19. April 2013

Berlin: mittendrin und ganz allein

Eine letzte Architektour, dann ist Schluss. Heute will ich mir noch das Regierungsviertel etwa genauer anschauen; das „Band der Bundes“. Ein ganzer Kilometer Häuser voll Beamter!

Ich fange mal ganz im Westen an, genau da wo das Bundeskanzleramt mit dem „Finanzloch“ endet. Menschenleer und unzählige Überwachungskameras. Hier würde Frau Merkel wohnen, wenn sich da wohnen täte.

Dann das „Paul-Löbe-Haus“. Wieder so gigantisch gross und gefüllt mit gut eintausend Büros für den Parlamentsbetrieb. Auf der anderen Seite der Spree dann noch das „Marie-Elisabeth-Lüders-Haus“ mit der Parlamentsbibliothek. Noch ein weisser Riese.

Direkt neben dem Bundeskanzleramt steht die Schweizer Botschaft. Sie ist das älteste Gebäude weit und breit, sogar älter als der Reichstag. Einst war das Haus ein Teil eines noblen Quartiers, dem Alsenviertel. Heute steht es ganz einsam da - mittendrin und ganz alleine.

Die Schweizer Botschaft hat eine spannende Geschichte. Vor gut hundert Jahren erwarb die Eidgenossenschaft das Stadtpalais von einem Industriellen. In den 1930-er Jahren planten die Nazis ausgerechnet hier die „Grosse Halle“. Das gesamte Alsenviertel sollte dazu abgebrochen werde. Für die Schweizer war eine Botschafts-Villa am Tiergarten vorgesehen. Doch im November 1943 fiel diese den britischen Bomben zum Opfer und verhinderte so den Umzug. Also blieb man im Alsenviertel. Rundherum wurden derweilen die anderen Gebäude schon mal abgebrochen.
In den letzten Kriegstagen besetzte dann die Rote Armee für einige Wochen das Botschaftsgebäude und befehligten von hier aus den Sturm auf den Reichstag. Nach dem Krieg war Deutschland geteilt und Bonn die eine der beiden Hauptstädte. Das Gebäude stand nun leer und direkt an der Mauer. Nutzlos. Nach der Wende wurde es renoviert und wieder zur Schweizer Botschaft. Dabei entstand auch der umstrittene Anbau von Diener & Diener. Der Anbau habe die Anmutung «der Futtermühle von Hasle-Rüegsau», sagte dazu ein schweizer Parlamentarier bei der feierlichen Eröffnung.

Na dann...

8 Kommentare:

  1. http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Schweiz2_Botschaft_Berlin.JPG
    sehr kontrastierend, fürwahr...
    aber wie versteh ich den hinweis auf hasle-rüegsau? so wie in D Klein- Kleckersdorf ?
    gruß th

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    1. "... so wie in D Klein-Kleckersdorf?"
      schlimmer - viel schlimmer ;-)

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    2. Farblich passts doch....

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  2. *klugscheisseran*

    In Hasle-Rüegsau gibt es keine Futtermühle, es gibt nicht mal ein Dorf, das so heisst. Nur einen Bahnhof mit dem Namen. Und ein Dorf, das Hasle (Amt Burgdorf)heisst und ein zweites ennet der Emme, das Rüegsau (Amt Trachselwald) heisst.

    *klugscheisseraus*

    Man sollte dumme Parlamentarier nicht noch im Ausland Reden schwingen lassen. Es langt, wenn sie zuhause schon Mist erzählen.

    ;-)

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    1. ... da hast du natürlich völlig recht. Und damit erschliesst du zugleich eine tiefere Bedeutung dieser Aussage. Ein Bahnhof, aber keine Futtermühle, ja nicht mal ein Dorf. Verrückt!

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  3. jaa, das hat ich auch schon rausgefunden... ;-)
    prinz philipp hat mal bei einer einweihung eines werkes gesagt :ich hoffe, das ist bald zugewachsen....
    gruß th

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  4. Prinz Philipp hat auch gesagt, er sei der beste Einweiher der Welt. Und als er bei einer Fabrikbesichtigung einen Sicherungskasten sah, sagte er, der sehe aus, als habe ihn ein Inder eingebaut.
    Grüße
    Heinz

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  5. 1984 erzählte mir ein echter Berliner Taxifahrer (schon dessen Grossvater in Berlin geboren) "Solange da Eure Schweizer Fahne weht, solange ist Berlin nicht verloren"
    Das Gebäude stand damals mutterseelenallein, trotzig wie wir Eidgenossen halt sind, in der Landschaft als Sinnbild dafür, wie Regierungen kommen und gehen,
    Grenzen beginnen und enden!!

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