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19. Oktober 2016

Milano: der Mahnfinger der Kunst

Seit einigen Jahren steht mitten auf der "Piazza degli Affari" und direkt vor der Börse ein bemerkenswertes Kunstwerk. Es zeigt eine sehnige Hand mit einem erigierten Mittelfinger. Haushoch und aus weissem Carara-Marmor. Der Künstler Maurizio Cattelan nennt sein Werk L.O.V.E. und sagt, jeder könne sich dazu denken, was er wolle.

Die Piazza degli Affari ist ein geschichtsträchtiger Ort. Hier wollten die Faschisten damals Mailands neues Stadtzentrum hinbauen. Man machte erste Vermessungsarbeiten und riss bereits einige Häuser ab. Dann kam der Krieg und man hatte irgendwie andere Prioritäten.

Neben der Bildhauerei gibt Maurizio Cattelan zusammen mit Pierpaolo Ferrari auch das ziemlich schräge Kunstmagazin „Toiletpaper“ heraus. Und ausgerechnet diesen Oktober führen sie für kurze Zeit zudem an der Via Vincenzo Capelli ein Ladengeschäft, wo man ihre Kunswrke anschauen und kaufen kann. Wir gehen hin und tun beides.

12. September 2016

Alpenglühen: vom Stilfserjoch in den Sommer

Die Nacht auf dem Stilfserjoch war kuschelig – aber recht kühl. Draussen ist Novemberwetter, wolkenverhangen und die Temperatur nur knapp über dem Gefrierpunkt.
Beim Frühstück beraten wir wohin es weiter gehen soll. Reschenpass oder Meran? Oder beides? So oder so geht es nun wieder bergab. Und zwar steil und kurvenreich. 48 Haarnadelkurven bringen uns mehr als 1‘800 Meter hinunter. Eine grandiose Strasse und fast so schön wie die Tremola.


In  Prad, Prato dallo Stelvio, treffen wir Lorenz, der sich selber „der mit dem Windhauch spricht“ nennt. Er ist Bildhauer, Dichter, Maler und besitzt sein eigenes Freilichtmuseum (n46.6103, e10.5748). Er ist aber auch ein Lebenskünstler und bestimmt auch ein bisschen ein Spinner.

Wir streifen durch seinen Garten und um sein Haus und schauen uns die Steingesichter, Totempfähle und Schrottskulpturen an. Nur seine Knochengebilde gruseln mich ein wenig. «Der Tod gehört halt zum Leben» sagt er.

Der Reschen-See ist wegen seinem Kirchturm im Wasser weltbekannt. Eine tragische Geschichte, aber uns sind zu viele Leute und Autobusse da. Wir trinken ein Caffè und denken an die untergegangenen Dörfer - dann fahren wir zurück nach Süden.

Wir schauen uns ein wenig in Mals und Glums um, hübsch - und fahren dann nach Laas und setzten uns unter die Linde im Dorfzentrum. Gepflanzt wurde sie zu Ehren des Kaisers, der damals Laas besuchte. So steht es zumindest auf dem Schild. Wir trinken zu Ehren der Linde einen gespritzten Holundersirup. Und ich nutze das Linden-Internet, was aber dermassen langsam ist, dass mir schon bald die Lust vergeht.

11. August 2016

Floridus und Placida sind hübsch tot

Sommerferienzeit ‒ und wir können nicht verreisen! Also machten wir einen Ausflug nach Engelberg und bewunderten die heilige Floridus und Placida. Komisch bloss, dass diese Heiligen anderswo komplett unbekannt sind!

Das kam so: Nach den Wirren der Reformation fehlten in vielen Kirchen die Reliquien. Nur gut, dass zur gleichen Zeit bei Bauarbeiten in den römischen Katakomben unzählige alte Skelette gefunden wurden. Man nutzte die Gelegenheit, gab ihnen exotische Namen und machte „heilige Märtyrer“ daraus. Und füllte damit die Lücken in den Altären.
Später wurden die Gerippe mit barocken Gewändern geschmückt und sie mit allerlei Schmuck behängte.
Heute bezeichnet man diese römischen Knochen als „Katakomben-Heilige“ und in vielen Kirchen sind sie schon längst wieder verschwunden. Hier in Obwalden kann man sie aber noch da und dort bewundern.

5. Juli 2016

das Fabrikutop

Nach den Sommerferien wird die ehemalige Hürlimann Zementfabrik in Brunnen endgültig abgerissen. Wir nutzen die Kunstausstellung «Das Fabrikutop» um die Gebäude noch einmal anzuschauen.

Über die Kunst berichte ich später einmal, denn ich fand die alten Fabrikgebäude spannender. Ich mag verlassene Orte und verfallende Häuser halt fast noch etwas gerner als neue Kunst.

