Vor zehn Jahren wurde Český Krumlov (Krumau) vom Hochwasser verwüstet. Mancherorts stand das Wasser damals zwei Meter hoch. Und in den Häusern. Heute ist ausser vereinzelten Hochwassermarken kaum mehr etwas davon zu sehen.
Krumau liegt ganz malerisch auf einem Hügel in einer Flussschleife; rund herum die Moldau. Um den Marktplatz drängeln sich prächtige Häuser. In der Mitte die obligate barocke Mariensäule. Japanische Touristen zerren ihre Rollkoffer übers Pflaster.
Wir setzen uns in ein Gasthaus: "Rinderlende mit böhmischen Knödeln". Schmeckt wie früher und sauguuut.
Nebenan thront hoch oben auf einer Felsrippe das Schloss Krumlov. Fünf Höfe, 360 Räume und ein grandioses Theater, das über eine mehrstöckige Brücke erreicht wird. Über eine weitere Brücke konnten einst die Blaublütler in den Park hinüber flanieren. Wir auch.
In kleinen Bäcker-Kämmerchen werden süsse Teigrollen, Trdelník, gebacken. Sind vergleichbar mit den Baumkuchen, bloss weniger Baum und wesentlich mehr Loch. Und mehr Zucker.
Gegen Abend fahren wir noch ein Stück die Moldau aufwärts und übernachten in Rožmberk bei den Enten.
Ein Bergler auf Abwegen. Der Schweizer Weltenbummler, Klugscheisser und Sapperlot berichtet von weltweit und zuhause. Ein Reiseblog.
11. Oktober 2012
10. Oktober 2012
Tschechien: der Türke hat einen Vogel
Das Schloss Hluboká liegt auf einem Hügel über der Moldau, und gar nicht weit von Třeboň entfernt. Das Schloss gleicht einwenig einem Prinzessinnenschloss aus einem Mädchenfilm (n49.0513, e14.4413). Rundtürme, Erker, Zinnen; wie im England des 19. Jahrhunderts.
Der Eindruck täuscht nicht, das Schloss Hluboká ist nicht sehr alt. Fürst "zu Schwarzenberg" liess es um 1850 bauen; als romantisches Jagdschloss. Die alte Burg, die seit dem Mittelalter hier stand, wurde dafür ratzeputz entfernt.
Die Türklinke zeigt einen Raben, der einem Türken in den Kopf hackt. Genau so einer schmückt auch das Wappen der Familie "zu Schwarzenberg". Der Türkenpicker soll an die siegreiche Schlacht vom Raab (heute Győr) erinnern. Aber nett ist das trotzdem nicht.
Die Glas-Gusseisen-Konstruktion der Orangerie war damals das Modernste und Feinste, und auch heute noch ganz ansehnlich.
Wir rollen weiter durch die Hügellandschaft und kommen so nach Holašovice (n48.9695, e14.2724). Eigentlich bloss ein kleines Bauerndorf im böhmischen Hinterland. Aber was für eines: Langweilig schön.
Um den Dorfteich herum gruppieren sich die Bauernhäuser mit ihren verzierten Giebeln und bunten Fassaden. Jedes schöner als die anderen; Bauernbarock.
Hinter jedem der Häuser steht eine Scheune. Und dahinter der Hausgarten und dann die Felder. Wie aus dem Lehrbuch für ländliche Strassensiedlungen. Aber keine Gaststätte hat auf! Mein Vorhaben "böhmisch essen" scheitert erneut.
Die Türklinke zeigt einen Raben, der einem Türken in den Kopf hackt. Genau so einer schmückt auch das Wappen der Familie "zu Schwarzenberg". Der Türkenpicker soll an die siegreiche Schlacht vom Raab (heute Győr) erinnern. Aber nett ist das trotzdem nicht.
Die Glas-Gusseisen-Konstruktion der Orangerie war damals das Modernste und Feinste, und auch heute noch ganz ansehnlich.
Wir rollen weiter durch die Hügellandschaft und kommen so nach Holašovice (n48.9695, e14.2724). Eigentlich bloss ein kleines Bauerndorf im böhmischen Hinterland. Aber was für eines: Langweilig schön.
Um den Dorfteich herum gruppieren sich die Bauernhäuser mit ihren verzierten Giebeln und bunten Fassaden. Jedes schöner als die anderen; Bauernbarock.
