Nach dem nächtlichen Sturmregen ist es heute wieder strahlend sonnig. Wir frühstücken ausgiebig und erledigen einige Hausarbeiten. Obwohl Frau G. sich vor kleinen Tieren ängstigt, hat sie sich mit der Camping-Katze angefreundet. Sie füttert sie mit Schmelzkäse und nennt sie wegen ihres Schnäuzchens liebevoll „Hitler“.
Gegen Mittag verlassen wir den Campingplatz. Eigentlich wollen wir ins Draa-Tal ausflügeln, aber zuerst fahren wir nach Osten. Unweit von Ouarzazate entsteht zurzeit das weltgrösste
Solarkraftwerk. Das müssen wir uns unbedingt ansehen. „Privatstrasse“ informiert uns ein Schild – also weiter. Nach sechs Kilometer kommen wir zur Baustelle.
Am Tor plaudern wir mit dem Wachschutz. Baustellenbesuch, Fotografieren, ja sogar blosse Anwesenheit seien verboten.
Das Baustellengelände ist viele Quadratkilometer gross. Hier sollen in den nächsten Jahren vier solarthermische Kraftwerke entstehen. „Noor 1“ wird nächstes Jahr den Betrieb. Es wird 500‘000 Menschen mit Strom versorgen und weit über 500 Millionen Euro kosten.
Einer der Wächter leiht uns sein Fernglas, damit wir wenigstens von der weitläufigen Baustelle etwas sehen. In der Ferne die ersten installierten Spiegel und der Kraftwerksblock.
Das ganze Areal wird zusätzlich auch vom Militär bewacht, wir sehen überall in der Umgebung Panzer und Radaranlagen stehen.
Am Nachmittag rollen wir über einen Bergpass hinüber ins Valleé du Draa. Schroffe Geröllwüste. Dann mitten im Tal der Draa-Fluss, der auch tatsächlich Wasser führt. An seinen Ufern Gärten und Palmen soweit das Auge reicht. Und immer wieder Lehm-Dörfer.
Vor vielen Millionen Jahren schlurfte hier ein Dinosaurier durch den Morast. Seine schachtdeckelgrossen Füsse beeindrucken uns noch heute.
Nebenan hinterliess ein Dino-Kaninchen-Vieh seine Fussabdrücke, als es über den schlammigen Boden huschte.
Es ist 35 Grad heiss, kaum Leute unterwegs. Wir finden einen wunderschönen Übernachtungsplatz direkt am Flussufer und im Halbschatten einer kümmerlichen Akazie. Am Abend ruft irgendwo ein Muezzin sein Feierabendgebet. Lange sitzen wir draussen und schauen in den Nachthimmel. Wir sehen unzählige Sterne, zwei Flugzeuge und einen angefressenen Mond. Und um 20:10 die Internationale Raumstation ISS.