Die Ausstellung «Das Fabrikutop» dauert noch bis am 16. Juli und ist im alten Gesteinsmühle-Gebäude zu finden. Ein Besuch lohnt sich – aber es pressiert.

13. Juni 2016

Schatzkammer im Bunker

Was kann man an regnerischen Samstagnachmittag schon tun? Kultur oder was Unterirdisches anschauen. Nur gut, dass ausgerechnet heute die Schatzkammer vom Burch-Korrodi geöffnet. Die ist nämlich nur ganz selten zugänglich; und in einem unterirdischen Schutzraum in Sarnen. Also genau das richtige...

Meinrad Burch-Korrodi stammte ursprünglich aus Giswil und war in den 1950-er Jahren ein weltbekannter Goldschmied und Schmuckdesigner. Spektakulär und einzigartig waren vor allem seine sakralen Kunstwerke: Kelche, Kreuze, Medaillen.
Die Kirchenleute waren ganz verrückt danach. Selbst der Papst kaufte beim ihm ein.

Die Goldschmiedearbeiten des Burch-Korrodi Ateliers waren in ihrer Zeit völlig neuartig. Schlichte Bauhaus-Eleganz statt schwülstiger Barockformen. Ganz besonders haben mir dabei die Emaille-Oberflächen gefallen; hauchfeine Muster auf Gold- und Silbergefässen. Und seine ganz gradlinigen Fingerringe und Halsketten. Und seine Werkstatt-Skizzenbücher ...
Die Sammlung Burch-Korrodi in Sarnen ist nur ab und zu geöffnet, oder nach Anmeldung. Aber auch wenn man sich weder für Schmuck noch für Kirchenkunst interessiert, lohnt sich ein Besuch. Man kann da einfach schöne Dinge sehen.

29. Februar 2016

das Mädchen von QueenKong

Als wir letzte Woche zum Chinaladen fuhren, schauten wir uns in Luzern ein letztes Mal das riesige Wandbild-Mädchen an. Es wurde von einigen Monaten vom Künstlerpaar „QueenKong“, Veronika Bürgi und Marco Schmid, gemalt - und wird von vielen Leuten heiss geliebt.

Bild: zentralplus.ch
Die alte Siedlung Himmelrich wurde in den 1930-er Jahren gebaut und hatte etwa 240 Wohnungen. Als die letzten Mieter ausgezogen waren, durften Künstler die leeren Wohnungen bis zum Abbruch nutzen. Zahlreiche Maler und Musiker kunsteten wild drauf los.

Bild: zentralplus.ch
Jetzt waren die Himmelrich-Häuser abgebrochen, und vom letzten stand auch nur noch die eine Hälfte mit dem Wandbild. In den Abbruchtrümmern übten grad die orangen Leute mit ihten Katastrophen-Hunden; und das Ende war absehbar. Und am Freitag war es dann soweit, die "Dame" verstarb in den Trümmern.

30. Januar 2016

Zyperns gescheiterte Bemühungen

In einer ehemaligen Kraftwerkshalle mitten in der Altstadt von Nikosia ist jetzt das NiMAC, dem Nicosia Municipal Arts Centre (N35.1739, E33.3666). Uns gelüstet es uns jetzt gerade überhaupt nicht nach Kunstmuseum, aber das neuste Kunstwerk will ich mir doch ansehen.

Hoch oben an der Fassade hängt ein alter ausgedienter UN-Kontrollposten drohend über uns. An der Unterseite leuchten all die Nummern der UNO-Resolutionen wegen des jahrzehntelangen Zypernkonflikts. „Denkmal für gescheiterte Bemühungen“ nennen es die beiden Künstler Constantinos Kalisperas und Nicos Kouroussis.

An jeder Strassenecke stehen auch diese Kunstwerke - "ZNEN Joker" aus China. Man beachte das schier erotische Heck.

7. Januar 2016

Mode aus dem Iran

Nicht dass ihr jetzt denkt, ich lese so Mode-Heftl! Aber im Zusammenhang unserer Iran-Reise-Vorbereitungen stiess ich auf tolle Fotos aus dem Iran. Junge Frauen räkeln sich vor den grossartigen Moscheen Persiens und zeigen Mode.

Die Fotos erschienen im Dezember 1969 in der „Vogue“; fotografiert von Henry Clarke. Die Bilder zeigen die Ali-Moschee in Isfahan. Beim rechten Bild bin ich mir aber nicht ganz sicher?
Vielleicht weiss jemand mehr dazu?