Hinter jedem der Häuser steht eine Scheune. Und dahinter der Hausgarten und dann die Felder. Wie aus dem Lehrbuch für ländliche Strassensiedlungen. Aber keine Gaststätte hat auf! Mein Vorhaben "böhmisch essen" scheitert erneut.
9. Oktober 2012
Tschechien: ich will keine böhmische Pizza
Die Strecke nach Třeboň ist hüglig und lieblich. Zwischen den Wäldern sehen wir immer öfter Karpfenteiche. Diese wurden vor gut dreihundert Jahren künstlich angelegt um Fische zu züchten. Im Winter wird dann das Wasser abgelassen und die Karpfen mit Körben eingesammelt. Und gebraten.
In Jindřichův Hradec besuchen wir die Schmalspurbahn „JHMD“. Diese Eisenbahngesellschaft befährt ein Streckennetz von stolzen 33 Kilometer; und das auf einer ungewöhnlichen Spurweite von nur 76 Zentimeter! Die Diesellokomotiven sind aus den 1950-er Jahren und die Personenwagen nur unwesentlich jünger. Das ganze sieht aus wie eine zu gross geratene Modellbahn.
Auch Třeboň hat, wie so viele böhmische Städte, einen grandiosen Hauptplatz. Wieder diese schnuckeligen Häuser, ein stattliches Schloss und eine stolze Kirche. Also alles da.
Wir steigen auf den Rathausturm; hundert Treppenstufen und eine wunderbare Aussicht über die Dächer und die umliegenden Karpfenteiche.
Am Abend wollen wir böhmisch essen gehen. Doch das Restaurant entpuppt sich als ein Italiener; und ich wollte doch unbedingt Knödel. Aber Knödel gibt’s beim Italiener keine. Na gut; futtern wir halt einen Salat und flüchten dann.
Wir übernachten am Stadtrand. Die Sonne flüchtet vor der kommenden Nacht. Und ich schaue bis spät in die Nacht Web-Fernsehen.
Auch Třeboň hat, wie so viele böhmische Städte, einen grandiosen Hauptplatz. Wieder diese schnuckeligen Häuser, ein stattliches Schloss und eine stolze Kirche. Also alles da.
Wir steigen auf den Rathausturm; hundert Treppenstufen und eine wunderbare Aussicht über die Dächer und die umliegenden Karpfenteiche.
Am Abend wollen wir böhmisch essen gehen. Doch das Restaurant entpuppt sich als ein Italiener; und ich wollte doch unbedingt Knödel. Aber Knödel gibt’s beim Italiener keine. Na gut; futtern wir halt einen Salat und flüchten dann.
Wir übernachten am Stadtrand. Die Sonne flüchtet vor der kommenden Nacht. Und ich schaue bis spät in die Nacht Web-Fernsehen.
8. Oktober 2012
Tschechien: bonbonfarbene Häuser und Bienenkuchen
Telč ist mein Lieblingsort in Böhmen. Rund um den langgezogenen Hauptplatz stehen dichtgedrängt die Bürgerhäuser. Alle in so einem barocken Zuckerbäcker-Stil und herzallerliebst bonbonfarbig angestrichen. Die Giebelfassaden aufwändig mit allerhand Zierrat geschmückt. Hübsch.
Unter den Arkaden sind ein paar Cafés und viele Souvenirläden beheimatet. Frau G. hat eine Erkältung und ich WiFi. Und deshalb verbringen wir den Vormittag auf sehr unterschiedlich Weise. Wobei ich wohl die bessere Wahl getroffen habe.
Am Abend riecht man den Rauch der Kohlenöfen. Genau wie in der "guten alten Zeit", als ich zum ersten Mal hier war.
Die niedlichen Häuser sind aber nicht etwa wegen den Touristen da; nein, sie wurden vor mehr als dreihundert Jahren genau so gebaut. Inmitten zahlreicher Fischteichen. Es sieht fast so aus, als ob Telč auf einer Insel liege.
Am Abend riecht man den Rauch der Kohlenöfen. Genau wie in der "guten alten Zeit", als ich zum ersten Mal hier war.
Diesen Honigkuchen nennen sie hier „Medový dort“, was auf deutsch wiederum "Honigkuchen" heisst – sowas kann doch kein Zufall sein! Und er schmeckt auch noch wie ein Honigkuchen. Mysteriös.
