühstücksbuffet ist ein Rechtsdreher; Teller-Müesli-Kaffee-Saft-Brot-Wurst-Kuchen. Dann ein grandioser Rundblick über die Dächer der Altstadt. Draussen treibt der Wind Wolkenfetzen über den Himmel. Regen, kurz darauf Sonnenschein.

Wir machen einen ersten Stadtrundgang. Mit der Metro fahren wir an den Douro, den Fluss unterhalb der Altstadt. Das heisst; wären wir, wenn wir in die richtige Metro eingestiegen wären! Also fahren wir halt zum Bahnhof Campanhã im Osten der Stadt. Von da schlendern wir durch ein moderiges Quartier hinunter zum Douro. Brücken schauen.

Grosse Brücken und eisiger Wind. Die berühmteste Brücke ist die „Ponte Dom Luís I“. Eine zweigeschossige Bogenbrücke aus genietetem Gusseisen. Gebaut wurde sie in den 1880-er Jahren vom Belgier Théophile Seyrig. Und nicht vom Eiffel, wie alle herum erzählen.

Vom Meer her kommen schon wieder die nächsten dunkeln Regenwolken. Es beginnt zu tröpfeln und wir flüchten uns in eine Hafenbar.