2. Januar 2016

ein neues Jahr

Vorsicht - harter Stoff! Und beachtet den virzuosen Pianisten am rechten Bildrand, das könnte ich sein...
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23. Dezember 2015

Janis Joplins neuer Porsche

Habt ihr bestimmt auch gelesen: Kürzlich wurde Janis Joplins kifferbunte Porsche für 1,7 Millionen Dollar versteigert. Ein hübsches Auto mit einer spannanden Geschichte und ein Käufer mit sehr viel Geld. Soweit also nix besonderes.
Bemerkenswert daran finde ich aber, dass an dem Porsche 356 kaum mehr etwas original ist. Die Bemalung erst recht nicht; Janis Joplin hat diese jedenfalls nie gesehen!

Nach ihrem Tod 1970 wurde das Auto gründlich „renoviert“; es bekam einen neuen Motor und eine „delphingraue“ Lackierung.
Erst 1995 wurde von der Bühnenmalerin Jana Mitchell die berühmte Hippie-Malerei wieder aufgepinselt. So gut es eben ging - wer etwas genauer hinschaut, findet auch schnell Unterschiede zur originalen Bemalung. Schade.

Es ist halt ein bisschen so, als täte man die Mona Lisa mal gründlich abschleifen, grundieren und neu anmalen. Sinnlos!

9. August 2015

vor 70 Jahren verstarb der Kunstfurzer Pujol

Heute ein Einschub zwischen unsere Skandinavien-Reiseberichte: Denn genau heute vor 70 Jahren verstarb in Toulon Joseph Pujol, genannt „le Pétomane“. Er war seinerzeit der berühmteste Kunstfurzer weltweit. Er furzte für Kaiser und Könige und begeisterte ein Millionenpublikum.

Pujol beherrschte die Kunst der Abwinde wie kein zweiter. Virtuos blies er die beliebten Schlager der Epoche und überraschte mit seinen ausdruckstarken Flatulenzen. So soll er aus mehr als einem Meter Entfernung eine brennende Kerze ausgeblasen haben. Nach nur fünfundzwanzig Schaffensjahren streikte sein Organ. Immer öfters entwichen dem Künstler Misstöne und etliche Vorführungen gingen buchstäblich in die Hose. Im September 1914 gab er seine Abschiedsaufführung und verstummte dann für immer.

Elton John ehrte den einzigartigen Kunstfurzer Joseph Pujol mit seinem Mega-Hit „Candle in the Wind“.

9. Juli 2015

der Geometrie-Panther

Kürzlich sah ich in der Stiftsbibliothek St. Gallen ein kleines, dickes Büchlein aus dem Mittelalter. Auf einer Seite hat jemand einen Panther oder Kampfhund an der Leine gezeichnet. Seine Pfoten zeigen das Quadrivium, die vier naturwissenschaftlichen Fächer der damaligen Zeit: Arithmetik, Musik, Geometrie und Astronomie.

Die Zeichnung entstand ums Jahr 980. Wer sie damals gemacht hat, weiss man nicht; vielleicht ein Lehrer oder ein Schüler?
Mir gefällt der Panther. Und die moderne Zusammenstellung der Fächer. Grossartig.

26. Juni 2015

Jodler bi dä Tschifeler

An diesem Wochenende ist in unserem Nachbardorf Sarnen Jodlerfest. Das tönt erst einmal ganz harmlos. 3‘500 Jodler kommen und jodeln. „Fyyrä bi dä Tschifeler“ ist das diesjährige Motto.
Ich weiss noch nicht, ob ich mich freuen oder fürchten soll. Immerhin erwartet man 60 - 80‘000 Zuschauer; das sind stattliche 10 Stück pro Einwohner!

Die ganze Woche laufen nun schon die Vorbereitungen. Das Dorfzentrum ist abgesperrt und überall wuseln Bauarbeiter herum. Für die Autofahrer wurden Umleitungen und zusätzlich 10‘000 Parkplätze eingerichtet. Und 40 Gaststätten mit zusammen etwa 12‘000 Sitzplätzen werden den Heuschreckenschwarm füttern.

Uns bleiben eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Mitmachen oder fliehen. Wir haben uns noch nicht entschieden, aber vermutlich werden wir uns die Fressmeile anschauen gehen. Das letzte Mal war da eine wunderbare Stimmung. Unter den Kastanienbäumen sitzen und eine Wurstschnecke mit Risotto essen. Hinter dem Schwanderberg geht die Sonne unter und ein lauer Abendwind streicht durchs Haar. In der Ferne erklingt ein Alphorn und an der Klostermauer röchelt einer seinen Durst in die Blumenrabatte. Sooo schön.
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19. Juni 2015

jetzt rosa Siloballen

Vielleicht habt ihr sie heuer auch schon gesehen; diese rosa Siloballen. Sie sehen aus wie Riesen-Bonbons für Kühe. Dahinter steckt aber eine pfiffige Idee.

