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21. Mai 2014

Weissrussland: Schicksal an der Beresina

Borisov. Die Nächte hier im Norden sind recht kurz, am Morgen ist jedenfalls immer schon taghell. Wie das hier im Hotel mit dem Frühstück geht, wissen wir nicht. Vermutlich hat man uns das gesagt, aber wir verstehen dieses Weissrussen so schlecht.

Wir erahnen aber, was die Kellnerin fragt und ich antworte: ääähm - zwei Kaffee und etwas zu futtern. Sie nickt und kurze Zeit später bekommen wir Spiegeleier mit Speck und Dill. Dazu einige Käsebrote und Kaffee. Perfekt. Fremdsprachenkenntnisse werden vielleicht doch überbewertet.

Das Wetter bessert sich allmählich und so fahren wir quer durch die Stadt zum nagelneuen Fussballstadion. Das liegt wie eine silberne Blase mitten im Wald. Geplant von slowenischen Architekturbüro OFIS, 13'000 Sitzplätze und sehr interessant anzuschauen.

Der Grund, warum wir ausgerechnet in Borisov halt machten – ihr ahnt es – ist ein anderer, nämlich die Beresina. Dieser Fluss spielt in der Schweizer Geschichte eine tragische Rolle.
Nur kurz die Geschichte dazu: Um 1800 herum war die Schweiz von Frankreich besetzt. Für Napoleons Russlandfeldzug musste sie deshalb Soldaten liefern. Die Grande Armée kämpfte sich dann quer durch Europa bis nach Moskau. Dort gewannen aber dummerweise die Russen die Oberhand und Napoleons Armee musste flüchten. Ende November 1812 erreichte sie die Beresina. Die Schweizer Regimente deckten hier den Rückzug der französischen Armee. Fast keiner von ihnen hat das überlebt. Am Ende kamen nur etwa 400 von den ursprünglich 8‘000 Soldaten zurück in die Heimat.

Heute erinnern verschiedene Denkmäler an die Toten von damals. Zuerst besuchen wir einige am westlichen Ufer. Viel Granit und Inschriften.
Wir fahren weiter nach Norden. Strassendörfer mit bunten Häusern, ab und zu eine Kirche. Dann über die Beresina hinüber zu einem weiteren Denkmal.

Die Beresina ist noch ein völlig naturbelassener Fluss. Zahllose Flussarme schlängeln sich durch das flache Tal. Schilf und Sandbänke, Frösche und Fischer. Ein richtiges Paradies.

20. Mai 2014

Weissrussland: Grenzerfahrung

Vilnius. Die ganze Nacht hat der Regen ans Fenster geprasselt, wunderbar geschlafen. Das Frühstückbuffet ist ein Rechtsdreher und eine Insel. So kommen der eingelegte Hering und der Vanillekuchen direkt nebeneinander zu liegen. Schmeckt wunderbar, beides.

Zum Glück liegt unsere Autovermietung direkt neben dem Hotel. Wir werden da sehr nett bedient und bekommen einen feuerroten Ford irgendwas. Um zehn Uhr fahren wir los in Richtung Grenze. Die ist nicht weit weg und es sind kaum andere Autos da. Die Ausreise geht dementsprechend zügig.

Nach einigen Hundert Meter durchs Niemandsland erwarten uns die weissrussische Einreise; und eine laaange Autokolonne. Wir rücken schrittweise vor, dann kommt ein Grenzer und wir zeigen unser Eishockey-Tickets - und er schickt uns ganz nach vorne. Einreisezettel ausfüllen und den Pass zeigen und fertig. Kein Visum, kein Stempel, keine Pflichtversicherung, gar nix. Wir sind in Belarus.

Auch in Weissrussland regnet es. Die Strasse ist breit und zieht schnurgerade durchs Land. Um uns herum ist viel Gegend.
In der ersten Ortschaft wollen wir Geld wechseln und Kaffee trinken. Das Café hat zu, aber der Geldautomat schiebt 1,2 Millionen Rubel aus der Ritze. Nun sind wir Millionäre.

Fast alle Häuser stammen aus der 1950-er Jahren, keine sind älter - liegt wohl am letzten Krieg. Alles ist gross; Strassen, Plätze, Pfützen. Aber kaum Leute; vermutlich wegen des Regens.
Die Sache mit dem Kaffee trinken erledigen wir in der nächsten Stadt. Statt Kaffee gibt’s Limonade und dazu Teigröllchen mit Pflaumenmus drin, oder so was.

Da wir so zügig über die Grenze gekommen sind, beschliessen wir, heute noch bis Borisov zu fahren. Das liegt hinter Minsk und ist noch gut 100 Kilometer entfernt.

In Borisov quartieren wir uns im Hotel „Berezina“ ein. Es liegt gegenüber vom Bahnhof und ist von einer eher spröden Eleganz. Wir bekommen das Zimmer 28 in der 3. Etage. Es ist gross und – öööhm – etwas speziell. Viele wilde Muster in allerlei stumpfen Brauntönen, einzig die Tapete glitzert diamantig. Im Fernseher läuft Eishockey-Weltmeisterschaft; die Schweizer führen mit 0:0.

9. Mai 2014

Weissrussland im Navi

Vor unserer Weissrussland-Reise habe ich mir mal das Navi angeschaut. Das kennt dort nur ein paar Hauptstrassen; also unbrauchbar. Eine bessere Karte muss her. In den unendlichen Weiten des Internets fand ich dann eine detaillierte und routable OpenStreetMap von Belarus. OSM ist ein Geoprojekt aus dem Hause Wikipedia, also immer aktuell und kostenlos. Und deshalb auch immer zu empfehlen.

Die OSM-Daten im Navi zum Laufen zu bringen war dann aber doch etwas kniffliger als ich dachte. Erst habe ich habe die entsprechende .IMG-Datei auf eine Speicherkarte kopiert und dann versucht mit „Garmin BaseCamp“ ins Navi zu importieren. Erst funzte es nicht. Aber nach etwa pröbeln und fummeln ging es dann schlussendlich doch. Nun sind selbst die abgelegensten Dörfer und kleinsten Feldwege in der Taiga zu sehen.

28. November 2013

ohne Visum nach Weissrussland

Im nächsten Mai finden bekanntlich in Weissrussland, oder wie der Eingeborene sagt Belarus, die Eishockey-Weltmeisterschaft statt. Das ist nett, war mir aber bis anhin völlig egal. Nun habe ich gelesen, dass Weissrussland für Besucher der Weltmeisterschaft die Visumpflicht aufhebt.

Und da habe ich mich plötzlich erinnert, dass tief in meiner Seele ein grosser Eishockey-Fan schlummert. Und in Frau G. auch. Also habe ich gleich zwei Karten gekauft, kosten ja bloss einen Döner. Sitzplätze zuoberst auf der Tribüne und ganz hinten. Dort ist sowieso sicherer, ich möchte nämlich nicht vom Ball getroffen werden.
Ob wir nun mit unserem Möbelwagen oder der Eisenbahn nach Minsk reisen, wissen wir noch nicht. So oder so, mit unserem Billet dürfen wir zwischen dem 25. April und 31. Mai ohne Visa einreisen. Ich freue mich jetzt schon auf eine kleine Weissrussland-Mai-Rundreise.

Wer diese einmalige Gelegenheit auch nutzen möchte, hier gibt es die Tickets zu kaufen.