4. Oktober 2011

Themenwoche: Muger 2

Episode 2: Windelzeit

In den Anfangsjahren machte ich nicht viel, vor allem essen und in die Windeln. Wobei man sagen muss, die Konsistenz und das Aussehen der Esswaren veränderte sich dadurch nur unwesentlich; breiig und bräunlich. Vorher wie nachher.
Die Leute sagten: uuuii, was für ein - öhm - ein Mädchen?

Ich konnte damals weder laufen noch reden, bloss übel riechen. Zum Auslüften schob man mich ab und zu ins Freie.
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3. Oktober 2011

Themenwoche: Muger 1

Episode 1: Schlüpfung

Alles begann in einer regnerischen Nacht. Im Morgengrauen erblickte ein kleines Mugerli das grelle Neonlicht des Kreissaales. Und das Gesicht einer wildfremden, weissgeschürzten Frau; der Hebamme, wie man mir später berichtete. Sie schaute skeptisch und ich mochte sie auch nicht leiden.

Die Eltern waren stolz auf ihren Setzling - Selbstgemachtes gefällt halt immer am Besten. Sie nahmen mich jedenfalls vorerst mal mit nachhause.
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1. Oktober 2011

in einem Abwasch

Neulich berichtete einer im Radio ganz kurzatmig von Robben, die ersaufen, weil das Polareis schmilzt. Oder waren es die Pinguine? Jedenfalls ist die Klimaveränderung daran schuld. Und damit konnte er nicht den Herbst meinen, denn hier wird es zwar kühler, aber es hat kaum Pinguine. Wenn das so weitergeht, sagte er, haben wir bald nicht mal mehr genug Strom, um all die neuen Windräder drehen zu lassen. Dann ist dann windstill. Und die Robben ersaufen. ... irgendwie?
Jedenfalls spare ich jetzt auch Strom. Ich habe mir nämlich folgendes überlegt: Etwa ab 65°C werden die Eier hart und das Gemüse weich. Und das ist genau die Temperatur, die mein Geschirrspüler schafft. Das müsste doch in einem Abwasch gehen...

Also: hier das Rezept für pochierte Eier und gedünstetes Gemüse
Die Zubereitung ist überschaubar einfach und auch von simplen Gemütern zu bewältigen. Alles Essbare in einen Plastiksack packen, würzen und ins Besteckfach vom Geschirrspüler legen. Unten das dreckige Geschirr hinein. Vollgas geben und warten bis es «piiip pip» macht. Fertig – essen.

30. September 2011

Rotz oder Vogler?

Obwalden ist einer dieser kleinen „Halbkantone“. So klein, dass wir bloss Anspruch auf einen einzigen Nationalrat haben. Dieses Jahr stehen dafür zwei Kandidaten zur Auswahl. Beide mit hässlichen Namen: Christoph von Rotz und Karl Vogler.

Ich beschreibe euch mal die beiden:
Der Christoph von Rotz (Gifi) ist der jetzige Amtsinhaber, Brillen- und Krawatteträger, zehn Zähne. Informatikfuzi. Er schämt sich offensichtlich seiner Partei, denn er wirbt ohne das SVP-Logo.
Der andere ist Karl Vogler (Schnupfer). Trägt Breschnjew-Brille und das Hemd offen. Keine Frisur und acht Zähne. Partei- und farblos. Rechtsanwalt. Vernünftig und ein ehrlicher Schaffer.

Welchen soll ich am 23. Oktober auswählen? Bitte helft mir ...

29. September 2011

komischer Krokus

Nun blühen sie wieder; die Herbstzeitlosen. Jetzt ist definitiv Herbst.

Bei uns wird die Herbstzeitlose auch „Bocksäckel“ genannt. Dies weil die längliche Kapselfrucht aussieht wie ein – öhm – lassen wir das; schaut halt selber mal. 

28. September 2011

die Judendörfer

Auf den ersten Blick unterscheiden sich Lengnau und Endingen im Aargau nicht von den umliegenden Dörfer. Gewöhnliche Dörfer an einem Bach namens Surb gelegen. Wer aber genauer hinschaut, dem fallen als erstes die eigenartigen Kirchen auf. Und das sind gar keine; das sind Synagogen.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurden Juden aus den Städten und Dörfern vertrieben. Sie durften sich künftig nur noch in den beiden „Judendörfer“ Lengnau und Endingen niederlassen. Und dies nicht etwa aus Nächstenliebe, sondern weil man sie da mit zahlreichen Steuern und Abgaben schröpfen konnte. Oder ab und zu auch mal plündern.
Jeremias Gotthelf schrieb 1812: «Die Kerls sind wie die Fliegen; man mag sie noch so derb treffen, wenn man sie nicht gerade totschlägt, so kommen sie immer wieder.»

Die Synagoge in Endingen weist zahlreiche maurische/orientalische Details auf. Und eine Kirchenuhr, was bei Synagogen unüblich ist.

Ennet der Brücke über die Surb steht ein jüdisches Badehaus. Heute wird es als Wohnhaus genutzt. Danke für die spontane Besichtigung...

Die Synagoge in Lengnau steht selbstbewusst und schweinchenrosa am Dorfplatz. Sie erscheint neoromanisch und hat auch eine Uhr über dem Eingang.

In einem Wäldchen an der Grenze zwischen Lengnau und Endingen befindet sich der älteste jüdische Friedhof der Schweiz. Bis 1750 wurden die Juden auf einer Insel im Rhein bestattet, im Niemandsland zwischen den Landesgrenzen. Der Friedhof wird auch heute immer noch genutzt und kann deswegen nur am Sonntagnachmittag besucht werden. Es lohnt sich...
Mehr Infos: Jüdischer Kulturweg.