Strahlendblauer Himmel über Shiraz. Wir schlendern zur Vakil-Moschee und schauen uns im Morgenlicht die prachtvollen Fayencen an. Ganz anders als in der übrigen islamischen Welt gibt es hier nicht nur Ornamente, sondern auch Blumen- und Tierdarstellungen. Und statt der üblich Farben blau und türkis, gibt es hier auch gelb und rosa.
Zahllose spiralförmig kannelierte Steinsäulen tragen das Kuppeldach des Gebetssaales. Im hinteren Teil arbeitet ein Steinmetz an neuen Sandsteinplatten. Da wir grad die einzigen Besucher sind, dürfen wir über den Bauzaun klettern und ihm zuschauen. Er arbeitet genau so, wie schon damals die Ägypter beim Pyramidenbau.
Gleich neben der Vakil-Moschee ist der Seiteneingang zum Vakil-Bazar. Jetzt am Morgen sind viele Läden erst am grad aufmachen und noch kaum Besucher da. Wir geniessen die Ruhe und bewundern die Auslagen. Ich kaufe mir eine neue Mütze, weil mir die alte entlaufen ist. Diesmal eine graue mit einem Alte-Männer-Fischgrät-Muster.
Gleich hinter dem Vakil-Bazar kommen wir zum Shah-e-Cheragh-Schrein, dem Grabmal eines hochverehrten, schiitischen Imams. Um in die Anlage hinein zu kommen, müssen wir zuerst durch eine Sicherheitsschleuse. Frau G. bekommt zudem einen Besucher-Tschador übergestülpt, einen schwarz-weiss gesprenkelten. Damit sieht das Tschadori zwar aus wie ein psychedelische Qualle. Skurril, aber die religiösen Vorschriften verlangen es so.
Zusammen mit einem Fremdenführer und einer Fremdenführerin dürfen wir die Anlage betreten. Zuerst besuchen wir die nigelnagelneue Moschee. Sie ist schneeweiss und gross und ganz modern, aber nicht sonderlich lieblich. Undd as letzte Mal war sie noch nicht da!
Direkt vom Gebetsraum gelangen wir in den eigentlichen „Shah-e-Cheragh-Schrein“. Der Unterschied könnte nicht grösser sein. Die Wände und Kuppeln sind komplett mit Spiegel-Mosaiken verkleidet. Wenn wir uns bewegen, funkelt und glitzert es um uns herum wie verrückt. Überwältigend. Unbeschreiblich.
Im Zentrum des Schreins steht das Mausoleum des Imams. Die Besucher küssen das silberne Gitter und spähen hindurch zum Sarkophag im Inneren. Ausser einem mit grünem Samt bedeckten Stein kann ich nichts erkennen. Doch, der Boden ist mit Geldscheinen übersät, die von den frommen pilgern durch das Gitter geworfen werden.
Draussen in einem prächtigen Hof treffe ich auch Frau G. wieder. Sie hat den Schrein auf der Frauen-Route durchquert.
Der Schrein sieht aber auch von aussen beeindruckend aus. Das Gebäude hat eine hölzerne Vorhalle und darüber eine birnenförmige Kuppel. Türkis mit weiss-schwarzen Ornamenten und gelben Blumen dazwischen.
Und zuoberst auf der Kuppel stehen zwei Elektriker und montieren Lampen. Da oben würde ich jetzt auch gerne stehen.
Gegenüber gibt es noch einen zweiten, ganz ähnlichen Schrein. Er enthält gleich mehrere Mausoleen und auch eine Spiegel-Ausstattung. Etwas kleiner zwar, aber nicht minder beeindruckend. Oder kitschig. Die Bauten um den Hof und der Springbrunnen wurden erst kürzlich gebaut. Als ich vor fünfzehn Jahren das letzte Mal hier war, standen die beiden Schreine noch ganz alleine da.
Als Abschluss unseres Besuches werden wir vom „Direktor für Fremdenbeziehungen“ zum Tee eingeladen. Wir plaudern und essen Kekse. Dann gibt Frau G. am Ausgang ihren Leih-Tschador zurück und wir tauchen wieder in den weltlichen Alltag ein.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen