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27. Juli 2015

Skandinavien: Stavanger mag uns

Novemberwetter, neblig und kühl - kurzschwänzig würden wir zuhause dazu sagen. Wir legen zeitig ab und fahren nach Stavanger. Alle warnten uns, es gäbe in Stavanger keine Parkplätze, nur Einbahnstrassen und Sackgassen. Wir fahren deshalb mitten hinein und parkieren direkt vor dem Rathaus. Nur wenige Schritte vom historischen Hafen und den alten Holzhäusern entfernt.

Wegen dem trüben Wetter wirkt alles etwas öd. Zudem scheinen die Norweger eher lange zu schlafen, denn jetzt vor dem Mittag ist sozusagen niemand unterwegs. Nicht einmal Touristen.
Wir schlendern durch die Altstadt. Zwischen Neubauten stehen alte Handelshäuser aus Holz. Manche mit schicken Restaurants im Erdgeschoss, oder mit Design-Läden. Wir sehen viele schöne Dinge.

Aber insgesamt hat der Öl-Reichtum dem Stadtbild nicht besonders gut getan. Viele banale Bürohäuser und protzige Hotels drängeln sich zwischen die wenigen Altstadthäuser. McBurger und die immer gleichen Modeläden dominieren die Hafenpromenade. Aber sonst ist es hier eigentlich sehr nett.

Unter der Altstadt verbirgt sich ein eher flacher Hügel. Oben auf dem höchsten Punkt steht ein alter Wachtturm. Einige alte Kanonen protzen mit ihren strammen Rohren. Doch es ist weit und breit kein Feind in Sicht - vielleicht tun sie hier sprichwörtlich mit Kanonen auf Spatzen schiessen?
Im Felsen tief unter dem Turm verbirgt sich ein Parkhaus, das zugleich auch ein Schutzraum ist. Dicke Türen und Schilder mit Verhaltens-Hinweisen verströmen den Charmes des Kalten Krieges.

Nach zwei Kaffees für weit mehr als zehn Franken fahren wir nach Sola und besuchen das „Flyhistorisk Museum“ (N58.8983, E5.6317). In einem alten Hangar stehen mehr als dreissig Flugzeuge. Darunter einige wirkliche Raritäten; aber davon berichte ich vielleicht ein andermal.

Die nächsten Tage wollen wir der Strasse Nr. 13 folgen. Es regnet heftig. Die Strasse ist schmal und kräuselt sie sich über die Hügel. In Høle soll uns eine Fähre über den Høgsfjorden bringen. Doch die Kassenfrau sagt; «heute geht nix mehr, die Fähre ist defekt». «Und morgen?». «mmhm - nej!»
Grummel - also bleibt uns nichts anderes übrig, als nach Stavanger zurückzufahren und die Fähre nach Tau zu nehmen; 70 Kilometer Umweg.

Die Fähre ist nicht nur gross, sondern auch unglaublich schnell und wendig. Die Überfahrt dauert kaum mehr als eine Viertelstunde. In Tau stauen sich die Autos aus der Gegenrichtung bereits mehrere Kilometer. Wir aber haben freie Fahrt. In Årdal machen wir Feierabend und übernachten gleich neben der Kirche. Es regnet und regnet und der Nebel schleicht um die Berge.

24. Juli 2015

Skandinavien: Gnappistein und Bus-Kultur

Grau statt blau. Die Wolken hängen bedrohlich tief am Himmel, es schaut nach Regen aus. Während Frau G. sich kultutbeutelt, mache ich Frühstück. Es gibt wie jeden Tag Pulverkaffee, Brot und eine reiche Auswahl von Köstlichkeiten aus dem Kühlschrank. Heute; Käse mit Speckgeschmack aus der Tube. Schon erstaunlich, was die hiesigen Kühe können!

Irgendwo im Niemandsland sehe ich einige Oldtimer-Busse stehen. Gleich hin und anschauen. Die Busse sind aus den 1960-er Jahren. Genauso wie der Besitzer, der auf einmal neben mir steht. Mächtig stolz erzählt er mir die Geschichte eines jeden einzelnen Fahrzeuges – auf Norwegisch! Ich verstehe Volvo, Scania und „Veteranbussklubben SamSør-Agder“.

Unser nächster Halt ist das Städtchen Flekkefjord. Der Ortsteil Hollenderbyen ist wegen seinen weissen Holländer-Häusern bekannt. Dicht gedrängt stehen sie um den Hafen und warten auf die Ausflügler. Jetzt am Vormittag sind wir noch ganz alleine hier.

Ab nun fahren wir auf der Nebenstrasse 44 weiter. Sie führt zwar der Küste entlang, aber vom Meer sehen wir kaum etwas. Dafür steile Berge und viele Birkenwälder. Und manchmal weit unter uns im Regendunst einen Fjord. Grossartig und unbeschreiblich schön.

Unterwegs ausflügeln wir in ein Seitental hinein und schauen uns den Ruggesteinen (N58.3505 E6.3433) an. Der 70 Tonnen Brocken lässt sich von Hand hin und her kippen. Bei uns in Obwalden heissen diese „Gnappisteine“.
Weiter geht’s auf und ab. Die Strasse schlängelt sich um Felsnasen und durch Tunnels. Als wir in Egersund ankommen, regnets immer noch. Ideal für ein ausgiebiges Nachmittagsschläfchen in unserem Möbelwagen.