6. Oktober 2012
Tschechien: sehr müde Flugzeuge
Gestern besuchten wir (ich!) das Flugzeugmuseum in Vyškov, eine der grössten Flugzeugsammlungen in Europa. Hier stehen unzählige Flugzeuge untätig auf einem alten Flugplatz herum. Dazu eine Unmenge müde Fahrzeuge und schrottige Gerätschaften.
Die Flugzeuge stehen schon zwanzig Jahren draussen, dem Wind und Wetter ausgesetzt. Und das sieht man ihnen auch deutlich an. Alles hat eine gewisse „Patina“ - was mir ja bekanntlich sehr gut gefällt.
Eine Halle ist mit Flugzeugschrott vollgestopft. Abgestürzte und abgeschossene Flugzeuge aus den letzten sechzig Jahren. Und eine andere Halle ist mit Motoren aller Art überstellt. Ganze Motoren, halbe Motoren und Motorenteile, über und über.
Herrlich. Eine grandiose Ansammlung von Gerümpel. Ich kann sie allen Freunden des gepflegten Schrotts wirklich wärmstens empfehlen. Der Eintrittspreis von gut drei Franken ist gut angelegt.
Die Flugzeuge stehen schon zwanzig Jahren draussen, dem Wind und Wetter ausgesetzt. Und das sieht man ihnen auch deutlich an. Alles hat eine gewisse „Patina“ - was mir ja bekanntlich sehr gut gefällt.
Eine Halle ist mit Flugzeugschrott vollgestopft. Abgestürzte und abgeschossene Flugzeuge aus den letzten sechzig Jahren. Und eine andere Halle ist mit Motoren aller Art überstellt. Ganze Motoren, halbe Motoren und Motorenteile, über und über.
Herrlich. Eine grandiose Ansammlung von Gerümpel. Ich kann sie allen Freunden des gepflegten Schrotts wirklich wärmstens empfehlen. Der Eintrittspreis von gut drei Franken ist gut angelegt.
5. Oktober 2012
Tschechien: Stinker aus dem Automat
In der Nacht fegt ein Herbststurm übers Land. Die Wolken hängen tief und es regnet leicht. Zum erweiterten Frühstücks-Kaffee fahren wir nach Starý Jičin. Das Städtchen hat einen wunderbaren Hauptplatz mit fast kitschigen Häusern rundherum.
Seit dem Mittelalter strömen die Leute hierher und bestaunen die riesige astronomische Uhr am Rathaus. Ein Wunderwerk der Renaissance-Technik. In den 1950-er Jahren wurde die Uhr dem damaligen Sowjet-Geschmack entsprechend erneuert; und komplett zerstört. Heute sieht sie aus wie eine Ausstellung von XXL-Küchenuhren.
Unterwegs essen wir eine „Opékaná Klobása“, was eigentlich bloss "gebratene Wurst" heisst. Würzig und schön fleischig.
Olomouc ist nicht nur die schönste Stadt Tschechiens. Nein, sie ist auch die Partnerstadt von Luzern. Und - von hier kommt der legendäre „Olmützer Quargel“, ein äusserst schmackhafter Käse. Manche munkeln, er stinke so grauselig, dass die Vögel vom Himmel fallen. Was aber überhaupt nicht stimmt, er riecht bloss etwas gewagt. Etwa so wie der "Harzer Roller", bloss noch etwas würziger.
In Olomouc gibt es den weltweit einzigen Quargel-Automaten. Da kann sich jeder ein Häppchen Quargel ziehen. Essen aus der Wand...
In Olomouc gibt es den weltweit einzigen Quargel-Automaten. Da kann sich jeder ein Häppchen Quargel ziehen. Essen aus der Wand...
Seit dem Mittelalter strömen die Leute hierher und bestaunen die riesige astronomische Uhr am Rathaus. Ein Wunderwerk der Renaissance-Technik. In den 1950-er Jahren wurde die Uhr dem damaligen Sowjet-Geschmack entsprechend erneuert; und komplett zerstört. Heute sieht sie aus wie eine Ausstellung von XXL-Küchenuhren.
Unterwegs essen wir eine „Opékaná Klobása“, was eigentlich bloss "gebratene Wurst" heisst. Würzig und schön fleischig.
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