Mit der rosa Wickelfolie wird nämlich die Krebsforschung unterstützt. Für jede verkaufte Folienrolle spenden die Ballenpresser zwei Franken an eine Krebsvorsorge-Organisation. Ich finde das eine wirklich schöne Idee.

30. Mai 2015

der Ursprung der Welt

Kürzlich waren wir ja das Geburtshaus vom Gustave Courbet in Ornans angeschaut. Corbet hat viele grossartige Bilder gemalt, aber eines ist sensationell. Und skandalös. Es heisst „der Ursprung der Welt“ und er malte es 1866 für den türkischen Diplomaten Halil Şerif Paşa. Heute hängt es im Musée d’Orsay in Paris

L'Origine du monde, Gustave Courbet, 1866
Genau vor einem Jahr gab es in Besançon eine Ausstellung in Erinnerung zum Beginn des 1. Weltkrieges. Und da war das Bild „der Ursprung des Krieges“ von der französischen Künstlerin Orlan ausgestellt. Sie hat es 1989, also 130 Jahre nach Courbet geschaffen. Die Wirkung war noch die gleiche wie damals.

L'Origine de la guerre, Orlan, 1989
Zwei grandiose Werke, die in der deutschsprachigen Welt viel zu wenig bekannt sind.

11. Mai 2015

Queen spielt für ihre Untertanen

Kürzlich in einem Heftli gesehen - eine schöne Karikatur vom Peter Gut.

Zurzeit sind seine Bilder auch im Cartoonmuseum in Basel zu sehen.

18. Februar 2015

Kunstecke in Málaga

„Dispatchwork“ (Reparaturarbeit) nennt der Bildhauer Jan Vormann sein Werk. Mit farbigen Lego-Steinen flickt er Löcher und Risse in Mauern – und bringt so Farbe und Witz in die manchmal etwas trüben Städte. Und wer mag, soll es ihm nachmachen.

Neulich sind wir in Málaga zufällig an so einer Lego-Kunstecke vorbeigekommen. Ich habe gleich den Jan Vormann angefragt - nein, leider kein Originalwerk von ihm. Aber gefallen hat es mir trotzdem.

1. Februar 2015

Zurken lesen!

Mein Reisefreund Zurken hat auf www.zurken.de seine Tagebücher veröffentlicht. Jetzt hatte ich endlich die Zeit sieben davon zu lesen. Und ich bin begeistert. Anfänglich fand ich's etwas verstörend, aber je länger ich las, umso mehr fügte sich alles zu einem Gesamtkunstwerk zusammen.
Der Zurken lebt in seiner eigenen Welt. Einer Welt aus viel Liebe, Philosophie, Reisen und möglichst wenig Arbeit. Meine Welt ist das nicht, aber seine ist spannend zu lesen.

Lieber Zurken, alles Gute zum Geburtstag. Mach weiter so …

19. Januar 2015

Schwebebalken in Allschwil

Vor einigen Jahren hat das Biopharma-Unternehmen Actelion in Allschwil bei Basel ein neues Bürohaus gebaut. Also fuhren wir hin und schauten es uns an.

Zwischen gesichtslosen Gewerbebauten steht es da; kreuz und quer übereinandergeschichtete Büro-Balken. Manche scheinen zu schweben, andere sind miteinander zu Klumpen verwachsen. Spektakulär. Geplant vom berühmten Architekturbüro Herzog & de Meuron.

Als ich dann so vor dem Gebäude stand und staunte, begann unwillkürlich ein Kopfschütteln. Eine gewöhnliche Firma tut so, als sei sie etwas Besonderes sei. Auffallen um jeden Preis - etwas peinlich...

16. Dezember 2014

der Aff ist ein Indianer – und in Luzern

Ganz unscharf erinnerte ich mich daran; dass an der Jesuitenkirche ein Affe abgebildet sei. Also beäugten wir die Sandsteinfiguren an der Fassade und suchten den Affen. Und dann sahen wir ihn: Kein Aff, sondern ein Indianer ist dargestellt. Direkt über dem Haupteingang.
Ein Indianer mit Federschmuck und Lendenschurz kniet neben einem Riesen in Frauenkleidern. Warum?

Als damals vor 350 Jahren die Jesuitenkirche gebaut wurde, war grad kürzlich dieser Franz Xaver heiliggesprochen worden. Der F. X. war vorher als Missionar in Indien unterwegs und taufte unzählige Inder. Und deshalb ernannten die Luzerner diesen Heiligen Franz Xaver zum Kirchenpatron und meisselten ihn in Sandstein. Gut, der Tauf-Inder sieht aus wie ein Indianer. Aber solche Kleinigkeiten verwirrte auch schon den Kolumbus, als er nach Indien segelte.