Gegen Abend bessert sich das Wetter, die Sonne scheint zaghaft, aber es bleibt kalt. Das Städtchen gibt nicht viel her und es sind kaum Leute unterwegs. Zwei Pubertiere schleppen einen riesengrossen Fernseher durch die Gassen - geklaut? Einige Frauen mit Blumen im Haar biegen kichernd um die Ecke – sonst ist niemand zu sehen.
Wie hausen am Hafen (N58.4541 E6.0021).

23. Juli 2015

Skandinavien: Norwegen ist Gudbrandsdalsost

Schon um fünf Uhr morgens glitzern die Wellen in der Morgensonne. Es ist mild und ein frisches Lüftchen weht. Ich spaziere barfuss über die Bootsstege und schaue nach Fischen. Keine da, aber das Wasser ist voller violetten und orangen Quallen. Bis jetzt dachte ich, die gibt’s bloss in den Tropen.

Nach acht verlassen wir Risør und dümpeln gegen Westen. Die Gegend ist unwirklich schön. Kleine rote Häuser stehen an tiefblauen Seen; wie in diesen Frauenfilmen. Strassenschildern versprechen Hirsche und Elche.
Die nächste Stadt ist Kristiansand. Gleich gegenüber vom neuen Kulturzentrum stellen wir uns an die Hafenmauer und warten auf besseres Fotolicht. Das kommt nicht und die Architektur bleibt im Schatten. Aber dann taucht direkt vor uns ein Helmtaucher auf. Was er da Unterwasser gemacht hat, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen. Sprachkenntnisse sind halt eben doch das Å und Ø eines jeden Weltreisenden.

Wir machen einen Stadtspaziergang und sehen Würdigkeiten an. Dann weiter bis nach Mandal, der südlichsten Stadt Norwegens. Hier haben sie ein brandneue Kulturzentrum. Erst grad fertiggeworden, ebenso die kühn geschwungene Brücke hinüber in die Stadt. Es gefällt uns hier so gut, dass wir beschliessen, gleich hier (N58.0247 E7.4555) zu übernachten.

Den ganzen Nachmittag lümmeln wir herum. Schlendern durch die einzige Altstadtgasse und kaufen dies und das. Braunkäse und Unbekanntes, aber Wurst gibt es hier keine! Es ist perfektes Ferienwetter; wunderbar sonnig, aber nicht heiss. Die Wellen plätschern an die Hafenmauer und die Segelboote klimpern im Wind.

Zum z‘Nacht versuchen wir „Gudbrandsdalsost“, den hier so beliebten Braunkäse. Der schmeckt so wie er heisst – eigenwillig. Und nach Karamell. Das ist bestimmt nicht der beste Käse, aber ich habe auch schon weitaus schlechtere gegessen.

22. Juli 2015

Skandinavien: wir fähren nach Norwegen

Hirtshals. Es stürmt und seicht die ganze Nacht. Ich kann kaum erkennen wo die Pfützen enden und das Meer anfängt. Als wir in den Hafen Hirtshals einfahren, landet auch grad unsere Fähre. Das Einchecken dauert keine zwei Minute. Alles ist wohl geordnet und bestens organisiert, das sollten sich die Genuesen mal abschauen!

Unsere Fähre „Stavangerfjord“ soll uns in viereinhalb Stunden hinüber nach Langesund. Wir fahren nicht etwa dahin, weil wir nach Langesund wollen, sondern weil es neulich beim Buchen die billigste Fährverbindung war. Das Schiff ist nagelneu und fährt mit Erdgas. Es hat vier Gasmotoren, jeder mit über 7‘000 PS.
Um neun legen wir ab und fahren hinaus in die grauschwarze Nordsee. Das Wasser kraust sich und die Luft sehr nass. Doch mit der Zeit bessert sich das Wetter und manchmal kommt sogar die Sonne. Nach dem Mittag tauchen am Horizont die ersten Berge auf und etwas später sind wir in Langesund und in Norwegen. Langesund ist eigentlich bloss ein Dorf, aber ein schönes. Die Häuser sind weiss, oder rot und höchstens zweigeschossig.

Ein Schwall Autos quillt aus unserer Fähre und flutet die einzige Dorfstrasse. Wir fahren direkt weiter nach Westen. Die Strasse schlängelt sich kurvenreich durch die Wälder. Manchmal ein kleiner See oder Bauernhof, dann wieder Wald. Und überall Felsen, jede Menge Fesen.

Schon bald biegen wir von der Hauptstrasse ab und fahren ans Meer; nach Risør. Das Dorf liegt ganz malerisch in einer Bucht. Alle Häuser sind weiss gestrichen. Ausser das Polizeigebäude, das ist gelb. Und gleich daneben finden wir einen wirklich zentral gelegenen Übernachtungsplatz. Direkt an der Hafenpromenade.

Diese Tage findet hier der grosse Kunsthandwerkermarkt statt. An zahlreichen Ständen präsentieren die Künstler vor allem Glas- und Keramikkunst, Mode und Schmuck. Frau G. bekommt sogleich Fieberwallungen und kann sich kaum sattsehen.

Heute essen wir vegetarisch; Chips und Cola. Ich habe Kopfschmerzen - ob wegen oder trotzdem weiss ich nicht - und lege mich ein wenig in unsern Möbelwagen. Als ich wieder aufwache ist es schon Abend.