Ich durfte in einer Lokomotive der Schynige Platte-Bahn mitfahren; in der He 2/2 mit der Nummer 20 aus dem Jahr 1911. Mit
Zahnradantrieb und 80 cm
Schmalspur.
Von aussen sieht die Lok aus wie ein Klotz; kaum länger als hoch. Das Fahrzeug ist komplett aus Eisen gebaut und ohne jeden Firlefanz. Sehr rustikal; gefällt mir sehr gut.
Innen ist es genauso rustikaler wie von aussen. Mitten im Lokkasten stehen zwei mächtige Elektromotoren mit je 150 PS. Praktischerweise hat man auf jede Art von Verkleidungen verzichtet. Alles liegt offen da und ich kann ungehindert dem Elektromotor beim Funktionieren zuschauen. Aber berühren sollte man nichts; wegen Stromschlag und so.
Am einen Ende der Lok ist ein wenig Restplatz für den Lokführer übrig. Ausser einem unterarmlangen Fahrhebel und einige Schaltern gibt es nichts. Und da die Lok den Zug von hinten schiebt, gibts für den Lokführer auch keine Sicht nach vorne. Will er etwas sehen, so muss er sich aus der Tür lehnen. Talwärts ist's dann besser, dann fährt der Zug rückwärts und die
Lok ist vorne!
Das wichtigste Utensil sind Gehörschutzpfropfen, denn die Lokomotive hat einen – öööhm – sehr kernigen Sound. Und da sie zudem komplett ungefedert ist, schüttelt und vibriert es die ganze Fahrt über. Wobei; man fährt nicht sehr schnell: Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 12 km/h, doch meistens braust man aber bloss mit 10 bis 11 km/h dahin.
Für die 7,3 Kilometer hinauf zur Bergstation Schynige Platte brauchen wir 55 Minuten. Unterwegs kreuzen wir mehrmals talwärts fahrende Züge. Die Weichen werden alle von Hand gestellt und Signale gibt es gar keine.
Talwärts fährt der Zug rückwärts, also mit der Lok voraus. Nun geniessen wir einen freien Blick auf die Strecke und die Seen des Berner Oberlandes.
Trotz wattiger Ohren und weichen Knien war es ein unvergesslicher und wunderschöner Tag in der Lok. Ganz herzlichen Dank dem geduldigen Lokführer...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen